Verschlossene Auster 2021 geht an die Hohenzollern
Die Verschlossene Auster 2021 geht an die Hohenzollern. Mit dem Negativpreis zeichnet die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche den Informationsblockierer des Jahres aus. Die Organisation begründet die Vergabe des Preises an die Adelsfamilie mit dem Umgang von Georg Friedrich Prinz von Preußen mit Journalist:innen und Wissenschaftler:innen. Diese werden von ihm und seinen Vertretern mit Dutzenden von Klagen überzogen – was die Freiheit der Berichterstattung und die öffentliche Diskussion über grundsätzliche Fragen der deutschen Geschichte bedroht. Der Historiker Martin Sabrow, Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam bezeichnete das Verhalten der Hohenzollern als „Unkultur der Einschüchterung“.
„Über Gerichte und Anwaltsschreiben versucht der Sprecher der Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, Berichterstattung zu beschneiden, die sich um die historisch bedeutsame Frage dreht, ob seine Vorfahren dem Nationalsozialismus erheblichen Vorschub geleistet haben und ob er damit zu Recht oder zu Unrecht auf Entschädigung für enteignete Immobilien und Kunstwerke streitet“, heißt es in der Begründung von Netzwerk Recherche. Die Einladung zur Entgegennahme des Preises auf der nr21–Online-Konferenz – und damit zur Gegenrede –, nahmen die Hohenzollern nicht an. Sie teilten schriftlich mit: „Der Begründung Ihrer Entscheidung ist hinzuzufügen, dass das Vorgehen von Georg Friedrich Prinz von Preußen sich zu keiner Zeit gegen eine Berichterstattung als solche, sondern gegen die Verbreitung von Falschinformationen innerhalb von einzelnen Berichterstattungen richtete, da die Meinungsbildung auf Grundlage korrekter Information ein Privileg unserer demokratischen Gesellschaft darstellt.“
In ihrer Laudatio auf den Preisträger sagte Sophie Schönberger, Professorin für Kunst- und Kulturrecht an der Universität Düsseldorf, über Historiker:innen und Journalist:innen: „Nicht wenige äußern sich mittlerweile lieber gar nicht mehr, aus Sorge sonst Post vom Anwalt zu bekommen und möglicherweise auch gerichtlich belangt zu werden.“ Schönberger hat rund 80 Klagen des Hauses Hohenzollern dokumentiert. Sie sagte, Georg Friedrich Prinz von Preußen habe ein Klima erzeugt, „in dem die freie Meinungsäußerung Selbstbeschränkungen unterliegt“. Sein Fall zeige: Das Recht könne „instrumentalisiert werden, um eine öffentliche Debatte zu ersticken“.