Newsletter Netzwerk Recherche 230 vom 23.02.2024
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in Site- und Blattkritiken in unserer Redaktion kommt immer wieder mal das Thema auf, dass Leserinnen und Leser sich von zu vielen schlechten Nachrichten überwältigt fühlen. Dass sie generell weniger Medien konsumieren, um auf diese Weise schlechten Neuigkeiten aus dem Weg zu gehen. Das Reuters Institute hat im vergangenen Jahr herausgefunden, dass diese Nachrichtenmüdigkeit, meistens News Fatigue oder gar News Avoidance genannt, zugenommen hat.
Und wer würde sich nicht überwältigt fühlen, von Umfragezahlen einer immer weiter ins Rechtsextreme rückenden AfD, von der Zustimmung für Donald Trump in den USA, den Kriegen in der Ukraine und Gaza, der Realität der Klimakrise? Und jetzt vom Tode Alexander Nawalnys, der selbst aus dem Straflager heraus für die Hoffnung auf ein besseres Russland stand.
Viele Redaktionen bemühen sich, in ihrer Berichterstattung nicht nur Kritik zu üben, sondern auch mögliche Lösungen zu präsentieren. Zu zeigen, wie Probleme unter schwierigen Bedingungen bewältigt werden können.
Das ist richtig. Aber die letzten Wochen haben uns auch gezeigt, wie wirkmächtig investigativer Journalismus sein kann. Die Enthüllung von Correctiv zu den Abschiebefantasien von AfD-Sympathisanten und anderen Rechtsextremen, die auf einem Treffen in Potsdam diskutiert wurde, zeigt, was Recherchen im besten Fall auslösen können. Ich finde, diese Erkenntnis kann uns allen Mut machen, und die Kraft geben, an schwierigen Recherchen dranzubleiben, auch wenn es vielfältige Widerstände gibt.
Denn unsere Recherchen können etwas verändern, und sie tun es gar nicht so selten, selbst wenn das Echo nicht so gewaltig ist wie im Fall von Correctiv.
Eure
Cordula Meyer