Grüße aus Sotschi
Zwei Niederländer berichten seit fünf Jahren über Sotschi und die angrenzenden Länder. Anstatt nur auf Spenden zu setzen, konzipierten sie Bücher und Fotoalben, um ihr Projekt nachhaltig zu finanzieren. Ihren treuen Lesern schickten sie Postkarten.
Arnold van Bruggen und Rob Hornstra kamen gerade aus Abchasien zurück, da verkündete Vladimir Putin, in Sotschi würden 2014 die Olympischen Winterspiele ausgetragen. Die beiden Reporter konnten sich nur wundern. Sotschi? Ein Bezirk in unmittelbarer Nähe zu Abchasien und Georgien, einer Pulverfassregion, geringer Lebensstandard, kaum Industrie. Inmitten in einer umstrittenen Region. Das wollten die beiden Niederländer weiterverfolgen. Das war 2007. Es war der Startschuss für „The Sochi Project“, dem ersten Crowdfunding Projekt in den Niederlanden, das 2009 begann und noch nicht beendet ist.
Van Brueggen und Hornstra rührten die Werbetrommel, um Geld für ihre geplanten Hintergrundstorys und Fotostrecken zu sammeln. Mit Webseite und Blog machten sie potentielle Spender auf sich aufmerksam. Doch schnell merkten sie, dass sich über die sozialen Kanäle weit mehr Leser ansprechen ließen. Doch sie nutzten neben Online- auch Printmedien. Mit Hilfe einiger Gönner konnten sie für wenig Geld mit Prospekten in Zeitungen für sich werben. Das Projekt gelang. Beide reisten mehrmals nach Sotschi und die angrenzenden Regionen, fotografierten und berichteten lange vor den Massenmedien. Personen, die jährlich mehr als 100 Euro pro Jahr spendeten, schickten sie Postkarten, Bücher und Poster.
Was „The Sochi Project“ von vielen Crowfunding Projekten unterscheidet, ist die Entscheidung van Brueggens und Hornstras, das Projekt auf unterschiedlichen Plattformen anzubieten und damit Geld zu verdienen. Es entstanden Fotoalben, Bücher mit teils 400 Seiten, dünne Magazine, aufwändig gelayoutet, gedruckt auf hochwertigem Papier. Wer diese Produkte in gedruckter Form haben möchte, muss zahlen. Digitalversionen sind frei verfügbar. Die Fotos der Reisen stellten die Reporter unter anderem in Galerien in New York, Chicago und Hamburg aus. Reich wurden sie nicht. „Aber es hat sich gelohnt“, sagt van Bruggen heute, meint damit aber eher die Erfahrungen, die beide auf ihren Reisen und im Austausch mit ihre Lesern gemacht haben.
Journalisten, die ähnliches vorhaben, rät er: „Seid kreativ, arbeitet mit Designern zusammen, setzt auf Kooperationen mit anderen Medien und macht euch zur Marke.“
Mehr Informationen unter: thesochiproject.org