Tipps für (fort­ge­schrit­tene) Online­re­cher­chen und Tools

ver­öf­fent­licht von Greta Linde | 23. Sep­tember 2022 | Lese­zeit ca. 7 Min.

Autor: Paul Myers

Online zu recher­chieren ist Arbeits­alltag für die meisten Jour­na­list:innen – so auch für Paul Myers, der für die BBC arbeitet und regel­mäßig Vor­träge auf GIJN-​Kon­fe­renzen hält. Im Mai 2021 ver­an­stal­tete das GIJN zwei Webi­nare mit Myers, der seine liebsten Tools und Stra­te­gien zur Online­re­cherche geteilt hat – und die dieser Guide zusam­men­fasst.

Hin­weis: Die Nen­nung spe­zi­fi­scher Dienste und Pro­dukte bedeutet nicht, dass diese bevor­zugt emp­fohlen werden. Alter­nativ kannst du auch andere Pro­dukte und Dienste nutzen.

three person pointing the silver laptop computerFoto: @johnschno // Unsplash Licence

Per­sonen via Google finden

Jede:r kennt natür­lich die Such­ma­schine Google, jedoch gibt es ein paar Tipps und Tricks, um sie noch effek­tiver zu nutzen. Hier die Grund­lagen:

  • Um deine Suche einzugrenzen, kannst du Suchbegriffe entweder in Anführungszeichen setzen oder vor Suchbegriffen, die in unerwünschte Richtungen führen, ein Minuszeichen stellen.
    Suche beispielsweise nach “Michael Jordan” statt nach Michael Jordan. Damit stellst du sicher, dass dir nur Seiten angezeigt werden, in denen es um den Basketballstar geht, und nicht Websites, auf denen die Begriffe Michael oder Jordan zufällig oder in falscher Reihenfolge vorkommen
  • Du kannst deine Suche flexibler gestalten, indem du das Wort OR in Großbuchstaben zwischen zwei Optionen setzt, z. B.: Apple OR Android App
  • Wenn du deine Suche auf eine bestimmte Domain beschränken möchtest, kannst du das Präfix site: nutzen (ohne Leerzeichen danach).
    Wenn du beispielsweise herausfinden möchtest, welche Informationen die indische Regierung über Covid zur Verfügung stellt, kannst du nach site:gov.in COVID suchen
  • Falls du ein PDF-Dokument suchst, gib ext:pdf in die Suchleiste ein. Dadurch sucht Google ausschließlich nach PDFs. Falls du einige Wörter aus dem gesuchten PDF kennst, kannst du diese Wörter in Anführungszeichen setzen und suchen (siehe oben), um weitere Quellen für dasselbe Dokument zu finden.

Zeit­reisen

Hin und wieder benö­tigst du als Jour­na­list:in Infor­ma­tionen, die aus dem Internet ent­fernt wurden, z. B. einen gelöschten Tweet, eine deak­ti­vierte Web­seite oder ein getilgtes Face­book-​Konto. Mit­hilfe ver­schie­dener Tools lassen sich solche Infor­ma­tionen wie­der­her­stellen.

Die Caches der Such­ma­schinen

Wenn der Inhalt, den du suchst, erst vor kurzem gelöscht wurde und bei einer Google-​Suche noch ange­zeigt wird, kannst du das kleine schwarze Dreieck neben dem Ein­trag ankli­cken. Falls noch eine Kopie der Seite im Cache der Such­ma­schine vor­handen ist, erhältst du dadurch Zugriff darauf.

Inner­halb eines bestimmten Zeit­rah­mens suchen

Manchmal über­la­gern aktu­elle Inhalte ältere Infor­ma­tionen über eine Person. Wenn du nach Details aus einem bestimmten Zeit­raum oder vor einem bestimmten Ereignis suchst, kannst du in deiner Google-​Suche über die Option Tools einen Datums­be­reich im Drop­down-​Menü aus­wählen.

Archive

Gelöschte Bei­träge und Konten in sozialen Medien lassen sich mit­hilfe von Archive.is wie­der­finden und ver­schwun­dene Web­sites mit der Way­back Machine archive.org.

Umge­kehrte Bil­der­suche

Her­aus­zu­finden, wo ein Bild online hoch­ge­laden wurde und aktuell zu finden ist, kann dir Auf­schluss und mehr Infor­ma­tionen über abge­bil­dete Per­sonen geben. Bei­spiels­weise kannst du mit Google Images eine umge­kehrte Bil­der­suche durch­führen, indem du ein Foto oder einen Foto­link hoch­lädst und das Kame­ra­symbol in der Such­leiste anklickt .

Google signGoogle kann mit einfachen Tricks noch gezielter suchen. Foto: @pawelczerwinski // Unsplash Licence

Die rich­tige Person finden

Da viele Namen oft gängig oder manchmal unvoll­ständig sind, soll­test du so viele Infor­ma­tionen wie nur mög­lich über die Person sam­meln, zu der du recher­chierst. Denk dabei an fol­gende Punkte:

  • Name: Schreibweise, Abkürzungen, Übertragungen aus anderen Alphabeten, möglicherweise Verwendung des Nachnamens eines anderen Elternteils, Namensänderungen nach einer Heirat, Usernames
  • Beziehungen: Familienmitglieder auf Freundes- oder Followerlisten, dieselbe befreundete Person taucht über unterschiedliche Netzwerke hinweg auf.
  • Berufliches: Jobs, Firma, frühere Arbeitgeber:innen
  • Geografisches: Geburtsort, Wohnort, Arbeitsort
  • E-Mail-Adresse: Über Firmenwebsites lassen sich oft die beruflichen Mail-Adressen der Mitarbeiter:innen oder zumindest das Schema, nach dem diese erstellt sind, herausfinden
  • Privates: Denk auch an die Interessen, Hobbies und Anliegen der Person und ruf dir das Aussehen der Person ins Gedächtnis

Tools für die Per­so­nen­suche

Einige Online­dienste stellen die per­sön­liche Daten in Dos­siers zusammen. Bei­spiels­weise sind Pipl Pro oder Spokeo spe­ziell auf die Per­so­nen­suche zuge­schnit­tenen und können dir viele Infor­ma­tionen zur gesuchten Person lie­fern. Pipl sucht anhand von Tele­fon­num­mern und E-​Mail-​Adressen. Spokeo arbeitet ähn­lich, ist aller­dings auf US-​Bürger:innen spe­zia­li­siert.

Social Media durch­forsten

Viele Men­schen haben ver­schie­dene soziale Netz­werke für diverse Zwecke mit teil­weise unter­schied­li­chen Fol­lower:innen. Schau dir daher zuerst ver­schie­dene Platt­formen an und nutze dort die interne Such­funk­tion, bevor du auf Google suchst. Die Platt­formen sind direkter mit ihren eigenen Daten­banken ver­bunden und können dir dadurch mehr aktu­elle Infor­ma­tionen lie­fern. Da man­chen soziale Netz­werke wie zum Bei­spiel Insta­gram jedoch keine son­der­lich gute Such­funk­tion haben, emp­fiehlt es sich im zweiten Schritt zu goo­glen, bei­spiels­weise mit der Such­an­frage site:insta­gram.com (und der Person, die du suchst).

Twitter

  • Twitter hat eine eigene erweiterte Suche, die relativ flexibel ist und sich mit anderen Tools kombinieren lässt, z.B.:
  • Tweepsect zeigt an, wer einer Person folgt und wem sie selbst folgt
  • Followerwonk vergleicht die Follower von zwei oder drei Accounts miteinander
  • Tweetbeaver hat viele hilfreiche Twitter-Suchmachinentools.
  • Hashtags, die für deine Recherche relevant sind, zu identifizieren, kann dir ebenfalls bei der Suche helfen.

Face­book

  • Gruppen und Seiten auf Facebook haben eigene Suchleisten, über die du einzelne Beiträge finden kannst
  • Die Personensuche auf Facebook ist eine der nützlichsten Funktionen. Dort musst du nicht einmal einen Namen suchen. Gib einfach ein paar Buchstaben und Details über die Person, nach der du suchst, ein, wie den Beruf, die Firma, die Uni oder den Wohnort. Auf der linken Seite der Seite findest du weitere Filter, mit denen du deine Suche spezifizieren kannst
  • Diese Personensuche lässt sich mit Graph Tips noch erweitern. Über die Website kannst du beispielsweise Suchzeiträume festlegen oder dich bei der Suche nach Beiträgen auf bestimmte Nutzer:innen beschränken.
  • Über die Option Beiträge lassen sich Facebook-Beiträge und -Gruppen nach bestimmten Stichworten durchsuchen. Mithilfe von Filtern kannst du beispielsweise den Zeitraum einschränken
  • Beiträge auf Facebook lassen sich ändern. Allerdings kann man bei einem Beitrag auf die drei kleinen Punkte oben rechts klicken und einen Änderungsverlauf und frühere Versionen einsehen
  • Falls du den Verdacht hast, dass ein Facebook-Beitrag als Ganzes zurückdatiert wurde, fahre mit demCursor über das Uhrensymbol neben dem Beitrag: Dann wird das ursprüngliche Datum angezeigt

Lin­kedIn

  • LinkedIn bietet fantastische Suchfunktionen, die es erlauben, aktuelle und früheren Tätigkeiten einer Person einzusehen
  • Im Suchfeld lässt sich festlegen, ob man nach einer Person oder beispielsweise einer Firma suchen möchte. Zudem gibt es bei der erweiterten Suche weitere, nützliche Filter

Insta­gram

  • Die Suche auf Instagram ist etwas schwieriger, kann sich aber lohnen, besonders, wenn die gesuchte Person jünger oder das Thema für eine spezifische Bevölkerungs- oder (jüngere) Altersgruppe relevant ist
  • Besonders hilfreich ist hierbei Picuki. Die Website ermöglicht es, Instagrambilder zu kopieren und in voller Größe zu öffnen

Der Autor

Paul Myers ist lei­tender Berater für die BBC-​Initia­tive Inves­ti­ga­tion Sup­port. Er betreibt seit fast 20 Jahren Online-​Recher­chen an vor­derster Front und bildet seit der Jahr­hun­dert­wende Kolleg:innen aus. Neben seiner Tätig­keit bei der BBC, hat Myers schon die UNDP, die Welt­bank, den Guar­dian, CNN und viele andere Inves­ti­ga­tiv­teams bei ihren Recher­chen unter­stützt. Er betreibt die Web­site rese­arch­clinic.net.

Dieser Guide wurde über­setzt von Ute Eberle. Redak­tion: Greta Linde

Der Text wurde im Ori­ginal auf Eng­lisch bei GIJN unter den GIJN Crea­tive Com­mons Richt­li­nien publi­ziert.

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