Der Welt­ver­bes­serer

ver­öf­fent­licht von Gast­bei­trag | 15. August 2014 | Lese­zeit ca. 4 Min.

„Keiner will reich werden, wir wollen etwas Nach­hal­tiges schaffen“, erklärt Marco Maas die Absicht der Daten­jour­na­lismus-​Agentur Open Data City. Für ihre Arbeit hat die Agentur schon einige Preise gewonnen – nicht zuletzt den Grimme Online Award. Neben­säch­lich werden Preise für Maas und sein Team von Open Data City vor allem dann, wenn es um die gute Sache geht – Pro­jekte, die die Demo­kratie stärken oder den Umwelt­schutz.

Maas ist Mit­be­gründer dieser Agentur. Sie spie­gelt nicht nur seine jour­na­lis­ti­sche Ein­stel­lung wieder, son­dern ermög­licht ihm auch im Kleinen, seine Ideale zu ver­wirk­li­chen. Als „sau­bere kleine Firma“, beschreibt Maas Open Data City. Zum „sauber sein“ gehören die Nut­zung von Öko­strom, bezahlte Prak­ti­kanten und eine Bank die keine Hedge-​Fond-​Anla­ge­formen unter­stützt. Das Kon­zept soll auch seinen Mit­glie­dern die best­mög­li­chen Arbeits­be­din­gungen schaffen. Ein Ziel ist es, eine Balance zwi­schen Pro­jekten für die Agentur und Pri­vat­leben zu finden. Dazu ori­en­tiert sich Open Data City am Kon­zept von Google: „Wir arbeiten vier Tage für die Agentur und haben einen Tag, um etwas eigenes zu schaffen“, erklärt Maas. Bei Open Data City arbeiten neben Jour­na­listen auch Soft­ware­ent­wickler und Visua­li­sierer. Und die sollen nicht nur arbeiten, son­dern sie sollen sich auch wei­ter­ent­wi­ckeln. Hier scheint alles bis ins Detail durch­dacht. Und wer mit Marco Maas spricht, merkt schnell, dass er voll hinter dem steht was er tut.

Maas Kar­riere star­tete wie bei den meisten Jour­na­listen in einer Lokal­re­dak­tion. Damals ging er noch zur Schule. In der Com­puter AG machte er erste Bekannt­schaft mit dem Internet – damals noch eine Neu­heit. „Wir mussten uns alles, was wir für die AG brauchten, selbst ver­dienen“, erzählt Maas. So fing er schon früh damit an, Web­sites zu gestalten und machte erste Erfah­rungen mit html und Quell­codes – für ihn gleich „ein span­nender Weg um Inhalte zu trans­por­tieren“.

Vor seinem Stu­dium machte er dann ein Prak­tikum beim NDR: In seiner Bewer­bung gab er an, dass er unbe­dingt in die Online-​Redak­tion wolle. Doch die gab es im Jahr 1999 noch gar nicht – jeden­falls nicht im eigent­li­chen Sinne. Online hieß damals noch, dass ein Haufen Sekre­tä­rinnen die Inhalte mit­tels copy and paste eins zu eins auf eine Web­seite hochlud. Maas schreckte das nicht ab. Sein Vor­teil – denn kurz darauf erfuhr das Internet einen ersten großen Auf­schwung. Statt ins geplante Stu­dium der Medi­en­technik ver­schlug es ihn daher zunächst län­gere Zeit zum NDR, der froh über seine Vor­liebe fürs Internet war. Zwei Jahre lang über­nahm er die Schwan­ger­schafts­ver­tre­tung einer Kol­legin. Beim NDR war er die Schnitt­stelle zwi­schen Internet und Jour­na­lismus – zwi­schen Daten und Geschichten. Eine Erfah­rung die den Daten­jour­na­lismus für ihn bis heute aus­macht.

Als Marco Maas einige Jahre später Lorenz Matzat traf – inzwi­schen hatte er sein Stu­dium abge­schlossen – ent­deckte er mit ihm einen Gleich­ge­sinnten. Vor allem in einem Punkt waren beide sich einig: Daten werden immer wich­tiger! Als Ergebnis dieser Erkenntnis grün­deten sie Open Data City, seit 2010 ist Maas dort Geschäfts­führer.

Neben Jour­na­listen wen­deten sich nach einer Weile auch immer mehr Unter­nehmen an die Agentur, die Inter­esse an der Visua­li­sie­rung und Aus­wer­tung ihrer Daten hatte. Um das vom Jour­na­lismus zu trennen, grün­dete das Team von Open Data City die „Daten­freunde“. Einer der ersten kom­mer­zi­ellen Kunden jen­seits des Jour­na­lismus war der Internet-​Pro­vider 1&1: Für diesen wurde visua­li­siert, wer sich wo und wie lange ins Netz ein­loggt.

Auch bei sol­chen Auf­gaben ver­sucht Maas seinen Idealen treu zu bleiben: Würden die Atom­lobby oder gar ein Rüs­tungs­un­ter­nehmen an die Tür klopfen, würde die Tür gar nicht erst geöffnet. Unter­stützt werden dagegen NGO´s wie Green­peace. Und aus sol­chen kom­mer­zi­ellen Pro­jekten könne oft auch wieder etwas Jour­na­lis­ti­sches ent­stehen, erklärt Maas: Denn manche Daten die hier zur Ver­fü­gung gestellt werden, seien auch rele­vant für die Öffent­lich­keit.

Wo Daten für jour­na­lis­ti­sche Zwecke genutzt werden, sieht Maas aller­dings auch Risiken: „Wenn PR und öffent­liche Firmen dahinter kommen, dass man mit guten Daten­vi­sua­li­sie­rungen die jour­na­lis­tisch auf­be­reitet sind, auch sehr ein­fach Mei­nungen beein­flussen kann, kann es gefähr­lich werden.“ Eine Grenze für seine eigene Arbeit zieht Maas, wenn per­sön­liche Daten betroffen sind. Dabei folgt er wie seine Mit­streiter bei Open Data City einem Grund­satz des Chaos Com­puter Clubs: Öffent­liche Daten nutzen, pri­vate Daten schützen.

Wei­ter­füh­rende News-​Artikel

Infos
Menu