Deutscher Preis für Klimajournalismus 2025 verliehen

© Wulf Rohwedder | Netzwerk Recherche
Der mit insgesamt 6.000 Euro dotierte Deutsche Preis für Klimajournalismus ist am Freitag auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche in Hamburg zum zweiten Mal vergeben worden.
Die Klimakrise eskaliert. Gleichzeitig gerät die Berichterstattung, geraten Recherchen zu Ursachen, Verantwortlichen und Folgen dieser globalen Krise immer mehr ins Abseits. Diejenigen Journalist*innen zu würdigen, die trotzdem dranbleiben, ist das Ziel des Preises, der gemeinsam von Netzwerk Recherche und Netzwerk Klimajournalismus Deutschland vergeben wird. Die Jury wählte aus über 120 eingereichten Beiträgen die besten Klima-Recherchen 2025 aus.
In der Kategorie Hauptpreis zeichnete die Jury den Podcast „Feeling Blue – Paartherapie mit dem Ozean“ aus, veröffentlicht in der Wochenzeitung der Freitag und produziert von Svenja Beller, Julia Lauter, Martin Theis und Fabian Weiss.
„Im Podcast Feeling Blue tritt der Ozean als emotionaler Akteur auf. Dieser ungewöhnliche Ansatz hat die Jury schnell für diese Einreichung eingenommen“, so Barbara Junge (taz) aus der Jury. „Gerade weil der Podcast so gut recherchiert ist und einen umfassenden Ansatz präsentiert, kann er Menschen erreichen, die sich bisher wenig mit der Klimakrise befasst haben. Die emotionale Ebene, die schon im Format – Paartherapie – angelegt ist, lädt dazu ein, zu spüren, was die vielen Informationen mit mir als Hörerin machen.“
Der Ehrenpreis ging an den langjährigen Deutschlandfunk-Redakteur Georg Ehring für sein herausragendes Engagement im Klimajournalismus.
„Er war über Jahre gefühlt der einzige Klimaredakteur beim Deutschlandfunk, hat die Sendung Umwelt und Verbraucher geprägt und sich kontinuierlich für eine sachliche, angemessene Berichterstattung zur Klimakrise eingesetzt“, würdigt das Netzwerk Klimajournalismus. „Georg Ehring hat nicht nur selbst wichtige Beiträge produziert – etwa regelmäßig von den Weltklimakonferenzen –, sondern auch anderen Stimmen Raum gegeben, Strukturen aufgebaut und war stets kollegial und offen für Austausch. Ein durch und durch guter Journalist – jetzt in Rente, aber weiterhin ein Vorbild.“
In der Kategorie Investigativ wurde die Spiegel-Recherche „Ein Klimakiller namens Flaring“ ausgezeichnet. Jury-Mitglied und Vorsitzender von Netzwerk Recherche Daniel Drepper würdigt die Autorinnen Susanne Götze, Jule Ahles und Anna-Lena Kornfeld:
„Sie haben gemeinsam mit internationalen Partnern im Rahmen des Projekts ‚Burning Skies‘ über das sogenannte Flaring berichtet – das Abfackeln von Gasen bei der Öl- und Gasförderung. Dank aufwändiger Datenanalysen und Recherchen vor Ort zeigen sie eindrucksvoll, wie groß dieses Problem ist – für die Umwelt wie für die betroffenen Menschen. Diese Arbeit unterstreicht die Bedeutung grenzüberschreitender Kooperationen im investigativen Klimajournalismus.“
Der Preis in der Kategorie Lokal ging an das Team hinter „68 Grad – der Klimapodcast für Mannheim“, produziert von Tatjana Junker und Martin Geiger für den Mannheimer Morgen.
Lokaljournalistin Aline Pabst vom Netzwerk Klimajournalismus lobt in ihrer Laudatio: „Die Stadt Mannheim hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Wie diese erreicht werden können, welche spezifischen Herausforderungen bestehen und welche Anpassungsstrategien notwendig sind, beleuchten die beiden Journalist*innen in sechs gut strukturierten Folgen. Gründlich recherchiert und anschaulich erzählt ist dieser Podcast ein hervorragendes Beispiel für lokalen Klimajournalismus – von dem nicht nur Mannheimer*innen viel lernen können.“
Shortlist-Nominierungen
Hauptpreis:
- „Grüner Wasserstoff – Auf der Spur des Jokers“ (brand eins), von Leon Kirschgens (Text) und Nathalie Bertrams, Jens Umbach (Fotos)
- „Die Grüne Mauer – Wie der Sahel gegen die Klimakrise kämpft“ (Deutschlandfunk), Radiofeature-Serie von Bettina Rühl
Lokal:
- „Rückkehr der Komposttoilette“ (MDR), Radiofeature von Juliane Neubauer
- „Tiefer geht’s nicht – Geothermie in Münster“ (Stadtmagazin RUMS), von Bjarne Overkott
Investigativ:
- Langzeit-Recherche: „Der lange Arm von Team Trump“ (Correctiv), von Katarina Huth, Annika Joeres, Gabriela Keller und Elena Kolb
- „Wie Leugner den Klimaschutz ausbremsen“ (Deutschlandfunk), von Jonas Reese und Christopher Weingart
Links zu den preisgekrönten Geschichten gibt es unter: www.klimajournalismuspreis.de.
Die Aufzeichnung der Preisverleihung ist hier zu finden.
Der Deutsche Preis für Klimajournalismus wurde 2023 vom Netzwerk Klimajournalismus Deutschland und dem Netzwerk Recherche ins Leben gerufen. Er würdigt herausragende journalistische Arbeiten, die Ursachen und Folgen der Klimakrise beleuchten und dabei neue Perspektiven und Formate erschließen.
Die Jury 2025
- Christian Stöcker, Bestseller-Autor, Spiegel-Kolumnist
- Claudia Kemfert, Energieökonomin am DIW Berlin
- Barbara Junge, Chefredaktion taz, Netzwerk Recherche
- Daniel Drepper, Leiter der Recherchekooperation von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, Vorstand Netzwerk Recherche
- Jürgen Döschner, Vorstand Netzwerk Klimajournalismus Deutschland
- Aline Pabst, Lokalredakteurin der Saarbrücker Zeitung, Netzwerk Klimajournalismus Deutschland
Möglich gemacht haben den Preis 2025: Ecosia, EWS Schönau, die taz Panterstiftung, Klima vor 8, Rossmann und Mission to Marsh. Vielen Dank!