Keiner trommelt für die Frauenquote – bis auf einen Mann
Von Sofia Faltenbacher, DJS
Emanzipation ist erst dann erreicht, wenn Frauen sich nicht mehr dafür bejubeln lassen müssen, auf einem Chefposten zu sitzen. So sagte es einmal sinngemäß die Chefredakteurin der österreichischen Tageszeitung Der Standard. Dass dieser Zustand noch nicht erreicht ist, sah man auf den Panels der nr-Jahreskonferenz, die sich mit Frauen befassten.
Eva Weissenberger ist die einzige Chefredakteurin auf der Jahrestagung. Sie leitet die österreichische Wochenzeitung News und hat einen Tipp für Frauen, die in Führungspositionen wollen: „Macht euch nicht unentbehrlich.“ Will heißen: Arbeitet nicht zu viel, nicht zu gut. Sonst kommt ihr von eurer Redakteursstelle nicht mehr weg. Eva Weissenberger hat es geschafft. Jetzt muss sie damit klarkommen, dass sie von männlichen Kollegen schief angeschaut wird. „Besonders von den gleichaltrigen, weniger erfolgreichen.“
„Ich weiß es nicht, Baby“, sagte ein Bundesminister einst zu Investigativ-Journalistin Lena Kampf, als sie ihn nach einem V-Mann fragte. Wie reagiert man auf so etwas? Die Leiter der Investigativ Ressorts von Spiegel und Welt sagen: Solche Typen brauchen eine klare Abmahnung, so geht es nicht. Doch als Journalistin wägt man auch ab, ob man nicht lieber weghört, anstatt durch Konfrontation Quellen zu verlieren. Mehr Informationen bekommen Journalistinnen aber nicht durch gutes Aussehen. Wenn man sich Informationen einfach „anlächeln“ könnte, wären die Investigativ-Ressorts voller Frauen, sagt Lena Kampf.
Generell sind sich auf dem Podium alle einig, dass Frauen dem Investigativ-Ressort gut tun. Für eine Quote spricht sich aber nur Jörg Eigendorf von der Welt aus. Annette Ramelsberger, Gerichtsreporterin der Süddeutschen Zeitung, sagt: Generell Ja, im Investigativressort Nein. Warum? Um das zu beantworten, reicht die Zeit nicht mehr.
Sonja Peteranderl und Julia Jaroschewski brauchen keine Quote. Die beiden bloggen über das Leben in den Favelas von Rio de Janeiro, einer Stadt, die jahrzehntelang von Drogenbanden beherrscht wurde. Mit der Frage, ob es für sie ein Nachteil sei, weiblich zu sein, konnten sie wenig anfangen. Darüber machen sie sich gar keine Gedanken.