Liebe Kolleg:innen,

was für ein Jahr! Das haben wir uns in 2024 sicher alle nicht nur einmal gedacht. Ein Jahr, in dem sich das Politikkarussell gefühlt noch einmal doppelt so schnell gedreht hat wie sonst.

Was 2024 aber auch war: ein Jahr der großen politischen Recherchen. Für Deutschland begann es mit dem Geheimtreffen der Rechten in Potsdam und endete mit dem D-Day der FDP. In beiden Fällen war die Öffentlichkeit ganz nah dran – dank gewagter und akribischer Recherchen von Kolleg:innen. Und das sind nur zwei prägende Beispiele für viele tolle (Investigativ-)Recherchen in diesem Jahr.

Für mich sind solche Recherchen und die Reaktion der Menschen darauf, ein Grund für Zuversicht, denn 2025 wird nicht weniger spannend und herausfordernd für die Welt und den Journalismus. Trump wird in den USA das Regieren übernehmen, in Deutschland erwartet uns ein kurzer, aber heftiger Wahlkampf. Was sicher ist: journalistisch wird es eine Menge zu tun geben! Ich hoffe, ihr könnt die kommenden Wochen nutzen, um einmal durchzuschnaufen und neue Kräfte zu sammeln.

Diese Zeit ist auch eine super Gelegenheit, um Ideen für die nächste NR-Jahreskonferenz zu entwickeln. Ab jetzt, bis zum 12. Januar, können Vorschläge eingereicht werden, wir freuen uns auf viele gute Ideen! Und ich freue mich schon jetzt, wo es draußen um vier dunkel wird, mit vielen von euch im Juni in Hamburg bis zum späten Abend zusammenzustehen. Um voneinander zu lernen, hinter die Kulissen der wichtigsten Recherchen des Jahres zu blicken – und konstruktiv über aktuelle Entwicklungen im Journalismus zu streiten. Darauf, dass 2025 ein gutes Jahr wird.

Eure
Elisa Simantke

 

 

 

Elisas Tipps des Monats

Abzug aus Afghanistan

Hier mache ich es mir mit einem Jahresrückblick leicht, und verweise auf die vielen tollen Recherchen, die in diesem Jahr (von anderen) bereits nominiert und prämiert wurden. Glückwunsch an all die ausgezeichneten Kolleg:innen! Christian Schweppe hat für seine Recherchen zum missglückten Abzug aus Afghanistan den Otto-Brenner-Preis, den „langen Atem“ und den Reporter:innenpreis erhalten. „Wahnsinn. Eine Riesenscheiße“ (übrigens gefördert mit einem NR Stipendium) erschien in der Zeit.

Hunger in Gaza

Nochmal Die Zeit: Das Team um Yassin Musharbash, Amrai Coen, Miguel Helm, Luisa Hommerich, Suha Ma’ayeh, Samiha Shafy, Laila Sieber und Vanessa Vu hat den Reporter:innenpreis Investigativ für ihre Recherche zur humanitären Katastrophe im Gazastreifen gewonnen. Diesen und alle weiteren nominierten (tollen) Texte gibt es hier zum Nachlesen.

GIJN Investigations of the year (Germany)

In Sarah Ulrichs Editor’s Picks sind viele Mustreads des Jahres versammelt: von MeToo, Menschenhandel und D-Day zu Rassenwahn und Medizinthemen.

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Aus dem Netzwerk Recherche

Call for Participation: Deine Ideen für die NR25

Gestalte die NR-Jahreskonferenz 2025 mit und reiche ab heute deine Ideen für Panels und Workshops ein. Vorschläge nehmen wir über unser Webformular bis einschließlich 12. Januar 2025 entgegen. Schau dir auf unserer Website die fünf Tipps für eine gelungene Einreichung an. Teile den Link mit deinen Netzwerken und allen, die du auf der Jahreskonferenz sehen und hören möchtest!

Deine Vorschläge: Verschlossene Auster und Leuchtturm

Auch im kommenden Jahr verleiht Netzwerk Recherche auf der Jahreskonferenz den Leuchtturm für herausragende publizistische Leistungen und die Verschlossene Auster für besonders hartnäckige Informationsblockierer:innen. Erstmals sammeln wir dafür Vorschläge ganz unkompliziert über ein Webformular. Damit möchten wir die Einreichung noch einfacher und zugänglicher machen. Teile über diese Links deine Kandidat:innen für den Leuchtturm und die Verschlossene Auster. Wir freuen uns über deine Ideen und Vorschläge!

„Journalism Value Report“: Der Wert unabhängiger Medien

Eine neue Studie von Netzwerk Recherche unterstreicht die Bedeutung unabhängiger, gemeinwohlorientierter Medien für den investigativen Journalismus und den Lokaljournalismus in Europa. Der „Journalism Value Report“ liefert detaillierte Daten über den Zustand eines wachsenden Sektors in der europäischen Medienlandschaft, der durch zahlreiche kleine, oft gemeinnützige Nachrichtenredaktionen geprägt ist. Die Ergebnisse der Befragung von 174 Redaktionen aus 31 Ländern sind insbesondere für lokale Medien, die einen großen Teil des Sektors ausmachen, besorgniserregend (eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt es hier). Das Journalism Value Project ist ein von der EU gefördertes Projekt von Arena for Journalism in Europe, Netzwerk Recherche und den drei Medienorganisationen Fumaça, Átlátszó Erdély und Investigate Europe zur Stärkung des gemeinwohlorientierten Journalismus in Europa.

Neuauflage des Fachbuchs „Online-Journalismus für die Praxis“

Das Buch von Netzwerk-Recherche-Mitglied Nea Matzens geht in die vierte Auflage. In „Online-Journalismus für die Praxis“ gibt sie Tipps für Einsteiger:innen und Profis zum Publizieren auf Websites, Blogs und Social-Media-Plattformen. Auch der Einfluss von KI auf den Journalismus wird in dieser neuen Auflage thematisiert.

NR-insights: Lokaljournalismus in Ostdeutschland

Neuer Termin: Mittwoch, 29. Januar 2025, 20:15 Uhr
Wir freuen uns, den verschobenen NR-insights nachholen zu können! Gemeinsam mit Doreen Reinhard (freie Journalistin, Sachsen) und Martin Debes (Stern, Thüringen) sprechen wir über die Arbeitsbedingungen und Wünsche von Lokaljournalist:innen, insbesondere in Ostdeutschland, die Bedeutung des Lokaljournalismus als Säule der Demokratie, Erkenntnisse aus der aktuellen „Wüstenradar”-Studie sowie praktische Tipps und Empfehlungen für Recherchen im Lokalen. Dieser NR-insights ist exklusiv für Mitglieder von Netzwerk Recherche. Weitere Infos und Anmeldung unter nrch.de/insights. Noch kein Mitglied? Jetzt beitreten!

Wir machen Ferien

Die Geschäftsstelle nimmt vom 23. Dezember 2024 bis zum 1. Januar 2025 eine kleine Auszeit. Ab dem 2. Januar sind wir dann wieder für euch da. Die Helpline hingegen ist während der Feiertage zu den gewohnten Zeiten erreichbar.

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GIJN Deutsch

Global Investigative Journalism Conference: Anmeldungen geöffnet

Ab sofort könnt ihr euch für die Global Investigative Journalism Conference 2025 (#GIJC25) anmelden. Die GIJC25 findet vom 21. bis 24. November 2025 in Kuala Lumpur, Malaysia, statt und ist eines der wichtigsten internationalen Treffen von Investigativjournalist:innen. Die Frist für die Einreichung von Session-Vorschlägen endet am 20. Dezember 2024.

Internationale Recherche des Monats: Die Propaganda-Maschine

Der Einfluss Russlands wächst – auch in Afrika. Diese Recherche von forbidden stories deckt russische Desinformationskampagnen in der Zentralafrikanischen Republik auf. Zugrunde liegen Beweise eines Journalisten, der früher selbst in diese Kampagnen involviert war, nun im Exil lebt und sich entschieden hat, die Mechanismen der groß angelegten Einflussnahme zu veröffentlichen. Eine eindrucksvolle Rekonstruktion russischer Propaganda, die auch in anderen afrikanischen Staaten zum Einsatz kommt.

Editor’s Picks 2024

Es sind viele großartige Recherchen im deutschsprachigen Raum im Jahr 2024 entstanden. Umso schwieriger war die Auswahl der Editor’s Picks des Global Investigative Journalism Network. Für welche Recherchen GIJN-Deutsch Editor Sarah Ulrich sich letztendlich entschieden hat und warum, das könnt ihr nun hier auf Englisch oder auf Deutsch nachlesen.

Nachrichten

550 Journalist:innen in Haft, 54 getötet

In diesem Jahr sind 54 Journalist:innen aufgrund ihrer Arbeit getötet worden. Die Zahl der in Konfliktregionen getöteten Medienschaffenden war 2024 so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die mit Abstand gefährlichste Region war erneut Gaza. Das zeigt die Jahresbilanz der Pressefreiheit, die „Reporter ohne Grenzen“ gestern veröffentlicht hat. Weltweit sind derzeit 550 Journalist:innen inhaftiert, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Unter anderem in Israel und Russland ist die Zahl der inhaftierten Medienschaffenden gestiegen.

Kritik an Rundfunk-Reform

Die Ministerpräsident:innen haben gestern einen ab 2027 geltenden neuen Mechanismus zur Festsetzung des Rundfunkbeitrags beschlossen. Nicht verabschiedet wurde jedoch der fällige Rundfunkbeitragsstaatsvertrag, mit dem die Erhöhung des Rundfunkbeitrags um monatlich 58 Cent ab 2025 auf den Weg gebracht werden sollte. Christoph Schmitz-Dethlefsen, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, kritisiert das: „Damit schleifen die Länderchefs die demokratierelevanten öffentlich-rechtlichen Medien – und das Vertrauen in die Politik gleich mit.“

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Veranstaltungen, Preise & Stipendien

Reisestipendien für (Nachwuchs-)Journalist:innen

Um die Aus- und Weiterbildung junger Journalist:innen zu fördern, vergibt die Heinz-Kühn-Stiftung sechswöchige bzw. dreimonatige Stipendien für Auslandsaufenthalte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Das Stipendium deckt Reisekosten sowie den Lebensunterhalt im Gastland ab. Zudem gibt es Zuschüsse für Literatur oder Reisen im Gastland und bei Bedarf einen Sprachkurs im Goethe-Institut in Düsseldorf oder Bonn. Bewerben können sich (Nachwuchs-)Journalist:innen unter 35 Jahren, die an entwicklungspolitischen Themen interessiert sind und ihren Lebensmittelpunkt in NRW haben. Außerdem können sich Journalist:innen aus dem globalen Süden bewerben. Für Fragen steht die Geschäftsführung der Stiftung per Mail bereit. Bewerbungsschluss ist der 16. Dezember 2024.

Fellowship des Deutsch-Israelischen Zukunftsforums

Das Sylke-Tempel-Fellowship 2025 des Deutsch-Israelischen Zukunftsforums befasst sich mit „Grenzen der Berichterstattung: Medien in Zeiten von Krieg und Polarisierung“. Im Fokus steht dabei die Berichterstattung über den Krieg im Nahen Osten. Das Fellowship umfasst eine Förderung von 3.000 Euro, um Recherchen für einen Artikel nachzugehen, der in der außenpolitischen Zeitschrift Internationale Politik („IP Special“) veröffentlicht wird. Teil des Programms sind außerdem Workshops mit externen Expert:innen und – je nach Sicherheitslage – eine Reise nach Israel sowie ein Abschlussevent in Berlin. Bewerbungsschluss ist der 18. Dezember 2024.

Hansel-Mieth-Preis und Gabriel-Grüner-Stipendium

Die Reportergemeinschaft „Zeitenspiegel“ hat aktuell einen Preis und ein Stipendium ausgeschrieben: Der Hansel-Mieth-Preis zeichnet Text- und Bildreportagen in deutschsprachigen Print- und Online-Medien aus und ist mit 6.000 Euro dotiert. Eingereicht werden können (pro Person bis zu fünf) Beiträge, die nach dem 1. Januar 2024 fertiggestellt wurden. Bewerbungsschluss ist der 7. Januar 2025.
Außerdem wird das Gabriel-Grüner-Stipendium vergeben. Es richtet sich vor allem an Nachwuchs-Journalist:innen und unterstützt Reporter:innen bei der Recherche einer Reportage in Wort und Bild. Das Stipendium in Höhe von 6.000 Euro dient der Verwirklichung des eingelieferten Vorschlages. Bewerbungsschluss ist auch hier der 7. Januar 2025.

Social-Media-Werkstatt für Video Conent

Die Social-Media-Werkstatt 2025 des Pressenetzwerks für Jugendthemen befasst sich mit der Produktion von Video Content für diverse Plattformen. Das Seminar, das vom 14. bis 16. März 2025 in Berlin stattfindet, richtet sich an haupt- und ehrenamtliche Fachkräfte der Jugendhilfe sowie Journalist:innen, die sich mit Jugendthemen beschäftigen. Anmeldeschluss ist der 2. Februar 2025.

Nina-Grunenberg-Fellowship für Bildungsjournalismus

Du interessierst dich für Bildungspolitik und Journalismus? Dann bewirb dich um das Nina-Grunenberg-Fellowship von Publix. In zwei 14-tägigen Blöcken (im Mai und November 2025 in mehreren deutschen Städten) bietet das Fellowship Vernetzungs- und Recherchemöglichkeiten sowie Einblicke in das deutsche Schulsystem, in Landes- und Bundespolitik, die Verwaltung und die Wissenschaft. Das Fellowship umfasst die Reise- und Übernachtungskosten sowie einen Gehaltsausgleich in Höhe von maximal 3.500 Euro. Bewerbungsschluss ist der 9. Februar 2025.

Für Absolvent:innen des Nina-Grunenberg-Fellowship

Für Absolvent:innen des Nina-Grunenberg-Fellowship vergibt Publix in Kooperation mit Netzwerk Recherche zwei bis vier Recherchestipendien zwischen 1.500 und 5.000 Euro. Mithilfe der Recherchestipendien erhalten die Geförderten die Möglichkeit, ihre im Fellowship erworbenen Kompetenzen anzuwenden und sich intensiv einer Recherche zum Thema Bildung zu widmen. Gefördert werden sowohl Vorrecherchen, abschließende Recherchen (Anschub- oder Abschlussfinanzierung) als auch komplette Recherchen (Vollfinanzierung). Bewerbungsschluss ist der 9. Februar 2025.

Fortbildungen

Zum Schluss

Frohe Feiertage und einen guten Rutsch

Für die Feiertage und den Jahresausklang wünschen wir euch eine schöne Zeit mit Familie und Freunden, Momente der Entspannung und Erholung oder die Ruhe für inspirierende Gedanken und Recherchen – ganz, wie es euch am liebsten ist. Wir freuen uns darauf, auch im kommenden Jahr gemeinsam mit euch Ideen zu verwirklichen und Neues zu gestalten.