Leuchtturm 2016 für Can Dündar

veröffentlicht von Netzwerk Recherche | 27. Juni 2016 | Lesezeit ca. 22 Min.

„Der Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen“ der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche geht in diesem Jahr an Can Dündar. Der Chefredakteur der türkischen Zeitung Cumhuriyet wird für die mutigen Recherchen seiner Zeitung sowie für seinen Kampf um die Pressefreiheit ausgezeichnet. Obwohl ihm knapp sechs Jahre Haft drohen, kämpft er weiter für die Meinungsfreiheit in der Türkei. Das Netzwerk Recherche ehrt mit dem Preis an Dündar auch die gesamte Redaktion seiner Zeitung.

Vergeben wird der „Leuchtturm“ im Rahmen der zweitägigen Jahrestagung von Netzwerk Recherche beim NDR in Hamburg. Die Verleihung findet am Freitag, 8. Juli 2016, um 16.30 Uhr statt. Can Dündar wird persönlich anwesend sein. Die Laudatio wird der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, halten.

Wir haben Can Dündar bereits vor wenigen Tagen getroffen und ihm gratuliert. Hier das Interview mit Can Dündar zur Auszeichnung und zur Wirkung des Preises.

„Der Mut und die Standhaftigkeit Can Dündars und seiner Kolleginnen und Kollegen verdienen größte Anerkennung und auch Unterstützung“, sagt Julia Stein, Vorsitzende des Netzwerk Recherche. „Er lässt sich nicht einschüchtern, er trotzt der politischen Repression und hat keine Angst vor dem Gefängnis. Can Dündar kämpft unter schwierigsten Umständen für die Pressefreiheit.“ Für Can Dündar sendet der Erhalt des Leuchtturm Preises eine starke Nachricht an seine Kollegen und die Regierung. Er bedankt sich „für die Unterstützung und Hilfe gegen die staatliche Unterdrückung.“

Ein Gericht in Istanbul verurteilte Anfang Mai Dündar und seinen Kollegen, den Hauptstadtkorrespondenten Erdem Gül. Sie hatten über geheime Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an Islamisten in Syrien berichtet, was die türkische Justiz als Geheimnisverrat bewertete. Dündar soll für fünf Jahre und zehn Monate ins Gefängnis, Gül für fünf Jahre. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Staatspräsident Erdogan hatte die beiden Journalisten angezeigt. In der Anklageschrift wird behauptet, Dündar und Gül hätten sich „geheimer Regierungsdaten“ bemächtigt, um „politische und militärische Spionage“ zu betreiben und die Regierungsgeschäfte zu sabotieren. Der Sturz der Regierung sei Ziel der Journalisten gewesen. Dündar und Gül kamen im November 2015 in Untersuchungshaft. Drei Monate später erklärte das türkische Verfassungsgericht die Inhaftierung für rechtswidrig und ordnete ihre Freilassung an. Den Vorwurf der Spionage musste die Staatsanwaltschaft im Prozess fallen lassen.

Die Cumhuriyet ist eine der letzten unabhängigen Zeitungen in der Türkei. „Noch nie war es so schlimm wie heute“: So beschrieb Can Dündar kürzlich die Situation der Pressefreiheit in seinem Land. Er selbst äußerte auch im Prozess, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, offen seine Kritik an der Regierung und an Präsident Erdogan.

Neben dem „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen“ vergibt das Netzwerk Recherche am zweiten Tag seiner Jahrestagung, am Samstag, 9. Juli 2016, eine weitere Auszeichnung. Traditionell würdigt die Journalistenvereinigung den „Informationsblockierer des Jahres“ mit der „Verschlossenen Auster“. Dieser Preisträger wird erst am Tag der Verleihung bekanntgegeben.

„Journalismus heute – An der Grenze.“ So lautet der diesjährige Titel der Jahrestagung des Netzwerk Recherche. Journalistinnen und Journalisten aus Deutschland, Amerika, Großbritannien, der Ukraine, Island und weiteren Ländern werden zu Gast sein. Thematische Schwerpunkte sind der mediale Umgang mit Populisten, die Flüchtlingskrise, die Panama Papers, die Finanzierung von Journalismus sowie viele Veranstaltungen zum journalistischen Handwerk wie Recherche, Presserecht und Datenjournalismus. Auch Hamburgs Erster Bürgermeister, Olaf Scholz, wird sich der Diskussion stellen.

Dem Verein Netzwerk Recherche gehören mehr als 700 Journalisten aus allen Bereichen der Medien an. Zu seinen Kernaufgaben zählt, journalistische Recherche zu fördern und zu fordern. Das nr veranstaltet Fachtagungen und Konferenzen, gibt Publikationen heraus und vergibt Recherche-Stipendien.

Begründung Leuchtturm 2016

(English Version here)

Leuchtturmpreisträger 2016: Can Dündar für die mutigen Recherchen seiner Zeitung sowie für seinen Kampf um die Pressefreiheit
Begründung: Netzwerk Recherche e.V.

Wenn wir in Deutschland von Pressefreiheit reden, dann reden wir über eine Selbstverständlichkeit. Für unsere Kollegen in der Türkei dagegen ist Pressefreiheit eine Hoffnung.

Es gibt nur noch wenige Journalisten in der Türkei, die es wagen, das zu berichten, was sie für geboten halten. Zu groß sind die Repressionen durch den Staat. Die Kollegen der Tageszeitung Cumhurriyet sind eine solche Ausnahme. Sie schreiben, was nicht in Ordnung ist im Staate des Präsidenten Erdogan.

Can Dündar, der Chefredakteur, muss womöglich einen hohen Preis dafür bezahlen. Ein Gericht in Istanbul hat ihn und den Hauptstadtkorrespondenten Erdem Gül zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Zeitung hatte über geheime Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an Islamisten in Syrien berichtet. Das wertete die türkische Justiz als Geheimnisverrat. Knapp sechs Jahre soll Dündar ins Gefängnis, Gül für fünf Jahre. Vor dem Gerichtsgebäude überlebte Can Dündar nur knapp einen Anschlag.

Cumhurriyet lässt sich nicht mundtot machen. Gerade eben hat sie auf Grundlage der Panama Papers berichtet: In diesen Unterlagen tauchen türkische Geschäftsleute auf, darunter auch solche, die Präsident Erdogan nahestehen. Es dauerte nicht lange, da klingelte das Telefon, einer dieser Geschäftsleute war wohl dran. Und wenn sich in der Türkei ein Erdogan-Nahestehender beschwert, dann klingt das so. „Ich werde euch bekämpfen. (…) Ihr Hurensöhne, macht keinen Killer aus mir.“

Das Netzwerk Recherche zeichnet Can Dündar, stellvertretend für seine Redaktion, mit dem „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen“ aus. Der Mut und die Standhaftigkeit des Chefredakteurs und seiner Kollegen verdienen größte Anerkennung. Can Dündar trotzt der politischen Repression, er hat keine Angst vor dem Gefängnis. Unter schwierigsten Umständen kämpft er für die Pressefreiheit.

Drei Monate saß Can Dündar bereits in Untersuchungshaft. Erst dann erklärte das türkische Verfassungsgericht seine Haft für rechtswidrig und ordnete seine Freilassung an. Noch ist das Urteil gegen ihn nicht rechtskräftig, noch ist er in Freiheit. Und so ist es möglich, dass er zu uns kommt.

Wir freuen uns sehr, dass Sie, lieber Can Dündar, den Leuchtturm persönlich entgegennehmen.

Lighthouse-Award Ceremony

In Germany, when we‘re talking about freedom of the press, we’re talking about something that is self-evident, a matter of course. For our colleagues in Turkey however, freedom of the press is only a faint hope.
There are only a very small number of journalists left in turkey who are brave enough to report on what they see as necessary. Government oppression is simply too overwhelming. The colleagues of the Turkish daily Cumhurriyet are part of this exception, writing all about the practices of the Erdogan government.
Can Dündar, editor-in-chief of Cumhurriyet will likely pay a high price for this reporting. A court in Istanbul sentenced Dündar and Ankara-correspondent Erdem Gül to several years in prison. The newspaper had published a report containing evidence that the Turkish intelligence services supplied weapons to Islamists in Syria, which the Turkish courts deemed as revealing of state secrets. Dündar is to serve close to six years in prison, Gül is to serve five. Directly in front of the courthouse Dündar narrowly survived an attempt on his life.
Cumhurriyet is not allowing itself to be silenced however. Just recently, the newspaper reported on the Panama Papers: in these documents Turkish businessmen turn up—some even close to Erdogan. And sure enough, the telephone rang with one of these Turkish businessmen on the line. In Turkey, when an Erdogan crony complains, it usually goes along the lines of “I’m going to fight you. (…) you sons of bitches don’t want to make me into a killer.”
Netwerk Recherche is awarding Can Dündar, representing his staff back in Turkey, with the “Lighthouse Award for Distinguished Achievements in Publishing.” The courage and steadfastness of the editor-in-chief and his colleagues deserve the greatest appreciation. Can Dündar continues to defy political oppression, and isn’t afraid of imprisonment. Even in the most challenging of circumstances, Dündar has struggled relentlessly on for freedom of the press.
Can Dündar was detained for three months without trial before the Turkish constitutional court declared his detention unlawful and ordered his immediate release. As long as his sentencing remains idle, Dündar remains free. Thus has it been possible for him to join us here.
We are delighted that you, Mr. Dündar are able to accept the Lighthouse Award from us in person.

Laudatio von Martin Schulz

(English version here)

Leuchtturmpreisträger 2016: Can Dündar für die mutigen Recherchen seiner Zeitung sowie für seinen Kampf um die Pressefreiheit
Laudator: Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments

Hamburg, 8. Juli 2016 – es gilt das gesprochene Wort –

Verehrter Herr Preisträger des diesjährigen Leuchtturms,
lieber Can Dündar,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Scholz, lieber Olaf
verehrter Herr Lutz Marmor,
sehr geehrte Damen und Herren,

Can Dündar ist ein mutiger und ein charismatischer Mann. Ein Mensch, der für seine Überzeugungen eintritt und der dafür einen hohen Preis zahlen musste. Jemand, der wegen seines Rückgrats bedroht, fast ermordet und schließlich ins Gefängnis gesperrt wurde.

Herr Dündar, angesichts der Gefahr, der Sie ausgesetzt waren, sind wir umso glücklicher, dass Sie heute hier in Hamburg bei uns sein können, um diesen Preis entgegen zu nehmen.

Anrede,
ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie vor fast 25 Jahren prognostiziert worden ist, dass wir das Ende der Geschichte erreicht hätten: ein goldenes Zeitalter der Demokratie, der Liberalität und der Grundrechte würde nun anbrechen hieß es damals von Francis Fukuyama und totalitäre Tendenzen wären historisch erledigt. So hieß es.

Selten ist eine Prognose schneller Lügen gestraft worden: denn auf unserem europäischen Kontinent gibt es eine Rückkehr zum neuen Autoritarismus und er findet neue Anhänger.
· Grenzen sind in Europa wieder gewaltsam verschoben worden.
· Eine ganze Weltreligion wird unter Generalverdacht gestellt.
· Medienvertreter und Künstler sind Verdächtigungen und schlimmen Drohungen ausgesetzt und
· es gibt eine stärker werdende Bewegung, die am liebsten gleich die ganze EU abwickeln will.

Diese Liste ließe sich fortsetzen, aber sie ist keine zufällige Sammlung von Punkten, sondern das Genannte steht in einem inneren Zusammenhang. Während noch bis vor ein paar Jahren viele Radikale und Populisten sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen konnten, haben sie ihn nun gefunden. Der Feind steht für die Apologeten der Spaltung fest: Es ist Europa!
Europa, als Modell für eine im Inneren liberale und tolerante Gesellschaft, die Vielfalt zu ihrem Wesenskern macht.
Europa, das in seinen Außenbeziehungen auf Dialog und präventive Konfliktvermeidung setzt.

Das Konzept Europas, das wir als Lehre aus der schlimmen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt haben, basiert auf dem Schutz der Grundrechte und niemand kann Mitglied in dieser Union werden, ohne es vollumfänglich zu akzeptieren. Aber mehr noch: mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte existiert eine universelle und globale Werteordnung, die es uns erlaubt, Kritik an den inneren Zuständen in anderen Ländern zu üben, ohne dass dies eine unerlaubte Einmischung ist.

Dieses Konzept, das uns zumindest auf unserem Kontinent über Jahrzehnte den Frieden möglich und unsere Gesellschaften sicher und wohlhabend gemacht hat, wird nun immer mehr in Frage gestellt. Das erlebe ich im Europaparlament, wo um die hundert Abgeordnete tagtäglich versuchen, ihren Hass zu sähen und das europäische Modell lächerlich zu machen. Aber auch in immer mehr Regierungszentralen auf unserem Kontinent gibt es den Wunsch, die eigene Nation wieder in den Mittelpunkt zu rücken und dabei das Streben nach gemeinsamen Lösungen zu vernachlässigen. Wir erleben das bei dem Widerwillen gegen eine gemeinsame Migrationspolitik, bei der Terrorabwehr und der Bekämpfung der Steuerflucht.

Die Wiederentdeckung des Nationalismus – der im Gegensatz zum Patriotismus andere Nationen herabwürdigt – geht meist einher mit der Forderung oder der tatsächlichen Beschneidung von Grundrechten. Die illiberalen Tendenzen sind ein globales Phänomen und wir finden es im Denken von Donald Trump genauso wie von Vladimir Putin oder Recep Erdogan. Und neben dem beschriebenen Hass auf das europäische Modell, das – als wäre dies etwas Schlimmes! – als feminin, ökologisch und homosexuell denunziert wird, zielen die Angriffe vielfach auf Journalisten.

Journalisten sind die ersten, die attackiert werden und diese Angriffe sind vielfach erst die Fanfare, um den Umbau der Gesellschaft in Richtung Autoritarismus einzuleiten, bei dem dann das Justizsystem, Parlamente, der Kulturbetrieb und anderes unter die Knute kommen.

In der Türkei wurde nicht nur Can Dündar mit seinem Kollegen Erdem Gül verhaftet, sondern die Medien insgesamt wurden drangsaliert und Abgeordnete im In- und Ausland geraten genauso wie Künstler zunehmend unter Druck.

In der Türkei sind immer noch viele Journalisten unter Arrest oder sie werden mit abenteuerlichen Begründungen angeklagt. Stellvertretend will ich heute nur Erol Önderoglu nennen, der als Vertreter von Reporter ohne Grenzen aktiv für die Freilassung von Can Dündar gekämpft hat. Ich appelliere eindringlich an die Zuständigen in der Türkei, endlich damit aufzuhören, Journalisten zu verfolgen und zu bedrohen.

Die Pressefreiheit ist eines der vornehmsten Grundrechte und wer die Axt daran anlegt, der trifft nicht nur die Presse, sondern er räumt gleich die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und Pluralität ab.

Anrede,
aber so, wie wir mit aller Schärfe die Angriffe auf Journalisten und Medien durch Regierungen zurückweisen müssen, ist doch mindestens ebenso bedrohlich, wenn vermeintlich einfache Bürger mit wutverzerrtem Gesicht über die angebliche Lügenpresse schimpfen und entsprechende Plakate bei Demonstrationen schwenken. Diese sogenannten Wutbürger verletzen eklatant die Spielregeln und das darf man ihnen nicht durchgehen lassen. Denn: Jeder Angriff auf einen Journalisten oder auf Medien ist ein Angriff auf die Gesellschaft als Ganzes und deshalb darf das niemals akzeptiert werden.

Dabei geht es selbstverständlich nicht darum, Kritik am politischen System, an der EU oder an bestimmten politischen Entscheidungen zu verhindern – im Gegenteil: dass Medien frei arbeiten können und Journalisten keine Sorgen um ihr Wohlergehen haben müssen, ist grundlegende Bedingung der Demokratie!

Deshalb wäre ich froh, wenn aus Anlass der heutigen Preisverleihung ein Moment des Innehaltens folgen würde. Wenn wir wieder einen Konsens herstellen könnten und den Umgang miteinander erneut zivilisieren würden. Denn auch die verbale Gewalt im Netz, in den Diskussionsforen und den sogenannten sozialen Netzwerken führt immer mehr zu einer Entgrenzung der Gewalt aus den Netzen hinaus. Aber es darf eben keine rechtsfreien Räume oder No-Go-Areas geben.

Anrede,
Can Dündar ist ein Vorbild. Ein „Leuchtturm für besondere publizistische Leistung“ und mit ihm wird zu Recht die gesamte Redaktion der Cumhuriyet ausgezeichnet. Das ist gut so und diese Auszeichnung ist eine klare Botschaft aus der Pressestadt Hamburg an die Regierungszentrale in Ankara. Ich hoffe, diese Botschaft wird verstanden.

Herr Dündar, ich gratuliere Ihnen zu dem heutigen Preis und wünsche Ihnen persönlich und Ihrer Redaktion alles erdenklich Gute.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

Hamburg, 8th July 2016 – the spoken word shall be binding

Mr. Recipient of this year’s Lighthouse Award, dearest Can Dündar,
Mr. Governor Scholz, dearest Olaf,
Mr. Lutz Marmor,
Ladies and Gentlemen,

Can Dündar is a brave and charismatic man. Here is a person who has paid a high price for his convictions. Someone who was threatened, almost murdered, and thrown in prison, all because of his grit: his strong will, passion, and perseverance.

Mr. Dündar, in light of the danger you have faced, we are all the more pleased and delighted that you are able to be here in Hamburg today to accept this award.

I can still remember very clearly, how almost 25 years ago it was predicted by Francis Fukuyama that we had reached the end of the story: the dawn of the golden age of democracy, liberalism, and fundamental rights. Totalitarian tendencies were now in the books; no more than history. Or so it was said.

Rarely has a prediction been proved wrong so fast: namely, on our European continent there has been a regression to the new authoritarianism, easily attracting new followers.
– Borders have once again been violently reshuffled.
– An entire world religion is being called into suspicion.
– Media outlets and artists are exposed to suspicion and threats, and
– There is an ever stronger movement that would gladly phase the entire EU out.

The list goes on and on. But it isn’t a random assortment of points, but rather the aforementioned occurrences are deeply intertwined. Until recently, many right wing extremists and populists could not unite on an idea together. But alas, they have found a source of unity. The enemy is certain: it is Europe!

Europe, a model of a progressive and tolerant society to its very core. Europe, in whose foreign relations dialogue and conflict prevention are essential pillars.

The concept of Europe that we developed from the lessons of the atrocities of the first half of the twentieth century is based upon the protection of fundamental human rights. No one may become a member of this union without having fully and unconditionally embraced this cornerstone of the European Union. Furthermore, there is a universal and global system of values that comes hand in hand with this general assertion of human rights, which allows criticism of the innermost conditions of other countries to be exercised without ever becoming an unauthorized intrusion.

This concept, which has allowed for peace to blossom and has ensured the security and well-being of our societies, is coming ever-more into question. I experience this in the European Parliament, where around 100 representatives try daily to spread their hate, and to make a laughing stock of the European model.

In many government administrations across our continent, there is the increasingly prevalent wish for their nation to be in the spotlight, thereby abandoning the concept of solving conflicts in partnership with one another. We are seeing this take hold in the unwillingness of nations to hold common policies on immigration, counter-terrorism, and tax-evasion.

The rediscovery of nationalism — which unlike patriotism, degrades other nations—comes often with the challenge to and violation of fundamental human rights. These regressive tendencies are a global phenomenon, chiefly evident in the opinions and desired policies of Donald Trump, Vladamir Putin, and Recep Erdogan. Next to this explicit hate for the European model, which has been derided—as if these are bad things—as feminine, environmental, and homosexual—the attacks on journalists have begun to pile up.

Journalists are almost always the first ones to be attacked by the throngs of right wing extremists. First it starts as fanfare, ensuring the restructuring of society towards authoritarianism, and then among others, the justice system, parliament, and culture get sucked in as well.

In Turkey, it wasn’t just Can Dündar and his colleague Erdem Gül who were arrested, the entire media landscape was bullied into submission. Now, it is not only Turkish members of parliament who are being threatened and put in danger, but members of foreign parliaments too, comparable to the repression of artists in the country.

In Turkey there are still many more journalists under arrest or on trial, facing ludicrous and preposterous charges. Concretely I’ll only name Erol Önderoglu, who, as a representative of Reporters Without Borders worked tirelessly for the release of Can Dündar . I therefore urgently appeal to the responsible parties to end the senseless witch-hunting of journalists in Turkey.

Freedom of the press is one of the foremost fundamental human rights, and those who take an axe to it not only strike the press, but also at the heart of democracy, rule of law, and plurality.

Nonetheless, while we must deplore and reduce government attacks on journalists and media outlets, just as dangerous is when ordinary citizens, filled with rage, rant about the allegedly crooked and deceitful press, and demonstrate with these exact hate filled words. These so called enraged citizens blatantly violate and disregard the rules of engagement. We cannot simply stand by and allow these violations to happen, because every attack on a journalist or on the media is an attack on the society as a whole, and that is simply unacceptable.

This is very clearly not an attempt to hinder criticism of a political system or of the EU, but rather the opposite: chiefly that media outlets should be allowed to work freely, and that journalists should not have to worry about their well-being while upholding a cornerstone of democracy.

Therefore, I would be very happy if, to the occasion of today’s Awards ceremony we could do the following: to establish a consensus with one another again, and to treat each other in a civilized manner. Because verbal abuse on the internet, in discussion forums, and on the so-called social networks almost always inevitably leads to the removal of the boundary between the internet and reality. However this does not mean that there should be areas off limits or places without basic rights on the internet.

Can Dündar is a perfect example of a “beacon of light for outstanding publishing efforts” and with him we honor also the staff of Cumhuriyet in full. It is best this way, and this award is a clear message from the press-city of Hamburg to the government administration in Ankara. I hope that this message is understood.
Mr. Dündar, I would like to extend my congratulations to you, and I wish you and your staff nothing but the best.

Thank you for your attention.

Dankesrede von Can Dündar / Acceptance Speech by Can Dündar

Ladies and gentlemen,

I sincerely thank Mr. President, Martin Schulz for his kind speech treasured with a strong sense solidarity that I must say I am very honored to receive. I also extend my many thanks to my German colleagues for awarding me such a prestigious prize.

I came here from a country known as one of the world’s biggest prisons for journalists.

We have 35 journalists behind bars today; many others are waiting for their turn.

I was one of them 6 months ago; a prisoner of thought whose only crime was telling the truth to his readers…

If you’re a journalist in Turkey, you dig your grave with your pen, with every honest word you write…

Every sentence you frame, every document you bring to light, every lie you expose gets you closer to imprisonment or even death.

My paper lost 5 of its finest writers in horrible attacks in the last 30 years. But we did not give up the fight to carry on their legacy and the tradition of bravery in the face of oppression.

Being a journalist is more dangerous than ever nowadays, but, more prestigious than ever as well…

Because, in the lack of a strong opposition, organised civil society, and influencial, impartial institutions , media is one of the rare tools to safeguard the truth against lies, press freedom against censorship, and a democratic society against islamofachism.

Yesterday at the boat trip, a journalism student asked me about the risks of being a journalist in Turkey.

Revealing the truth may put you in prison there… But at the same time it may bring you to Hamburg, to get Leuchtturm Award, from investigative journalists here, who care for the suffering of their colleagues in every corner of the world.

Taking the risk of telling the truth, especially if your efforts are being suppressed, echoes one’s voice to all, by making you a part of a big family of journalists with a burning ambition to fight against the oppression in the name of democracy.

İn prison, I felt the strong presence of the family of writers from Cervantes to Zweig from Dostoyevsky to Nazım Hikmet who were exiled, punished, imprisoned, because of their beliefs, their writings… But in the end, humanity remembers their names, not those of their judges’ or prosecutors’.

And today, I feel the solidarity of a family of journalists, from Netzwerk Recherche to Reporters Without Borders, who are ready to support the freedom of press and expression everywhere in the World.

İf we do not want a World governed by Le Pen, Farage, Putin, Erdoğan, Trump, a World, threatened by raising nationalism and racism, we have to get together, support each other’s struggle, and coordinate our efforts to be stronger against repressive governments.

We need to find new ways to give voice to those stripped of one, to communicate with each other, to overcome censorship.

We should follow-up with censored stories and shed a brighter light on them.

We need exchange programmes between journalism schools to sow the seeds of much needed transnational solidarity in the profession,

We should print articles from imprisoned journalists and refuse to leave them alone.

International solidarity is a priceless protection, for a journalist under attack by his or her government.

As Mr Schulz said this award is a message to the government of Ankara:

“Do not count on the German government’s backing against the core values of democracy. We’re here to defend the freedom of press…”

And it’s a message to all freedom fighters in Turkey:

“You’re not alone…”

Thank you for giving us that sense of solidarity.

Thanks for your enduring support, from now on, we’ll be digging with our words, not our graves, but a tunnel to take us out of the World’s biggest prison, to a free future…

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