Mit SPIEGEL, Friedrich-Ebert-Stiftung, Hochschule Fresenius Heidelberg und Deutscher Journalisten-Verband konnten weitere Partner gewonnen werden

Mit der Ausbildung der ersten 15 Peer-Supporter kommt das Projekt Helpline von Netzwerk Recherche einen wichtigen Schritt voran. Die Teilnehmenden des viertägigen Workshops in Berlin wurden aus 30 Interessierten nach unterschiedlichen Kriterien (z. B. Diversität, Vorerfahrung etc.) ausgewählt. „Wir waren positiv überrascht, wie viel Expertise bereits in der Gruppe vorhanden ist, und freuen uns auf die Zusammenarbeit“, sagt die Psychologische Psychotherapeutin Friederike Engst, die das Konzept der Helpline mitentwickelt hat und das Projekt auch über den Workshop hinaus betreuen wird. Ermöglicht wird die Ausbildung durch die Journalist_innenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung.

In dem Workshop lernen die teilnehmenden Journalist:innen u. a., wie sie betroffenen Kolleg:innen, die sich an die Helpline wenden, bestmöglich helfen können, aber auch, welche Grenzen ein Peer-Support-Angebot hat. So kann die Helpline keine medizinische/psychologische Beratung im Sinne einer Therapie leisten. Sie versteht sich vielmehr als niedrigschwellige Plattform für kollegialen Austausch zu belastenden Themen aus dem Berufsalltag. So könnten bspw. im Gespräch mit den Betroffenen gemeinsam mögliche Strategien zum Umgang mit psychischen Belastungen entwickelt werden.

Neben der Friedrich-Ebert-Stiftung konnten zudem weitere wichtige Partner für das Projekt gewonnen werden. Neu im Konsortium, das den Helpline-Betrieb langfristig sichern soll, sind SPIEGEL und Deutscher Journalisten-Verband. Die Hochschule Fresenius Heidelberg ist zudem als wissenschaftlicher Partner mit an Bord.

„Kritische Journalist:innen übernehmen in unserer Demokratie eine grundlegende Aufgabe. Damit sie diese auch in persönlich belastenden Lebenssituationen erfüllen können, braucht es frei zugängliche Hilfsangebote wie die Helpline“, sagt Marcus Hammes, der die Arbeit der Journalist_innenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung verantwortet. „Viele Medienschaffende sind regelmäßig Hate Speech, Anfeindungen, Diffamierungen und Drohungen ausgesetzt. Deshalb unterstützt die Friedrich-Ebert-Stiftung diese wichtige Initiative von Netzwerk Recherche gerne und aus Überzeugung. Denn das Projekt Helpline trägt dazu bei, Journalist:innen mental dafür zu wappnen, mit ihrer Arbeit unsere Demokratie zu sichern.“

„Uns ist es wichtig, das Helpline-Projekt zu unterstützen, weil wir wissen, wie hoch die psychische Belastung für Journalistinnen und Journalisten sein kann“, sagt Susanne Weingarten, Managing Editor des SPIEGEL. „In unserem Haus können alle Mitarbeiter eine externe Krisen-Beratung in Anspruch nehmen, und wir finden, dass alle Medienschaffenden entsprechende Unterstützung verdient haben.“

Wie der Präsident der Hochschule Fresenius Heidelberg, Prof. Dr. Daniel Rölle, und Vizepräsident Prof. Dr. Rainer Nübel betonen, stellt das Projekt Helpline für die Hochschule eine wichtige Verpflichtung in Forschung und Transfer dar. „Für uns ist es ein sehr relevantes Forschungsfeld zur Untersuchung der Arbeitsbedingungen im deutschen Journalismus. Damit führen wir unsere OBS-Studie zu den Auswirkungen der medialen Transformation auf Journalist:innen weiter.“ Prof. Dr. Burkhard Schmidt verweist in seiner Rolle als Experte für Arbeits- und Organisationspsychologie auf die Wichtigkeit von Führungskräften in einem notwendigen kulturellen Wandel, um die Organisationen positiv zu entwickeln, aber auch veraltete Selbstbilder von Journalist:Innen zu verändern.

Der DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall sagt: „Die psychischen und gesundheitlichen Risiken des Journalistenberufs nehmen eher zu als ab. Die Palette der Herausforderungen reicht vom Stress vor dem Redaktionsschluss bis zum Rechercheeinsatz in der Ukraine. Da ist professionelle Hilfe gefragter denn je.“

„Wir danken allen bisherigen Partnern für Ihre Unterstützung. Sie geben uns die Möglichkeit, die Helpline noch in diesem Jahr in einer rund sechsmonatigen Pilotphase zu testen. Für ein längerfristiges Angebot fehlen uns aktuell noch die finanziellen Mittel“, sagt Malte Werner, der das Projekt bei Netzwerk Recherche betreut. „Unser anvisiertes Ziel einer breiten Unterstützung aus der Branche haben wir bisher leider nicht erreicht. Wir gehen aber davon aus, dass der Bedarf an einem solchen Angebot nach dem Start der Helpline noch sichtbarer wird.“ Ein genauer Starttermin für die Helpline steht noch nicht fest.

Potenzielle Förderer können sich an helpline@netzwerkrecherche.de wenden.

Bewerbungen für weitere Peer Supporter können aktuell nicht entgegengenommen werden.

Die bisherigen Partner der Helpline sind (alphabetisch sortiert):

Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, Dart Center for Journalism and Trauma Europe, Der Spiegel, Deutscher Journalisten-Verband, Friedrich-Ebert-Stiftung, Hochschule Fresenius Heidelberg, Reporter ohne Grenzen, Süddeutsche Zeitung