Netzwerk Recherche verleiht den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2024 an das Medienhaus Correctiv. Die gemeinnützige Rechercheplattform hatte im Januar dieses Jahres unter dem Titel „Geheimplan gegen Deutschland“ über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen in einer Potsdamer Villa berichtet. Stellvertretend für das gesamte Team werden Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Anette Dowideit, Jean Peters, Gabriela Keller und Mohamed Anwar ausgezeichnet.

„Die Arbeit von Correctiv steht exemplarisch für den Wert und die Notwendigkeit von investigativem Journalismus“, sagt Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche. „Selten hat eine einzelne Recherche einen solchen Impact gehabt und uns allen gezeigt, wie wichtig diese Art von Journalismus für unseren demokratischen Diskurs ist.“

An dem Treffen am 25. November 2023 in Potsdam hatten neben dem früheren Kopf der vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, auch AfD-Politiker, einzelne Mitglieder der CDU, der Werteunion sowie Unternehmer teilgenommen. Sellner sprach bei dem Treffen über eine massenhafte Ausweisung von Menschen aus Deutschland, basierend auf rassistischen Kriterien. Diese Pläne, die unter dem Begriff „Remigration“ diskutiert wurden, sahen die Vertreibung von Millionen Menschen vor.

Die Veröffentlichung von Correctiv verdeutlichte, wie tief Extremismus in Teilen der politischen Landschaft verwurzelt ist – und das nicht nur innerhalb der AfD. Die Reaktionen auf die Recherche waren beispiellos. Hunderttausende sind über Wochen auf die Straßen gegangen, um gegen diese menschenfeindlichen Pläne zu protestieren.

Die beteiligten Journalist:innen sind seit der Veröffentlichung massiven Anfeindungen ausgesetzt. Zudem mussten sie sich zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen stellen. „Wir möchten die Arbeit der Reporter:innen von Correctiv mit diesem Leuchtturm-Preis nicht nur auszeichnen, sondern auch der gesamten Redaktion symbolisch den Rücken stärken. Correctiv ist eine Bereicherung für den investigativen Journalismus“, sagt Daniel Drepper.

Die Preisverleihung findet auf der zweitägigen Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche am 19. Juli beim NDR in Hamburg statt. Sie wird wie weitere Veranstaltungen der Konferenz per Livestream übertragen. Die Laudatio hält die Journalistin und Juristin Özge Inan.

Ein Foto der Preisverleihung kann im Anschluss an die Veranstaltung auf der NR-Website heruntergeladen werden.

Hintergrund zum Leuchtturm:

Einmal pro Jahr vergibt das Netzwerk Recherche den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen. Er zeichnet außergewöhnliche Recherchen aus, die für den öffentlichen Diskurs von großer Bedeutung sind. Auch Medienprojekte oder Initiativen können gewürdigt werden, genauso wie eine journalistische Lebensleistung. Der Preis ist also nicht zwingend auf klassische investigative Leistungen beschränkt, sondern ist breiter angelegt – und spiegelt damit die Zielsetzung von NR, die Recherchekultur im deutschen Journalismus zu fördern.

Eine Übersicht der bisherigen Preisträger:innen ist hier abrufbar.