Panel „Stipendium zur Geschichte“ mit Egmont R. Koch, Kristina Milz und Michael Billig (v.l.n.r.; Foto: Sebastian Stahlke)

Drei Geschichten, drei Förderungen: Durch das Stipendium von Netzwerk Recherche verwirklichten diese Journalisten ihre Ideen.

Mal eben nach Quatar fliegen und sich die Wohnsiedlungen der Arbeiter anschauen, die dort für deutsche Firmen schuften? Das schien der Journalistin Kristina Milz zuerst unmöglich. Als Praktikantin des Magazins „Zenith“ musste sie sich deshalb etwas einfallen lassen, um ihre Recherche zu finanzieren. Sie bewarb sich für ein Stipendium von Netzwerk Recherche – und saß nur wenige Wochen später im Flieger.

Unbürokratisch und unmittelbar soll die Unterstützung für Journalisten sein. Kristina Milz sagt: „Ohne das Stipendium hätte ich die Menschenrechtsverletzungen in Quatar nicht so konkret mit Beispielen belegen können.“ Nr-Stipendienbeauftragter Egmont Koch geht es dabei nicht nur um Geld. Er stellt Recherchierenden auch Mentoren an die Seite, die helfen, beraten und begleiten. Wann immer eine Geschichte eine neue Wendung nimmt oder überraschende Recherchehindernisse auftauchen, ist der Mentor da.

Das hat auch Nicola Meier geholfen. Die freie Reporterin beobachtete, wie sich ein Hamburger Viertel durch den Bau einer IKEA-Filiale veränderte. Der Text, den sie mit Hilfe des Stipendiums über die Bauzeit von vier Jahren recherchierte, erschien schließlich in der ZEIT. Vorher nahm die Recherche aber einige Wendungen.

„Ich habe selten eine Recherche gehabt die sich noch so gedreht hat“, sagt Nicola Meier. „Das Stipendium hilft einen langen Atem zu haben, einer Sache wirklich auf den Grund zu gehen.“ Die Betreuung sei eine konsequente Ermunterung gewesen. Meier wollte ihre Geschichte nicht in ein Korsett pressen lassen, wie sie sagt: „Als Freie fehlt in den Redaktionen oft ein Ansprechpartner, mit dem man sich abstimmen kann, wenn eine Geschichte sich wendet. Da ist ein Stipendium Gold wert.“

Das Gold summiert sich in der Förderung von Netzwerk Recherche auf maximal 2500 Euro. Dafür muss ein Exposé mit Rechercheplan und Kostenkalkulation eingeschickt werden. Eine Bewerbung ist ganzjährig möglich. Einfach eine Mail an stipendien@netzwerkrecherche.de schicken. Stipendienbeauftragter Egmont Koch betont, dass es keine thematische Einschränkung für Themenvorschläge gibt.

„Wir wollen auch freie Lokaljournalisten mal von ihrem Routineprogramm freistellen, jeden Tag 200 Zeilen schreiben zu müssen. Mit dem Stipendium können sie sich mal einem Thema gezielt eine Woche lang widmen“, sagt Koch. Das hat auch der freie Reporter Michael Billig gemacht. Er deckte auf, dass in Münster osteuropäische Leiharbeiter in Sozialwohnungen untergebracht wurden. Für sein dreiseitiges Recherche-Exposé bekam er nach nur eine Woche nach Einreichung eine Zusage. Wenige Wochen später stand der Text in der Lokalzeitung, darunter ein kleiner Verweis: gefördert durch ein Stipendium des Vereins Netzwerk Recherche. Denn das Motto der diesjährigen Konferenz lässt sich auch auf die Begleitung beim Recherchieren anwenden. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen: „You’ll never walk alone“.