Netzwerk Recherche verleiht den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2022 an Arndt Ginzel. Die Journalist:innenvereinigung würdigt damit seine Berichterstattung aus der Ukraine während des russischen Angriffskrieges.
„Arndt Ginzel ist mit seinen Recherchen wie kaum jemand sonst vor Ort russischen Kriegsverbrechen nachgegangen und hat damit dem deutschen Publikum auf herausragende Weise die Schrecken dieses Krieges Nahe gebracht. Wir freuen uns sehr, ihn mit dem diesjährigen Leuchtturm des Netzwerk Recherche auszuzeichnen“, sagt Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche.
Arndt Ginzel berichtet während des russischen Angriffskrieges – hauptsächlich für das ZDF – aus der Ukraine und begibt sich mitten in die Frontregion. Während er recherchiert, riskiert er sein Leben – und hält trotzdem seine hohen journalistischen Standards ein. Das zeigt er unter anderen in seiner Dokumentation „Die Straße des Todes“, für die er nicht nur die russischen Kriegsverbrechen präzise dokumentiert, sondern auch die Hintergründe der Täter recherchiert: In fast allen Fällen junge Soldaten, die auf einen solchen Krieg erkennbar nicht vorbereitet wurden. Das rechtfertigt nicht ihre Taten, zeigt aber die Skrupellosigkeit der russischen Führung. „Die Straße des Todes“ ist ein Film, der erschreckend ist, zornig macht – und mal wieder zeigt, was mutige und kompetente Recherche möglich machen kann.
Mit dem Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen möchten wir jedoch nicht nur Arndt Ginzels jüngere Arbeiten würdigen. Bereits seit der Besetzung der Krim durch Russland im Jahr 2014 recherchierte Ginzel zu prorussischen Separatisten. Er und sein Team konnten 2015 nachweisen, dass Separatisten Kinder und Jugendliche an Waffen ausgebildet und als Kämpfer rekrutiert haben. Außerdem berichtet Ginzel immer wieder auch im ZDF-Magazin frontal unter hohem persönlichem Einsatz über radikale Coronaleugner:innen und Rechtsradikale in Deutschland, die zu Gewalt gegen Politiker:innen aufrufen. Dafür wird er aus der Szene persönlich angefeindet.
Als freier Journalist geht Arndt Ginzel ein besonderes Risiko ein. Freie haben häufig nicht die gleichen Sicherheiten wie festangestellte Journalist:innen, vor allem wenn sie aus dem Ausland und besonders aus Kriegsgebieten berichten. Trotzdem sind wir auf ihre Recherchen angewiesen. Mit diesem Preis möchte Netzwerk Recherche deshalb auch die Arbeit anderer freier Journalist:innen würdigen und sich für umfassende Unterstützung und bessere Arbeitsbedingungen aussprechen.
„Seit Ausbruch des Krieges ist einmal mehr deutlich geworden, wie schwach viele deutsche Redaktionen im Ausland aufgestellt sind – und wie prekär die Lage von freien Kolleg:innen ist, die diese Lücken füllen sollen. Diese Auszeichnung soll ein Licht auf die unzureichenden Bedingungen werfen, unter denen viele freie Kolleg:innen vor allem in der Recherche und im Ausland oft arbeiten müssen“, sagt Daniel Drepper.
Vergeben wird die Auszeichnung auf der zweitägigen Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche beim NDR in Hamburg. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 30. September 2022 um 16:45 Uhr statt. Die Laudatio wird Christoph Reuter vom SPIEGEL halten. Auch er berichtet aus der Ukraine (und anderen Kriegs- und Krisengebieten). Für seine herausragenden Recherchen und Berichte wurde Reuter in diesem Jahr mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet.