Grenzenlose Kooperation
Deutsche Waffengeschäfte in Griechenland – Eine gemeinsame Recherche von Journalisten aus Deutschland, Griechenland und der Schweiz
Europa rückt vor allem wirtschaftlich und politisch immer näher zusammen, doch der Journalismus hinkt der Entwicklung noch etwas hinterher. Nur selten gibt es länderübergreifende Kooperationen, die nationalen Zeitungen arbeiten noch weitestgehend alleine. Daher betreiben Klaus Ott (Süddeutsche Zeitung/Deutschland), Tasos Telloglou (The New Folders/Griechenland) und Thomas Knellwolf (Tages-Anzeiger/Schweiz) mit ihrer Kooperation zu deutschen Waffengeschäften in Griechenland Pionierarbeit. Im K3-Forum schilderten sie anschaulich die Methoden ihrer Kooperation, die Inhalte ihrer Recherche beschrieben sie leider nur oberflächlich.
Der Anfang der grenzübergreifenden Zusammenarbeit war eher unkonventionell: Telloglou besuchte Ott ohne Voranmeldung in seinem Büro in München. In den Jahren zuvor hatte er eng mit der Griechenland-Korrespondentin der SZ zusammen gearbeitet und die deutsche Presse aufmerksam verfolgt. Dabei war ihm aufgefallen, dass Ott immer wieder Texte zu deutschen Waffengeschäften in Griechenland veröffentlichte. Da er selber intensiv dazu recherchierte, erschien ihm eine Kooperation sinnvoll. Ott hatte schon von der Korrespondentin aus seinem Haus von Telloglou gehört. So einigten sich die beiden mündlich auf eine Kooperation, einen Vertrag gibt es bis heute nicht. Wenige Jahre später kam Thomas Knellwolf als Dritter hinzu. Der Schweizer hatte ebenfalls Artikel von Ott gelesen und recherchierte zu diesem Zeitpunkt zu, wie sehr Schweizer Banken in Waffengeschäfte in Griechenland involviert waren und sind.
In der Praxis erfordert die Kooperation großes Vertrauen unter den drei Journalisten. „Wir arbeiten wie ein Team bei einer Zeitung, wir gehören zusammen. Jeder bei uns kann sich auf den anderen hundertprozentig verlassen“, sagt Ott. Doch einige Regeln gibt es. So müssen die Artikel in allen drei Ländern am selben Tag erscheinen. Das kann manchmal problematisch sein: Die Zeitung von Telloglou produziert eine große Sonntagsausgabe, in der die wichtigen Themen in entsprechender Größe behandelt werden. Da die SZ aber nur montags bis samstags erscheint, kann Telloglou seine Artikel nicht in der Sonntagsausgabe seiner Zeitung veröffentlichen. „Ich muss manchmal mit meinem Chefredakteur kämpfen. Aber bisher hat es immer geklappt“, sagt Telloglou. Die zweite wichtige Regel ist der Quellenschutz. Über sensible Quellen sprechen die drei nicht am Telefon. Quellen, die absolut geheim bleiben wollen, werden auch untereinander nicht offenbart. Die Zusammenarbeit hat offensichtliche Vorteile: Zum Beispiel kann Ott Akten, die die Münchner Staatsanwaltschaft als Amtshilfe nach Griechenland geschickt hat, nicht einsehen. Telloglou kann ihm diese Ordner besorgen.
Die Texte erscheinen in allen drei Medien mit Namensnennung aller Beteiligten. Dabei liest jeder jeden Text noch mal gegen. Am Ende suchen sich die Autoren aber doch oft einen nationalen Fokus, gibt Thomas Knellwolf zu: „Ich schreibe über Schweizer Banken, Klaus über deutsche Rüstungsfirmen und Tasos über griechische Minister.“
Wer sich für die Recherchen der drei Journalisten interessiert, findet auf hier Links rund um das Thema „Deutsche Waffengeschäfte in Griechenland“.