Julian Assange sofort frei­lassen – Vor­würfe der US-​Regie­rung unter­graben Pres­se­frei­heit

ver­öf­fent­licht von Netz­werk Recherche | 29. Januar 2020 | Lese­zeit ca. 3 Min.

Die Jour­na­lis­ten­ver­ei­ni­gung Netz­werk Recherche for­dert aus huma­ni­tären Gründen die sofor­tige Frei­las­sung des in Groß­bri­tan­nien inhaf­tierten Wiki­leaks-​Grün­ders Julian Assange. Der Ver­band appel­liert zudem an die US-​Regie­rung, die Spio­na­ge­vor­würfe gegen Assange fal­len­zu­lassen.

Seit sie­ben­ein­halb Jahren lebt Wiki­leaks-​Gründer Julian Assange nicht mehr in Frei­heit. Im Juni 2012 floh er aus Furcht vor einer Aus­lie­fe­rung in die USA in die ecua­do­ria­ni­sche Bot­schaft in London. Nachdem Ecuador 2019 den Auf­ent­halt in der Bot­schaft been­dete, nahm die bri­ti­sche Polizei ihn fest. Er sitzt im Hoch­si­cher­heits­ge­fängnis Bel­marsh, bis vor wenigen Tagen offenbar in Ein­zel­haft. Die USA ver­langen seine Aus­lie­fe­rung. In wenigen Wochen, Ende Februar, soll die Ver­hand­lung dar­über vor einem Lon­doner Gericht beginnen. Schweden hat die Ermitt­lungen wegen Ver­ge­wal­ti­gungs­vor­würfen gegen Assange im November 2019 ein­ge­stellt, weil sich die Beweis­lage deut­lich abge­schwächt habe, da die Vor­würfe schon so lange zurück­liegen.

Die US-​Regie­rung will Assange nach dem Spio­na­ge­ge­setz von 1917 anklagen, wegen der Ver­öf­fent­li­chung von Geheim­do­ku­menten. Aus diesen ging u.a. hervor, dass die USA die Zahl der zivilen Opfer im Irak deut­lich zu niedrig ange­geben hatten und die zudem Kriegs­ver­bre­chen nahe­legten. So zeigte ein Video die Tötung unbe­waff­neter Zivi­listen. „Wiki­leaks hat bewiesen, dass die US-​Regie­rung den Bür­gern nicht die Wahr­heit über den Krieg gesagt hat. Dieses öffent­lich zu machen, ist eine zen­trale Auf­gabe der Medien. Wenn die­je­nigen wegen Spio­nage ver­folgt werden, die Jour­na­listen Mate­rial über gra­vie­rendes staat­li­ches Fehl­ver­halten über­mit­teln, ist das auch ein Angriff auf die Pres­se­frei­heit“, so Julia Stein, Vor­sit­zende von Netz­werk Recherche.

Netz­werk Recherche for­dert die US-​Regie­rung auf, die Anklage nach dem Spio­na­ge­ge­setz, nach dem Assange zu lebens­langer Haft ver­ur­teilt werden könnte, unver­züg­lich fallen zu lassen. Die sofor­tige Frei­las­sung durch Groß­bri­tan­nien ist auch des­wegen geboten, weil sich sein Gesund­heits­zu­stand erheb­lich ver­schlech­tert hat. Der UN-​Son­der­be­richt­erstatter äußerte nach einem Besuch im vorigen Jahr, das Leben von Assange sei in Gefahr.

„Assange hat auch Dinge getan, die nach den Stan­dards des Jour­na­lismus unver­zeih­lich sind“, so Julia Stein. So habe Wiki­leaks wäh­rend des US-​Wahl­kampfs gehackte E-​Mails von Hil­lary Clinton ver­öf­fent­licht und sich so dem Vor­wurf aus­ge­setzt, sich vor den Karren rus­si­scher Hacker und Putins spannen zu lassen. Auch würden Jour­na­listen auf die Publi­ka­tion bri­santer Doku­mente ver­zichten, wenn die Rechte unbe­tei­ligter Dritte berührt seien. „Aber hier geht es um das Prinzip: Was Assange jetzt droht, könnte in Zukunft allen Whist­le­blowern drohen und denen, die bri­sante Infor­ma­tionen ver­öf­fent­li­chen. Im Fall Assange ist des­halb auch die Soli­da­rität der Jour­na­listen gefragt“, so Stein.

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