Was nun, Krautreporter?
Sie wurden totgesagt, noch ehe die Deadline verstrichen war. Als sie es dann war, ist es doch gelungen: Die „Krautreporter“ gehen online. Sie wurden am Ende für fast alles kritisiert: für ein unschlüssiges Konzept, ein liebloses Design, sogar für den Namen. Herausgeber der Krautreporter Sebastian Esser versteht das, denn „wer den Hals aus dem Fenster steckt, muss damit rechnen, dass jemand mit Tomaten wirft“.
Einiges am Konzept ist tatsächlich revolutionär. Etwa, dass die Krautreporter auf Werbung verzichten, dass sie ein ausschließliches, eigenständiges Onlineprodukt erstellen. Und die Nähe zur Community: Jeder, der sich mit 60 Euro als Mitglied beteiligt hat oder es noch vorhat, ist Leser und potenzieller Ideengeber. Mit einem Fragebogen wird jedes Profil erfasst und analysiert – momentan etwa 17.500 – und so werden die Profile zu „einer riesigen Datenbank für uns“, sagt Esser. Der Arzt beispielsweise wird vom Leser zum Informanten und Vermittler von Kontakten zu Gesundheitsthemen. Die Bezahlschranke der Mitgliedschaft verschließt nur die Kommunikation zu den Krautreportern, nicht den Zugang zu den Inhalten. Die sind online frei zugänglich.
Noch sind viele Fragen bei den Krautreportern offen. Beispielswiese, ob und wann die Reporter nach Tarifgehältern bezahlt werden können. Die Frage stellt sich vor allem bei aufwändig recherchierten Geschichten, also solchen mit „Krautreporter-Anspruch“ an Recherchetiefe. Bis dahin gibt es erst einmal 500 Euro Pauschale für jeden Artikel. Ungeklärt sind auch die Bezahlung der Spesen oder die geplante Zusammenarbeit mit freien Autoren, allerdings gibt es dafür bislang noch kein Konzept. Und schließlich: Schaffen es die Krautreporter tatsächlich, großen Worten jetzt auch große Texten folgen zu lassen und sich ein markantes Profil herauszubilden?
Antworten wird es in den nächsten Wochen geben. Bald läuft eine erste Testphase an, bei der durch Mithilfe der Mitglieder die Website von ihren Kinderkrankheiten befreit werden soll. Ende September oder Anfang Oktober geht es dann offiziell los. Auch die Suche nach dem passenden Termin ist also noch eines dieser offenen Details.
Sebastian Esser weiß, dass der Journalismus mit den Krautreportern nicht unbedingt besser wird. Nur anders.