„Verschlossene Auster“ 2008 an das IOC

veröffentlicht von Netzwerk Recherche | 14. Juni 2008 | Lesezeit ca. 32 Min.

Negativ-Preis geht in diesem Jahr an das Internationale Olympische Komitee – und stellvertretend an seinen Vizepräsidenten Thomas Bach

Hamburg/Wiesbaden. Die Verschlossene Auster, der Kritik-Preis des Netzwerks Recherche für den „Informationsblockierer des Jahres“, geht 2008 an das Internationale Olympische Komitee (IOC) und stellvertretend an Thomas Bach, den langjährigen Vizepräsidenten des IOC. Das IOC duldet seit vielen Jahren Korruption und Interessenskonflikte bei der Vergabe der Spiele. Es versucht sich zu reformieren, aber tut zu wenig, um Hinweisen und Indizien für solche Vorfälle nachzugehen und sie aufzuklären. Genehme Journalisten werden von einzelnen Verantwortlichen bevorzugt bedient.

„Das IOC betreibt mit seiner Informationspolitik das Gegenteil von ‚fair play’,“ sagte Dr. Thomas Leif, der Vorsitzende von Netzwerk Recherche, anlässlich der Verleihung der Verschlossenen Auster während der Jahreskonferenz der Journalistenvereinigung in Hamburg. „Mit der routinierten Verbreitung von Teilwahrheiten, der systematischen Ausblendung heikler Themen und der gezielten Abschottung von kritischen Sportjournalisten stehen das IOC und seine Top-Funktionäre dieses Jahr auf der Siegertreppe der Informationsblockierer.“

Die Laudatio auf den Preisträger hielt der britische Sportjournalist Andrew Jennings, der seit vielen Jahren über die fragwürdigen Praktiken des IOC berichtet. „Heute ehren wir Herrn Bach und seine Freunde vom IOC, die so hart daran arbeiten, um zusammen mit den Medien-Zensoren in Peking dem chinesischen Volk und den Athleten aus aller Welt das Recht auf freie Meinungsäußerung zu versagen“, sagte Jennings in seiner Laudatio. Das IOC bestreitet die Vorwürfe in einer Stellungnahme zur Verleihung der Verschlossenen Auster.

Der Kritik-Preis wurde in diesem Jahr zum siebten Mal verliehen. Er steht als mahnendes Symbol für mangelnde Offenheit und Behinderung der Pressefreiheit von Personen oder Organisationen gegenüber den Medien. Die Preisträger erhalten zur Erinnerung und als Mahnung zur Besserung eine Skulptur des Marburger Künstlers Ulrich Behner.

Immer wieder werden Korruptionsvorwürfe an die Adresse des IOC gerichtet. Dabei kommt der Begriff „Korruption“ in der Olympischen Charta, dem Grundgesetz der Weltorganisation des Sports und den im IOC beteiligten 35 Weltverbänden, nicht vor. Doch es gibt zahlreiche Hinweise, dass die Wirklichkeit anders aussieht. Nach Bestechungsskandalen reagierte das IOC mit einer Untersuchung und schloss Mitglieder aus. Doch langjährige Beobachter des IOC beklagen weiterhin Gelegenheitskorruption, Ämterverquickung und systematische Einflussnahme über Politiker. Ob bei der Bewerbung und Vergabe der Spiele für Salt Lake City 2002, für Peking 2008, für London und für Sotschi 2012 – statt fragwürdige Begünstigungen und Versprechungen zu unterbinden, akzeptiert das IOC weiterhin Praktiken, die den eigenen Grundsätzen zuwider laufen. Sport ist längst zur Ware geworden, auch weil das Thema Doping von offizieller Seite noch immer unterschätzt und kleingeredet wird.

Kritiker, die diese Mängel aufdecken, waren lange Zeit völlig unerwünscht und wurden behindert und bekämpft und sind bis heute bestenfalls geduldet. Grundlegende Arbeit leistete Andrew Jennings, der als renommiertester Kritiker des IOC gilt, mit seinem 1992 veröffentlichten Buch „Geld, Macht und Doping“ sowie in zahlreichen Artikeln und TVBeiträgen. Er legte mafiöse Strukturen offen, beispielsweise dass der Unternehmer Horst Dassler Stimmen zur Wahl von Juan Antonio Samaranch zum IOC-Präsidenten kaufte. Im Gegenzug gewährte das IOC Dasslers Unternehmen Vermarktungsrechte. Das IOC verklagte Jennings wegen Verleumdung und versagte ihm mehrere Jahre lang Akkreditierungen. Jennings Belege für seine Behauptungen wurden nicht berücksichtigt. Das Vorgehen gegen Jennings ist das Extrembeispiel einer von Interessen geleiteten Öffentlichkeitsarbeit, die verschleiern statt offen legen will.

Bis vor einigen Jahren wurden die Süddeutsche Zeitung und die Berliner Zeitung ausgegrenzt. Diese Praxis ist heute unter Präsident Jacques Rogge beendet; bei Interessenskonflikten beantworten das IOC und namentlich Thomas Bach nun alle Fragen, allerdings ohne die Vorwürfe vollständig aufzuklären. Ein Beispiel: Wie Bach seinen Beruf als Anwalt und Industrieberater von seiner Funktion als Sportfunktionär trennt, ist nur teilweise geklärt.

Das Problem korrupter Machenschaften bei der Vergabe ist bis heute aktuell geblieben. Statt sich in China für Menschenrechte einzusetzen, lässt sich das IOC für chinesische Propaganda einspannen. Zu der Menschenrechtsproblematik in China und den Vorfällen in Tibet hat das IOC lange keine Worte gefunden. Sportler, die angesichts willkürlicher Verhaftungen und Erschießungen in China nicht nur willfährige Staffage sein wollen, werden alleingelassen. „Mündige Sportler“ sollen sie sein, sagt Bach, aber ob Sportler in den Olympischen Sportstätten gegenüber Journalisten ihre Meinung sagen dürfen, ist unklar.

In seiner Stellungnahme zur Preisverleihung behauptet das IOC, die Vorwürfe der Korruption seien „eigentlich verjährt“ und verweist auf die Einrichtung eines Ethik-Kodes und einer Ethik-Kommission sowie auf die „Null-Toleranz-Politik“ in Doping-Fällen. Thomas Bach trenne „einwandfrei“ zwischen Beruf und Ehrenämtern im Sport. Bach habe „diese Fragen umfassend und detailliert beantwortet“. Die Sportler in Peking dürften sich in Interviews frei äußern. „Das IOC fühlt sich auch weiterhin seiner offenen Informationspolitik verpflichtet“, heißt es weiter.

Die Preisträger werden im Vorstand von Netzwerk Recherche gewählt. Preisträger der vergangenen Jahre waren der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily, der Lebensmittelkonzern ALDI, die Hypo-Vereinsbank (stellv. für die DAX-Unternehmen), der damalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der Chef der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, und im Vorjahr der russische Präsident Wladimir Putin. Um die Skulptur zu erhalten, muss sie allerdings abgeholt oder mit einer schriftlichen Gegenrede verdient werden – was bislang nur Otto Schily und Hartmut Mehdorn auf sich nahmen.
Hamburg/Wiesbaden. Die Verschlossene Auster, der Kritik-Preis des Netzwerks Recherche für den „Informationsblockierer des Jahres“, geht 2008 an das Internationale Olympische Komitee (IOC) und stellvertretend an Thomas Bach, den langjährigen Vizepräsidenten des IOC. Das IOC duldet seit vielen Jahren Korruption und Interessenskonflikte bei der Vergabe der Spiele. Es versucht sich zu reformieren, aber tut zu wenig, um Hinweisen und Indizien für solche Vorfälle nachzugehen und sie aufzuklären. Genehme Journalisten werden von einzelnen Verantwortlichen bevorzugt bedient.

„Das IOC betreibt mit seiner Informationspolitik das Gegenteil von ‚fair play’,“ sagte Dr. Thomas Leif, der Vorsitzende von Netzwerk Recherche, anlässlich der Verleihung der Verschlossenen Auster während der Jahreskonferenz der Journalistenvereinigung in Hamburg. „Mit der routinierten Verbreitung von Teilwahrheiten, der systematischen Ausblendung heikler Themen und der gezielten Abschottung von kritischen Sportjournalisten stehen das IOC und seine Top-Funktionäre dieses Jahr auf der Siegertreppe der Informationsblockierer.“

Die Laudatio auf den Preisträger hielt der britische Sportjournalist Andrew Jennings, der seit vielen Jahren über die fragwürdigen Praktiken des IOC berichtet. „Heute ehren wir Herrn Bach und seine Freunde vom IOC, die so hart daran arbeiten, um zusammen mit den Medien-Zensoren in Peking dem chinesischen Volk und den Athleten aus aller Welt das Recht auf freie Meinungsäußerung zu versagen“, sagte Jennings in seiner Laudatio. Das IOC bestreitet die Vorwürfe in einer Stellungnahme zur Verleihung der Verschlossenen Auster.

Der Kritik-Preis wurde in diesem Jahr zum siebten Mal verliehen. Er steht als mahnendes Symbol für mangelnde Offenheit und Behinderung der Pressefreiheit von Personen oder Organisationen gegenüber den Medien. Die Preisträger erhalten zur Erinnerung und als Mahnung zur Besserung eine Skulptur des Marburger Künstlers Ulrich Behner.

Immer wieder werden Korruptionsvorwürfe an die Adresse des IOC gerichtet. Dabei kommt der Begriff „Korruption“ in der Olympischen Charta, dem Grundgesetz der Weltorganisation des Sports und den im IOC beteiligten 35 Weltverbänden, nicht vor. Doch es gibt zahlreiche Hinweise, dass die Wirklichkeit anders aussieht. Nach Bestechungsskandalen reagierte das IOC mit einer Untersuchung und schloss Mitglieder aus. Doch langjährige Beobachter des IOC beklagen weiterhin Gelegenheitskorruption, Ämterverquickung und systematische Einflussnahme über Politiker. Ob bei der Bewerbung und Vergabe der Spiele für Salt Lake City 2002, für Peking 2008, für London und für Sotschi 2012 – statt fragwürdige Begünstigungen und Versprechungen zu unterbinden, akzeptiert das IOC weiterhin Praktiken, die den eigenen Grundsätzen zuwider laufen. Sport ist längst zur Ware geworden, auch weil das Thema Doping von offizieller Seite noch immer unterschätzt und kleingeredet wird.

Kritiker, die diese Mängel aufdecken, waren lange Zeit völlig unerwünscht und wurden behindert und bekämpft und sind bis heute bestenfalls geduldet. Grundlegende Arbeit leistete Andrew Jennings, der als renommiertester Kritiker des IOC gilt, mit seinem 1992 veröffentlichten Buch „Geld, Macht und Doping“ sowie in zahlreichen Artikeln und TVBeiträgen. Er legte mafiöse Strukturen offen, beispielsweise dass der Unternehmer Horst Dassler Stimmen zur Wahl von Juan Antonio Samaranch zum IOC-Präsidenten kaufte. Im Gegenzug gewährte das IOC Dasslers Unternehmen Vermarktungsrechte. Das IOC verklagte Jennings wegen Verleumdung und versagte ihm mehrere Jahre lang Akkreditierungen. Jennings Belege für seine Behauptungen wurden nicht berücksichtigt. Das Vorgehen gegen Jennings ist das Extrembeispiel einer von Interessen geleiteten Öffentlichkeitsarbeit, die verschleiern statt offen legen will.

Bis vor einigen Jahren wurden die Süddeutsche Zeitung und die Berliner Zeitung ausgegrenzt. Diese Praxis ist heute unter Präsident Jacques Rogge beendet; bei Interessenskonflikten beantworten das IOC und namentlich Thomas Bach nun alle Fragen, allerdings ohne die Vorwürfe vollständig aufzuklären. Ein Beispiel: Wie Bach seinen Beruf als Anwalt und Industrieberater von seiner Funktion als Sportfunktionär trennt, ist nur teilweise geklärt.

Das Problem korrupter Machenschaften bei der Vergabe ist bis heute aktuell geblieben. Statt sich in China für Menschenrechte einzusetzen, lässt sich das IOC für chinesische Propaganda einspannen. Zu der Menschenrechtsproblematik in China und den Vorfällen in Tibet hat das IOC lange keine Worte gefunden. Sportler, die angesichts willkürlicher Verhaftungen und Erschießungen in China nicht nur willfährige Staffage sein wollen, werden alleingelassen. „Mündige Sportler“ sollen sie sein, sagt Bach, aber ob Sportler in den Olympischen Sportstätten gegenüber Journalisten ihre Meinung sagen dürfen, ist unklar.

In seiner Stellungnahme zur Preisverleihung behauptet das IOC, die Vorwürfe der Korruption seien „eigentlich verjährt“ und verweist auf die Einrichtung eines Ethik-Kodes und einer Ethik-Kommission sowie auf die „Null-Toleranz-Politik“ in Doping-Fällen. Thomas Bach trenne „einwandfrei“ zwischen Beruf und Ehrenämtern im Sport. Bach habe „diese Fragen umfassend und detailliert beantwortet“. Die Sportler in Peking dürften sich in Interviews frei äußern. „Das IOC fühlt sich auch weiterhin seiner offenen Informationspolitik verpflichtet“, heißt es weiter.

Die Preisträger werden im Vorstand von Netzwerk Recherche gewählt. Preisträger der vergangenen Jahre waren der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily, der Lebensmittelkonzern ALDI, die Hypo-Vereinsbank (stellv. für die DAX-Unternehmen), der damalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der Chef der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, und im Vorjahr der russische Präsident Wladimir Putin. Um die Skulptur zu erhalten, muss sie allerdings abgeholt oder mit einer schriftlichen Gegenrede verdient werden – was bislang nur Otto Schily und Hartmut Mehdorn auf sich nahmen.

Laudatio von Andrew Jennings

(ENGLISH VERSION BELOW)

Austerpreisträger: das Internationale Olympische Komitee (IOC)
Laudator: Andrew Jennings, investigativer Journalist

Guten Tag. Es ist mir eine echte Freude, hier zu sein – und das sogar am hellen Tag. Ich habe so viel Zeit in den letzten 40 Jahren in dunklen Ecken verbracht und dunklen Machenschaften hinterher recherchiert. Es tut gut, von Leuten wie Ihnen umgeben zu sein, die wie ich nach der Wahrheit graben und nicht vor ein bisschen echtem Sonnenschein zurückschrecken.

Wir bringen Jahre bei der Recherche in dunklen Labyrinthen zu, wir befriedigen die Ängste unserer Medienjuristen, wir glauben, dass unsere Arbeit breit bekannt werden sollte weil wir FÜR die Menschen arbeiten und ihnen Wissen und Fakten an die Hand geben wollen, bevor sie bei einer Wahl ihr Kreuz machen. Wir sagen ihnen natürlich nicht, wen sie zu wählen haben – wir stellen ihnen die Kandidaten vor und wofür sie stehen. Alles was wir wollen ist eine gesunde, ehrliche, offene Gesellschaft.

Heute verleihen wir die Verschlossene Auster – an einem Mann und seine Organisation. Beide haben die Auster verdient. Denn ihr Verhalten richtete sich gegen Reporter, die nur die Wahrheit herausfinden wollten.

Als Autor und TV-Journalist ist das eine echte Herausforderung: Wie können wir die Öffentlichkeit für unsere Recherchen interessieren, wie können wir ihre Aufmerksamkeit erreichen für die wichtigen Dinge, die wir aufdecken?

Wir brauchen die Wahrheit, um unsere Freiheit zu bewahren. Sie bringt uns manchmal auch zum Lachen. Denn unsere Preisträger machen sich manchmal richtig zum Affen.

Es war eine beschwerliche Reise nach Hamburg aus meinem Dorf, das in den Hügeln Nordenglands liegt, umgeben von Hirten und Schrotflinten – die jedem Fremden gegenüber misstrauisch sind. Vor allem, wenn sie wie Gangster aussehen und nach dem Weg zu meiner Farm fragen.

Als ich gestern am Flughafen Manchester ankam, wartete am Check-In eine dringende Nachricht auf mich: Ruf in Deutschland an, es ist sehr wichtig! Ich rief also an, und eine altbekannte Stimme flüsterte: „Am Samstag darfst du keine Witze machen. Wir Deutsche sind ernste Menschen – wir lachen nicht bei offiziellen Anlässen wie diesem hier.“

Könne Sie also bitte die Türen da hinten abschließen, damit niemand weglaufen kann. Wenn Sie nicht mögen, was sie gleich hören werden, können Sie ja hinterher immer noch ihr Geld zurück verlangen.

Bevor ich die Preisträger offenbare, wurde ich vom Veranstalter gebeten, eine wichtige Ankündigung zu machen: In diesem Raum, befindet sich ein Verbrecher. Er wurde schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Passen Sie also auf ihre Laptops, Handys und Geldbörsen auf! Gut. Von hier oben kann ich gut sehen, wo sie Ihr Geld versteckt haben.

Der Verbrecher bin nämlich ICH: ich wurde 1994 verurteilt, als unsere Preisträger vor ein Schweizer Gericht zogen und dort Lügen über mich zu Protokoll gegeben haben. Sie werden verstehen, dass es mir sehr große Freude bereitet, ihnen heute diese Auszeichnung zu verleihen.

Unser Preisträger ist ein Deutscher, zuletzt sah ich ihn im Juni 1999, als er einen anderen Mann umarmte. Es war in der Lobby des National Arts Center in Seoul bei einem großen internationalen Empfang.

Der andere Mann war ein Milliardär, der größte Plünderer des brasilianischen Regenwalds, ein korrupter Krimineller und guter Freund eines der schlimmsten Diktatoren der Erde. Ihm wurde vorgeworfen, zweieinhalb Millionen Menschen in Borneo vertrieben und ausgemerzt zu haben, die seinen Planierraupen im Weg standen.

Sie werden längst wissen, dass dieser Verbrecher, der Indonesier Bob Hasan, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees ist. Der heutige Preisträger, und sein Freund der teuflische Bob Hasan, waren damals von einem dritten Mann zusammen gebracht worden, der auch klein von Wuchs ist – und dafür ein um so größeres Ego hat.

Hier ist der dritte Mann, zweiter von links – in einer schmissigen Faschisten-Uniform, wie er 1954 durch Barcelona marschiert.

Auf dem Foto sehen wir einen rechten Haufen, der die Bevölkerung einschüchtert. Achten Sie auf die Fackeln. Falls man heute so mein Foto machen würde, trügen die Herren statt der Uniformen und blauen Hemden allerdings blaue und weiße Sportanzüge und Sonnenbrillen.

Achten Sie auf den rechten Arm! Er wird muskulöser über die nächsten 20 Jahre, während sein Besitzer Besitz ergreift von der heute mit der verschlossenen Auster ausgezeichneten Organisation. Und er wird Mentor sein unseres heutigen Auster-Gewinners, der eigentlich ein Rechtsanwalt aus Würzburg ist.

Der war Teil der Fecht-Equipe, die bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 Gold holte und später von einem weiteren Mann entdeckt wurde, der wusste, wie man Menschen besticht und korrumpiert.
Horst Dassler, dessen Familie Adidas gehört, stellte unseren Champion ein, und er arbeitete seitdem für das, was wir investigativen Reporter das “Team der faulen Tricks“ nennen.

… ja, Sie haben es geahnt: Er ist es! Herr Bach blieb blütenweiß während seine Kollegen um ihn herum Wahlen manipulierten und Bestechungsgelder zahlten, um Sportfunktionäre an die richtigen Stellen in den internationalen Spitzenorganisationen zu bringen – und ihnen Verträge mit Adidas abzuluchsen.

Für Bach war es der Anfang einer wunderbaren Freundschaft mit den Betrügern, die uns den Sport weggenommen haben. Die Adidas-Freunde, die auch für Horst Dasslers andere Firma International Sports & Leisure arbeiteten, die sich nicht zuletzt durch Bestechung die exklusiven TV-Rechte und das Marketing für Fußball-Weltmeisterschaften, Leichtathletik-Turniere und Olympia sicherten.

Der Mann, der die Olympischen Spiele an Dassler und seinen Apostel Thomas Bach war auch süchtig nach der denkwürdigen und verachtenswerten Übung mit dem ausgestreckten rechten Arm.

Hier sehen wir Juan Antonio Samaranch 1974, er ist der vierte von rechts, damals 54. Er war zu dieser Zeit Zivilgouverneur, und in diesem Jahr wurde die letzten Anti-Franco-Aktivisten im Innenhof des Stadtgefängnisses enthauptet.

Sechs Jahre später ließ Dassler Samaranch zum Präsidenten des IOC wählen, und Thomas Bach applaudierte von der Seitenlinie. Heute bekommen das IOC und Klaus Bach die verschlossene Auster.

Als ich 1992 ein Buch veröffentlichte, dass Samaranch als Karriere-Faschisten darstellte, wurde ich in Lausanne vors Gericht gezerrt. Samaranch stritt ab, je politisch aktiv gewesen zu sein und präsentierte dem Gericht ein Bild, auf dem der rechte Arm fehlte – und ich bekam fünf Tage Haft auf Bewährung. Für einen Journalisten ist das wie ein Orden. Und heute gebe ich dem IOC einen zurück.

Das IOC wurde berühmt für Bestechung und Korruption – wie die Rechte-Firma ISL. Im Strafgericht in Zug habe ich im Frühling gemeinsam mit Jens Weinreich gehört, das ISL mehr als 150 Millionen Schweizer Franken an internationale Sportfunktionäre gezahlt hat.

Gott sei Dank wusste Herr Bach nie etwas davon – nicht als er für Dassler arbeitete und auch nicht, als er 1991 in das korrupte IOC aufstieg und Seit an Seit mit korrupten Funktionären wie Joao Havelange und Sepp Blatter marschierte. Und wie gut, dass die bösen Buben bei Siemens nie ihrem Freund Thomas Bach von ihren schmutzigen Spielchen erzählten.

Erinnern wir uns einen Moment an diese feinen Kerle – und die paar Alibi-Frauen im IOC, um zu verstehen, warum sie würdige Preisträger der verschlossenen Auster sind:

Seine erste große Leistung brachte Samaranch bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980: Niemand testete positiv auf Drogen – ich sage aber ausdrücklich nicht, dass es dort kein Doping gegeben hätte.

Denn Samaranch wurde der Freund aller Doper – und unterdrückte positive Testergebnisse bei den nächsten Spielen 1984 in Los Angeles. Warum eigentlich musste das IOC so lange auf diesen Preis warten?

Der Lärm, den Sie draußen hören, stammt von den großen LKWs, die Tonnen von Medaillen zurückbringen, die gedopte Sportlern bei den großen Events gewonnen haben. Doch nicht das IOC hat sie erwischt: Es waren die Behörden, die Polizei und das FBI.

Das IOC unterdrückte die positiven Doping-Ergebnisse wegen ihrer Sponsoren – oder Partner, wie wir sie eigentlich nennen sollen. Sie wollten schließlich saubere Spiele. Also wurden sie sauber gemacht.

Heute sind die Olympischen Spiele dankbare Plattform für die Hersteller von Zuckerwässern, die die Zähne unserer Kinder verfaulen lassen — und für die Hersteller mieser Hamburger, die sie fett machen. Thomas Bach reist derweil erster Klasse und schläft in den besten Hotels. Seine Drogen heißen Macht, Reichtum und politischer Einfluss.

Der stramm-rechte Samaranch erwählte selbst seinen Nachfolger Jacques Rogge – diesen Menschen mit schönen Zähnen, tollem Haar und der völligen Unfähigkeit, Samaranchs fröhliches Geschäft mit den Schlächtern vom Platz des Himmlischen Friedens rückgängig zu machen.

Jetzt hat Rogge Olympia für die Jugend angekündigt. Denn es ist so ja auch viel einfacher für die Doping-Chemie, neue Versuchskaninchen für ihre Präparate zu finden – gedopte Teenager. Danke Herr Bach, danke IOC – nehmen Sie doch gleich noch eine verschlossene Auster.

Aber IOC-Chef Rogge hat unsere Kinder längst verraten. 2006 lobte Rogge seine Partner auf einer Pressekonferenz und erklärte, „McDonald’s hat die Olympische Bewegung seit über 30 Jahren gefördert … und uns verbinden viele gemeinsame Ziele.“

Ich hatte bisher McDonald’s und Idealismus nie unter einen Hut gebracht, nicht einmal unters gleiche Universum. Und dann wurde mir klar: Eigentlich haben das IOC UND McDonald’s den heutigen Preis verdient.

Diese Menschen, die Kindern schaden, werden auch bei Eröffnungen der Olympischen Spiele in Peking sein. Und neben ihnen werden ihre Freunde sitzen, die Kinder umbringen.

Halten Sie Ausschau nach dem Helden der Wall Street, Mister Jeff Immelt. Er sponsert das IOC gleich doppelt. Einmal durch seinen Großkonzern General Electric und dann gleich nochmal durch dessen angeschlossenes TV-Unternehmen NBC.

Sie können es sich locker leisten, die Marke Olympia zu unterstützen, denn die hauseigene GE Bank hat sich an Hypotheken mit überzogenen Zinsen für ärmere Menschen dumm und dämlich verdient..

In der Öffentlichkeit muss Jeff nun ein bizarres Konzept vertreten, dass Samaranch erfunden hat, als es ihn, den Faschisten, nach dem Friedensnobelpreis gelüstete. man nennt es „Olympischer Waffenstillstand“. Natürlich funktioniert das Ganze nicht – es kann auch gar nicht funktionieren – aber das IOC verschwendet Geld für unsinnige „Friedens-Konferenzen“ und drängt die UNO dazu, wirkungslose Resolutionen zu verabschieden. Sie haben wahrscheinlich noch nie davon gehört.

Im Stillen mag Jeff über solchen Unsinn sogar unglücklich sein. Denn General Electric stellt die Motoren für viele der Bomber her, die im Irak ihr tödliches Geschäft verrichten. Ein Waffenstillstand während der Olympischen Spiele wäre also schlecht fürs Geschäft. Stellen Sie sich vor, Sie müssten George sagen, dass er im August für zwei Wochen niemanden bombardieren darf!

Und so ehren wir heute Herrn Bach und seine Freunde vom IOC, die so hart daran arbeiten, um zusammen mit den Medien-Zensoren in Peking dem chinesischen Volk und den Athleten aus aller Welt das Recht auf freie Meinungsäußerung zu versagen.

Als das IOC vor acht Jahren nach den Spielen von Salt Like City tief im Sumpf des Kohle-und-Sex-für-Stimmen-Skandals steckten – Herr Bach wusste wie immer nichts davon – kamen seine Medienberater Hill & Knowlton mit dem verzweifelten Slogan heraus: „Celebrate Humantiy“ – feiere die Menschlichkeit.

Letzte Woche fragte ein Reporter in Athen das IOC-Sprachrohr Giselle Davies, ob es OK wäre, wenn Athleten mit diesem Slogan in Peking antreten würden. Auf diese Frage hatte sie keine Antwort.

Und so geht die Verschlossene Auster 2008 an das IOC und den Mann, der es so typisch verkörpert. An Thomas Bach, von dem manche sagen, er sollte der nächste IOC-Präsident werden. Er wäre jedenfalls VOLL qualifiziert für den Job.

ENGLISH VERSION

Good afternoon. It’s a genuine pleasure to be here – and in daylight! I have spent so much of the last 40 years in dark places researching dark people that it’s good to be surrounded by people like you – like me – who dig to discover truths – and are not frightened by good honest sunshine!

We spend years in the dark labyrinths digging, we satisfy our media lawyers, we believe our revelations should be widely known because we work for the people and we want to help them to be knowledgeable before they vote in elections. We don’t tell them how to vote – we tell them about the people and the policies they are being offered. We only want a healthy, honest, open society.

Today we are making two Closed Oyster awards – one to a man and another to his organisation. Both pass all the tests required to receive this honour. Their behaviour has been offensive to reporters who seek only to tell the truth to the public.

For a writer and TV presenter like me there is a daily challenge: How can we get the public interested in our research, to pay attention to the important information we are disclosing?

They say, the truth will set us free. I hope it can also, sometimes, make us laugh.

Our winners today are also – sometimes – buffoons. But how to tell this?

IT’S BEEN A HARD journey here from my home hidden in the hills of the North of England, surrounded by shepherds with shotguns – suspicious of all strangers, especially if they look like gangsters and are asking directions to find my farm.

When I arrived at Manchester airport yesterday there was an urgent message waiting at the check-in. Call Germany, it’s very important! I did and a familiar voice whispered: “On Saturday, you must not make jokes. We Germans are serious people – we don’t laugh on formal occasions like this.”

Oh dear.
I’d written these words – you must always write presentations in advance because the bad guys may have a lawyer hidden among the friendly faces.

And I had emailed it to Germany for translation. I’d heard nothing back. Nothing bad . . . Nothing good.

Can you people at the back please lock the doors so nobody can leave. If you don’t like what you are going to hear, you can ask for your money back later.

Before we begin to identify this year’s winners I have been asked by the organising committee to make an important public service announcement.

There is a criminal in the room. He was found guilty of a crime and given a jail sentence.

Will everybody please check that their laptops, cell phones, wallets and purses are safe.
Good. From up here I can see where you are hiding your money.
I’m the criminal and I got my criminal record back in 1994 when both of today’s winner’s went to a Swiss court and told lies about me. So you’ll understand why it brings me such pleasure to be making this award today.

The first of our two winners today is a German citizen. The last time I saw this man was in June 1999 and he had his arms around another man in a passionate embrace. It was in the crowded lobby of the National Arts Centre in Seoul, Korea at a prestigious international reception.

The other man was a billionaire, the biggest logger of the world’s rainforests, a criminal, a payer and taker of bribes and best friend of one of the world’s most murderous dictators. He had been accused of the ethnic cleansing of two and half million Dayak people in the Borneo forests who lived in the path of his bulldozers and chainsaws.

You’ll have guessed already that this wicked man, Indonesian Bob Hasan, was a member of the International Olympic Committee. Today’s winner, and his friend the evil Bob Hasan, were brought together by a third man, also small in physique but big in ego and ambition.

Here is that third man, he is second from left, the sharp-faced young man, impeccably clothed in fascist uniform, marching through Barcelona in 1954.

In this picture we see a bunch of thugs parading through the streets, intimidating the citizens. Note the flaming torches. If that photograph was taken today, the smart uniforms and blue shirts would be replaced by blue and white track suits and sunglasses.

Watch that right arm. Its going to get more muscular over the next 20 years as he moves t0 take control of the second winner of our illustrious prize today and becomes mentor to our first winner, a lawyer from Würzburg.

He is a member of a team who won a gold medal in the sport of fencing in Montreal in 1976 and later was talent-spotted by a man who knew how to pay bribes.

Horst Dassler, of the family who owned Adidas, hired our champion to work on what investigative reporters call ‘the dirty tricks team’ but Thomas Bach …….

…… – yes, you guessed it was him – called the good will team for international promotions.

Herr Bach stayed sparkling clean as all around him his colleagues were fixing elections and paying bribes to put sports leaders – who would sign contracts with Adidas – in power at the international sports federations.

For Herr Bach it was the beginning of becoming friends with the crooks who were taking control of our sports. The Adidas fixers also worked for Horst Dassler’s other company, International Sport & Leisure, that traded in marketing and television rights and were paying vast bribes to sports leaders to acquire the exclusive contracts for the football world Cup, athletics world championships . . . and the Olympic Games.

The man who sold the Olympics to Dassler and his apostle Thomas Bach was the man who was addicted to the peculiar and loathsome sport of the Right Arm Exercise.

Here is Juan Antonio Samaranch in 1974, fourth from right, aged 54, giving the fascist salute in Barcelona. It’s 1974. He was then Civil Governor and it was in that year that the last ant-franquista was garroted, slowly, in the courtyard of the city’s jail.

Six years later Dassler fixed the election, Thomas Bach applauded from the sidelines and Samaranch became President of the International Olympic Committee who today, I am pleased to announce, share the Closed Oyster prize with Herr Bach.

Publishing a book in 1992 revealing that Samaranch was a 37-year career fascist got me dragged to the Lausanne court. Samaranch denied ever being political, provided a book to the court from which the pictures of him in Right Arm Clothing had been removed and I got a five-day suspended sentence. For a journalist, it’s badge of honour – and today I give them one back.

The IOC has become famous for bribery and corruption as has the ISL company. In the criminal court in Zug this spring I have been sitting with Jens Weinreich listening to the evidence revealing that ISL paid more than 150 million Swiss Francs in bribes to sports leaders.

Thank God, Herr Bach was never aware of this bribery when he worked for Dassler or since he joined the corrupt IOC in 1991 and rubbed shoulders with corrupt people like Joao Havelange and Sepp Blatter. And thank God those bad boys at the Siemens company didn’t tell their friend Thomas Bach about their dirty games.

Let’s spend a brief moment reminding ourselves about the fine fellows – and their few token women – at the IOC – and why they are such suitable candidates for the Closed Oyster Award in this Olympic year.

The first great achievement of the Right Arm Exerciser at the first Olympics where he had total control – that was in Moscow 1980 – was the absence of any positive drugs test.
I didn’t say – the absence of doping.

Samaranch became the friend of dopers everywhere – why has the IOC had to wait so long for this award? – when he suppressed positive tests at the next Olympics in Los Angeles in 1984.

The noise out there on the street is of big trucks returning tonnes of medals won by dopers at IOC events – the legacy of Samaranch’s refusing to fight a war against doping. And never forget, the IOC didn’t catch them. The public authorities, cops, customs officers and FBI agents caught them.

The suppression of positive dope tests by the IOC was because their sponsors – or Partners as we are told to call them – wanted to fund a clean event. So it was made clean.

Today the Olympic Games are a willing platform for the purveyors of sugary drinks that rot our children’s teeth and of crap burgers that make them obese. Meanwhile, Thomas Bach can travel first class and stay in the world’s most luxurious hotels. His addictive drug is power, wealth and political influence.

The old Right Arm Waver handpicked Jacques Rogge to follow him, the man with beautiful teeth, lovely hair and a complete inability to undo the wickedness of Samaranch’s happy corporate relationship with the butchers of Tiananmen Square.

Now Rogge has announced a Youth Olympics. It is going to be so much easier for the dope chemists to find new guinea pigs to test their drugs on. Teenage dopers. Thanks Herr Bach, thanks IOC. Have a Closed Oyster.

But President Rogge has already betrayed our children.

In 2006 Rogge went to a press conference boosting one of his Partners and announced, ‘McDonald’s has supported the Olympic Movement for more than 30 years now . . . and we share many of the same ideals.’

I’d never thought of McDonalds and idealism in the same breath, never mind the same universe. Then you realise – McDonalds and the IOC are jointly worthy of today’s prize.

At the Opening Ceremony in Beijing will be these people who damage children. Next to them will be sitting their friends who destroy children.

Look out for Wall Street Master of the Universe Mr Jeff Immelt. He sponsors the IOC twice. Firstly through his vast conglomerate General Electric and again through its subsidiary television company NBC.

They can afford to sponsor the Olympic brand because GE Money has made a killing out of sub-prime mortgages.

In public Jeff has to support a bizarre concept, invented by Samaranch when he was the first fascist to crave a Nobel Peace Prize. It’s called the Olympic Truce. It doesn’t happen and it can’t happen but the IOC wastes money on stupid ‘Peace’ conferences and persuading the UN to pass pointless resolutions. You’ve probably never heard of it.

In private, Jeff may be unhappy about this nonsense. GE makes the engines for many of the warplanes doing the killing in Iraq; a truce during the Games would be bad for business.

Imagine telling George Bush that in August he can’t bomb anybody for two weeks.

Today we honour Herr Bach and his IOC friends who are working so hard with the media censors of Beijing to deny Chinese people and athletes from other countries the right to free speech.

When the IOC were in deep in sleaze eight years ago after the Salt Lake City cash-and-sex-for-votes scandal – which of course Herr Bach knew nothing about – their media massagers Hill & Knowlton came up with the desperate, meaningless slogan, ‘Celebrate Humanity.’

Last week in Athens a reporter asked IOC mouthpiece Giselle Davies if it was OK for athletes to wear wristbands with this slogan in Beijing.

She didn’t have an answer.

Closed Oysters to the IOC and the man who so typifies them, Thomas Bach who some people say should be their next President. He is certainly qualified.

Stellungnahme des IOC

Wie würden Sie folgenden Vorgang kommentieren:
Ein Mitglied des IOC erhält eine Benachrichtigung über eine Preisverleihung. Eine Begründung wird nicht übermittelt; allerdings wird ihm großzügig das Recht zur Gegenrede auf eine ihm nicht bekannte Rede eingeräumt. Auf Nachfrage wird dann mitgeteilt, der Preis sei gar nicht dem IOC-Mitglied persönlich zugedacht, sondern es sollte ihn stellvertretend für dieses entgegenehmen. Gleichzeitig wird die umgehende Übermittlung der Begründung zugesagt. Dann trifft eine Begründung ein, die in Klammern gesetzte Leerstellen enthält. Es darf sicherlich gefragt worden: Ist das ein transparentes und faires Verfahren?
Etwas mehr Recherche wäre sicherlich der Objektivität der Begründung zuträglich gewesen. Diese ist teilweise grotesk. Sie ist nicht sehr solide recherchiert, und sie greift auf Ereignisse zurück, die auch für einen solchen Preis eigentlich verjährt sein müssten. In dem bislang übermittelten Text wird angegeben, das IOC dulde seit vielen Jahren
Korruption und Interessenskonflikte bei der Vergabe der Olympischen Spiele. Fakt ist allerdings, dass der offensichtlich gemeinte Korruptionsskandal um die Vergabe der
Olympischen Winterspiele 2002 bereits im Jahre 1999 aufgedeckt und vom IOC umfassend aufgeklärt und sanktioniert worden ist. So wurden z.B. Mitglieder ausgeschlossen, die Vergaberegeln reformiert, Besuche von IOC-Mitgliedern in Kandidatenstädten untersagt, ein Ethik-Code verabschiedet und eine unabhängige Ethik-Kommission eingerichtet. Diese unabhängige Ethik-Kommission ist im Übrigen nach den entsprechenden detaillierten Regeln für die Behandlung von potentiellen oder tatsächlichen Interessenskonflikten zuständig. Alle diese Reformen wie die Änderung des Wahlverfahrens für IOC-Mitglieder, die Aufnahme von frei gewählten Vertretern der Athleten, sind wie viele weitere vom jetzigen Präsidenten des IOC, Jacques Rogge, mit seinem jetzigen Vizepräsidenten, Thomas Bach, in enger Abstimmung betrieben worden. Dies gilt auch für dieNull-Toleranz-Politik des IOC im Kampf gegen Doping.
Bereits eine einfache Recherche hätte genügt, um festzustellen, dass Thomas Bach zwischen seinem Beruf und seinen Ehrenämtern im Sport einwandfrei trennt. So hat dies auch die unabhängige IOC Ethik-Kommission in einem veröffentlichten Statement mit großer Klarheit festgestellt. Thomas Bach hat in vielen Interviews diese Fragen umfassend und detailliert beantwortet.
Im Hinblick auf die bevorstehenden Olympischen Spiele in Peking hat sich der IOC-Präsident bei einem Besuch in China ebenso deutlich zu den Menschenrechten bekannt, wie er dies in seinen Gesprächen mit der chinesischen Führung immer wieder getan hat. Dazu zählt auch die Meinungsfreiheit. Wenn in diesem Zusammenhang in der Begründung behauptet wird, es sei unklar, ob Athleten in den Olympischen Sportstätten gegenüber Journalisten ihre Meinung sagen dürften, so ist dies falsch.
In den entsprechenden Richtlinien des IOC, in Stellungnahmen des IOC, in Interviews des IOC-Präsidenten und von IOC-Mitgliedern, in Erklärungen der IOC-Athletenkommission, um nur einige öffentlich zugängliche Quellen zu nennen, ist genau dieser Punkt eindeutig geregelt: Ja, jeder Sportler darf sich in Interviews auch in den Olympischen Sportstätten frei äußern. Die Richtlinien des IOC sagen wörtlich: “Die Teilnehmer der Olympischen Spiele werden bei den Olympischen Spielen unter Einhaltung der Olympischen Charta eine Vielzahl an Möglichkeiten haben, ihre Meinung frei zu äußern, beispielsweise durch Interviews in olympischen Presse- und Fernsehzentren oder in Mixed Zones, durch Stellungnahmen sowie Diskussionen mit anderen Athleten, Offiziellen und weiteren Personen – um nur einige Möglichkeiten zu nennen.“
Alle diese Sachverhalte ergeben sich aus öffentlich zugänglichen Quellen. Stattdessen gibt es leider Journalisten, zum Glück nur vereinzelt, die eine selektive Wahrnehmung geradezu pflegen. Einer von diesen meinte einmal: Um sich ein Bild von Thomas Bach zu machen oder Sachverhalte im Zusammenhang mit ihm zu beurteilen, müsse er nicht mit ihm reden.
Der Jury steht es durchaus frei, diese Schilderung als Anregung für die Suche nach künftigen Preisträgern zu verstehen. Es wurde dem IOC mitgeteilt, man müsse sich die „Verschlossene Auster“ durch eine Gegenrede „verdienen“. Deshalb bittet das IOC um Verständnis dafür, dass es diese Stellungnahme nicht als eine solche Gegenrede verstanden wissen will. Das IOC fühlt sich auch weiterhin seiner offenen Informationspolitik verpflichtet.
gez. Internationales Olympisches Komitee

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