Journalistin Pauline Tillmann berichtete von ihren Erfahrungen. Foto: Raphael Hünerfauth

Pauline Tillmann berichtete von ihrem Start-Up “Deine Korrespondentin”. Foto: Raphael Hünerfauth

Von Eva Casper, DJS

Die Zeiten, in denen das Ausland eine journalistische Männerdomäne war, sind vorbei. Heute ist das Geschlechterverhältnis eher ausgeglichen. „Aber Gleichberechtigung gibt es definitiv noch nicht“, sagt Katharina Finke, die als Freie schon in Indien, Israel und Kanada gearbeitet hat. Auch im Ausland kämpfen Frauen mit geringerer Bezahlung und Anerkennung von Kollegen. Medial sind sie oft weniger präsent.


Die Journalistin Nicole Graaf erinnert sich, wie sie schief angesehen wurde, als sie für längere Zeit in die Mongolei ging: „Männer haben da eher den Ruf als coole Abenteurer. Bei einer Frau denken sie häufig, du bist verrückt, wenn du ins Ausland gehst.“

Um die Präsenz von Korrespondentinnen zu erhöhen, hat die Osteuropa-Reporterin Pauline Tillmann ein Start-Up gegründet: „Deine Korrespondentin“. Seit zwei Monaten ist die Seite online. Verschiedene Autorinnen berichten dort aus unterschiedlichen Ländern. Frauen berichten über Frauen. Das ist das Prinzip. „Aber wir sind auch offen für männliche Autoren.“

Wie bei einer Karriere im Inland ist es auch im Ausland schwierig, sich als Freie zu etablieren. „Man muss hartnäckig bleiben. Und einplanen, dass man ungefähr ein Jahr braucht, bis man von seiner Arbeit gut leben kann“, sagt Tillmann. Sie empfiehlt, sich für ein zweimonatiges Korrespondenten-Stipendium des Internationalen Journalisten Programms (IJP) zu bewerben, um zu testen, ob die Arbeit überhaupt etwas für einen ist. Wer länger bleiben will, müsse sich ein Netzwerk aufbauen und sollte am besten ein Nischenthema bedienen. „Mit Nachrichten-Themen kommt man nicht weit. Das übernehmen die angestellten Korrespondenten“, sagt Graaf.

Katharina Finke schrieb über Gewalt gegen Frauen in Indien. Foto: Raphael Hünerfauth

Katharina Finke schrieb über Gewalt gegen Frauen in Indien. Foto: Raphael Hünerfauth

Häufig habe man als Frau aber auch Vorteile im Ausland. Vor allem, wenn es um Geschichten über andere Frauen gehe. Katharina Finke ging nach Indien und schrieb über Gewalt gegen Frauen. „Als Mann kommst du bei bestimmten Themen einfach nicht weit.“ Allerdings hat sie auch schon erlebt, dass einige indische Männer nicht mit ihr reden wollten – weil sie eine Frau ist.

Carolin Emcke war als Spiegel-Reporterin unter anderem in Afghanistan und im Kosovo. Ihr sind die Menschen – auch Männer – stets offen begegnet: „Es gibt einen sehr großen Wunsch nach Zeugenschaft.“

Trotz aller Schwierigkeiten, dem oft geringen Einkommen und der vielen Arbeit – alle anwesenden Journalistinnen sind glücklich mit ihrem Beruf.