Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

es war ein großes Donnerwetter, als das “ZDF Magazin Royale” Anfang dieses Monats enthüllte, dass Fynn Kliemann, beliebter Influencer und erfolgreicher Musiker, wenig transparent über Herkunft von Schutzmasken und Umgang mit Spenden agierte. Weitere Veröffentlichungen bestätigten die Recherchen und brachten mehr Ungereimtheiten ans Licht.

Doch als Fynn Kliemann Tage zuvor Fragen des “ZDF Magazin Royale” in einem knapp 30-minütigen Video vermeintlich transparent auf seinem Instagram-Profil veröffentlichte – und diese nicht zuerst der Redaktion zukommen ließ, blieb das große Donnerwetter aus. Übermedien berichtete über dieses “Foul” und zitierte Netzwerk-Recherche-Geschäftsführer Günter Bartsch: Kliemann habe versucht, “die Veröffentlichung dieser Recherche durch eine Vorab-Veröffentlichung zu erschweren”.

Kliemanns Umgang mit Anfragen von Recherchierenden ist kein Einzelfall. Öffentliche Einrichtungen mauern teils wochenlang, wenn Journalistinnen und Journalisten ihnen ihre Fragen zusenden. Um in die Vorhand zu kommen, hat die AfD mehrfach auf Konfrontationen mit kurzfristigen Pressemitteilungen reagiert. Investigativreporter lesen die Antworten auf ihre noch unbeantworteten Fragen auf offiziellen Twitter-Accounts.

Auch Pressekonferenzen sind ein beliebtes Mittel, um Enthüllungen zu torpedieren. Mecklenburg-Vorpommerns früherer Ministerpräsident und Vorstand der umstrittenen Stiftung Klima- und Umweltschutz MV, Erwin Sellering (SPD), berief am vorvergangenen Freitag überraschend eine Pressekonferenz ein. Begleitet wurde Sellering ausgerechnet von einem Mann, dessen Identität er mehrere Wochen wie ein Staatsgeheimnis gehütet hatte: Steffen Petersen, Geschäftsführer des “wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs” jener Klimastiftung.

Der Pressekonferenz vorausgegangen waren Klagen von Investigativjournalisten der Welt. Sellering und das für Stiftungen zuständige Justizministerium in Mecklenburg-Vorpommern hatten sich zuvor wochenlang geweigert, den Namen des Geschäftsführers mitzuteilen. Schließlich verpflichtete das Schweriner Verwaltungsgericht das Justizministerium zur Nennung. Vorvergangenen Freitag dann teilte das Ministerium Petersens Namen den Journalisten mit. Der Tag, an dem Sellering auch seine Pressekonferenz hielt. Dort blieb Sellering seiner Linie treu: Nachfragen nach weiteren Beteiligten beantwortete er nicht.

Es grüßen

Annelie Naumann
Albrecht Ude

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Deutsch-Polnische Medientage und Journalistenpreis

## Inhaltsverzeichnis .

01: Editorial

Abschnitt Eins:   In Eigener Sache
02: NR-Jahreskonferenz: Jetzt anmelden
03: SciCAR – Call for Papers läuft
04: NR-insights zu Klima-Recherchen
05: Tagung “Hass begegnen”
06: Ostsee-Werkstatt: Vernetzungstreffen für neue Lokalmedien
07: Fachgruppe Sozialjournalismus gründet sich
08: The New Sector: NR stellt Bericht über Medienvielfalt und gemeinwohlorientierten Journalismus in Europa vor
09: SEED Newsletter Nr. 12 erschienen: Lokal und international
10: Recherchestipendium über ausgebeutete Forstarbeiter abgeschlossen
11: Recherchestipendium über grünen Wasserstoff abgeschlossen

Abschnitt Zwei:   Veranstaltungen
12: Unterzeichnen: Appell gegen Chatkontrolle
13: Wissenswerte Bremen – Neustart mit Pre-Event
14: Tagung “Communicating Secret Intelligence”

Abschnitt Drei:   Nachrichten
15: Druck auf die Presse in Europa und Deutschland steigt
16: Schreiben Medien die Teilung Deutschlands fest? Neues Arbeitspapier der OBS
17: Grundrechte-Report erschienen
18: Transparency Deutschland kritisiert Whistleblower-Gesetz
19: Zur Causa Fynn Kliemann

Abschnitt Vier:   Seminare, Stipendien, Preise
20: Recherchereise “Correspondents in Conflicts”
21: Local Crossborder Investigative Journalism-Stipendien
22: Jetzt bewerben – neuer “Innovationsfonds Wissenschaftsjournalismus”
23: Masterclasses an der Reportageschule in Reutlingen
24: Seminare mit Recherchebezug

Abschnitt Fünf:   Pressespiegel
25: Empfehlung [d. Red.]
26: Journalismus
27: Informationsfreiheit

[Ende Inhaltsverzeichnis].

## Abschnitt Eins:   In eigener Sache .

# 02 : NR-Jahreskonferenz: Jetzt anmelden .

Fr./Sa., 30.09./01.10.2022, Hamburg, NDR

Wir sind schon mitten in den Vorbereitungen für die NR-Jahreskonferenz, die dieses Jahr wieder in Präsenz beim NDR in Hamburg zusammenkommen wird. Mehr als 140 Vorschläge sind eingegangen und werden vom Programmteam derzeit sorgfältig geprüft. So viel ist klar: Es wird Schwerpunkte zur Berichterstattung aus der Ukraine, zu Klimarecherchen, Datenjournalismus und Online-Recherche, zum Presse- und Auskunftsrecht geben – und natürlich viele andere Workshops zur Recherche-Praxis. Die Registrierung ist bereits möglich.

# 03 : SciCAR – Call for Papers läuft .

Fr./Sa., 26./27.08.2022, Dortmund.
Einreichungsfrist für Vorschläge: So., 05.06.2022.

Die sechste SciCAR wird wieder Journalisten und Wissenschaftler zusammenzubringen, um Kooperationen im Bereich Computer-Assisted Reporting (CAR) zu initiieren und den interdisziplinären Austausch von Ideen, Methoden und Projekten zu fördern. Sie findet in diesem Jahr am 26. und 27. August 2022 als Präsenzveranstaltung in Dortmund statt.

Die Veranstalter TU Dortmund, Wissenschaftspressekonferenz, Science Media Center Germany und Netzwerk Recherche laden Interessierte ein, bis 5. Juni Abstracts über das Online-Formular einzureichen.

Mögliche Themenfelder für Präsentationen oder Workshops:

  • Was können wir aus zwei Jahren Pandemieberichterstattung lernen?
  • Wie ist die Datenlage zur Energieversorgung und -wende?
  • Was leistet der Datenjournalismus in der Kriegsberichterstattung?
  • Welche Rolle kann KI im Lokaljournalismus spielen?
  • Gibt es noch Datenjournalismus außerhalb von Krisen?

Zum Formular für Themenvorschläge

# 04: NR-insights zu Klima-Recherchen .

Mo., 13.06.2022, 20:15 Uhr, online

Am 13. Juni findet der nächste Online-Stammtisch NR-insights statt. Annika Joeres und Susanne Götze sprechen dort über Klima-Recherchen. Mitglieder von Netzwerk Recherche erhalten einen Registrierungslink im nächsten Mitgliederbrief.

Jetzt Mitglied werden.

# 05: Tagung “Hass begegnen” .

Fr., 24.06.2022, Universität Münster.

Hass und Gewalt gehören inzwischen zum Alltag vieler Journalisten. Am 24. Juni 2022 findet in Kooperation mit Netzwerk Recherche an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster eine Tagung zu diesem Thema statt: “Hass begegnen. Wie Medienschaffende mit Angriffen on- und offline umgehen (können)”. Verschiedene Perspektiven aus Praxis, Wissenschaft und Recht werden in fünf Panels beleuchtet. Die Teilnahme ist kostenlos vor Ort und via Zoom möglich.

Hass begegnen. Wie Medienschaffende mit Angriffen on- und offline umgehen (können)

{Annelie Naumann}

# 06: Ostsee-Werkstatt: Vernetzungstreffen für neue Lokalmedien .

Mi.-Fr., 07.-09.09.2022, Seminarzentrum Gut Siggen, 23777 Siggen (Ostholstein)

Netzwerk Recherche und Correctiv.Lokal laden Gründerinnen und Gründer aus dem Lokaljournalismus ein: Bei der Ostsee-Werkstatt für neue Lokalmedien stehen Vernetzung, Erfahrungsaustausch sowie Workshops mit Start-up- und Recherche-Wissen auf dem Programm – und selbstverständlich auch ein Spaziergang zum Strand, der ganz in der Nähe ist. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Alfred Toepfer Stiftung im Seminarzentrum Gut Siggen in Schleswig-Holstein statt. Anmeldungen für die Ostsee-Werkstatt (7. bis 9. September 2022) sind bis zum 15. Juni 2022 möglich.

Mehr Informationen und Anmeldeformular

{Tom Schnedler}

# 07: Fachgruppe Sozialjournalismus gründet sich .

Im Februar 2022 hat Politikjournalist und NR-Mitglied Okan Bellikli das Netzwerk Sozialjournalismus gegründet (hier auf Twitter). Es soll dem regelmäßigen Austausch über Recherchen zum Thema Sozialpolitik dienen – von Journalist:innen untereinander, aber auch zwischen Medien und Fachwelt sowie Betroffenen. Aktuell organisiert sich die nach dem Vorbild des Netzwerk Klimajournalismus entstandene Gruppe bei Slack und trifft sich einmal im Monat virtuell. In der Regel ist zu Beginn dann immer eine Person aus Wissenschaft oder Praxis zu Gast und erzählt von ihrer Arbeit.

In Zukunft sind Podiumsdiskussionen und andere Präsenzveranstaltungen geplant, zudem soll das Netzwerk eine NR-Fachgruppe werden – die zweite nach der seit 2020 existierenden Fachgruppe Datenjournalismus. Wer sich mit Sozialpolitik oder gesellschaftlichen Themen allgemein beschäftigt und Lust hat, mitzumachen, schickt einfach eine kurze Mail an mailto:sozialjournalismus@netzwerkrecherche.de

Einmal im Monat gibt es zudem einen Newsletter mit Recherchen, Studien, Veranstaltungen und anderen Hinweisen.

# 08: The New Sector: NR stellt Bericht über Medienvielfalt und gemeinwohlorientierten Journalismus in Europa vor .

Auf der Dataharvest-Konferenz in Mechelen/Belgien haben wir nicht nur endlich wieder viele tolle Kolleginnen und Kollegen getroffen, sondern auch unseren neuen Report über Medienvielfalt und gemeinwohlorientierten Journalismus in Europa vorgestellt: The New Sector. Der Bericht, der auch eine interaktive Karte dieses neuen Sektors umfasst, nimmt dessen Charakteristika und Entwicklungen in den Blick – das rasante Wachstum genauso wie seine Erlösquellen. 80 Redaktionen haben sich an unserer Befragung beteiligt. Gefördert wurde das Projekt von der Schöpflin Stiftung.

{Malte Werner}

# 09: SEED Newsletter Nr. 12 erschienen: Lokal und international .

Im aktuellen SEED-Newsletter geht es um Angebote für neue Lokalmedien wie das Karla Magazin in Konstanz ebenso wie um das Spitzentreffen des europäischen Daten- und Investigativjournalismus, das soeben in Mechelen (Belgien) stattgefunden hat, mit Inspiration und Vorbildern aus der internationalen Szene. Im Editorial beschreibt Elisa Simantke, Mitglied im NR-Vorstand und Editorial Director bei Investigate Europe, wie bereichernd diese Treffen sind. Im Juni erscheint die nächste Ausgabe des SEED-Newsletters – jetzt abonnieren.

{Tom Schnedler}

# 10: Recherchestipendium über ausgebeutete Forstarbeiter abgeschlossen .

Wie Erntehelfer auf Feldern oder Arbeiter in Schlachthöfen arbeiten auch in Wäldern Menschen unter prekären Bedingungen: Meist stammen sie aus dem Ausland, meist schuften sie bei schlechter Bezahlung unter widrigen Umständen. Einige sterben.

Unsere Stipendiatinnen Christian Bunke, Johannes Greß, Naz Küçüktekin und Christof Mackinger haben mehrere Monate in den Wäldern Österreichs und Deutschlands recherchiert.

Der Preis des Waldes
Hunderte Rumänen arbeiten in den Wäldern Österreichs und Deutschlands, teils unter widrigen Bedingungen und zu Dumpinglöhnen. Manche kehren im Sarg in ihre Heimat zurück.
Text: Christian Bunke, Johannes Greß, Naz Küçüktekin, Christof Mackinger. – Dossier.at, 06.05.2022

{Annelie Naumann}

# 11: Recherchestipendium über grünen Wasserstoff abgeschlossen .

Deutschland importiert grünen Wasserstoff aus Chile. Der Kraftstoff gilt als Alternative zu fossilen Brennstoffen. Aber das erzeugt neue Probleme, hat unsere Stipendiatin Sophia Boddenberg herausgefunden. Die Recherche wurde mit einem NR-Stipendium aus Mitteln der Olin gGmbH gefördert und ist im Deutschlandfunk Kultur nachzuhören.

Öl aus Venezuela, Wasserstoff aus Chile – Hauptsache Energie
Die USA verhandeln mit Erzfeind Venezuela über Ölexporte – das schien vor Kurzem noch völlig abwegig. Deutschland sucht nach Wegen aus der Energie-Abhängigkeit von Russland und setzt auf grünen Wasserstoff aus Chile. Auch das hat Schattenseiten.
Von Sophia Boddenberg und Burkhard Birke. – Deutschlandfunk Kultur, 14.03.2022
(Audio, 23:12 Min)

{Annelie Naumann}

[Ende der Mitteilungen in eigener Sache].

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## Abschnitt Zwei:   Veranstaltungen .

# 12: Unterzeichnen: Appell gegen Chatkontrolle .

Die sogenannte Chat-Kontrolle, die angeblich dem Schutz von Kindern vor Missbrauch dienen soll, faktisch aber Massenüberwachung bedeutet, muss gestoppt werden. Das fordert ein Appell von Organisationen der Zivilgesellschaft an zwei Bundesministerinnen und zwei ihrer männlichen Kollegen (Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne), Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP)).

Der Appell kann bei Campact unterzeichnet werden.

Quasi-Verbot vertraulicher Kommunikation
Reporter ohne Grenzen, 17.05.2022

# 13: Wissenswerte Bremen – Neustart mit Pre-Event .

Di., 21.06.2022, Bonn, Forschungsmuseum Koenig.
Mo.-Mi., 17.-19.10.2022, Bremen.

Nachdem die Wissenswerte-Konferenz 2021 ausgefallen war, findet sie in diesem Jahr wieder statt. Zusammen mit den Projektpartnern Wissenschafts-Pressekonferenz und TU Dortmund wurde ein Pre-Event organisiert. Ein Leitthema wird die Ukraine sein. Für einen kleinen Unkostenbeitrag in Höhe von € 35,- können max. 100 Teilnehmer dabei sein. Die Anmeldeunterlagen werden in der letzten Maiwoche verschickt, die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Einganges bearbeitet.

# 14: Tagung “Communicating Secret Intelligence” .

Fr.-So., 01.-03.07.2022, Tutzing, Akademie für politische Bildung.

Kommunikation ist das Herzstück geheimer Nachrichtendienste. Das Sammeln, Verarbeiten, Analysieren und Verbreiten von Informationen erfordert eine Art von Kommunikation. Nachrichtendienste müssen planen, sie geben die Richtung vor, Partner müssen informiert werden. Die Kommunikationskanäle müssen ausgewählt und gegen unbefugten Zugriff gesichert werden. Das Produkt – Wissen, das in einem bestimmten Umfeld auf der Grundlage von Informationen aufgebaut wird – muss sorgfältig abgewogen und formuliert werden, damit die Entscheidungsträger die erforderliche Unterstützung erhalten. Auch werden die Nachrichtendienste von einer zunehmend kritischen Öffentlichkeit aufgefordert, ihre Quellen und Methoden, ihre Erhebungsmethoden und das Ausmaß ihres Eindringens in die Privatsphäre durch verdeckte Operationen und die Erhebung personenbezogener Daten transparent zu machen.

Tagung in Zusammenarbeit mit der International Intelligence History Association und der Ruhr-Universität Bochum

[Ende der Veranstaltungen].

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## Abschnitt Drei:   Nachrichten .

# 15: Druck auf die Presse in Europa und Deutschland steigt .

Gleich drei Studien kommen zu dem Ergebnis, dass der Druck auf die Presse in Europa und Deutschland steigt und Journalisten zunehmend bedroht werden.

Reporter ohne Grenzen stellt im Rahmen der jüngst veröffentlichten “Rangliste der Pressefreiheit 2022” fest, dass es in Deutschland “viel Gewalt gegen Medienschaffende wie noch nie” gibt. Unser Land rangiert jetzt auf Rang 16 von 180 und hat sich gegenüber 2021 um drei Plätze leicht verschlechtert.

Auch eine Studie des Europarates listet Bedrohungen der Presse auf. Diese reichen von gezielten Morden an Journalisten über Einschüchterungen, Inhaftierungen und Lauschangriffe (zu nennen ist hier etwa die Pegasus-Software) bis hin zur Behinderung durch Klagen: der missbräuchliche Einsatz strategischer, langwieriger und teurer “Slapp-Klagen”

Die dritte Untersuchung stammt vom Europäischen Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig, sie trägt den bezeichnenden Titel “Feindbild Journalist – Hass vor der Haustür” .

Rangliste der Pressefreiheit 2022 /Reporter ohne Grenzen

Defending Press Freedom in Times of Tension and Conflict
Annual Report by the partner organisations to the Council of Europe Platform to Promote the Protection of Journalism and Safety of Journalists
(PDF-Datei, 84 S., 1.876 KB)

Feindbild Journalist – Hass vor der Haustür / Europäisches Zentrum für Presse- und Medienfreiheit

# 16: Schreiben Medien die Teilung Deutschlands fest? Arbeitspapier der OBS in aktualisierter Auflage .

Partizipationsdefizite, Repräsentationslücken und Ohnmachtsgefühle sorgen im Osten für anhaltenden Unmut; die mangelhafte Teilhabe von Ostdeutschen in Medien und Gesellschaft mündet regelmäßig in Kolonialisierungsdebatten.

Das von Dr. Lutz Mükke verfasste OBS-Arbeitspapier fragt, ob westdeutsch geprägte Medien, die im besserwisserisch-belehrenden “Auslandsduktus” über die neuen Bundesländer (“Dunkeldeutschland”) berichtet haben, mit zu jenen Vertrauensverlusten beitragen, die den Lügenpresse- und Staatsfunk-Rufern Raum geben. Haben Monopolisierung und Provinzialisierung des Medienangebots und die mangelhafte Beteiligung Ostdeutscher in überregionalen Leitmedien eine Verschiebung des gesellschaftspolitischen Klimas bewirkt und Mobilisierungserfolge populistischer Bewegungen begünstigt?

30 Jahre staatliche Einheit – 30 Jahre mediale Spaltung. Schreiben Medien die Teilung Deutschlands fest?
Autor: Lutz Mükke. – (OBS-Arbeitspapier 45)
PDF-Datei, 52 S., 577 Kb

# 17: Grundrechte-Report erschienen .

Seit 1997 erscheint rund um den Verfassungstag am 23. Mai der Grundrechte-Report: Zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland. Am Mittwoch, den 18. Mai 2022 wurde in Berlin und online der Öffentlichkeit die neue Ausgabe des “Alternativen Verfassungsschutzberichts” vorgestellt.

Die 39 Einzelbeiträge im 26. Grundrechte-Report widmen sich aktuellen Gefährdungen der Grundrechte und zentraler Verfassungsprinzipien anhand konkreter Fälle des Jahres 2021. Der Report analysiert und kritisiert Entscheidungen von Parlamenten, Behörden und Gerichten, aber auch von Privatunternehmen. Der Report wird von zehn Bürgerrechtsorganisationen herausgegeben.

Grundrechte-Report 2022 – Zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland.

Herausgegeben von: Benjamin Derin, Andreas Engelmann, Vera Fischer, Rolf Gössner, Wiebke Judith, Hans-Jörg Kreowski, John Philipp Thurn, Rosemarie Will, Michèle Winkler. FISCHER Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M., Mai 2022, ISBN 978-3-596-70805-5, 224 Seiten, 13,- Euro.

Rezensionsexemplare (auch als pdf) zu Pressezwecken können über die Humanistische Union (HU) bestellt werden: service@humanistische-union.de

Inhaltsverzeichnis

# 18: Transparency Deutschland kritisiert Whistleblower-Gesetz .

Am 13. April 2022 hat das Bundesministerium der Justiz (BMJ) den Referentenentwurf eines Gesetzes für einen besseren Schutz hinweisgebender Personen sowie zur Umsetzung der Richtlinie zum Schutz von Personen, die Verstöße gegen das Unionsrecht melden (HinSchG-E), vorgelegt. Das Gesetz ist lange überfällig. Die Umsetzungsfrist der EU-Whistleblower-Richtlinie am 17. Dezember 2021 hat die Bundesrepublik Deutschland versäumt. Der erste Entwurf eines Umsetzungsgesetzes war im Sommer 2021 im Bundestags-Wahlkampf unter die Räder geraten. Das BMJ hatte Verbände eingeladen bis zum 11. Mai 2022 zu dem Referentenentwurf Stellung zu nehmen.

Aus Sicht von Transparency International hat sich das lange Warten auf den Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Richtlinie nicht gelohnt. Die Chance zur Stärkung des Rechtsstaats und zur Förderung der Integrität unternehmerischen Handelns durch einen umfassenden Schutz von Hinweisgeber:innen ist versäumt worden.

Wesentliche Kritikpunkte von Transparency Deutschland am Referentenentwurf:

  1. Der sachliche Anwendungsbereich des Referentenentwurfs ist deutlich zu eng gefasst. Das Gesetz sollte sämtliche Rechtsverstöße sowie sonstiges Fehlverhalten, dessen Meldung bzw. Offenlegung im öffentlichen Interesse liegt, erfassen. Verschlusssachen und Informationen aus dem Bereich der nationalen Sicherheit sollten nicht pauschal ausgenommen werden.
  2. Das Gesetz muss auch anonyme Meldungen schützen und eine Pflicht zur Nachverfolgung anonymer Hinweise vorsehen.
  3. Es läuft den Vorgaben der EU eindeutig zuwider, dass der Referentenentwurf bei Großkonzernen vorsieht, dass eine Meldestelle lediglich auf Ebene der Muttergesellschaft eingerichtet werden muss.
  4. Unterstützungsmaßnahmen für Hinweisgeber fehlen im Referentenentwurf, obwohl dieser Punkt im Koalitionsvertrag erfreulicherweise aufgegriffen worden war.
  5. Auch bei externen Meldungen an Staatsanwaltschaften sollten Hinweisgeber geschützt werden.

Stellungnahme von Transparency International Deutschland e.V. zum Referentenentwurf des Bundesministeriums der Justiz für einen besseren Schutz hinweisgebender Personen sowie zur Umsetzung der Richtlinie zum Schutz von Personen, die Verstöße gegen das Unionsrecht melden
(PDF-Datei, 10 S., 248 Kb)

# 19: Zur Causa Fynn Kiemann .

Fynn Kliemann: SCHEISSE bauen (DIY)
ZDF Magazin Royale via Youtube, 05.05.2022
(Video, 27:54 min)

Fynn Kliemanns Maskenbetrug
Wie der Influencer und Unternehmer Fynn Kliemann Schutzmasken aus Bangladesch und Vietnam als „fair“, „in Europa produzierte“ Masken verkaufte

Fynn Kliemann reagiert auf Betrugsvorwürfe – “Natürlich denkt man: Ey, wir verdienen hier Geld!”
Interview von Jonas Leppin und Anton Rainer. – Spiegel online, 06.05.2022 ($)

Kommentar – Investigativer Journalismus
Wer Fynn Kliemann als Fan hat, braucht keine Feinde
von Frederik von Castell. – Übermedien, 03.05.2022

[Ende der Nachrichten].

## Abschnitt Vier:   Seminare, Stipendien, Preise .

Fehlt ein Termin mit Recherchebezug? Bitte mailen Sie uns an termine@netzwerkrecherche.de

# 20: Recherchereise “Correspondents in Conflicts” .

Fr.-Do., 18.-24.11.2022, Yerevan / Armenien.

Bewerbungsfrist bis Mi., 08.06.2022.

Das Programm richtet sich an Journalisten aus Deutschland und aus Armenien und wird vom Auswärtigen Amt gefördert. Vom 18.-24. November 2022 bietet die Deutsche Gesellschaft e.V. für die Zielgruppe eine Recherchereise nach Yerevan / Armenien an und lädt ein zum fachlichen Austausch zum Thema Kriegsberichterstattung und Desinformation, der Auseinandersetzung mit dem Bergkarabach-Konflikt und der Netzwerkarbeit mit Kollegen aus Deutschland und dem Partnerland Armenien. Für die Zielgruppe ist die Teilnahme kostenfrei.

Alle Details

# 21: Local Crossborder Investigative Journalism-Stipendien .

Bewerbungsfrist: Mi., 09.06.2022.

Journalismfund.eu vergibt Local Crossborder Investigative Journalism-Stipendien.

Alle Details hier.

# 22: Jetzt bewerben – neuer “Innovationsfonds Wissenschaftsjournalismus” .

Bewerbungsfrist: Fr., 15.07.2022.

Die Wissenschaftspressekonferenz (WPK) vergibt jährlich 300.000 Euro für neue Ideen im Wissenschafts- und Datenjournalismus. Finanziert wird der Fonds von sechs Stiftungen. Das Angebot richtet sich an Einzelpersonen, Organisationen und Teams in Deutschland, die neue Wege im Wissenschafts- und Datenjournalismus gehen wollen. Es können sich auch Interessierte bewerben, die außerhalb des Journalismus tätig sind, wie beispielsweise Programmierer, die Ideen für einen zukunftsfähigen Wissenschafts- und Datenjournalismus verwirklichen möchten.

Es gibt zwei Arten der Förderung:

  • In der experimentellen Förderlinie A können bis zu 10.000 Euro beantragt werden
  • In der langfristigen Förderlinie B können bis zu 75.000 Euro beantragen werden

Zusätzlich kann für 10 Prozent der Antragssumme eine Beratung in steuerrechtlichen, technischen oder juristischen Fragen durch ein externes Expertennetzwerk in Anspruch genommen werden.

Details und Bewerbungsmodalitäten

# 23: Masterclasses an der Reportageschule in Reutlingen .

Mo.-Fr., 19.-23.09.2022, Reutlingen.

Hochkarätig besetzt sind zwei Masterclasses der Reportageschule Reutlingen:

  • “Von der Reportage zum Roman” – mit Dirk Kurbjuweit, Khuê Pham, Dmitrij Kapitelman, Duygu Maus und Martina Klüver.
  • “Von der Reportage zum Sachbuch” – mit Florian Illies, Julia Friedrichs, Ronald Reng, Wolfgang Bauer, Martin Breitfeld und Kathrin Liedtke.

Es gibt jeweils 12 Plätze, die Kosten betragen 699,- Euro.

Details und Anmeldung

# 24: Seminare mit Recherchebezug . 

ARD.ZDF medienakademie: Online-Recherche in sozialen Netzwerken
Mo./Di., 04./05.07.2022, Hannover
Trainer: Claus Hesseling
Preis: 690.- Euro

ARD.ZDF medienakademie: Sicher und geschützt recherchieren
Di., 19.07.2022, Hannover
Trainer: Daniel Moßbrucker
Preis: 390.- Euro

ARD.ZDF medienakademie: Datenjournalismus – aus Statistiken werden Stories
Mo.-Mi., 15.-17.08.2022, Online
Trainer: Claus Hesseling
Preis: 800.- Euro

[Ende der Seminare, Stipendien, Preise].

## Abschnitt Fünf:   Pressespiegel .

# 25: Empfehlung [d. Red.] .

Gastbeitrag : Slavoj Zizek: Warum ich bei Russia Today veröffentlicht habe
Ja, ich habe bei Russia Today veröffentlicht, sagt der Philosoph Slavoj Zizek. Einige Gründe: die amerikanische Doppelmoral und Julian Assange.
Slavoj Zizek. – Berliner Zeitung, 8.5.2022

Kommentar: Die Pressefreiheit stirbt mit Julian Assange?
Zum Tag der Pressefreiheit zeigen wir wieder mit spitzem Finger auf die Autokraten. Dabei sitzen die Schurken auch mitten unter uns, meint Volker Briegleb.
Heise Newsticker, 03.05.2022

# 26: Journalismus . 

Das Rückgrat der freien Gesellschaft
Interview mit dem Dokumentarfilmer Daniel Sager, für dessen Film “Hinter den Schlagzeilen” sich das Investigativressort der Süddeutschen Zeitung bei sensiblen Recherchen begleiten ließ
Teseo La Marca. – Telepolis, 22.04.2022

Feindbild Journalist?
Zu einigen aktuellen Aspekten von Medienfreiheit und Protestberichterstattung
Sebastian Köhler. – Telepolis, 23.04.2022

# 27: Informationsfreiheit .

Informationsfreiheitsgesetz – Wie steht es um die staatliche Transparenz?
Was macht der Staat mit meinen Steuern? Welche fragwürdigen Verbindungen haben Politiker? Das Informationsfreiheitsgesetz ist auch ein wichtiger Beitrag zur Pressefreiheit. Doch obwohl die Behörden zur Auskunft verpflichtet sind, stoßen Fragende oft gegen Mauern, sagt Experte Manfred Redelfs.
Interview von Sören Brinkmann. – Deutschlandfunk, 03.05.2022
(Audio, 5:53 Min.)

[Ende des Pressespiegel]

## Impressum .

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