Inspiration Day 2024

Der Redaktionsalltag ermöglicht wenig Raum für Innovationen und neue Ideen. Der Inspiration Day 2024 schafft genau diesen Raum und bringt Journalist:innen und innovative Köpfe zusammen, um kreative Lösungen für aktuelle Herausforderungen der Medienbranche zu entwickeln.

Der diesjährige Inspiration Day bietet Raum für Inspiration und Innovation. Veranstaltet vom Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) in Kooperation mit Netzwerk Recherche (NR) und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) können Medienmacher:innen am 10. Oktober 2024 eine Vielzahl neuer Inhalte, Tools und Teams kennenlernen. Der kostenlose Praxistag richtet sich an alle, die mit der Produktion von medialen Inhalten zu tun haben, und bietet acht Workshops an, in denen innovative Ansätze und Technologien präsentiert und weiterentwickelt werden. Mit dabei sind jeweils drei Förderprojekte vom MIZ und NR und zwei geförderte Projekte der mabb, die allesamt neuartige Ansätze, Inhalte, Methoden und technische Lösungen für den Medienbereich entwickeln.

# kostenloses Angebot für Journalist:innen
# acht innovative Workshops und Networking
# Workshoptag am 10. Oktober 2024 im MIZ Babelsberg
# Anmeldung unter www.miz-babelsberg.de/inspiration-day-24

Erfahre mehr über das Programm, die Workshopteams und die Kooperationspartner!

Newsletter Netzwerk Recherche 234 vom 28.06.2024

Liebe Kolleg:innen,

Rechtsextremismus und soziale Ungleichheit, Antisemitismus und Gaza, Ukrainekrieg und russische Desinformation, Klimakrise und Umweltsünden, eine polarisierte Gesellschaft und Hass in den sozialen Medien, Nachrichtenwüsten im Lokalen und Abodruck im Überregionalen, rechtliche Angriffe und körperliche Übergriffe – ich weiß, es ist ein Klischee, aber für uns Journalist:innen ist der Job im Moment kein einfacher.

Ich finde nicht, dass jede Herausforderung eine dornige Chance ist, aber ich hoffe, wir erkennen, dass diese Zustände ein Grund sind, die journalistische Recherche zu stärken.

Wir beim Netzwerk Recherche versuchen, genau das zu tun. Indem wir Menschen zusammenbringen und unterstützen, die sich diesen Problemen widmen, die Widerständen trotzen, die trotz allem wichtige Texte, Videos und Audios veröffentlichen.

Viele dieser Menschen treffen sich am 19. und 20. Juli beim NDR in Hamburg, bei unserer Jahreskonferenz. Ich freue mich sehr darauf, viele von euch zu sehen, mit euch über die Herausforderungen der Recherche zu sprechen und motiviert wieder aus Hamburg zurückzukehren.

Für alle, die nicht dabei sein können, streamen wir viele Panels mit unserem Partner TIDE wieder live – und veröffentlichen sie im Anschluss auch auf YouTube. Unten habe ich diesmal drei Panels ausgewählt, die ich mir an eurer Stelle nicht entgehen lassen würde.

Bis hoffentlich in Hamburg bei der #NR24!

Euer
Daniel Drepper

 

 

 

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Freude über Freilassung von Julian Assange – Fragezeichen bleiben

„Mit großer Erleichterung haben wir die Nachricht über die Freilassung von Julian Assange aus dem englischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh aufgenommen“, sagt der erste Vorsitzende von Netzwerk Recherche, Daniel Drepper. „Dies war längst überfällig. Die fünf Jahre dauernde Haft unter teilweise widrigsten Bedingungen wirft ein schlechtes Licht auf alle demokratischen Staaten, die ihren Teil dazu beigetragen haben.

Unsere Freude über die Freilassung des WikiLeaks-Gründers ist aber nicht ungetrübt. Denn der heutige Sieg für die Pressefreiheit war hart erkauft. Nicht nur wegen der langen Haft- und Leidenszeit für Assange. Auch die Umstände seiner Entlassung aus dem Gefängnis sind alles andere als ein Freispruch. Durch den offenbar mit der US-Justiz ausgehandelten Deal musste er sich in einem Anklagepunkt schuldig bekennen. Die Folgen für zukünftige journalistische Enthüllungen sind noch nicht absehbar.

Wir wünschen Julian Assange in seiner – hoffentlich – neugewonnenen Freiheit alles Gute.“

Netzwerk Recherche hatte sich, wie andere Organisationen auch (allen voran Reporter ohne Grenzen), in den vergangenen Jahren immer wieder für die Freilassung von Assange stark gemacht.

GIJN Webinar: Einführung in die OSINT-Recherche am Beispiel Geolocation

OSINT-Recherche gilt inzwischen als essentiell für den Investigativjournalismus. Aber was bedeutet es eigentlich, mit "Open Source Intelligence" zu recherchieren? Und was brauchen Journalist*innen dafür? In diesem Webinar des Global Investigative Journalism Network gibt Johanna Wild vom international renommierten Recherchekollektiv Bellingcat eine Einführung in die Online-Recherche. Am Beispiel von Geolocation-Bestimmung lernen die Teilnehmenden die Grundlagen der OSINT-Recherche. Außerdem teilt Johanna Wild ihre besten Tooltips.

Johanna Wild ist Open-Source-Journalistin. Sie hat Bellingcat’s Investigative Tech Team gegründet, das auf datenintensive Recherchen spezialisiert ist und Tools für die Online-Recherche entwickelt. Bis Ende Mai 2024 war sie Nieman-Berkman Klein Fellow in Journalism Innovation an der Harvard-Universität.

▶ Wann? 18. Juni 2024, 13:00-14:30
▶ Wo? Via Zoom
▶ Wie bewerben? https://nrch.de/gijnosint

Newsletter Netzwerk Recherche 233 vom 24.05.2024

Liebe Kolleg:innen,

mit jeder Zeile, die wir Journalistinnen und Journalisten über einen Angriff im Wahlkampf schreiben, stellt sich die Frage, ob wir dadurch zu Nachahmungen inspirieren. Mit jedem Stück, das wir über die militante Rechtsextremisten-Szene schreiben, stellt sich die Frage, ob wir Möchtegern-Nazis damit nicht auch noch den Gefallen tun, sie groß und prominent zu machen.
Das ging mir durch den Kopf, als ich Anfang Mai in der Redaktion saß und vom Angriff auf die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckhardt erfuhr. Es war so absehbar, dass es Nachahmer geben würde. Vier davon waren dann daran beteiligt, in Dresden den SPD-Europapolitiker Matthias Ecke ins Krankenhaus zu prügeln.

Die Medien haben weder Schuld an den Nachahmern, noch können sie sie verhindern. Das Berichten zu unterlassen, widerspräche nicht nur den journalistischen Grundsätzen, sondern liefe auch auf eine Verharmlosung raus. Die Gefahr, die von Rechtsextremen in Parlamenten und im gesellschaftlichen Umfeld ausgeht, ist zu groß. Und trotzdem hat praktisch jede Redaktion diese Diskussion schon einmal geführt.

Der Spiegel-Titel vom 11. Mai macht aus Olaf Scholz (narrativ) eine Zielscheibe. Ist das nicht ein Motiv, das jeder Rechtsextreme sich als Bildschirmschoner einrichten möchte? Und die Woche drauf zeichnet sich dann auf der Spiegel-Titelseite das überdeckte Hakenkreuz in der deutschen Fahne ab. Wie viel Ehre will man Neonazis erweisen? Kein Spiegel-Bashing an dieser Stelle! Die Kolleginnen und Kollegen machen tolle Arbeit und setzen damit ja dankenswert klare Zeichen gegen Rechtsextremismus. Die Motive illustrieren nur den Grenzgang, den wir alle bewältigen müssen. Und ich gestehe, dass mich dabei ein mulmiges Gefühl beschleicht.

Eure

Barbara Junge

 

 

 

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Online-Petition für gemeinnützigen Journalismus

„Rechtsunsicherheit im gemeinnützigen Journalismus“ – das klingt abstrakt, wenig greifbar, nicht wirklich dramatisch. Trotzdem haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Rechtsunsicherheit argumentiert, wenn wir uns in Fachgesprächen mit Politiker:innen für einen starken gemeinnützigen Journalismus engagiert haben. Manchmal kamen dann skeptische Fragen: Wo sind sie denn, die Beispiele für die Rechtsunsicherheit? Wie konkret ist denn diese Gefahr?

Bitte schön: Die Initiative Volksverpetzer, die sich gegen Desinformation einsetzt und Faktenchecks veröffentlicht, hat soeben die Gemeinnützigkeit verloren. Mit einem Brief vom Finanzamt Augsburg kam die schlechte Nachricht – und jetzt ist unklar, wie es mit dem Projekt weitergehen kann. Denn es lebt von Einzelspenden der Crowd. Spenden an das Projekt sind jedoch ab sofort nicht mehr steuerlich absetzbar, es drohen außerdem hohe Nachzahlungen, erklärt Volksverpetzer.

Das Forum Gemeinnütziger Journalismus, das Netzwerk Recherche mitgegründet hat und im Beirat unterstützt, hat diesen Fall zum Anlass genommen, eine Online-Petition auf der Kampagnen-Plattform innn.it zu starten. Das Ziel der Aktion: Der gemeinnützige Journalismus braucht endlich Rechtssicherheit – so wie es die Bundesregierung im Koalitionsvertrag eigentlich auch versprochen hat. Die Zeit wird langsam knapp. Und unsere Sorge wächst, dass eines Tages auch andere gemeinnützige Redaktionen die Gemeinnützigkeit verlieren könnten. Das wäre nicht nur ein Schaden für die Medienvielfalt und den Journalismus, sondern auch für die Demokratie.

Bedrohliche Einschnitte: Netzwerk Recherche warnt vor Sparmaßnahmen beim MDR

Netzwerk Recherche zeigt sich zutiefst besorgt über die angekündigten Sparpläne beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), insbesondere im Bereich des investigativen Journalismus. Bis 2028 sollen 160 Millionen Euro eingespart werden. In einer Zeit, in der das Vertrauen in die Demokratie in Teilen des Sendegebiets schwindet, ist eine starke investigative Berichterstattung von entscheidender Bedeutung.

Die geplanten Einschnitte, die etwa eine Reduzierung der Ausstrahlungen des politischen Magazins Exakt von 44 auf 21 Sendungen pro Jahr und den Wegfall weiterer Reportagen vorsehen, stellen eine bedrohliche Entwicklung für die Informationsqualität dar. Besonders kritisch ist, dass Kürzungen ausgerechnet in einem Wahljahr mit bedeutenden Landtagswahlen erfolgen.

Wie dringend in Ostdeutschland der öffentlich-rechtliche Recherche-Journalismus gebraucht wird, zeigt auch das laufende Forschungsprojekt Wüstenradar. Dabei untersuchen Forscher:innen der Hamburg Media School in Kooperation mit Netzwerk Recherche und Transparency Deutschland, wie sich die Situation der Tageszeitungen in Deutschland verändert hat und welche Folgen eine Schwächung der Lokalpresse für das demokratische Gemeinwesen hat. Die Ergebnisse werden ab Sommer 2024 veröffentlicht, aber klar ist schon jetzt: In vielen Regionen fehlt es an Medienvielfalt und kritischer Berichterstattung.

Netzwerk Recherche appelliert an die Verantwortlichen beim MDR, ihre Entscheidungen zu überdenken und Möglichkeiten zu finden, den investigativen Journalismus nicht einzuschränken, sondern weiter zu fördern. Es ist essentiell, dass öffentlich-rechtliche Sender wie der MDR auch in schwierigen Zeiten ihrer Verpflichtung nachkommen, die Öffentlichkeit umfassend und tiefgründig zu informieren.

Newsletter Netzwerk Recherche 232 vom 26.04.2024

Liebe Kolleg:innen,

vom Journalismus-Festival in Perugia mit der Bahn nach Hause zu fahren, hat gleich mehrere Vorteile: Neben dem ersparten Flug hat man Zeit, sich dem Aprilwetter langsam anzunähern und all die Gespräche, Panels und Workshops noch einmal Revue passieren zu lassen. Mit rund 220 offiziellen Sessions und mehr als 600 Referent:innen gehört das Festival zu den größten Medienkonferenzen in Europa. Und mit jedem Jahr kommen mehr Besucher:innen hinzu; entsprechend lang sind die Schlangen vor vielen Veranstaltungen. Wie viele insgesamt dabei waren? Da sich Teilnehmende nicht anmelden müssen, weiß das niemand so genau.

Die Konferenz lohnt sich schon wegen ihrer inhaltlichen Breite: In diesem Jahr befassten sich jeweils einige Sessions mit Wahlen und Künstlicher Intelligenz, Investigation und Businessmodellen, Kriegsberichterstattung und Desinformation. Besonders spannend wurde es an den Berührungspunkten dieser Schwerpunkte – unten drei Empfehlungen mit aktuellem Bezug zum investigativen Journalismus. Mich haben auf den Panels vor allem die Kolleg:innen beeindruckt, die an ihren Recherchen festhalten, obwohl sie damit große Risiken eingehen – etwa in Ungarn, Iran oder Hong Kong. Und bei aller Kritik an derartigen Zuständen ist das Festival erfreulich konstruktiv, wenn es um den Journalismus von übermorgen geht.

Was nach den intensiven Tagen in Perugia bleibt, sind die Videoaufzeichnungen der Panels. Bis auf wenige Ausnahmen ist alles online und auch die Referent:innen sind nicht aus der Welt, nur eben nicht mehr an einem Ort, der auch spontane persönliche Gespräche ermöglicht. Diese Begegnungen sind es am Ende auch, die das Festival auszeichnen – ebenso wie die Jahreskonferenz in Hamburg oder die SciCAR in Dortmund. Wir freuen uns schon sehr darauf, Euch dort zu treffen!

 

Eure
Christina Elmer

 

 

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Schutz von Journalist:innen: Netzwerk Recherche tritt der ACOS Alliance bei

Netzwerk Recherche e. V. ist jetzt offiziell Mitglied der ACOS Alliance (ACOS steht für „A Culture Of Safety“). Das internationale Bündnis aus Redaktionen und Medienorganisationen setzt sich für den Schutz und die Sicherheit von Journalist:innen ein – mit besonderem Fokus auf Freie. Die brutalen Morde an den beiden Freelancern James Foley und Steven Sotloff in Syrien waren der Ausgangspunkt für Überlegungen, wie man Freie, die oft ohne Sicherheitsnetz arbeiten, besser schützen kann. Daraus entstanden die Freelance Journalist Safety Principles, denen sich auch Netzwerk Recherche mit dem Beitritt zu dem Bündnis verpflichtet hat. Weiterlesen

Neuer Greenhouse Report erschienen: Wie unabhängig kann der Games-Journalismus berichten?

Im Greenhouse Report Nr. 2 geht Maximilian Fischer der Frage nach, wie unabhängig der Gaming-Journalismus berichten kann. (Grafik: Ute Lederer)

Im Greenhouse Report Nr. 2 geht Maximilian Fischer der Frage nach, wie unabhängig der Gaming-Journalismus berichten kann. (Grafik: Ute Lederer)

Der zweite Greenhouse Report von Netzwerk Recherche ist erschienen und beschäftigt sich mit der Unabhängigkeit der Berichterstattung von Videospiel-Magazinen. Autor Maximilian Fischer untersucht darin, wie die Gaming-Industrie versucht, Recherchen zu beeinflussen und die Berichterstattung zu steuern. Er zeigt auf, wie die großen, anzeigenfinanzierten Videospielmagazine auf die (versuchte) Einflussnahme reagieren, und wirft einen Blick auf die Rolle kleiner, publikumsfinanzierter Indie-Medien.

„Computerspiele sind mehr als Unterhaltung. Sie prägen den Blick auf die Welt, können beim Lernen helfen, sorgen für gigantische Umsätze. Deshalb hat die Branche die kritische Begleitung durch den Journalismus verdient“, sagt NR-Geschäftsführer Dr. Thomas Schnedler über die neueste Veröffentlichung aus dem Grow Greenhouse, dem Zentrum für gemeinnützigen Journalismus und Medienvielfalt von Netzwerk Recherche. „Die herausgearbeiteten Probleme sind auch für andere Bereiche des Journalismus relevant. So etwa die Transparenz beim Thema Pressereisen oder auch die Trennung von redaktionellen Inhalten und Werbung.“ Weiterlesen

Petition für ein Bundes-Transparenzgesetz

In einem breiten Bündnis setzen wir uns für ein Bundestransparenzgesetz ein. Mach mit und unterschreib jetzt unsere Petition!



Newsletter Netzwerk Recherche 231 vom 22.03.2024

Liebe Kolleg:innen,

in den vergangenen Monaten haben journalistische Recherchen zutage gefördert, was sonst eher das Metier von Sicherheitsbehörden ist: Spiegel, ZDF, Standard und The Insider spürten den flüchtigen Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek in Russland auf – inklusive priesterlicher Tarnidentität und vielfältigen Verbindungen zu russischen Geheimdiensten. Das Podcast-Team von „Legion. Most Wanted“ fand gemeinsam mit einem „Bellingcat“-Kollegen die seit Jahrzehnten gesuchte ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette im Internet, auch wenn sie den letzten Schritt der Identifizierung nicht gingen.

Sollten Journalist:innen, wenn sie den Behörden ein paar hundert Meter voraus sind, ihre Informationen mit der Polizei und anderen staatlichen Sicherheitsbehörden teilen? Und wäre es nicht gut, in extremen Fällen sogar Strafanzeige zu stellen? Die Antwort sollte klar sein: Journalismus ist kein verlängerter Arm der Strafverfolgung. Quellen würden andernfalls gefährdet und abgeschreckt, das Begehren der Exekutive würde weiter wachsen und in der Gesellschaft würde sich auch die Wahrnehmung der Medien verändern: Fotograf:innen und Kamerateams würden etwa bei Demos in den Verdacht der Hilfspolizei geraten und noch stärker zum Zielobjekt werden. Und es ist schlicht nicht unsere Aufgabe.

Wir Medienschaffende sollten uns daher auch immer auf unser Zeugnisverweigerungsrecht berufen, wenn es um berufsbezogene Wahrnehmungen geht. Andernfalls entscheiden wir über Gut und Böse: Sobald Journalist:innen gegen Terrorverdächtige aussagen, müsste konsequenterweise Glenn Greenwald auch gegen Edward Snowden aussagen. Das kann nicht die Idee von Recherchejournalismus sein.

 

Euer
Christian Deker

 

 

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NEU: Der GIJN Investigativ-Check

Die neue Videoreihe von und für Journalist*innen

 

Neben dem 28. September gilt in den USA auch der 16. März als Tag der Informationsfreiheit. Das möchten wir zum Anlass nehmen, die neue Videoreihe des Global Investigative Journalism Network (GIJN) in Kooperation mit Netzwerk Recherche zu starten.

Der GIJN Investigativ-Check behandelt diverse Recherchetipps für Investigativjournalist*innen.

Für das erste Video zum Thema „Informationsfreiheit als Recherche-Tool” sprach GIJN Deutsch-Editor Sarah Ulrich mit Vera Deleja-Hotko von Frag den Staat.

 

Wir als Netzwerk Recherche setzen uns für Informationsfreiheit und Auskunftsrechte ein, z.B. für die Auskunftsansprüche von Journalist:innen gegenüber Ministerien, Behörden und öffentlichen Unternehmen.

Netzwerk Klimajournalismus Deutschland und Netzwerk Recherche zeichnen herausragenden Journalismus zur Klimakrise aus

In aller Kürze:

  • Bewerbung vom 15. März bis 31. Mai 2024 möglich
  • Dotiert mit insgesamt 6.000 Euro

In Deutschland gibt es zahlreiche Journalismuspreise, aber bislang keinen für Klimajournalismus. Diese Lücke haben das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland und das Netzwerk Recherche nun geschlossen. Ab dem 15. März können sich Journalistinnen und Journalisten erstmals für den „Deutschen Preis für Klimajournalismus“ bewerben.

Medien und Journalist*innen kommt eine große Verantwortung zu, wenn es darum geht, über die Klimakrise als existenzielle Bedrohung für die Menschheit zu informieren. Sie vermitteln wissenschaftliche Erkenntnisse, klären über Ursachen, Folgen und Lösungen der Klimakrise auf, ordnen Diskurse ein und enttarnen Desinformation. Nie war aufklärerischer Klimajournalismus wichtiger.

Der Deutsche Preis für Klimajournalismus soll positive Beispiele hervorheben und so guten und investigativen Klimajournalismus in Deutschland fördern. Der Preis wird gemeinsam vom Netzwerk Klimajournalismus Deutschland e.V. und dem Netzwerk Recherche e.V. in folgenden Kategorien vergeben:

  • Hauptpreis
  • Investigativ
  • Lokal

Jede Kategorie ist mit 2.000 Euro dotiert. Der Preis ist unabhängig und wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Darüber hinaus wird jährlich ein undotierter Ehrenpreis für außergewöhnliches, langjähriges Engagement im Bereich Klimajournalismus vergeben.

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Newsletter Netzwerk Recherche 230 vom 23.02.2024

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in Site- und Blattkritiken in unserer Redaktion kommt immer wieder mal das Thema auf, dass Leserinnen und Leser sich von zu vielen schlechten Nachrichten überwältigt fühlen. Dass sie generell weniger Medien konsumieren, um auf diese Weise schlechten Neuigkeiten aus dem Weg zu gehen. Das Reuters Institute hat im vergangenen Jahr herausgefunden, dass diese Nachrichtenmüdigkeit, meistens News Fatigue oder gar News Avoidance genannt, zugenommen hat.
Und wer würde sich nicht überwältigt fühlen, von Umfragezahlen einer immer weiter ins Rechtsextreme rückenden AfD, von der Zustimmung für Donald Trump in den USA, den Kriegen in der Ukraine und Gaza, der Realität der Klimakrise? Und jetzt vom Tode Alexander Nawalnys, der selbst aus dem Straflager heraus für die Hoffnung auf ein besseres Russland stand.

Viele Redaktionen bemühen sich, in ihrer Berichterstattung nicht nur Kritik zu üben, sondern auch mögliche Lösungen zu präsentieren. Zu zeigen, wie Probleme unter schwierigen Bedingungen bewältigt werden können.

Das ist richtig. Aber die letzten Wochen haben uns auch gezeigt, wie wirkmächtig investigativer Journalismus sein kann. Die Enthüllung von Correctiv zu den Abschiebefantasien von AfD-Sympathisanten und anderen Rechtsextremen, die auf einem Treffen in Potsdam diskutiert wurde, zeigt, was Recherchen im besten Fall auslösen können. Ich finde, diese Erkenntnis kann uns allen Mut machen, und die Kraft geben, an schwierigen Recherchen dranzubleiben, auch wenn es vielfältige Widerstände gibt.

Denn unsere Recherchen können etwas verändern, und sie tun es gar nicht so selten, selbst wenn das Echo nicht so gewaltig ist wie im Fall von Correctiv.

Eure
Cordula Meyer

 

 

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Die Helpline bleibt – NR-Hilfsangebot für mental belastete Journalist*innen für Förderung ausgewählt

Die Helpline von Netzwerk Recherche e.V. (NR) wurde für ein zweijähriges Förderprogramm der Bundesregierung ausgewählt. Eine unabhängige Jury sprach sich im Rahmen der zweiten Förderrunde des Programms zum Schutz und zur strukturellen Stärkung journalistischer Arbeit in Deutschland aus dem Hause der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatsministerin Claudia Roth, für die kostenlose Telefonberatung für Journalist*innen mit psychischen Problemen aus.

„Wir sind extrem glücklich, dass wir die Jury von der Wichtigkeit der Helpline überzeugen konnten. Denn psychische Belastungen sind ein echtes Problem in der Branche, dem bisher viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde“, sagte Daniel Drepper, erster Vorsitzender von Netzwerk Recherche e.V., anlässlich der Bekanntgabe der Förderung. „Dass wir nach unserem Projekt zur Stärkung der Auskunftsrechte von Journalist*innen erneut ausgewählt wurden, macht uns stolz. Wir verstehen es auch als Anerkennung für die großartige Arbeit, die unser Verein seit Jahren leistet.“ Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 229 vom 26.01.2024

Liebe Kolleg:innen,

es ist die wichtigste Veröffentlichung seit Jahren, als Correctiv vor zweieinhalb Wochen über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen und ihren menschenfeindlichen Überlegungen berichtete. Die Enthüllung zeigt, wie tief Extremismus in Teilen der politischen Landschaft verwurzelt ist – und das nicht nur innerhalb der AfD, sondern auch in Teilen der CDU.

Die Reaktionen auf diese Enthüllungen sind beispiellos. Hunderttausende sind seitdem auf die Straßen gegangen, auch die Umfragewerte der AfD sinken.

Als Journalist:innen ist es unsere Pflicht, solche Entwicklungen weiterhin genau zu beobachten und darüber zu berichten. Wir tragen Verantwortung, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Öffentlichkeit zu informieren. Die Arbeit von Correctiv steht exemplarisch für den Wert und die Notwendigkeit von investigativem Journalismus. Umso mehr freut es uns, dass am 6. Februar Justus von Daniels, Anette Dowideit und Jonathan Sachse von Correctiv in einem NR-insights über ihre Recherche berichten werden.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft informiert, engagiert und vor allem frei von Extremismus bleibt.

Eure

Annelie Naumann

 

 

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Strafrechtsreform zur Abschaffung von § 353d Nr. 3 StGB

Gemeinsame Stellungnahme der Organisationen:

Der Koalitionsvertrag der Regierungsparteien enthält den Auftrag, das Strafgesetzbuch systematisch auf Handhabbarkeit, Berechtigung und Wertungswidersprüche zu überprüfen. Dabei soll ein Fokus auf historisch überholten Straftatbeständen, der Modernisierung des Strafrechts und der schnellen Entlastung der Justiz liegen.1 Das Bundesministerium der Justiz hat kürzlich Eckpunkte für die anstehende Reform vorgelegt. 2 Jedenfalls an einer Stelle enthält der Vorschlag aus Sicht der Unterzeichnenden eine erhebliche Lücke: Der Gesetzgeber sollte die Reform zur Abschaffung von § 353d Nr. 3 StGB nutzen, jedenfalls aber den Straftatbestand an die zwingenden Vorgaben des Grundgesetzes und der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) anpassen und eine Ausnahme für Medienschaffende vorsehen. Die Norm richtet sich nach ihrer Entstehungsgeschichte in erster Linie gegen die Presse, wird schon seit langem kritisiert und aktuell im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Gerichtsbeschlüssen zur Letzten Generation diskutiert.3 Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche 228 vom 22.12.2023

Liebe Kolleg:innen,

ich hoffe für euch, dass ihr noch nie ein so ungeheuerliches, verfrühtes Weihnachtsgeschenk erhalten habt. Die Nachwuchsjournalistin Jana Ballweber schrieb Anfang Dezember auf Twitter: „Mein Arbeitgeber, die Frankfurter Rundschau, schenkt mir zu Weihnachten eine Kündigung zum 31.12. Probezeit macht’s möglich.“ Ballweber erntete viel Solidarität, insbesondere von FR-Leser:innen. Aber auch eine ganze Reihe von Internet-Trotteln, die ihr eigenes Zutun unterstellten: Mangels Kompetenzen oder weil sie angeblich am Warnstreik der FR-Belegschaft eine Woche zuvor teilgenommen haben soll. Betroffen von den Kündigungen sind auch Yağmur Ekim Çay und Maxi Arnhold. Drei junge Talente, die bei der FR exzellenten Digital-, Lokal- und Klimajournalismus lieferten.

Hintergrund ist der Tarifkonflikt der Belegschaft der FR mit dem Ippen Verlag: Die Bezahlung der FR-Redakteur:innen soll deutlich unter Tarif liegen, die Redaktion fordert schon lange einen einheitlichen Tarifvertrag. Die Verhandlungen mit der Geschäftsführung sind im Herbst ergebnislos abgebrochen worden. So kam es am 1. Dezember zu dem Warnstreik, an dem sich knapp 50 der insgesamt 85 Beschäftigten beteiligten.

Darunter waren nach eigenen Angaben allerdings weder Ballweber noch Çay oder Arnhold. Aber sie waren in der Probezeit. Daher waren sie diejenigen, an denen man offenbar am einfachsten ein Exempel statuieren konnte. Besonders bitter ist dabei, dass Çay ihr Volontariat sogar auf Bitten der Geschäftsführung verkürzt hatte, um Anfang Dezember als Redakteurin im Lokalteil anzufangen. Nach vier Tagen im Job wurde sie wieder gekündigt.

Meine Vorstandskollegin Elisa Simantke hat hier vor einigen Monaten darüber geschrieben, dass sie wieder zunehmend Zuspruch an Kolleg:innen verteilt, öffentlich auf Social Media oder privat in Mails oder Nachrichten. Ich habe mir das zu Herzen genommen und am Wochenende beispielsweise meiner SZ-Kollegin Dunja Ramadan geschrieben. Sie hat in der Süddeutschen Zeitung einen Text über die bei einem Bombenangriff in Gaza getötete deutsche Familie Abujadallah geschrieben (€), der mich in seinem nüchternen Ton zutiefst berührt hat. Allen Kolleg:innen, die sich mit diesem Krieg, aber auch dem in der Ukraine in ihrer täglichen Arbeit und sogar vor Ort beschäftigen, will ich an dieser Stelle einmal meinen Respekt für ihre Arbeit aussprechen.

Ich möchte euch dazu ermutigen, es Elisa ebenfalls gleich zu tun. Verteilt zum Jahresende noch mal tüchtig Lob und Anerkennung. Und noch viel dringender: Jobs an Jana Ballweber, Yağmur Ekim Çay und Maxi Arnhold. Weihnachtswunder soll es ja geben.

Eure
Lena Kampf

 

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Editors Picks GIJN 2023

Machtmissbrauch, Anschläge, Russische Oligarchen: Das sind die besten Recherchen aus dem Jahr 2023

Ausgewählt von Sarah Ulrich, Global Investigative Journalism Network/Netzwerk Recherche

Der Originalbeitrag auf Englisch findet sich hier

Dieser Jahresrückblick fängt mit einer guten Nachricht an: 2023 war das Jahr der Kooperationen. Investigativredaktionen in Deutschland haben sich mit Kolleg*innen, internationalen Partner*innen und lokalen Communities zusammengetan, um in Millionen von Dokumenten zu wühlen, Katastrophen zu rekonstruieren oder tief in strukturelle Probleme einzutauchen. Ob mutmaßlicher Missbrauch durch einen Musiker, Ausbeutung von Arbeiter*innen, russischer Einfluss auf Europa oder eine tiefgehende Recherche zu Missständen in Deutschlands größter Zeitung: Die besten Investigativrecherchen in diesem Jahr wären ohne Kollaborationen nicht möglich gewesen.

Der Trend hin zu kollaborativem Investigativjournalismus macht Hoffnung in einer Zeit der Krise der Medien und der Angriffe auf die Pressefreiheit. Und er zeigt, wie viel stärker Journalismus sein kann, wenn Redaktionen einander als Verbündete statt als Konkurrent*innen sehen. Die folgenden Recherchen zeigen auch, wie unterschiedlich investigative Ansätze sein können und wie dabei verschiedenste Formate bemüht werden können, um packende Recherchen zu erzählen.

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Kartentest

Kartentest:

Newsletter Netzwerk Recherche 227 vom 24.11.2023

Liebe Kolleg:innen,

der bekannte Journalist Hubert Seipel hat Recherchen zufolge 600.000 Euro von einem Putin-Freund bekommen, um ein Buch über Putin zu schreiben. Zusätzlich zu seinen Verlagshonoraren. Transparent hat er das offenbar nicht gemacht, weder intern bei seinen Arbeitgebern, noch öffentlich. Selbst auf explizite Nachfrage in einem Interview verschwieg er die Zahlungen.

Für uns im Vorstand des Netzwerk Recherche war natürlich schnell klar, dass diese Zahlungen allen Regeln der journalistischen Redlichkeit widersprechen. Und dass Seipel damit allen Journalist:innen schweren Schaden zugefügt hat. Deshalb haben wir gleich am Tag nach der Enthüllung eine E-Mail an Seipel geschrieben, ihn um eine Stellungnahme gebeten und ihm einen sofortigen Austritt aus dem Netzwerk Recherche nahegelegt.

Wir haben außerdem seine stimmberechtigte Mitgliedschaft ruhend gestellt. Dies können wir, weil wir seine Arbeit nach den von ihm eingeräumten Zahlungen als PR einstufen. Ein Mitglied aus dem Verein ausschließen kann jedoch nur die Mitgliederversammlung. Diese trifft sich jedoch das nächste Mal erst am 19. Juli 2024, bei der Jahreskonferenz des Netzwerk Recherche. Sollte Seipel bis dahin nicht selbst aus dem Verein austreten, werde ich als Vorsitzender dort seinen Ausschluss beantragen.

Seipel war in der Vergangenheit auch mehrfach Referent und Moderator auf unseren Jahrestagungen – vor allem in den Jahren 2007 bis 2012. Anfang Juni 2012 diskutierte er seinen Film „Ich, Putin“. In der Veranstaltung wurde den damaligen Berichten zufolge kontrovers über Seipels Nähe zu Putin diskutiert.

„Zwischenzeitlich kommt – auch bei den Interviewsequenzen des Films – der Verdacht auf, es handle sich mehr um ein Selbstportrait als um den kritischen Blick eines westlichen Journalisten auf den mächtigsten Mann Russlands“, heißt es in der Dokumentation zur Jahreskonferenz 2012.

Ich hoffe, dass der Fall Seipel zu einer kritischen Überprüfung der Russland-Berichterstattung in deutschen Medien führt. Und den Blick schärft für mögliche Abhängigkeiten, auch in weniger prominenten, weniger hoch dotierten Konstellationen.

Euer
Daniel Drepper

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Grow-Stipendien 2023/2024: Drei Medienprojekte ausgezeichnet

Die Jury hat entschieden: Drei Projekte aus dem gemeinnützigen Journalismus erhalten das Grow-Stipendium von Netzwerk Recherche (NR) und Schöpflin Stiftung.

Ausgezeichnet wurden die Journalistin Nalan Sipar, die deutsch-türkische Klima-Nachrichten für Social-Media-Kanäle produzieren möchte, die Podcasterin Nine-Christine Müller, die ihren Podcast „Ostwärts: Gespräche über ostdeutsche Identitäten“ weiterentwickeln möchte, und die beiden Gründer Tobias Hübers und Daniel Moßbrucker, die ein gemeinnütziges Unternehmen starten, das Redaktionen in Recherchen mit technischem Know-how unterstützt, Mitarbeitende in IT-Sicherheit schult und Medienhäuser strategisch in IT-Fragen berät.

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Newsletter Netzwerk Recherche 226 vom 27.10.2023

Liebe Kolleg:innen,

Stress, Druck, arbeiten an der Belastungsgrenze: Journalismus kann krank machen. Kennt ihr das? Habt ihr Ärger mit euren Redaktionsleiter:innen? Mit Kolleg:innen? Rauben euch diese Probleme den Schlaf? Oder hat euch ein Erlebnis im Job traumatisiert? Dann ruft jetzt unsere Helpline an! Unser kostenloses und anonymes Beratungsangebot startet am 2. November. Ihr erreicht hier erfahrene Kolleg:innen, die selbst Journalist:innen sind. Unser Hilfsangebot ist natürlich keine Alternative, beispielsweise zu einer Therapie, aber vielleicht können wir Lösungswege für eure Sorgen aufzeigen. Unter www.journalisten-helpline.de bieten wir offene Sprechstunden und online buchbare Gesprächstermine an. Ein ganz herzlicher Dank geht an die Förderer, die dieses Projekt möglich gemacht haben. Die Finanzierung ist erst einmal für sechs Monate gesichert. Wir hoffen aber, dass wir die Helpline darüber hinaus weiterbetreiben können.

Jetzt wünsche ich euch eine gute, stressfreie Zeit!

Euer
Christian Esser

P.S.: Save the date! Seit ein paar Tagen steht der Termin für unsere nächste Jahreskonferenz fest: Wir sehen uns am 19. und 20. Juli 2024 beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg.

 

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Grow-Stipendien: Unsere Shortlist 2023/2024

Sechs Medienprojekte haben es in den Pitch um die Grow-Stipendien für gemeinnützigen Journalismus geschafft. Die Vorhaben zeigen die ganze Vielfalt des Sektors: Die Vorschläge reichen von gemeinnütziger IT-Unterstützung für investigative Recherchen über ein lokales Online-Magazin bis hin zu deutsch-türkischer Klimaberichterstattung. Die Kandidat:innen werden am 06.11.2023 ihre Ideen der Jury persönlich vorstellen. Anschließend werden bis zu drei Projekte mit dem Grow-Stipendium von Netzwerk Recherche und Schöpflin Stiftung ausgezeichnet. Das ist unsere Shortlist 2023: Weiterlesen

Neue Studie: The Journalism Value Survey


Umfassendes Forschungsprojekt zum gemeinwohlorientierten Journalismus gestartet

Gemeinsam mit unseren vier europäischen Partner:innen Arena for Journalism in Europe, Átlátszó Erdély, Fumaça and Investigate Europe erforschen wir in den kommenden Monaten den gemeinwohlorientierten Journalismus in Europa. Die Studie liefert erstmals sehr detaillierte Daten über den Zustand der von zahlreichen kleinen, oft gemeinnützigen Redaktionen geprägten unabhängigen Medienlandschaft Europas. Wir möchten wissen, welche Geschäftsmodelle unter welchen Bedingungen am besten funktionieren, wie es den Medienorganisationen gelingt, die Zahlungsbereitschaft beim Publikum zu wecken, und wo die größten Hindernisse für nachhaltiges Wachstum liegen.

Für die Studie, die auf unserer ersten Erhebung The New Sector (2022) aufbaut, rufen wir wieder alle Redaktionen mit einem „nonprofit state of mind“ auf, sich zu beteiligen. Unsere vier Projektpartner:innen sind selbst Teil des gemeinwohlorientierten Journalismus in Europa und werden aus den Ergebnissen der Studie u.a. eine umfangreiche Podcast-Serie zu den drängendsten Fragen und Problemen des Sektors produzieren.

Du arbeitest in einer gemeinnützigen Redaktionen? Dann fülle jetzt unseren Fragebogen aus (dauert etwa 30-45 Minuten) und hilf uns, mit geteiltem Wissen den gemeinnützigen Journalismus zu verbessern! Unter allen Teilnehmenden verlosen wir Tickets für die Dataharvest/EIJC 2024 (30. Mai – 2. Juni in Mechelen/Belgien).

Mehr Informationen zum von der EU-geförderten Projekt gibt es unter www.journalismvalueproject.com.

Transparenz-Bündnis: „Fortschrittskoalition schiebt Reformprojekt auf die lange Bank“

Bündnis Bundestransparenzgesetz
Gemeinsame Pressemitteilung
Berlin, den 25.09.2023

Transparenz-Bündnis fordert von der Koalition versprochenes Transparenzgesetz ein: Innenministerium soll Entwurf vorlegen

Ein aus neun Verbänden bestehendes Bündnis kritisiert die Verzögerung bei der Transparenzgesetzgebung: Das Gesetz sollte ursprünglich zu Beginn der Legislaturperiode angestoßen werden. Doch jüngste Aussagen aus dem Ministerium lassen daran zweifeln, ob die Ministerin überhaupt an dem Gesetz interessiert ist. „Zur Mitte der Legislaturperiode müssen wir bilanzieren: Es besteht die akute Gefahr, dass diese Reform gar nicht mehr kommt, wenn es nur mit angezogener Handbremse vorangeht. Die selbsternannte Fortschrittskoalition schiebt die Transparenz auf die lange Bank”, so Manfred Redelfs von der Journalistenorganisation Netzwerk Recherche.

Ein Bundestransparenzgesetz ist nach Ansicht des Bündnisses überfällig. Deutschland hinkt hier im internationalen Vergleich hinterher. Transparenz ist ein wichtiges Merkmal einer modernen Demokratie. Sie macht das Handeln von Behörden, Parlamenten und politischen Akteur*innen nachvollziehbar und ermöglicht die wirksame Kontrolle der Exekutive.

Dem Transparenz-Bündnis gehören neben Netzwerk Recherche auch Mehr Demokratie, der Deutsche Journalisten-Verband, Transparency International Deutschland, LobbyControl, die Deutsche Gesellschaft für Informationsfreiheit, Wikimedia Deutschland, FragDenStaat und abgeordnetenwatch.de an. Vor einigen Monaten hat das Bündnis einen eigenen Entwurf für ein Transparenzgesetz [PDF] vorgelegt. Er wird auf der Webseite www.transparenzgesetz.de vorgestellt.

Hintergrund

Die Ampelkoalition hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Informationsfreiheitsgesetze „zu einem Bundestransparenzgesetz weiterentwickeln“ zu wollen. Eigentlich wollte das Innenministerium bis Ende des Jahres 2022 die Eckpunkte vorstellen, wie Staatssekretär Dr. Markus Richter vollmundig bei einer Konferenz der Datenschutzbeauftragten erklärte. Davon ist nichts geblieben. Denn nun will die Ampel erst bis Ende 2024 einen Gesetzentwurf vorlegen – womit das Gesetz erst 2025 eingeführt würde – so ist es einem Aktionsplan des Bundeskanzleramts zu entnehmen.

Vierter Nationaler Aktionsplan 2023 – 2025 im Rahmen der Teilnahme an der Open Government Partnership (Entwurf): Download [PDF]

Newsletter Netzwerk Recherche 225 vom 22.09.2023

Liebe Kolleg:innen,

bevor ich anfing, selbst bei einer Zeitung zu arbeiten, habe ich hin und wieder E-Mails an Journalist:innen geschrieben, wenn mich ein Text besonders beeindruckt hat. Einfach so, spontan, direkt nach dem Lesen, um mich zu bedanken. Später dann, im Job, hätte ich mich so etwas nicht mehr getraut. Ich hatte zu viel Sorge, es könnte anbiedernd oder gar überheblich rüberkommen. Dabei habe ich mich selbst immer unglaublich gefreut, wenn es Lob gab für Texte, gerade von Kolleg:innen.

In letzter Zeit verteile ich deshalb wieder aktiv Zuspruch, persönlich, schriftlich, und über die sozialen Medien, auch viel öffentlicher als früher. Ich mache das bewusst, weil ich mich oft genug über unsere Branche ärgere, die so unsolidarisch gegenüber Kolleg:innen sein kann. Natürlich ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig auf die Finger schauen, falschen Berichten widersprechen, auch inhaltlich öffentlich streiten. Aber wo Kolleg:innen Angriffen und Beleidigungen ausgesetzt sind, schlicht weil sie ihren Job machen, könnten wir viel klarer redaktions- und medienübergreifend zusammenstehen.

Wo sich Altrocker mit perversen Castingmethoden und Politiker mit Neo-Nazi-Vergangenheit statt an ihren Taten an der angeblichen „Hetze“ und „Kampagnen“ der berichtenden Medien abarbeiten und damit dann auch noch in den Kommentarspalten Widerhall finden, da schadet sich unsere Branche selbst. Wenn Kolleg:innen ihre Recherchewege transparent machen und offenlegen, was sie wissen und was sie nicht wissen (können), dann gehören sie dabei unterstützt und nicht zerfleischt.

In diesem Sinne: Seid solidarisch und hakt euch unter – virtuell oder auch persönlich bei einer der tollen Konferenzen/Treffen, von denen ihr auch in diesem Newsletter wieder lesen könnt – diese Gesellschaft braucht mutige und ermutigte Reporter:innen.

Eure

Elisa Simantke

 

P.S.: Ich bin für dieses Editorial sehr tief in mein E-Mail Archiv gestiegen, um die allererste E-Mail zu finden, die ich in dieser Art verschickt habe. Leider sind die frühen 2000er darin nicht mehr auffindbar. Ich weiß aber noch genau, dass ich zu meiner großen Überraschung noch am selben Tag eine überschwängliche Antwort zurückbekam, in der sich der Autor für das Lob bedankte. Allzu häufig scheint er solche Post wohl nicht bekommen zu haben.

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Das Investigativ-Fellowship 2023 beginnt!

Viele Recherche-Redaktionen in Deutschland sind homogen, mehrheitlich weiß und männlich besetzt. Dadurch rücken bestimmte Themen und Probleme oft nicht in den medialen Fokus. Seit 2021 helfen Netzwerk Recherche und Neue deutsche Medienmacher*innen mit dem Fellowship „Vielfalt im Investigativjournalismus stärken” Nachwuchsjournalist:innen mit Einwanderungsgeschichte, Rassismus- oder Armutserfahrungen, beruflich im Investigativjournalismus Fuß zu fassen.

Das Fellowship-Programm hat zum Ziel, die Diversität im Investigativjournalismus zu fördern – als Voraussetzung für eine ausgewogene und für die gesamte Gesellschaft relevante Berichterstattung. Das sind die fünf Fellows 2023:

(Foto: Hamdi Ciğerim)

Mayya Chernobylskaya (BR)

Mayya hat Geschichte studiert und ist über einen Schlenker in die Welt der Bücher im Journalismus gelandet. Das Volontariat bei einer Fach- und Wirtschaftszeitung hat ihr bestätigt, dass sie dort richtig ist. Ihren Faible für investigativen Journalismus will Mayya nun mit dem Fellowship ausbauen – und im Anschluss am liebsten direkt weiter recherchieren!

(Foto: Lisbeth Schwaighofer)

Jaya Mirani (Paper Trail Media)

Während des Politikwissenschaftsstudiums hat Jaya Mirani beim Aus- und Fortbildungsradio M94.5 erste journalistische Schritte gemacht. Dann ging’s nach Berlin: Dort beschäftigte sie sich als freie Redakteurin und Autorin beim Deutschlandfunk Kultur mit Themen von Politik bis Popkultur. Nach dem Fellowship will sie weiter die Werkzeuge investigativer Recherche lernen, um mitzuhelfen, Machtstrukturen zu hinterfragen und Missstände aufzudecken.

(Foto: privat)

Lisa Pham (Der Spiegel)

Lisa hat dieses Jahr ihren Bachelor in Journalismus und PR an der HdM in Stuttgart sowie ein Auslandssemester an der UAL in London gemacht, Praktika bei Zeit und Cosmopolitan absolviert und als Werkstudentin beim SWR gearbeitet. Sie schreibt frei für SZ Jetzt. Als POC und Feministin will sie vor allem auf gesellschaftliche Miss-stände in puncto Gleichberechtigung und Sexismus aufmerksam machen und Frauen und marginalisierten Gruppen eine Stimme geben.

(Foto: Viktorya Muradyan)

Irina Chevtaeva (NDR)

Irina berichtet als Journalistin zu sozialen Themen, Menschenrechtsverletzungen und Gender. Ihr langfristiges Ziel ist professionell und emphatisch an Recherchen für russische und deutsche Leser:innen zu arbeiten.

(Foto: Olha Lykhnenko)

Iryna Riabenka (SWR)

Iryna ist 2016 nach Deutschland gezogen, um sich in verschiedenen Bereichen des Fernsehjournalismus weiterzubilden. Am liebsten moderiert sie Sendungen und produziert Dokumentarfilme. Derzeit schreibt sie ihre Masterarbeit über Bürgermedien in Deutschland. Während und nach dem Fellowship möchte Iryna investigative Dokumentarfilme machen, vor allem über hybride Konflikte.

 

Wir gratulieren den Stipendantinnen herzlichst und wünschen einen großartigen Praktikumsstart in den Recherche-Redaktionen sowie viel Freude bei der Global Investigativ Journalism Conference 2023 in Schweden und den Workshops zum Investigativjournalismus mit Isabell Beer, Daniel Drepper, Stefanie Dodt und Margherita Bettoni!

Dieses Jahr unterstützen uns dabei die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die Rudolf Augstein Stiftung, die Freudenberg Stiftung und die Otto Brenner Stiftung. Wir bedanken uns bei allen Förderern und Unterstützer:innen!

Neue Geschäftsführung für das Netzwerk Recherche

Thomas Schnedler, Günter Bartsch, Franziska Senkel und Yann Werner Prell

Yann Werner Prell, Thomas Schnedler und Franziska Senkel führen ab September das hauptamtliche Team von Netzwerk Recherche – der langjährige Geschäftsführer Günter Bartsch verlässt seinen Posten auf eigenen Wunsch.

Das Netzwerk Recherche bekommt eine neue Geschäftsführung. Die Arbeit des Vereins recherchierender Journalist*innen in Deutschland wird ab September von den Co-Geschäftsführern Yann Werner Prell und Thomas Schnedler geleitet. Stellvertretende Geschäftsführerin wird Franziska Senkel. Die drei rücken auf, weil der bisherige Geschäftsführer des Netzwerk Recherche, Günter Bartsch, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Content- und Social-Media-Management an der Akademie Waldschlösschen wird. Er bleibt der NR-Geschäftsstelle im Rahmen einer nebenberuflichen Tätigkeit treu.

„In den vergangenen 14 Jahren durfte ich eine großartige Organisation mitgestalten und weiterentwickeln“, so Günter Bartsch. „Die Arbeit an der Seite so vieler engagierter Menschen war eine echte Bereicherung. Jetzt freue ich mich auf meine neue Aufgabe im Waldschlösschen – und verlasse meinen Posten mit dem guten Gefühl, den Staffelstab an ein hervorragendes Team zu übergeben.“ Weiterlesen

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