Wir trauern um Chris­toph Maria Fröhder

ver­öf­fent­licht von Netz­werk Recherche | 27. Sep­tember 2024 | Lese­zeit ca. 4 Min.

Unser Mit­glied Chris­toph Maria Fröhder ist im Alter von 81 Jahren in Frank­furt am Main ver­storben. Der Aus­lands­re­porter, Kriegs­be­richt­erstatter und Fern­seh­jour­na­list war von 2001 bis 2009 Mit­glied im ehren­amt­li­chen Vor­stand unseres Ver­eins. „Das Netz­werk Recherche und die inves­ti­ga­tive Recherche wären heute nicht so weit, wie sie es sind, hätte es zu Beginn, vor 25 Jahren, nicht Men­schen wie Chris­toph Maria Fröhder gegeben. Er hat sich über Jahre kri­tisch und uner­müd­lich für einen bes­seren Jour­na­lismus und für die inves­ti­ga­tive Recherche ein­ge­setzt. Er hat den Jour­na­lismus in Deutsch­land besser gemacht. Dafür sind wir ihm sehr dankbar“, sagt Daniel Drepper, 1. Vor­sit­zender des Ver­eins.

Christoph Maria Fröhder bei einer Veranstaltung von Netzwerk Recherche im Jahr 2011. (Foto: Jörg Wagner)

Chris­toph Maria Fröhder bei einer Ver­an­stal­tung zur Aus­lands­be­richt­erstat­tung im Jahr 2011 in Berlin. (Foto: Jörg Wagner)

Wie prä­gend die Begeg­nungen mit Chris­toph Maria Fröhder und wie wichtig sein Wirken für Netz­werk Recherche waren, zeigen auch die Stimmen, die wir zum Tod des Repor­ters in unserem Verein gesam­melt haben. Sie beschreiben ihn als uner­schro­ckenen, enga­gierten und zuge­wandten Men­schen, den nicht die Aben­teu­er­lust in all die Krisen-​ und Kriegs­ge­biete trieb, son­dern die Chro­nis­ten­pflicht als Jour­na­list. Chris­toph Maria Fröhder wird uns und dem Jour­na­lismus fehlen.

„Chris­toph war die sel­tene Kom­bi­na­tion aus einem groß­ar­tigen, einem groß­her­zigen Men­schen und einem wun­der­baren Kol­legen. Scharf in der Ana­lyse, not­wen­di­ger­weise auch unseres eigenen Berufs­standes, aber immer neu­gierig, zuge­wandt, hilfs­be­reit. Seine Lei­den­schaft wird fehlen. Und so vieles andere auch.“
Georg Mas­colo, Grün­dungs­mit­glied Netz­werk Recherche

„Er war uner­müd­lich, immer voll mit wich­tigen Geschichten. Und Chris­toph Maria Fröhder hatte in jeder Sekunde ein Anliegen: Er setzte sich für andere ein und mahnte bei vielen Netz­werk-​Recherche-​Jah­res­kon­fe­renzen zu bes­serem Jour­na­lismus. Vor allem aber trug er selbst genau dazu bei: als Jour­na­list, Reporter und Kol­lege. Danke, lieber Chris­toph!“
Julia Stein, 1. Vor­sit­zende Netz­werk Recherche von 2015 bis 2021

„Die Begeg­nungen, die Gespräche mit Chris­toph waren nie lang­weilig. Denn er konnte viel erzählen, weil er – im Gegen­satz zu manch anderen – auch viel erlebt hatte. Beein­dru­ckend seine Berichte aus Vietnam, Afgha­ni­stan, Angola, vom Golf­krieg oder vom Ein­marsch der Roten Khmer in Phnom Penh. Er war – als freier Jour­na­list – immer vor Ort. Auch dann, wenn es anderen viel zu gefähr­lich war. Nicht die Aben­teu­er­lust war es, die ihn in all die Krisen-​ und Kriegs­ge­biete trieb, son­dern – so sein Credo – die Chro­nis­ten­pflicht als Jour­na­list. Er war streit­lustig, enga­gierte sich für bes­sere jour­na­lis­ti­sche Rah­men­be­din­gungen, um die Recherche zu stärken. Er kri­ti­sierte viele Fehl­ent­wick­lungen im Jour­na­lismus, auch in der ARD, für die er viele bri­sante Filme pro­du­zierte. Aber es ging ihm nie um sich, son­dern immer um guten und glaub­wür­digen Jour­na­lismus. Seine Kritik, seine Hal­tung und sein Enga­ge­ment waren vor­bild­lich – und werden uns jetzt leider fehlen.“
Kuno Haber­busch, Grün­dungs­mit­glied Netz­werk Recherche

„Chris­toph Maria Fröhder war ein guter Kol­lege, immer hilfs­be­reit, fair und enga­giert. Wenn einer seinen Ansprü­chen nicht genügte, konnte er deut­lich werden, wenn er einen Bericht, ein Inter­view gut fand, über­schwäng­lich. Er wan­delte immer auf einem schmalen Grat, das war ris­kant, ins­be­son­dere für einen freien Jour­na­listen. Ich habe ihn dafür bewun­dert.“
Gert Mon­heim, Mit­glied im Vor­stand von Netz­werk Recherche von 2015 bis 2023

„Chris­toph Maria Fröhder war im besten Sinne ein Reporter von Welt. Überall im Ein­satz. Egal, ob in Vietnam, in Kam­bo­dscha, im Irak oder tief im Inves­ti­ga­tiven. Immer neu­gierig, immer rastlos, immer mutig. Und auch immer zuge­wandt. Ein Kol­lege, der gerade für viele junge Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen Leucht­turm und Vor­bild war.“
Ingmar Cario, Mit­glied im Vor­stand von Netz­werk Recherche von 2002 bis 2007

„Chris­toph Maria Fröhder war ein bemer­kens­werter Reporter – voller Lei­den­schaft für das, was er machte. Ich habe ihn dafür bewun­dert – vor allem für seine uner­schro­ckene und empha­ti­sche Bericht­erstat­tung aus Kriegs-​ und Kri­sen­ge­bieten, aber auch für seinen streit­baren Geist. Er hat sich nicht auf seiner Pro­mi­nenz aus­ge­ruht, son­dern sie genutzt, um sich für mutigen Jour­na­lismus, Recherche und für den Nach­wuchs ein­zu­setzen. Davon pro­fi­tieren wir alle bis heute. Danke, Chris­toph!“
Julia Sal­den­holz, Schatz­meis­terin von Netz­werk Recherche von 2007 bis 2009

„Chris­toph hat mich für den Beruf des Jour­na­listen begeis­tert und auf meinem Weg begleitet wie kein Zweiter. Er war mir und vielen anderen Kol­legen ein Vor­bild an Gerad­li­nig­keit, Uner­schro­cken­heit und Mensch­lich­keit – und trotz der trau­rigen Ereig­nisse, über die er oft berichtet hat, stets zu haben für einen iro­ni­schen Kom­mentar, für eine wohl­ge­meinte Frot­zelei. Aber vor allem war er für mich ein Freund, mein wich­tigster För­derer und Mentor, weit über das Beruf­liche hinaus. Ich habe ihm mehr zu ver­danken, als er jemals zuge­geben hätte. Er fehlt dem Jour­na­lismus, er fehlt mir.“
Dominik Czie­sche, Mit­glied im Vor­stand von Netz­werk Recherche von 2001 bis 2005

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