Die Verschlossene Auster, der traditionelle Preis für den Informationsblockierer des Jahres, geht in diesem Jahr an Facebook. Die Journalistenorganisation Netzwerk Recherche würdigt damit den intransparenten Umgang des Unternehmens mit Hasskommentaren.
Hasskommentare haben in der politischen Debatte des vergangenen Jahres eine wichtige Rolle gespielt. „Dass Menschen Facebook für solche Botschaften missbrauchen, liegt nicht in der Verantwortung des Unternehmens. Wie die Firma dagegen vorgeht allerdings schon“, heißt es in der Begründung von Netzwerk Recherche. „Es war und ist nicht erkennbar, wann, ob und nach welchen Kriterien Löschungen vorgenommen werden.“ Nachforschungen auch von Journalisten dazu liefen weitgehend ins Leere.
Eine Einladung des Netzwerks Recherche zur Jahreskonferenz in Hamburg und zu einer Gegenrede lehnte Facebook ab. Das Unternehmen widerspreche in einigen Punkten und könne „somit die ‚Verschlossene Auster’ nicht annehmen“, schrieb Pressesprecherin Tina Kulow. Seit Herbst 2015 habe die Firma „eine Vielzahl an Maßnahmen im Kampf gegen Hasskommentare und Hetze ergriffen“. Facebook informiere darüber „permanent, offen und transparent“.
Der Laudator auf den diesjährigen Preisträger, der Datenschutzexperte Thilo Weichert hielt dagegen: „Facebook denkt bisher ebenso wenig daran Transparenz herzustellen, wie Fremdenhasser mit Counterspeech zur Menschlichkeit bekehrt werden konnten.“ Denn das Geschäftsmodell von Facebook basiere darauf, „dass unkontrolliert Meinungen verbreitet werden. Dabei werden Daten gesammelt und kommerziell verwertet. Transparenz und Kontrolle wären für dieses Geschäftsmodell Gift.“