Newsletter Netzwerk Recherche 249 vom 26.09.2025

Liebe Kolleg:innen,
in den USA gehört die Freedom of speech zu den konstitutionellen Grundrechten. Und doch scheint Redefreiheit aktuell vor allem für diejenigen zu gelten, deren Meinung der Position der aktuellen Regierung entspricht. Nicht etwa für Trump-kritische Moderatoren wie Jimmy Kimmel, dessen Late-Night-Show vorübergehend abgesetzt worden war. In Ungnade gefallen sind längst auch Wissenschaftler:innen und ihre Datensätze, die zwar nach wissenschaftlichen Standards, aber zu kritischen Themen erhoben wurden, etwa zur Klimakrise. Forschungsdaten verschwinden, langjährige Erhebungen werden abgebrochen. Parallel zum öffentlich hörbaren Meinungsspektrum wird seit dem Regierungswechsel auch das verfügbare Wissen zu bestimmten Themen gezielt verkleinert.
Zum Glück gibt es die Datenrettung: Forschende, Privatpersonen und Institutionen arbeiten überall auf der Welt daran, vom Verschwinden bedrohte US-Daten auf eigenen Servern zu sichern – ein wichtiges Thema auf der SciCAR-Konferenz, die NR Anfang September bereits zum neunten Mal gemeinsam mit dem Science Media Center Germany, der Wissenschaftspressekonferenz und dem Institut für Journalistik an der TU Dortmund veranstaltet hat. In seiner Keynote berichtete David Schiller, Professor für Datenmanagement an der Fachhochschule Graubünden, von aktuellen Initiativen zur „Datenrettung in der Demokratie“. Das folgende Panel diskutierte vorbeugende Maßnahmen für Deutschland. Danach wurden in mehr als 30 Workshops und Vorträgen fortgeschrittene Datenquellen und Methoden vorgestellt, etwa zur Analyse von Datenleaks. Auch KI-Systeme spielten in vielen Projekten eine zentrale Rolle.
Natürlich sollten KI-Werkzeuge gerade in der Investigation nicht wahllos eingesetzt werden. Wer vertrauliche Daten in KI-Systeme auf Servern außerhalb der eigenen Kontrolle kopiert, gefährdet Quellen und Betroffene. Zugleich sind KI-Algorithmen bereits heute für die Recherche enorm hilfreich. „So wie heute niemand mehr ohne Internetzugang recherchiert, wird über kurz oder lang auch die Recherche ohne KI-Unterstützung überholt sein”, heißt es entsprechend in unserem NR-Positionspapier zu Künstlicher Intelligenz, das auf der SciCAR präsentiert wurde. Es soll als Orientierung dienen, bestehende Leitlinien ergänzen, zur Diskussion anregen und sich weiterentwickeln – wir freuen uns also jederzeit über Anregungen und konstruktives Feedback!
Wie relevant KI-Systeme in der investigativen Recherche sind, zeigt übrigens auch das große Interesse am jüngsten NR-insights mit Daniel Moßbrucker. Wie offene KI-Modelle für die Recherche trainiert und genutzt werden können, interessiert Euch offenbar brennend; noch nie hatten sich so viele NR-Mitglieder schon frühzeitig angemeldet. Sprecht uns gern mit weiteren Themenvorschlägen an. Auch eigene Projekte und Erfahrungen dürfen unbedingt geteilt werden.
Eure
Christina Elmer
Christinas Tipps des Monats
Von Gilgamesch zum Algorithmus
Auch in unseren Forschungsprojekten haben wir damit zu kämpfen: Propaganda und Desinformation beeinflussen öffentliche Debatten, sind aber extrem schwer zu greifen. Die aktuelle Ausgabe der APuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte) bietet hilfreiche Orientierung. In den Beiträgen befassen sich namhafte Autor:innen mit psychologischen Faktoren hinter dem Phänomen Desinformation, Auswirkungen auf das Medienvertrauen und russischen Kampagnen. Sehr lesenswert ist auch Christian Stöckers Beitrag „Kleine Technikgeschichte der Propaganda”.
Was Kinder im Netz erleben, und was Politik daraus lernen kann
In meiner Kindheit spielte Technik zwar eine große Rolle, Smartphones waren aber in den 80ern (jedenfalls für mich) noch nicht vorstellbar. Wie Kinder und Jugendliche heute mit Handys umgehen, beschreibt das Buch „Allein mit dem Handy” von Daniel Wolff, das Sebastian Meineck auf Netzpolitik.org umfassend rezensiert und um die wichtige Perspektive der Digitalgesetzgebung angereichert hat. Ein Fundstück aus dem ohnehin sehr empfehlenswerten Social Media Watch Blog von Martin Fehrensen und Simon Berlin.
Deep State – Vom Elite Soldaten zum Reichsbürger
Es gibt vermutlich mehr Recherche-Podcasts, als ein Mensch in seinem Leben hören kann, aber für „Deep State“ musste ich mir einfach Zeit nehmen: Martin Kaul nimmt uns mit auf seine Recherchen zur Reichsbürger-Szene, mit ins Gefängnis, mit nach Brasilien. So tauchen wir immer tiefer ins Thema ein und lernen auch methodisch Neues – unter anderem, warum investigative Recherchen von tierischen Spürnasen profitieren.
Aus dem Netzwerk Recherche
Letzte Chance: Bewerbung Recherchestipendien 2025
Du planst eine investigative Recherche zu Umwelt-, Klima- oder Biodiversitätsthemen? Dann bewirb dich auf unsere Recherchestipendien, die wir in Zusammenarbeit mit Olin gGmbH und Ecosia vergeben. Die Stipendiat:innen werden mit bis zu 5.000 Euro gefördert und von Mentor:innen aus dem Netzwerk unterstützt. Die Bewerbungsfrist endet am 30. September 2025.
Platz sichern: Inspiration Day 2025 & MIZ-Innovationsförderung
Beim Inspiration Day am 15. Oktober zeigen acht Medienprojekte in kostenlosen Workshops ihre Lösungsansätze für Herausforderungen der Branche. Mit dabei in Babelsberg sind auch drei NR-Grow-Stipendiat:innen: Laura Vorsatz nimmt KI-Tools für die Podcast-Produktion unter die Lupe, Jacob Queißner teilt Lokaljournalismus-Strategien aus Gera und das WAV Recherchekollektiv investigative Finanz-Recherche-Techniken. Weitere Workshops reichen von EU-Datenjournalismus bis hin zu interaktiven Karten. Jakob Vicari, Professor für Datenjournalismus, eröffnet die Veranstaltung von MIZ Babelsberg, Netzwerk Recherche und mabb mit einer Keynote zum „wilden Prototypen“. Jetzt anmelden!
Willst du auch einen „wilden Prototypen“ für den Journalismus von morgen (weiter)entwickeln? Dann bewirb dich für die MIZ-Innovationsförderung. Es winken bis zu 40.000 Euro Förderung, Coaching und weitere Ressourcen. Bewerbungsschluss ist der 5. Oktober 2025.
Nützliches Wissen für Gründer:innen und Indie-Medien
Unser Werkzeugkasten für Gründer:innen und alle, die neue Formen und Formate im Journalismus ausprobieren wollen, wächst weiter. In einem unserer neuesten Beiträge zeigen wir, wie ihr durch Austausch in Form von Redaktionsbesuchen von den Erfahrungen anderer Mediengründungen lernen könnt. Dafür haben unsere Kolleg:innen aus dem Journalism Value Project ein „Study Visit Toolkit“ (und das dazugehörige Planungs-Worksheet) erarbeitet. In einem zweiten Text erklären die Wissenschaftsjournalist:innen Sigrid März und Martin Rücker, warum sie sich für die Umsetzung ihres MedWatch-Nachfolgeprojektes „Investigativstation“ bewusst gegen ein eigenständiges Medium und für das Modell einer Partnerschaftsgesellschaft entschieden haben.
Geförderte Recherche: Kann Pflanzenkohle Klima und Böden retten?
David von Westphalen recherchierte mithilfe des NR/Ecosia-Stipendiums zu Pflanzenkohle – sie gilt als vielseitige Hoffnung. Pflanzenkohle soll CO₂ aus der Luft binden und Böden fruchtbarer machen. Die Recherche beginnt bei einem Tüftler namens Schwammerlmichi, führt über die uralte, aber extrem fruchtbare „Terra Preta“ im Amazonas und landet bei aktuellen Projekten in Deutschland. Wie realistisch sind die Versprechen von Pflanzenkohle in der Erde? Und wo stecken die Herausforderungen?
Geförderte Recherche: Billiges Wasser für billiges Fleisch
Jonas Seufert und Marie Bröckling haben den Wasserverbrauch der 45 größten Schlachtbetriebe in Deutschland umfassend dokumentiert. Ihre Recherche wurde von der OLIN gGmbH und Netzwerk Recherche gefördert. Jetzt macht eine interaktive Karte sichtbar, welche Regionen besonders betroffen sind und stellt die Daten für Journalist:innen aus den jeweiligen Regionen zur Verfügung.

GIJN Deutsch
Internationale Recherche des Monats: Syriens gestohlene Kinder
Unter dem Assad-Regime wurden Hunderte syrische Kinder in Waisenhäusern versteckt und deren Eltern erpresst. Familien erhalten bis heute kaum Antworten von der neuen Regierung oder internationalen Hilfsorganisationen. Lighthouse Reports hat nun in einer umfassenden Recherche in tausenden geleakten Dokumenten mehr als 300 Kindernamen identifiziert, die vom syrischen Geheimdienst teils über Jahre festgehalten wurden.
GICJ25: Erste Programmankündigungen & deutschsprachiges Meet-Up
In wenigen Wochen ist es soweit: Mit 15 verschiedenen Konferenzsträngen und mehr als 150 geplanten Panels und Workshops bietet die #GIJC25 eine Fülle an renommierten Journalist:innen und Fachspezialist:innen. Auch wir von Netzwerk Recherche sind dabei und richten erneut das Meet-Up für deutschsprachige Journalist:innen aus. Seid ihr auch dabei? Dann schreibt uns an gijn.deutsch@gijn.org!
GIJN Job Board
Kennt ihr schon die Stellenbörse des Global Investigative Journalism Network? Hier findet ihr die neuesten Jobangebote aus dem Netzwerk.
Nachrichten
Medienpreis heimlich zurückgenommen
Der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises zeichnete die Schülerin und Aktivistin Judith Scheytt Anfang des Jahres für ihre Medienkritik an der deutschen Berichterstattung zu Gaza aus – und zog den Preis klammheimlich wieder zurück. Etwa einen Monat nach Scheytts Auszeichnung meldeten sich zwei Vereinsmitglieder der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit beim Grimme-Institut und drückten ihr Entsetzen über die Auszeichnung aus. Im April forderten sie die Aberkennung der Auszeichnung, woraufhin Scheytt informiert und im Juni schließlich vom Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises aufgefordert wurde, den Preis zurückzugeben. Hierüber wurde weder die gesamte Jury noch die Öffentlichkeit informiert – erst durch ein Video Scheytts wurde der Fall publik. Lisa Kräher rekonstruiert bei Übermedien die missglückte Kommunikation in dem Fall und kritisiert (€), es bleibe der Eindruck von Teilen einer Jury, „die sich einerseits nicht ausreichend mit den Personen beschäftigt, die sie auszeichnet, und andererseits beim ersten Gegenwind einknickt. Und es ist vor allem ein Beispiel dafür, wie viel Angst Antisemitismusvorwürfe auslösen können.“
Informationsfreiheitsgesetz jetzt auch in Österreich
Das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) gilt seit dem 1. September auch in Österreich. Das Gesetzt, das es in Deutschland seit 2006 gibt, ermöglicht Bürger:innen und Medien Zugang zu amtlichen Informationen von Bundesbehörden. In Österreich galt die „Amtsverschwiegenheit“, zuletzt war das Land der einzige EU-Mitgliedstaat mit einem solchen Prinzip in der Verfassung. Das Dossier-Magazin hat seine neue Ausgabe deswegen dem Thema Informationsfreiheit gewidmet. Mehr zur Arbeit von NR zum IFG in Deutschland sowie aktuelle Publikationen gibt es hier.
Correctiv bringt Geheimplanrecherche auf die Bühne
Mit der Inszenierung „Geheimplan gegen Deutschland – Ein Nachspiel“ nimmt das Schauspiel Köln die Correctiv-Enthüllung von 2024 über das geheime Treffen rechtsextremer Akteure in Potsdam als Ausgangspunkt, um über die gesellschaftspolitischen und medialen Folgen zu berichten. Die Premiere am 10. September markierte den Auftakt einer auf mindestens fünf Jahre angelegten Kooperation zwischen dem Theater und der Redaktion. Unter dem Titel „Theater und Journalismus“ werden investigative Recherchen auf die Bühne gebracht. Bereits in dieser Spielzeit stehen fünf weitere Inszenierungen auf dem Programm.
Free Media Awards 2025
Mit den Free Media Awards werden jedes Jahr Journalist:innen aus Ost- und Mitteleuropa ausgezeichnet, die trotz schwieriger Bedingungen investigativ arbeiten. Dieses Jahr gehen die Auszeichnungen an die Medien-Plattform Gwara Media aus der Ukraine, die Journalistin and Media-Gründerin Mzia Amaglobeli aus Georgien, die Redaktion von Direkt36 aus Ungarn, die Fotojournalistin Alexandra Astakhova aus Russland, das Belarusian Investigative Center aus Belarus und die Journalistin Nargiz Absalamova aus Aserbaidschan. Die Free Media Awards werden seit 2016 von der norwegischen Stiftung Fritt Ord und der Zeit Stiftung Bucerius vergeben. Die Preisverleihung findet im November im Rahmen der Hamburger Woche der Pressefreiheit statt.
Forschung zu Migrationsberichterstattung sucht Journalist:innen
Ein Forschungsprojekt am Erich-Brost-Institut für Internationalen Journalismus in Dortmund beschäftigt sich mit der Berichterstattung über Migration in deutschen Leitmedien und deren Darstellung in türkischen und russischen Diasporamedien. Dafür suchen die Forschenden Expert:innen, Medienschaffende und Journalist:innen, die bereit sind, an einer zweistündigen Gruppendiskussion teilzunehmen. Teilnehmende erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 200 Euro. Interessierte melden sich bitte bei Juliane Niepert per Mail.
Umfrage: Rassismus in deutschen Medienhäusern
In einer anonymen Umfrage zu Rassismus in deutschen Medienhäusern können BIPoC-Journalist:innen (Black, Indigenous, People of Color) und Medienschaffende mit Migrationshintergrund ihre Erfahrungen teilen. Die Umfrage ist Teil einer Recherche des Kitt Kollektivs zu Strukturen im Journalismus, die Kolleg:innen belasten und zum Ausstieg aus dem Beruf bewegen können. Das Kitt Kollektiv ist eine Gruppe von Journalist:innen, die sich als Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans oder agender Personen identifizieren.
Umfrage: Erfahrungen mit dem Lobbyregister Berlin
Das Lobbyregistergesetz des Landes Berlin wird derzeit wissenschaftlich evaluiert. Dabei werden die Wirksamkeit des Gesetzes und mögliche Probleme in der Umsetzung untersucht und Verbesserungsvorschläge gemacht. Besonders willkommen ist der Input von Journalist:innen: Der Fragebogen dauert 10 bis 15 Minuten. Zudem ist Prof. Dr. Andreas Polk von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, der den Bericht erstellt, an Interviews interessiert und per Mail erreichbar.

Veranstaltungen, Preise & Stipendien
Deutscher Reporter:innen-Preis 2025
Für den Reporter:innen-Preis können alle deutschsprachigen journalistischen Texte und Web-Projekte eingereicht werden, die zwischen dem 1. Oktober 2024 und dem 30. September 2025 in Tages- und Wochenzeitungen, in Magazinen und auf Websites veröffentlicht wurden. Einsendeschluss ist der 30. September 2025.
Erinnerung: Erich-Klabunde-Preis
Der Erich-Klabunde-Preis des DJV Nord zeichnet herausragende sozialkritische bzw. -politische journalistische Arbeiten aus, die einen besonderen Bezug zu Hamburg haben. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Bewerbungsfrist ist der 30. September 2025.
Recherchereise nach Thüringen
Die Wissenschaftspressekonferenz (WPK) organisiert vom 26. bis 29. Oktober eine Recherchereise zum Thema Rohstoffe nach Thüringen und hat kurzfristig noch freie Plätze zu vergeben. Für weitere Informationen und bei Rückfragen bitte direkt an Dr. Lynda Lich-Knight wenden.
Helpline beim Mental Health in Journalism Summit
Die zweite Ausgabe des Mental Health in Journalism Summit (8. bis 10. Oktober, online) richtet sich an Medienschaffende und Expert:innen für psychische Gesundheit und möchte Resilienz in unsicheren Zeiten aufbauen. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, sich über Belastungen in der Medienbranche und Wege, für Entlastung zu sorgen, auszutauschen. Auch die Helpline von Netzwerk Recherche ist im Programm vertreten.
Klimajournalismus-Konferenz: Climate Arena 2025
Die Climate Arena Conference von Arena for Journalism in Europe will Medien und Wissenschaft vernetzen sowie Journalist:innen und Klimawissenschaftler:innen helfen, Projekte zu entwickeln und sich in Workshops fortzubilden. Die diesjährige Konferenz findet am 10. und 11. Oktober in Budapest statt. Tickets, auch ermäßigte für Studierende, Freelancer:innen und NGOs, gibt es hier.
Stipendien für freie Journalist:innen an der Nannenschule
Freie Journalist:innen, die zur Aus- und Fortbildung die Henri-Nannen-Schule besuchen, können sich auf eins von insgesamt 30 Fazit-Stipendien bewerben, um den vierwöchigen Kompaktkurs bzw. einen zweitägigen Intensivworkshop vergünstigt zu besuchen. Die Schule ermutigt insbesondere die Bewerbungen von Kolleg:innen am Beginn des Berufslebens, Menschen mit Migrationsbiografie oder ohne akademische Ausbildung. Die Bewerbungsfrist (für die Intensivworkshops) endet am 8. Oktober 2025.
Über die Energiewende in Deutschland und auf dem Balkan berichten
Im Rahmen der Initiative „Grüner Horizont – Für eine gerechte Energiewende“ haben Germanwatch, Cener21 und Balkan Green Foundation ein einjähriges Journalismus-Programm ausgeschrieben. Sechs deutsche Journalist:innen und jeweils drei aus dem Kosovo sowie aus Bosnien und Herzegowina arbeiten ab Ende 2025 in Teams an Geschichten über die Energiewende und Strukturwandel. Alle Stipendiat:innen werden mit 1.000 Euro gefördert und unternehmen zusätzlich eine Studienreise ins Ruhrgebiet. Interessierte senden ein Motivationsschreiben (mit Ideen für Cross-Border-Themen im Bereich „Just Transition“), ihren Lebenslauf und ein bis zwei Arbeitsproben an Verena.Allert@Germanwatch.org. Bewerbungsschluss ist am 12. Oktober 2025.
In den Niederlanden recherchieren und arbeiten
Mit dem Deutsch-Niederländischen Journalistenprogramm der Organisation Internationale Journalisten-Programme (IJP) können sich Journalist:innen für zwei Monate einer niederländischen Redaktion anschließen und gleichzeitig als Korrespondent:in aus dem jeweiligen Land für ihr Heimatmedium berichten. Das Stipendium umfasst 3.500 Euro sowieso einen Sprachkurs, eine Einführungstagung und eine Abschlusskonferenz. Die Redaktionsaufenthalte finden vom 9. März bis 5. Mai 2026 statt. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Oktober 2024.
Journalismus-Akademie für Jugendliche
In der Herbst-Akademie des Journalistenzentrums Herne können Jugendliche im Alter zwischen 14 und 22 Jahren eine Woche lang das journalistische Handwerk kennenlernen. In Workshops lernen sie, zu recherchieren und zu schreiben, Videos zu drehen und Podcasts zu produzieren, zu fotografieren oder Fake News zu überprüfen. Die Akademie stärkt Medienkompetenz der Teilnehmenden und vermittelt, warum unabhängiger Journalismus so wichtig für unsere Demokratie ist. Die Teilnahme ist kostenlos und findet vom 20. bis 24. Oktober 2025 statt.
Johanna-Quandt-Wirtschaftsstipendium
Das Johanna-Quandt-Wirtschaftsstipendium fördert junge Menschen unter 35 Jahren, die Wirtschaftsjournalismus neu denken möchten und sich als lernende Journalist:innen verstehen. Während der Förderung arbeiten die Stipendiat:innen an selbst gewählten Themen und Formaten, wobei die Recherche und Produktion mit bis zu 5.000 Euro gefördert werden. Zudem umfasst das Programm eine Themen- sowie Ergebniskonferenz. Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2025.
Hamburger Woche der Pressefreiheit
Zum insgesamt dritten Mal findet vom 2. bis 8. November 2025 die Hamburger Woche der Pressefreiheit statt. In mehr als 50 meist öffentlichen Einzelveranstaltungen soll es schwerpunktmäßig um Pressefreiheit, Desinformation und Medienkompetenz gehen. Netzwerk Recherche organisiert eine Diskussion zum Thema „Hass und Misstrauen: Steckt der Journalismus in einer Vertrauenskrise?“ und wird im Gespräch „Journalist:innen unter Druck – Gefahr für die Demokratie“ die Idee hinter der Helpline vorstellen. Die Hamburger Woche der Pressefreiheit ist eine Initiative der Körber-Stiftung und der Zeit Stiftung Bucerius, getragen von mehr als 40 Partner:innen.

Fortbildungen
- Digital Surveillance: How States Are Spying on the Resistance, Veranstaltung mit Workshops, einer Digital Security Clinic und einer Podiumsdiskussion von Amnesty International und HAU Hebbel am Ufer, 30. September
- Wissenswerte, Fachkonferenz für Wissenschaftsjournalismus, 29. September bis 1. Oktober
- Investigative Recherche, Seminar der Akademie für Publizistik Hamburg, 6. und 7. Oktober
- Sprechtraining für Podcasts, Seminar der Akademie für Publizistik Hamburg, 7. und 8. Oktober
- Crashkurs Digitales Texten, Webinar der Akademie für Publizistik Hamburg, 9. Oktober
- Recherche intensiv, Seminar der Grimme-Akademie, 9. und 10. Oktober
- Auf den Punkt: Klar schreiben und verständlich erzählen, Webinar der Friedrich-Ebert-Stiftung, 16. und 17. Oktober
- Journalistische Recherche im Darknet, Webinar der Friedrich-Ebert-Stiftung, 20. und 21. Oktober
- Von Ethik, OSINT und KI: Journalistische Recherche für Einsteiger:innen, Webinar der Friedrich-Ebert-Stiftung, 28. und 29. Oktober
Zum Schluss

Verabschiedung von Volker Lilienthal
„Nun ist aber auch gut“, sagte Volker Lilienthal zum Ende seiner Abschiedsrede, in der er die vergangenen 16 Jahre als Professor für die Praxis des Qualitätsjournalismus an der Universität Hamburg noch einmal hatte Revue passieren lassen – die schönen Momente („Biss und Begeisterung“ bei den Studierenden) und die weniger schönen (das de facto Ende der praktischen Journalismus-Ausbildung an der Hochschule nach seiner Emeritierung). In den vorangegangenen Elogen auf einer Veranstaltung anlässlich seiner Emeritierung lobte Franziska Augstein, er habe dem einst von der Rudolf Augstein Stiftung gestifteten Lehrstuhl „viel Ehre eingebracht“. Sein langjähriger Kollege Michael Brüggemann sagte, Lilienthal verkörpere die „Brücke zwischen Wissenschaft und journalistischer Praxis“. Hamburgs Mediensenator Carsten Brosda stellte die „normativ praktische Reflexion“ des Medienethikers Lilienthal heraus und Dekan Kai-Uwe Schnapp liebäugelte gar mit der Benennung eines Seminarraums nach dem scheidenden Professor. Das Journalistik-Studium an der Universität Hamburg, so viel wurde an diesem Abend klar, wird ohne Volker Lilienthal um einiges ärmer. Uns bleibt er als aktives und kritisches Mitglied hoffentlich noch lange erhalten. Aber jetzt, lieber Volker, genieß erst einmal deinen wohlverdienten Ruhestand!