Newsletter Netzwerk Recherche 239 vom 25.11.2024

Liebe Kolleg:innen,

als ich mich 2013 als Berufseinsteigerin auf Twitter anmeldete, öffnete sich für mich eine neue Welt. Um es mit Robert Habeck zu sagen: Twitter war für mich ein Küchentisch, an dem ich (meist still) saß und politischen Debatten lauschte, interessante Menschen identifizierte und Anstöße für Recherchen bekam und nicht zuletzt: Quellen auftat. Irgendwann wurde die Plattform dann vom Küchentisch zum Stammtisch. Ich verbringe dort kaum noch Zeit, mein ohnehin nicht besonders reichweitenstarker Account dümpelt dahin, dient mir selbst nur noch als eine Art Archiv, in das ich manchmal wehmütig hineinschaue. Aber reicht das? Sollte man der Plattform nicht ganz den Rücken kehren?

Correctiv hat’s längst getan, der Guardian nach der US-Präsidentschaftswahl. Dieser lässt keinen Zweifel mehr daran, „dass X eine toxische Plattform ist und ihr Besitzer, Elon Musk, deren Einfluss nutzt um politische Diskurse zu gestalten“, hieß es in der knappen Email des Guardians an seine Leser:innen Mitte November.

Wenige Tage später dann haben einige prominente österreichische Kolleg:innen so etwas wie den Austro-X-odus eingeleitet. Falter-Chefredakteur Florian Klenk und ORF-Moderator Armin Wolf (die es zusammen auf etwa eine Million Follower bringen) zum Beispiel, haben ihre Accounts stillgelegt.

Auch in vielen Redaktionen in Deutschland wird aktuell darüber nachgedacht, wie man es mit X halten soll. Unsere geschätzte Geschäftsstelle hat den Account von Netzwerk Recherche jetzt übrigens auch „inaktiv“ gestellt. Der Grund: Kaum noch Interaktion, das Team will sich jetzt auf Instagram und LinkedIn beschränken, wo NR viele Journalist:innen erreicht.

Aber darf man sich einfach so zurückziehen und den Stammtisch den „Propaganda-Bots, Neonazis, Rassisten, Sexisten, Incels, Verschwörungsparanoiker, Fake News und Bullies“ überlassen, wie Armin Wolf schreibt? Oder sollte man nicht gerade da dagegenhalten und faktengecheckten Qualitätsjournalismus anbieten für diejenigen, die diesen dort noch suchen?

Meinem Eindruck nach ist das auch eine Kapazitätenfrage, bei der man sich ehrlich machen sollte: Können Redaktionen den lauten Stimmen überhaupt noch begegnen, Kommentare verantwortlich moderieren, wenn die Plattform es nicht mehr tut?

Nilay Patel, Chefredakteur von „The Verge“, liefert noch einen anderen Grund. In einem Interview sagte er kürzlich: „Warum würde jemand umsonst für Elon Musk arbeiten?“ Dieser habe deutlich mehr davon, als die Redaktionen. Sein Appell: „Verlasst den Scheiß, es ist sowieso alles fake.“

Ich selbst habe noch keine Alternativen ausprobiert, aber Kolleg:innen berichten, auf Bluesky sei jetzt deutlich mehr los. Vielleicht ist das der neue Küchentisch. Mir persönlich gefällt es allerdings auch gut im Lesesessel am Kamin. Ich habe seither jedenfalls mehr Zeit für Bücher.

Eure
Lena Kampf
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Newsletter Netzwerk Recherche 238 vom 25.10.2024

Liebe Kolleg:innen,

als ich Mitte der 90er Jahre ein paar Monate bei Zeitungen in Dresden und Leipzig arbeitete, konnte ich miterleben, wie westdeutsche Verlage die großen ostdeutschen Lokalblätter kauften und deren Chefredakteure ganze Redaktionen radikal umbauten. Klar, die alten SED-Funktionäre mussten gehen, aber wichtige Posten wurden mit Westdeutschen besetzt und nicht mit den Kolleg:innen, die gerade noch vor der Nikolaikirche friedlich protestiert und viel riskiert hatten. Viele redaktionelle Stimmen, die die Region seit Jahrzehnten kannten, wurden nicht mehr gehört oder verschwanden nach und nach ganz. Und so kam es immer wieder zu Konflikten mit den neuen Chefredaktionen. Altgediente Redakteur:innen warnten davor, die Bedürfnisse und den Blick der ostdeutschen Leserschaft zu verlieren. Vergeblich. Und so fanden sich die ostdeutschen Leser:innen in den westdeutsch geführten Blättern nicht wieder. Die Leser:innen kündigten in Scharen ihre Abos, die Print-Auflagen schrumpften, Digitalabos schlossen nur wenige ab. Heute gibt es im Osten schon einige Regionen ganz ohne gedruckte Lokalzeitung. Jan Böhmermann zeigte gerade mit seinem Team, wie Rechtspopulisten die Krise des Lokaljournalismus eiskalt ausnutzen und nun ihre Postillen verbreiten.

Wenn Lokaljournalismus wegfällt, funktioniert die demokratische Gesellschaft eben nicht mehr. Gemeinsam mit Netzwerk Recherche untersuchen derzeit Forscher:innen der Hamburg Media School, wie sich die Situation der Tageszeitungen seit der deutschen Wiedervereinigung verändert hat und welche Folgen eine schwache Lokalpresse für das demokratische Gemeinwesen haben wird. Die Ergebnisse des sogenannten Wüstenradars präsentieren wir Ende November in Kooperation mit der Rudolf Augstein Stiftung und Transparency International Deutschland. Aus unserer Sicht eine wichtige Pionierstudie. Wir als Netzwerk Recherche denken derzeit intensiv darüber nach, wie wir als Verein auch tiefere Recherchen im Lokalen weiter unterstützen können. Denn wir finden, Lokaljournalismus ist ein Garant für eine funktionierende Demokratie.

Euer
Christian Esser

 

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 237 vom 27.09.2024

Liebe Kolleg:innen,

nun sind die Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern geschehen und erstmals seit 1945 ist mit der AfD wieder eine rechtsextreme Partei stärkste Kraft in einem Landtag. In zwei Bundesländern wird sie allein über die Sperrminorität erheblichen Einfluss nehmen können. Sie kann Verfassungsrichter:innen blockieren oder auch die Ausrichtung von Landesmedienanstalten beeinflussen. In allen drei Ländern ist unklar, ob zusammen mit dem populistische Bündnis Sahra Wagenknecht Regierungen zu Stande kommen und wie (in)stabil diese werden.

Was lösen diese Wahlergebnisse in euch aus? Ich glaube, es ist gerade wichtig, die eigenen Emotionen zu verstehen, Erkenntnisse zu sortieren und in Redaktionen Räume zu schaffen, um darüber zu sprechen. Es ist jetzt wichtig zu erkennen, was diese Wahlen für unsere zukünftige Arbeit bedeuten.

Tut ihr das nicht, besteht die Gefahr, dass wir in ein paar Tagen wie gewohnt weiterarbeiten, die neue Realität ausblenden und uns womöglich zurücklehnen. Wir dürfen uns nicht in einer Rolle als Medienschaffende ausruhen, die „nur berichten, was passiert“ und nichts mit dem zu tun haben, was geschehen ist. Das ist nicht nur zu bequem, sondern stimmt auch nicht.

Das sind (bisher) meine Erkenntnisse:

  1. Die Demokratie ist angegriffen. Wir müssen uns auf einen Marathon über viele Jahre einstellen, aber wir können mehr als hoffen: Journalismus bleibt ein Kernelement, um die Demokratie zu erhalten.
  2. Ich mache mir bewusst, welche Perspektiven in der eigenen und anderen Redaktionen unterrepräsentiert sind: Menschen mit internationaler Biografie, Jugendliche, von Armut Betroffene, Menschen aus Ostdeutschland… Wie können wir diesem Mangel entgegenwirken und unsere vielfältige Gesellschaft besser erreichen?
  3. Weniger „he said, she said“-Journalismus betreiben, zuletzt besonders beliebt in der Berichterstattung zur Migration oder über die Ampel. Worüber muss ich berichten und was ist nur ein politischer Spin?
  4. Stattdessen suche ich Themen, die Missstände am Ursprung behandeln und möglichst viele Menschen real betreffen. Wie wenig wurde etwa vor den Wahlen über das kaputte Bildungssystem berichtet, obwohl es in jeder Wahlbefragung unter den Top 5-Themen landete?
  5. Auch regionale und nationale Medienhäuser müssen mehr ins Lokale. Diese Aufgabe können wir nicht allein dem Lokaljournalismus überlassen, der leider immer weiter abgebaut wird. Dabei sollten wir alle mehr Dialog-Formate umsetzen. Wichtig dabei: Wie und wo wir einladen, entscheidet über Vielfalt im Publikum. Und das Veranstaltungsformat bestimmt, ob es uns gelingt, zuzuhören und mit neuen Impulsen nach Hause zu fahren.

Euer
Jonathan Sachse

 

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 236 vom 30.08.2024

Liebe Kolleg:innen,

Journalismus, besonders der Investigativjournalismus, wird immer noch häufig als Branche mit Ellenbogen-Mentalität verstanden. Gegeneinander, nicht miteinander. Konkurrenz, innerhalb der Redaktionen, zwischen den Redaktionen. Eine Nachwuchs-Journalistin hat mich kürzlich gebeten, einer Kollegin bloß nichts von ihrem Interesse an einem Thema zu erzählen, zu dem diese bereits gearbeitet hatte – aus Angst, diese würde sie dann als Konkurrentin ansehen.

Natürlich gibt es einen Wettbewerb und Konkurrenz zwischen den Medien, aber für mich liegt die besondere Kraft des Journalismus in der Kooperation. In meiner Arbeit kooperiere ich querbeet. Je nach Recherchethema arbeite ich mit ganz unterschiedlichen Partner:innen, da gab es schon das mexikanische Lokalradio oder die Investigativ-Redaktion von ProPublica. Jede:r zusätzliche Journalist:in bringt ein eigenes Adressbuch mit, einen kulturellen Hintergrund, eine eigene kritische Herangehensweise an ein Thema, neue Expertise – und nicht zuletzt wächst der Impact, je mehr Journalist:innen gleichzeitig veröffentlichen. Wenn Journalist:innen sich einander öffnen, sind tiefere Recherchen möglich, die zu besseren Ergebnissen führen – die letztlich mehr bewegen.

Deshalb ist mein Appell: Kooperiert miteinander! Mehr Augen sehen mehr. Findet Verbündete vor Ort, wenn ihr mit einer Recherche nicht weiterkommt. Sprecht Reporter:innen an, die etwas zu einem Thema veröffentlicht haben, das euch interessiert, statt eure Energie damit zu verschwenden, eure Recherche zu verstecken. Kolleg:innen sind eine weit unterschätzte Quelle, und wer weiß, vielleicht kann ja eine Kooperation daraus entstehen.

Kooperation kann eine der Antworten sein auf Stellenstreichungen und Zeitmangel, um gemeinsam dennoch den bestmöglichen Journalismus zu machen. Und dann ist vielleicht auch irgendwann Schluss mit dem Ellbogen-Ruf.

Eure
Stefanie Dodt

 

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 235 vom 31.07.2024

Liebe Kolleg:innen,

die NR24 ist Geschichte und wir sind geschafft, aber glücklich. Unter dem Motto „Now is the Time – Recherchen für die Demokratie” fand vor fast zwei Wochen unsere diesjährige Jahreskonferenz beim NDR in Hamburg statt – mit hunderten Teilnehmenden und mehr als 100 Veranstaltungen. Wir möchten unserem Gastgeber, dem NDR, allen Beteiligten und Unterstützer:innen herzlich danken.

Ein besonderer Höhepunkt war die erstmalige Vergabe eines Preises für herausragende Klimaberichterstattung, den wir gemeinsam mit dem Netzwerk Klimajournalismus Deutschland verliehen haben.

Eindrücklich in Erinnerung bleiben werden auch die beiden Keynotes. Gilda Sahebis Plädoyer für eine stärkere (Selbst-)Reflexion: „Ich habe das Gefühl, dass wir zu oft nicht die Wahrheit wissen wollen, sondern uns mit Fakten zufrieden geben“ und die Berichte von ARD-Moskau-Korrespondentin Ina Ruck über ihre Arbeit in Russland, die durch die aktuelle Verurteilung des Wall-Street-Journal-Reporters Evan Gershkovich zu 16 Jahren Lagerhaft eine besondere Brisanz erhielten. In unserer Konferenzzeitung „Nestbeschmutzer” und bei einer spontanen Solidaritätsaktion von fast zweihundert Teilnehmenden wurde das skandalöse Urteil ebenfalls aufgegriffen.

Für uns vom Netzwerk Recherche waren die Tage auch emotional: Wir waren zu Tränen gerührt, als wir Günter Bartsch für seine langjährige Arbeit als Geschäftsführer dankten.

Für diejenigen, die nicht an der Jahreskonferenz teilnehmen konnten, haben wir weiter unten einige Fotos, ausgewählte Mitschnitte und den aktuellen „Nestbeschmutzer“ verlinkt. Außerdem haben wir im Rahmen unseres Projekts „Fragen und Antworten – Auskunftsrechte kennen und nutzen“ drei aktuelle Recherche-Tipps für euch zusammengestellt und verlinkt.

Wir freuen uns auf die NR25 und darauf, weiter mit euch im Austausch zu bleiben.

Eure
Annelie Naumann

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Newsletter Netzwerk Recherche 234 vom 28.06.2024

Liebe Kolleg:innen,

Rechtsextremismus und soziale Ungleichheit, Antisemitismus und Gaza, Ukrainekrieg und russische Desinformation, Klimakrise und Umweltsünden, eine polarisierte Gesellschaft und Hass in den sozialen Medien, Nachrichtenwüsten im Lokalen und Abodruck im Überregionalen, rechtliche Angriffe und körperliche Übergriffe – ich weiß, es ist ein Klischee, aber für uns Journalist:innen ist der Job im Moment kein einfacher.

Ich finde nicht, dass jede Herausforderung eine dornige Chance ist, aber ich hoffe, wir erkennen, dass diese Zustände ein Grund sind, die journalistische Recherche zu stärken.

Wir beim Netzwerk Recherche versuchen, genau das zu tun. Indem wir Menschen zusammenbringen und unterstützen, die sich diesen Problemen widmen, die Widerständen trotzen, die trotz allem wichtige Texte, Videos und Audios veröffentlichen.

Viele dieser Menschen treffen sich am 19. und 20. Juli beim NDR in Hamburg, bei unserer Jahreskonferenz. Ich freue mich sehr darauf, viele von euch zu sehen, mit euch über die Herausforderungen der Recherche zu sprechen und motiviert wieder aus Hamburg zurückzukehren.

Für alle, die nicht dabei sein können, streamen wir viele Panels mit unserem Partner TIDE wieder live – und veröffentlichen sie im Anschluss auch auf YouTube. Unten habe ich diesmal drei Panels ausgewählt, die ich mir an eurer Stelle nicht entgehen lassen würde.

Bis hoffentlich in Hamburg bei der #NR24!

Euer
Daniel Drepper

 

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 233 vom 24.05.2024

Liebe Kolleg:innen,

mit jeder Zeile, die wir Journalistinnen und Journalisten über einen Angriff im Wahlkampf schreiben, stellt sich die Frage, ob wir dadurch zu Nachahmungen inspirieren. Mit jedem Stück, das wir über die militante Rechtsextremisten-Szene schreiben, stellt sich die Frage, ob wir Möchtegern-Nazis damit nicht auch noch den Gefallen tun, sie groß und prominent zu machen.
Das ging mir durch den Kopf, als ich Anfang Mai in der Redaktion saß und vom Angriff auf die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckhardt erfuhr. Es war so absehbar, dass es Nachahmer geben würde. Vier davon waren dann daran beteiligt, in Dresden den SPD-Europapolitiker Matthias Ecke ins Krankenhaus zu prügeln.

Die Medien haben weder Schuld an den Nachahmern, noch können sie sie verhindern. Das Berichten zu unterlassen, widerspräche nicht nur den journalistischen Grundsätzen, sondern liefe auch auf eine Verharmlosung raus. Die Gefahr, die von Rechtsextremen in Parlamenten und im gesellschaftlichen Umfeld ausgeht, ist zu groß. Und trotzdem hat praktisch jede Redaktion diese Diskussion schon einmal geführt.

Der Spiegel-Titel vom 11. Mai macht aus Olaf Scholz (narrativ) eine Zielscheibe. Ist das nicht ein Motiv, das jeder Rechtsextreme sich als Bildschirmschoner einrichten möchte? Und die Woche drauf zeichnet sich dann auf der Spiegel-Titelseite das überdeckte Hakenkreuz in der deutschen Fahne ab. Wie viel Ehre will man Neonazis erweisen? Kein Spiegel-Bashing an dieser Stelle! Die Kolleginnen und Kollegen machen tolle Arbeit und setzen damit ja dankenswert klare Zeichen gegen Rechtsextremismus. Die Motive illustrieren nur den Grenzgang, den wir alle bewältigen müssen. Und ich gestehe, dass mich dabei ein mulmiges Gefühl beschleicht.

Eure

Barbara Junge

 

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 232 vom 26.04.2024

Liebe Kolleg:innen,

vom Journalismus-Festival in Perugia mit der Bahn nach Hause zu fahren, hat gleich mehrere Vorteile: Neben dem ersparten Flug hat man Zeit, sich dem Aprilwetter langsam anzunähern und all die Gespräche, Panels und Workshops noch einmal Revue passieren zu lassen. Mit rund 220 offiziellen Sessions und mehr als 600 Referent:innen gehört das Festival zu den größten Medienkonferenzen in Europa. Und mit jedem Jahr kommen mehr Besucher:innen hinzu; entsprechend lang sind die Schlangen vor vielen Veranstaltungen. Wie viele insgesamt dabei waren? Da sich Teilnehmende nicht anmelden müssen, weiß das niemand so genau.

Die Konferenz lohnt sich schon wegen ihrer inhaltlichen Breite: In diesem Jahr befassten sich jeweils einige Sessions mit Wahlen und Künstlicher Intelligenz, Investigation und Businessmodellen, Kriegsberichterstattung und Desinformation. Besonders spannend wurde es an den Berührungspunkten dieser Schwerpunkte – unten drei Empfehlungen mit aktuellem Bezug zum investigativen Journalismus. Mich haben auf den Panels vor allem die Kolleg:innen beeindruckt, die an ihren Recherchen festhalten, obwohl sie damit große Risiken eingehen – etwa in Ungarn, Iran oder Hong Kong. Und bei aller Kritik an derartigen Zuständen ist das Festival erfreulich konstruktiv, wenn es um den Journalismus von übermorgen geht.

Was nach den intensiven Tagen in Perugia bleibt, sind die Videoaufzeichnungen der Panels. Bis auf wenige Ausnahmen ist alles online und auch die Referent:innen sind nicht aus der Welt, nur eben nicht mehr an einem Ort, der auch spontane persönliche Gespräche ermöglicht. Diese Begegnungen sind es am Ende auch, die das Festival auszeichnen – ebenso wie die Jahreskonferenz in Hamburg oder die SciCAR in Dortmund. Wir freuen uns schon sehr darauf, Euch dort zu treffen!

 

Eure
Christina Elmer

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 231 vom 22.03.2024

Liebe Kolleg:innen,

in den vergangenen Monaten haben journalistische Recherchen zutage gefördert, was sonst eher das Metier von Sicherheitsbehörden ist: Spiegel, ZDF, Standard und The Insider spürten den flüchtigen Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek in Russland auf – inklusive priesterlicher Tarnidentität und vielfältigen Verbindungen zu russischen Geheimdiensten. Das Podcast-Team von „Legion. Most Wanted“ fand gemeinsam mit einem „Bellingcat“-Kollegen die seit Jahrzehnten gesuchte ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette im Internet, auch wenn sie den letzten Schritt der Identifizierung nicht gingen.

Sollten Journalist:innen, wenn sie den Behörden ein paar hundert Meter voraus sind, ihre Informationen mit der Polizei und anderen staatlichen Sicherheitsbehörden teilen? Und wäre es nicht gut, in extremen Fällen sogar Strafanzeige zu stellen? Die Antwort sollte klar sein: Journalismus ist kein verlängerter Arm der Strafverfolgung. Quellen würden andernfalls gefährdet und abgeschreckt, das Begehren der Exekutive würde weiter wachsen und in der Gesellschaft würde sich auch die Wahrnehmung der Medien verändern: Fotograf:innen und Kamerateams würden etwa bei Demos in den Verdacht der Hilfspolizei geraten und noch stärker zum Zielobjekt werden. Und es ist schlicht nicht unsere Aufgabe.

Wir Medienschaffende sollten uns daher auch immer auf unser Zeugnisverweigerungsrecht berufen, wenn es um berufsbezogene Wahrnehmungen geht. Andernfalls entscheiden wir über Gut und Böse: Sobald Journalist:innen gegen Terrorverdächtige aussagen, müsste konsequenterweise Glenn Greenwald auch gegen Edward Snowden aussagen. Das kann nicht die Idee von Recherchejournalismus sein.

 

Euer
Christian Deker

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 230 vom 23.02.2024

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in Site- und Blattkritiken in unserer Redaktion kommt immer wieder mal das Thema auf, dass Leserinnen und Leser sich von zu vielen schlechten Nachrichten überwältigt fühlen. Dass sie generell weniger Medien konsumieren, um auf diese Weise schlechten Neuigkeiten aus dem Weg zu gehen. Das Reuters Institute hat im vergangenen Jahr herausgefunden, dass diese Nachrichtenmüdigkeit, meistens News Fatigue oder gar News Avoidance genannt, zugenommen hat.
Und wer würde sich nicht überwältigt fühlen, von Umfragezahlen einer immer weiter ins Rechtsextreme rückenden AfD, von der Zustimmung für Donald Trump in den USA, den Kriegen in der Ukraine und Gaza, der Realität der Klimakrise? Und jetzt vom Tode Alexander Nawalnys, der selbst aus dem Straflager heraus für die Hoffnung auf ein besseres Russland stand.

Viele Redaktionen bemühen sich, in ihrer Berichterstattung nicht nur Kritik zu üben, sondern auch mögliche Lösungen zu präsentieren. Zu zeigen, wie Probleme unter schwierigen Bedingungen bewältigt werden können.

Das ist richtig. Aber die letzten Wochen haben uns auch gezeigt, wie wirkmächtig investigativer Journalismus sein kann. Die Enthüllung von Correctiv zu den Abschiebefantasien von AfD-Sympathisanten und anderen Rechtsextremen, die auf einem Treffen in Potsdam diskutiert wurde, zeigt, was Recherchen im besten Fall auslösen können. Ich finde, diese Erkenntnis kann uns allen Mut machen, und die Kraft geben, an schwierigen Recherchen dranzubleiben, auch wenn es vielfältige Widerstände gibt.

Denn unsere Recherchen können etwas verändern, und sie tun es gar nicht so selten, selbst wenn das Echo nicht so gewaltig ist wie im Fall von Correctiv.

Eure
Cordula Meyer

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 229 vom 26.01.2024

Liebe Kolleg:innen,

es ist die wichtigste Veröffentlichung seit Jahren, als Correctiv vor zweieinhalb Wochen über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen und ihren menschenfeindlichen Überlegungen berichtete. Die Enthüllung zeigt, wie tief Extremismus in Teilen der politischen Landschaft verwurzelt ist – und das nicht nur innerhalb der AfD, sondern auch in Teilen der CDU.

Die Reaktionen auf diese Enthüllungen sind beispiellos. Hunderttausende sind seitdem auf die Straßen gegangen, auch die Umfragewerte der AfD sinken.

Als Journalist:innen ist es unsere Pflicht, solche Entwicklungen weiterhin genau zu beobachten und darüber zu berichten. Wir tragen Verantwortung, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Öffentlichkeit zu informieren. Die Arbeit von Correctiv steht exemplarisch für den Wert und die Notwendigkeit von investigativem Journalismus. Umso mehr freut es uns, dass am 6. Februar Justus von Daniels, Anette Dowideit und Jonathan Sachse von Correctiv in einem NR-insights über ihre Recherche berichten werden.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft informiert, engagiert und vor allem frei von Extremismus bleibt.

Eure

Annelie Naumann

 

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 228 vom 22.12.2023

Liebe Kolleg:innen,

ich hoffe für euch, dass ihr noch nie ein so ungeheuerliches, verfrühtes Weihnachtsgeschenk erhalten habt. Die Nachwuchsjournalistin Jana Ballweber schrieb Anfang Dezember auf Twitter: „Mein Arbeitgeber, die Frankfurter Rundschau, schenkt mir zu Weihnachten eine Kündigung zum 31.12. Probezeit macht’s möglich.“ Ballweber erntete viel Solidarität, insbesondere von FR-Leser:innen. Aber auch eine ganze Reihe von Internet-Trotteln, die ihr eigenes Zutun unterstellten: Mangels Kompetenzen oder weil sie angeblich am Warnstreik der FR-Belegschaft eine Woche zuvor teilgenommen haben soll. Betroffen von den Kündigungen sind auch Yağmur Ekim Çay und Maxi Arnhold. Drei junge Talente, die bei der FR exzellenten Digital-, Lokal- und Klimajournalismus lieferten.

Hintergrund ist der Tarifkonflikt der Belegschaft der FR mit dem Ippen Verlag: Die Bezahlung der FR-Redakteur:innen soll deutlich unter Tarif liegen, die Redaktion fordert schon lange einen einheitlichen Tarifvertrag. Die Verhandlungen mit der Geschäftsführung sind im Herbst ergebnislos abgebrochen worden. So kam es am 1. Dezember zu dem Warnstreik, an dem sich knapp 50 der insgesamt 85 Beschäftigten beteiligten.

Darunter waren nach eigenen Angaben allerdings weder Ballweber noch Çay oder Arnhold. Aber sie waren in der Probezeit. Daher waren sie diejenigen, an denen man offenbar am einfachsten ein Exempel statuieren konnte. Besonders bitter ist dabei, dass Çay ihr Volontariat sogar auf Bitten der Geschäftsführung verkürzt hatte, um Anfang Dezember als Redakteurin im Lokalteil anzufangen. Nach vier Tagen im Job wurde sie wieder gekündigt.

Meine Vorstandskollegin Elisa Simantke hat hier vor einigen Monaten darüber geschrieben, dass sie wieder zunehmend Zuspruch an Kolleg:innen verteilt, öffentlich auf Social Media oder privat in Mails oder Nachrichten. Ich habe mir das zu Herzen genommen und am Wochenende beispielsweise meiner SZ-Kollegin Dunja Ramadan geschrieben. Sie hat in der Süddeutschen Zeitung einen Text über die bei einem Bombenangriff in Gaza getötete deutsche Familie Abujadallah geschrieben (€), der mich in seinem nüchternen Ton zutiefst berührt hat. Allen Kolleg:innen, die sich mit diesem Krieg, aber auch dem in der Ukraine in ihrer täglichen Arbeit und sogar vor Ort beschäftigen, will ich an dieser Stelle einmal meinen Respekt für ihre Arbeit aussprechen.

Ich möchte euch dazu ermutigen, es Elisa ebenfalls gleich zu tun. Verteilt zum Jahresende noch mal tüchtig Lob und Anerkennung. Und noch viel dringender: Jobs an Jana Ballweber, Yağmur Ekim Çay und Maxi Arnhold. Weihnachtswunder soll es ja geben.

Eure
Lena Kampf

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 227 vom 24.11.2023

Liebe Kolleg:innen,

der bekannte Journalist Hubert Seipel hat Recherchen zufolge 600.000 Euro von einem Putin-Freund bekommen, um ein Buch über Putin zu schreiben. Zusätzlich zu seinen Verlagshonoraren. Transparent hat er das offenbar nicht gemacht, weder intern bei seinen Arbeitgebern, noch öffentlich. Selbst auf explizite Nachfrage in einem Interview verschwieg er die Zahlungen.

Für uns im Vorstand des Netzwerk Recherche war natürlich schnell klar, dass diese Zahlungen allen Regeln der journalistischen Redlichkeit widersprechen. Und dass Seipel damit allen Journalist:innen schweren Schaden zugefügt hat. Deshalb haben wir gleich am Tag nach der Enthüllung eine E-Mail an Seipel geschrieben, ihn um eine Stellungnahme gebeten und ihm einen sofortigen Austritt aus dem Netzwerk Recherche nahegelegt.

Wir haben außerdem seine stimmberechtigte Mitgliedschaft ruhend gestellt. Dies können wir, weil wir seine Arbeit nach den von ihm eingeräumten Zahlungen als PR einstufen. Ein Mitglied aus dem Verein ausschließen kann jedoch nur die Mitgliederversammlung. Diese trifft sich jedoch das nächste Mal erst am 19. Juli 2024, bei der Jahreskonferenz des Netzwerk Recherche. Sollte Seipel bis dahin nicht selbst aus dem Verein austreten, werde ich als Vorsitzender dort seinen Ausschluss beantragen.

Seipel war in der Vergangenheit auch mehrfach Referent und Moderator auf unseren Jahrestagungen – vor allem in den Jahren 2007 bis 2012. Anfang Juni 2012 diskutierte er seinen Film „Ich, Putin“. In der Veranstaltung wurde den damaligen Berichten zufolge kontrovers über Seipels Nähe zu Putin diskutiert.

„Zwischenzeitlich kommt – auch bei den Interviewsequenzen des Films – der Verdacht auf, es handle sich mehr um ein Selbstportrait als um den kritischen Blick eines westlichen Journalisten auf den mächtigsten Mann Russlands“, heißt es in der Dokumentation zur Jahreskonferenz 2012.

Ich hoffe, dass der Fall Seipel zu einer kritischen Überprüfung der Russland-Berichterstattung in deutschen Medien führt. Und den Blick schärft für mögliche Abhängigkeiten, auch in weniger prominenten, weniger hoch dotierten Konstellationen.

Euer
Daniel Drepper

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Newsletter Netzwerk Recherche 226 vom 27.10.2023

Liebe Kolleg:innen,

Stress, Druck, arbeiten an der Belastungsgrenze: Journalismus kann krank machen. Kennt ihr das? Habt ihr Ärger mit euren Redaktionsleiter:innen? Mit Kolleg:innen? Rauben euch diese Probleme den Schlaf? Oder hat euch ein Erlebnis im Job traumatisiert? Dann ruft jetzt unsere Helpline an! Unser kostenloses und anonymes Beratungsangebot startet am 2. November. Ihr erreicht hier erfahrene Kolleg:innen, die selbst Journalist:innen sind. Unser Hilfsangebot ist natürlich keine Alternative, beispielsweise zu einer Therapie, aber vielleicht können wir Lösungswege für eure Sorgen aufzeigen. Unter www.journalisten-helpline.de bieten wir offene Sprechstunden und online buchbare Gesprächstermine an. Ein ganz herzlicher Dank geht an die Förderer, die dieses Projekt möglich gemacht haben. Die Finanzierung ist erst einmal für sechs Monate gesichert. Wir hoffen aber, dass wir die Helpline darüber hinaus weiterbetreiben können.

Jetzt wünsche ich euch eine gute, stressfreie Zeit!

Euer
Christian Esser

P.S.: Save the date! Seit ein paar Tagen steht der Termin für unsere nächste Jahreskonferenz fest: Wir sehen uns am 19. und 20. Juli 2024 beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg.

 

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Newsletter Netzwerk Recherche 225 vom 22.09.2023

Liebe Kolleg:innen,

bevor ich anfing, selbst bei einer Zeitung zu arbeiten, habe ich hin und wieder E-Mails an Journalist:innen geschrieben, wenn mich ein Text besonders beeindruckt hat. Einfach so, spontan, direkt nach dem Lesen, um mich zu bedanken. Später dann, im Job, hätte ich mich so etwas nicht mehr getraut. Ich hatte zu viel Sorge, es könnte anbiedernd oder gar überheblich rüberkommen. Dabei habe ich mich selbst immer unglaublich gefreut, wenn es Lob gab für Texte, gerade von Kolleg:innen.

In letzter Zeit verteile ich deshalb wieder aktiv Zuspruch, persönlich, schriftlich, und über die sozialen Medien, auch viel öffentlicher als früher. Ich mache das bewusst, weil ich mich oft genug über unsere Branche ärgere, die so unsolidarisch gegenüber Kolleg:innen sein kann. Natürlich ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig auf die Finger schauen, falschen Berichten widersprechen, auch inhaltlich öffentlich streiten. Aber wo Kolleg:innen Angriffen und Beleidigungen ausgesetzt sind, schlicht weil sie ihren Job machen, könnten wir viel klarer redaktions- und medienübergreifend zusammenstehen.

Wo sich Altrocker mit perversen Castingmethoden und Politiker mit Neo-Nazi-Vergangenheit statt an ihren Taten an der angeblichen „Hetze“ und „Kampagnen“ der berichtenden Medien abarbeiten und damit dann auch noch in den Kommentarspalten Widerhall finden, da schadet sich unsere Branche selbst. Wenn Kolleg:innen ihre Recherchewege transparent machen und offenlegen, was sie wissen und was sie nicht wissen (können), dann gehören sie dabei unterstützt und nicht zerfleischt.

In diesem Sinne: Seid solidarisch und hakt euch unter – virtuell oder auch persönlich bei einer der tollen Konferenzen/Treffen, von denen ihr auch in diesem Newsletter wieder lesen könnt – diese Gesellschaft braucht mutige und ermutigte Reporter:innen.

Eure

Elisa Simantke

 

P.S.: Ich bin für dieses Editorial sehr tief in mein E-Mail Archiv gestiegen, um die allererste E-Mail zu finden, die ich in dieser Art verschickt habe. Leider sind die frühen 2000er darin nicht mehr auffindbar. Ich weiß aber noch genau, dass ich zu meiner großen Überraschung noch am selben Tag eine überschwängliche Antwort zurückbekam, in der sich der Autor für das Lob bedankte. Allzu häufig scheint er solche Post wohl nicht bekommen zu haben.

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Newsletter Netzwerk Recherche 224 vom 30.08.2023

Liebe Kolleg:innen,

spürt ihr das auch? Die leichte Schwermut, weil der Sommer sich allmählich dem Ende zuneigt und die gleichzeitige Vorfreude auf die zahlreichen Veranstaltungen in den kommenden Wochen?

Den Anfang macht vom 11. bis 15. September die erste Hamburger Woche der Pressefreiheit mit einer ganzen Reihe Workshops. Auch das Netzwerk Recherche ist Partner und veranstaltet gemeinsam mit den „Neuen deutschen Medienmacher*innen“ eine Diskussionsrunde zu Hass und Häme gegenüber Journalist:innen. Als Moderatorin der Runde freue ich mich auf spannende Panelist:innen.

Nur drei Tage später, am 19. September, startet die viertägige Global Investigative Journalism Conference (GIJC) in Göteborg – das wohl größte Zusammentreffen von Investigativjournalist:innen weltweit. Wenn die Konferenz nur annähernd so gut wird wie 2019 in Hamburg, wird sich die Anreise lohnen. Ein Höhepunkt damals war die Keynote der philippinisch-amerikanischen Journalistin und späteren Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, die ihren Vortrag mit den Worten schloss: „An attack on one is an attack on all.

Nach der GIJC habt ihr immerhin sechs Tage Zeit, euch von dem vielen Input zu erholen und nach Dortmund zu reisen. Denn dort findet am 29. und 30. September die (noch nicht ausgebuchte!) NR-Fachkonferenz SciCAR statt. Vielleicht liegt es an meinen Ruhrpott-Wurzeln, aber ich mag den Veranstaltungsort, die rustikale Stahlhalle der DASA, sehr. Journalist:innen und Wissenschaftler:innen loten hier aus, wo gewinnbringende Schnittstellen sind. Es geht darum, wie man mit und über Daten und KI berichtet – ganz praxisnah. Für mich ein Highlight der diesjährigen SciCAR: Das legendäre KI-Pubquiz am ersten Konferenzabend.

Ich wünsche euch einen angenehmen Konferenz-Triathlon. Vielleicht sehen wir uns auf der einen oder anderen Teilstrecke.

Eure
Anna Behrend

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Newsletter Netzwerk Recherche 223 vom 28.07.2023

Liebe Kolleg:innen,

manchmal sind es ja die kleinen Dinge, bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Mir ist in den letzten Monaten aufgefallen, dass sich bei Themen der Verdachtsberichterstattung hin und wieder ein Satz einschleicht, den ich problematisch finde. Der Satz geht (inhaltlich) ungefähr so: „Auf Anfrage schickte der Anwalt von XY ein fünfseitiges Schreiben, aus dem wir aber nicht zitieren dürfen.“

Ich frage mich dann: Warum eigentlich nicht? Anwaltskanzleien wissen sehr genau, wie sie Druck aufbauen können, sie sind, in aller Regel, medienerfahren. Sie wissen deshalb, dass sie nicht einfach festlegen können, wie (und ob) Journalist:innen Antworten auf eine Presseanfrage verwenden dürfen. Solange sich nicht beide Seiten im Vorfeld darauf verständigt haben, dass aus einer Antwort nicht zitiert wird, ist es vollkommen egal, was diese Kanzleien an Rahmenbedingungen zu diktieren versuchen (siehe auch: BGH, 26.11.2019 – VI ZR 12/19).

Ich weiß, angesichts der größeren Debatten in Sachen Verdachtsberichterstattung ist das hier fast schon marginal, aber mich persönlich würde es trotzdem freuen, in Zukunft solche Sätze (inhaltlich) zu lesen: „Auf Anfrage schickte der Anwalt von XY ein fünfseitiges Schreiben, aus dem wir angeblich nicht zitieren dürfen. So einem Deal haben wir nicht zugestimmt, also sehen wir uns nicht an die Auflagen gebunden. Hier also die Antworten.“

Euer
Hakan Tanriverdi

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Newsletter Netzwerk Recherche 222 vom 28.06.2023

Liebe Abonnent:innen,

unter dem Motto „Zeigen, was geht – Recherchen verändern” fand vor knapp zwei Wochen unsere diesjährige Jahreskonferenz beim NDR in Hamburg statt – mit 275 Referent:innen, 125 Panels und hunderten Teilnehmenden war sie größer als je zuvor.

Wir haben drängende Themen der Zeit besprochen: Es ging um Kriegsberichterstattung, Klimaberichterstattung und welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz auf unsere Branche haben wird. Es gab spannende Panels zu den Hürden der Verdachtsberichterstattung, dem Umgang mit Quellen, möglichen Interessenkonflikten und fehlenden Perspektiven in den Medien. Großartige Referent:innen gaben spannende Einblicke in ihre Arbeit und stellten die neuesten Tools vor. In den Pausen und an den Abenden gab es Zeit für Kennenlernen und Austausch. Für diejenigen, die nicht an der Jahreskonferenz teilnehmen konnten, haben wir weiter unten ausgewählte Mitschnitte und die aktuelle Ausgabe der Konferenzzeitung „Nestbeschmutzer“ verlinkt.

Die Resonanz auf die #NR23 war äußerst positiv und wir haben viel wertvolles Feedback erhalten. Dennoch wollen wir die Konferenz weiter verbessern: Was lief nicht gut? Was sollten wir 2024 anders machen? Schreibt uns euer Feedback an info@netzwerkrecherche.de

Abschließend möchten wir noch einmal unserem Gastgeber, dem NDR, unseren Förder:innen und allen Beteiligten unseren herzlichen Dank aussprechen. Ohne ihre Unterstützung wäre die #NR23 nicht das geworden, was sie war – ein wichtiger Ort für den Austausch und die Weiterentwicklung des Recherche-Journalismus.

Wir freuen uns auf die #NR24 und darauf, weiter mit Euch im Austausch zu bleiben.

Mit herzlichen Grüßen Eure
Annelie Naumann

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Newsletter Netzwerk Recherche 221 vom 24.05.2023

Liebe Abonnent:innen,

in gut drei Wochen findet beim NDR in Hamburg endlich wieder unsere Jahreskonferenz statt, bei der wir in Dutzenden Workshops, Panels und Roundtables über Recherche sprechen – über das Handwerk, über die Rahmenbedingungen, über unsere Erfahrungen, Probleme und Lösungen.

Wie jedes Jahr bringen wir auch bei der #NR23 hunderte erfahrene Investigativ-Kolleg:innen mit jungen Menschen zusammen, die sich aufmachen auf den Weg in die Recherche. Und wie jedes Jahr freue ich mich sehr darüber, dass wir einen zentralen Ort anbieten können, an dem neben dem Handwerk selbst auch die Vernetzung unter den Kolleg:innen, das Kennenlernen, das Ansprechen möglich wird.

Investigative Recherche ist so gefragt wie selten. Und die Bedingungen für unabhängigen Recherche-Journalismus wurden zuletzt öffentlich intensiv verhandelt: die Recherchen zu Springer, mangelnder Quellenschutz, Interessenkonflikte durch Moderationen für Behörden und presserechtliche Grundlagen der MeToo-Berichterstattung.

All das wird uns nicht nur längere Zeit begleiten, wir werden es auch auf der Konferenz diskutieren. Auf diese Diskussionen freue ich mich.

Euer
Daniel Drepper

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Newsletter Netzwerk Recherche 220 vom 23.04.2023

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute vor 20 Jahren, am 23. April 2003, erschien der erste NR-Newsletter. Er machte unter anderem auf das zweite NR-Jahrestreffen aufmerksam. Jürgen Leinemann, Michael Jürgs, Frank Schirrmacher, Hellmuth Karasek, Günter Gaus… alle waren damals dabei (jedenfalls laut Einladungsflyer), sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder gab sich die Ehre. Das Programm, damals noch einspurig, bestand fast nur aus Podiumsdiskussionen – und nach Frauen in den Panels musste man schon etwas genauer suchen.

Das Netzwerk Recherche hat sich verändert – und mit ihm auch sein Newsletter. Entwickelt und jeden Monat geschrieben und redigiert wurde er 20 Jahre lang von Albrecht Ude – damals wie heute freier Journalist, Rechercheur und Recherche-Trainer. Der Newsletter trug seine Handschrift – in mehrfacher Hinsicht. Lange Zeit war es ein reiner Text-Newsletter, im Text E-Mail-Newsletter Standard (TEN), barrierefrei und nur unter Verwendung der ASCII-Zeichen 32–127, damit er von jedem Gerät auf der ganzen Welt fehlerfrei gelesen werden kann.

Inhaltlich setzte Albrecht – übrigens nicht nur im Newsletter, sondern über viele Jahre auch als kooptiertes Mitglied des Vorstands – wichtige Schwerpunkte: Überwachung ist eines seiner Herzensthemen – und das brachte er auch ins Netzwerk Recherche ein. Staatliche Eingriffe in den Informanten- und Datenschutz sowie der digitale Selbstschutz, zum Beispiel durch Verschlüsselungstechniken, waren von Beginn an immer ein zentrales Thema unseres Vereins. Schon der erste Newsletter berichtet über das „Abhoerurteil“ (ja, auch Umlaute waren tabu) des Bundesverfassungsgerichts vom 12. März 2003. Ein interessanter Fall: Die Verbindungsdaten von Journalistinnen und Journalisten waren an Staatsanwaltschaften herausgegeben worden, um auf die Spur von Straftätern zu gelangen – das Gericht urteilte, dass dies rechtmäßig war. NR kommentierte im Newsletter: „Das schraenkt nach Ansicht des Netzwerk Recherche die journalistische Recherche unzulaessig ein und gefaehrdet daher die Pressefreiheit.“

Mit dem Redesign des Newsletters im Jahres 2023 und der Übergabe der Redaktion in die Hände von Greta Linde, die für NR und das Global Investigative Journalism Network (GIJN) zuvor als German Editor tätig war, hat sich der Newsletter noch einmal enorm verändert – optisch wie inhaltlich. Er ist kürzer und bunter geworden. Aber in einem Merkmal unterscheidet er sich von den Newslettern vieler anderer Organisationen, die oftmals nur die eigenen Projekte und Themen beleuchten: Veranstaltungstipps und Nachrichten aus der Welt des (Recherche-)Journalismus sind erhalten geblieben. Und an dieser Tradition, die Albrecht Udes Konzeption zu verdanken ist, wird auch nicht gerüttelt.

Danke, Albrecht, für 20 Jahre NR-Newsletter!

Euer

Günter Bartsch

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Newsletter Netzwerk Recherche 219 vom 21.03.2023

Liebe Abonnent*innen,

das hier ist eine dreifache Premiere: Wir enthüllen unser neues Logo, präsentieren den Newsletter in neuer Anordnung und haben eine neue alte Redakteurin. Aber der Reihe nach: Seit Monaten haben wir mit unserer Designerin Ute Lederer an einem moderneren Corporate Design getüftelt. Wir finden, die Arbeit hat sich gelohnt – in den nächsten Wochen passen wir unsere Website dann stückweise an. In welche Richtung es geht, könnt ihr hier schon mal erahnen.

Nun zur Redaktion: Ich freue mich sehr, diesen Newsletter zu übernehmen und mich euch vorzustellen. Ich bin Greta, war vorher German Editor für unseren Partner GIJN und somit für die Journalismus-Guides, Twitter und das Journalist Security Assessment Tool zuständig. „Leider“ bin ich im Februar für meinen Master in Creative Writing nach Sydney gezogen und schaffe es nebenbei nicht, der GIJN-Stelle ausreichend gerecht zu werden. Umso mehr freue ich mich, dass Netzwerk Recherche mir durch den Newsletter erhalten bleibt.

Wenn ihr Hinweise für den Newsletter habt, sendet sie gerne an info@netzwerkrecherche.de. Wir freuen uns über Feedback!

Viele Grüße aus der australischen Sonne,

Greta Linde

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Newsletter Netzwerk Recherche 218 vom 22.02.2023

Moin, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Dieser Newsletter wird in Kürze zwei Jahrzehnte alt. Und mein ganz großer Dank an alle diejenigen, die in den vergangenen beiden Jahrzehnten zum Gelingen dieses Newsletters beigetragen haben. Ohne Euch hätte das nicht geklappt.

Danke Euch, jeder und jedem! Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 217 vom 24.01.2023

Liebe Kolleg*innen,

die Investigativjournalistin Maria Ressa hat in der vergangenen Woche einen wichtigen Prozess gewonnen. Ein Gericht in Manila hat die Friedensnobelpreisträgerin vom Vorwurf der Steuerhinterziehung freigesprochen. Ressa hatte die Anschuldigungen stets zurückgewiesen und als politisch motiviert bewertet: „Ein schamloser Machtmissbrauch, um Journalisten von ihrer Arbeit abzuhalten.“ Auf ihrer Nachrichtenseite Rappler hatte die Journalistin immer wieder kritisch über den früheren philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte und dessen Todesschwadronen berichtet.

Es ist nur einer der dutzenden Versuche, Ressa zum Schweigen zu bringen. In einem anderen Verfahren wegen angeblich diffamierender Aussagen drohen ihr bis zu sieben Jahre Haft. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 216 vom 20.12.2022

Liebe Kolleg*innen,

wir wollen Eure besten Ideen! Vom 15. bis 17. Juni 2023 richten wir die #NR23 aus, unsere nächste Jahreskonferenz, endlich wieder im Sommer, wieder bei unserem langjährigen Partner und Gastgeber, dem NDR. Ab sofort könnt Ihr Vorschläge für Workshops, Diskussionen oder Roundtables einreichen. Worüber sollten wir sprechen, damit es mindestens genauso gut wird wie im vergangenen Jahr?

Bis Ende Januar könnt Ihr Euch hier bei uns melden. Wir lesen jeden Vorschlag und freuen uns auf Eure Ideen!

Ein Thema wird ganz sicher wieder die Bedrohung der Presse- und Meinungsfreiheit sein. Die hat es zunehmend schwer. Noch nie, berichtet Reporter ohne Grenzen, saßen so viele Journalist*innen im Gefängnis wie derzeit. Die meisten neuen Inhaftierungen von Journalist*innen gab es zuletzt im Iran, dort werden Kolleg*innen sogar mit Hinrichtung bedroht. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 215 vom 22.11.2022

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Im Iran herrscht Krieg. Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Mit allen Mitteln versucht die Mullah-Diktatur den Kampf der Iraner*innen niederzuschlagen, die von der Bevölkerung ersehnte Revolution zu verhindern.

Waren die ersten Wochen des Protestes gegen die Mullah-Diktatur noch flankiert von Videos tanzender Frauen, von spielerischen Turbanwürfen, von hoffnungsvollen Tönen – so eskaliert es derzeit jeder Tag stärker. Das Regime rückt mit dem Militär vor, stellt Strom und Internet ab, verbreitet im Dunkel der Nacht Tod und Terror. Der Kampf um Freiheit geht in eine entscheidende Phase.

Es geht dabei nicht nur ums Kopftuch, nicht nur um die Gleichstellung der Frauen – sondern um die seit 43 Jahren andauernde Unterdrückung grundsätzlicher Menschenrechte. Die Menschen im Iran sterben auch für die Meinungs- und Pressefreiheit, für die Grundlagen von Journalismus und Demokratie.

Die Journalistin und die Fotografin, die über den Tod von Mahsa Amini aufklärten, der die Proteste auslöste, sie sitzen längst im Gefängnis – wie so viele ihrer Kolleg*innen. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 214 vom 20.10.2022

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

es war im März, als wir – unmittelbar nach dem russischen Überfall auf die Ukraine – das passende Motto für unsere Jahrestagung beschlossen: „Hinschauen & dranbleiben – Recherche in Krisenzeiten“.

Auf dem Konferenzbanner dominieren deshalb (gezeichnete) Reporter*innen, die uns über die Brutalität dieses Krieges mitten in Europa informieren. Es war beeindruckend – und auch bedrückend – wie einige dieser Kollegen*innen zum Auftakt unserer Konferenz über ihre Erlebnisse im Kriegsgebiet berichteten.

Foto: Raphael Hünerfauth
Zeichnung: Vincent Burmeister

Über zerstörte Städte, Massengräber, Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Angst, Ohnmacht und Verzweiflung. Sie zeigen mit ihrer mutigen und gefährlichen Arbeit in bewundernswerter Weise, was guten Journalismus ausmacht: Hinschauen und dranbleiben.

Unsere – übrigens von vielen sehr gelobte – Konferenz ist vorbei, der Krieg aber nicht. Deshalb gilt unser großer Respekt auch weiterhin den Kollegen*innen, die noch immer vor Ort in dieser gefährlichen Mission unterwegs sind, um uns alle zu informieren.

Doch „Hinschauen und Dranbleiben“ sollten wir auch bei anderen Themen, die es nicht mehr in die Schlagzeilen schaffen, aber dennoch nicht vergessen werden sollten. Deshalb gab es bei unserer Tagung auch Panels zum irritierenden Schweigen vieler Verlage zum aktuellen Schicksal von Julian Assange, von dessen Enthüllungen einst viele Magazine und Sender profitierten. Oder zur verweifelten Lage vieler Ortskräfte in Afghanistan, deren von der Bundesregierung versprochene Einreise nach Deutschland skandalös verschleppt und verzögert wurde und wird. Oder der immer nur gelegentlich zum Thema werdende Cum-Ex-Skandal, der viele Milliarden Steuerausfälle verursachte, dessen politische Aufbereitung aber auch durch den „Gedächtnisverlust“ des amtierenden Bundeskanzlers zunehmend zur Farce wird. Deshalb sollte unser Respekt auch all jenen Kollegen*innen gelten, die dafür sorgen, dass all diese Themen nicht in Vergessenheit geraten, weil sie eben weiter „hinschauen und dranbleiben“. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 213 vom 21.09.2022

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Katrin Eigendorf, Steffen Klusmann, Isabell Beer, Johannes Boie, Aminata Touré, Joachim Knuth, Melissa Eddy, Bastian Obermayer, Anette Dowideit, Holger Stark, Julia Friedrichs, Hajo Seppelt, Birte Meier – diese und viele weitere Panelist:innen und mehr als 500 Reporter:innen aus allen möglichen Medien, in allen möglichen Erfahrungs- und Karrierestufen: Die Jahreskonferenz des Netzwerk Recherche bringt uns, die sich für die Recherche einsetzen, endlich wieder alle zusammen. Und unser Treffen ist so spannend und gut besetzt, wie vor Corona. Wir sprechen in einem eigenen Track über Klimarecherchen. Wir gehen Schritt für Schritt durch die Techniken des klassischen Handwerks. Wir lernen neue Methoden der digitalen Recherche. Wir sprechen über die Fallstricke des Presserechts. Wir debattieren große Enthüllungen. Und wir diskutieren gleich in mehreren Veranstaltungen die aktuelle Berichterstattung rund um NDR, rbb & Co.

Ich bin sehr stolz darauf, dass wir nach zwei Jahren Pause ein Programm auf die Beine gestellt haben, das sich mit den besten Konferenzen der Vor-Corona-Jahre messen kann – und gleichzeitig die aktuellen Debatten und Probleme breit abbildet. Ganz vielen Dank dafür an unsere Geschäftsstelle, die vielen Mithelfenden und insbesondere an Kuno Haberbusch, der in diesem Jahr seine 20. Jahreskonferenz (!) mit und für uns organisiert. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 212 vom 24.08.2022

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

wir machen uns beim Netzwerk Recherche seit einigen Monaten verstärkt Gedanken darüber, wie wir uns als Verein am sinnvollsten für den Journalismus engagieren können. Was ist der Kern unserer Arbeit? Wo können wir noch stärker werden? Was sollten wir Neues anschieben? Wo werden wir gebraucht?

Dafür haben wir als Vorstand und Geschäftsstelle gemeinsam ein neues Mission Statement für das Netzwerk Recherche entwickelt. Damit wir uns selbst in Zukunft noch besser fokussieren können. Und damit für Euch alle klarer wird, was wir eigentlich machen und machen wollen.

Das Mission Statement ist fertig und wird mit diesem Newsletter (endlich) zum ersten Mal öffentlich, Ihr findet es weiter unten. Mir ist jedoch wichtig, dass dieser Denkprozess weiter geht. Und dafür brauchen wir Eure Mithilfe.

Wir fragen uns: In welchen weiteren Bereichen sollten wir uns stärker einbringen? Welche Probleme sollten wir angreifen? Wo könnt Ihr unsere Unterstützung gebrauchen?

Wir freuen uns über Ihre Antworten unter diesem Link. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 211 vom 20.07.2022

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

beim Blick zurück auf die vergangenen zwei Jahre fällt auf, wie krisenhaft diese Zeit war und besonders jetzt gerade ist: Pandemie, Klimakrise, Ukrainekrieg, Energiekrise. Für uns Journalistinnen und Journalisten hat das bedeutet, dass das Interesse an Informationen und an unserer Arbeit besonders hoch war. Die Krisen haben aber auch gezeigt, wie wichtig es ist, dass es Kolleginnen und Kollegen mit profunder Sachkenntnis gibt, die helfen können, die Dinge einzuordnen.

Die Anforderungen an Journalistinnen und Journalisten haben sich parallel erhöht, viele freuen sich, neue Kanäle nutzen zu können, um die Ergebnisse ihrer Arbeit als Podcast, als Videostory und auf Instagram zu präsentieren. Inhaltlich aber ist es notwendig, dass Redaktionen sich Fachleute leisten, Expertinnen und Experten für Medizin, für den Klimawandel, für Osteuropa, Außenpolitik, Verteidigung und Militär. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 210 vom 22.06.2022

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

es sind aufwühlende Zeiten – politisch, militärisch, menschlich und auch medial. Nahezu stündlich neue Appelle aus der Politik, neue Erkenntnisse zum Frontverlauf im Kriegsgebiet, erschreckende Details zu Kriegsverbrechen, verstörende Reportagen und Berichte von vor Ort. Und dazu das politische Krisenmanagement im Dauermodus: Welches Land liefert welche Waffen, welche Sanktionen sind sinnvoll, wie kann man die eigene Wirtschaft schützen, wie kann man gemeinsam den Druck auf den Aggressor erhöhen? Der enge Austausch unter den (westlichen) Partnerländern wird dabei immer wieder betont.

Doch dieser „enge Austausch“ ist offenbar unerwünscht, wenn es nicht den Krieg in der Ukraine betrifft. Wenn es zum Beispiel um das Schicksal von Julian Assange geht. Sein Vater und sein Bruder haben jetzt während ihres Berlin-Besuchs die deutsche Regierung (mal wieder) um Unterstützung gebeten. Sie solle doch bitte ihren Einfluss geltend machen, dass die britische Regierung Julian Assange nicht an die USA ausliefert, wo ihm wegen angeblicher Spionage bis zu 175 Jahren Haft drohen. Die Reaktion der Bundesregierung ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert und auch entlarvend: Es handle sich um ein Rechtsverfahren in einem anderen Land, erklärt Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Er wisse nicht, wie die Bundesregierung da auf politischer Ebene eingreifen könne. Weiterlesen

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