Tausche Couchplatz gegen Kontakte – hostwriter.org
Die junge Plattform hostwriter.org will weltweit Journalisten vernetzen und so Rechercheallianzen ermöglichen.
Freie Journalisten haben heute viele Probleme, aber auch eine große Chance. Wie diese aussehen könnte, erläuterten Sandra Zistl, Tabea Grzesyk und Tamara Anthony, Journalistinnen und Gründerinnen von hostwriter.org auf ihrer Info-Veranstaltung. Auf der Internetplattform möchten sie Journalisten dazu ermutigen, miteinander zu kooperieren – und dabei nicht nur Schlafplätze für Recherchereisen zur Verfügung zu stellen. Wenn es nach den drei Gründerinnen geht, dann könnte in Zukunft ein großes globales Netz entstehen. In diesem greifen Journalisten bei ihren Recherche-Projekten auf Wissen und Kontakte lokal ansässiger Kollegen zurück und helfen sich bei Fragen gegenseitig weiter – gewinnen sollen dabei alle. Kooperation statt Konkurrenz lautet die Maxime hinter der stiftungsgeförderten Plattform.
Anthony, Grzesyk und Zistl kennen sich aus mit Gemeinschaftsprojekten: Im Vorstand von journalist-network.org organisierten sie Pressereisen und kamen zu einer wichtigen Einsicht: „Man kann zu zehnt eine Recherchereise machen und nimmt sich dabei nicht die Butter vom Brot“, erklärt Grzesyk im Interview. „Und je internationaler die Mischung ist, desto besser funktioniert das Prinzip.“
Die drei erklärten auf der Veranstaltung nun ihre neue Plattform: Journalisten erstellen von sich ein Profil und stellen es der hostwriter-Community zur Verfügung. Neben Wohnort und journalistischen Schwerpunkten können die Kollegen einsehen, welche Sprachen man selbst spricht. Kontakte werden über Formular geknüpft – und können dann über die individuellen E-Mail-Kanäle vertieft werden. Das Bereitstellen des Schlafplatzes ist allerdings nur eine freiwillige Option. Obligatorisch ist die Gästecouch nicht. Das Projekt ist kostenlos und verfolgt keine kommerziellen Interessen, einreichen muss man lediglich Arbeitsproben, um nachzuweisen, dass man auch wirklich Journalist ist. Seit ihrer Gründung am 7. Mai dieses Jahres haben sich bereits 586 Menschen zu hostwritern erklärt und registriert, die Gründerinnen hoffen auf weiteren vor allem internationalen Zulauf. Immerhin, inzwischen haben sich unter anderem bereits zehn Journalisten aus Russland registriert.