Frauen, traut euch!

ver­öf­fent­licht von Netz­werk Recherche | 4. Juli 2015 | Lese­zeit ca. 2 Min.

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Men­toren können junge Jour­na­lis­tinnen ermun­tern, sagt Lena Kampf (links) im Gespräch mit Mode­ra­torin Annette Lei­terer. Foto: Wulf Roh­wedder

 

Von Johanna Roth und Ana Maria Michel, DJS

Von Jagd­eifer getrieben, uner­bitt­lich gegen­über der Kon­kur­renz und den Objekten seiner Recherche – so ist dem Kli­schee zufolge der typi­sche Inves­ti­gativ-​Jour­na­list. Kein Job für Frauen also? Inves­ti­ga­tive Recherche wird immer noch von Män­nern domi­niert. Beim Panel „Ist inves­ti­gativ nur männ­lich?“ wurden mög­liche Gründe dis­ku­tiert.

Holger Stark, USA-​Kor­re­spon­dent des Spiegel, sieht eine Ursache in den über­wie­gend männ­li­chen Struk­turen, die in Politik und Wirt­schaft herr­schen, also in den klas­si­schen Fel­dern der Inves­ti­gativ-​Recherche. Auch in den Res­sorts selbst haben Männer eine Über­macht. So sagt Ilka Brecht von Frontal 21: „Inves­ti­ga­tive Leit­hammel för­dern Nach­wuchs nach ihrem Eben­bild.“ Das heißt: Männer bevor­zugen Männer.

Ein Lösungs­vor­schlag kommt von der freien Jour­na­listin Lena Kampf: Men­toren sollten junge Jour­na­lis­tinnen, die sich für Recherche begeis­tern, ermu­tigen und ihnen Türen öffnen. Sie selbst kam so in diesen Bereich – der ihr Spaß macht, obwohl Geschlech­ter­rollen immer wieder Thema sind. Der Grat zwi­schen Nähe und Distanz sei für Frauen oft schmaler. Kampf erzählt von einem Som­mer­fest im poli­ti­schen Berlin, bei dem sie einem Minister eine Frage stellte und er, die Hände an ihren Schul­tern, ant­wor­tete: „Ich weiß es nicht, Baby.“

SZ-​Gerichts­re­por­terin Annette Ramels­berger berichtet von einem Scoop, über den männ­liche Kol­legen sinn­gemäß sagten: Da hat das blinde Huhn wohl mal ein Korn gefunden. Dass Jour­na­lis­tinnen bei Recher­chen weniger zuge­traut wird, kri­ti­sieren alle Teil­nehmer der Dis­kus­sion. Bei Erfolgen heiße es zu oft: „Die Akte hast du dir bestimmt ein­fach erlä­chelt.“

Lena Kampf sagt dazu: „Wenn das so ein­fach wäre, würden ja nur Frauen in Inves­ti­gativ-​Res­sorts arbeiten.“

Um mehr Frauen zu gewinnen, muss mehr geför­dert werden, da sind sich alle einig. Aber auch die Jour­na­lis­tinnen selbst sollten aktiver werden: Wer Spaß an Recherche hat und für ein Thema brennt, sollte sich trauen – und anklopfen.

Auch Spe­zia­li­sie­rung hilft: Jörg Eigen­dorf von der Welt wünscht sich zum Bei­spiel drin­gend mehr weib­liche Daten­jour­na­listen. Es müsse bei inves­ti­ga­tiver Recherche ja auch nicht immer nur um Geheim­dienste gehen.

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