Newsletter Netzwerk Recherche 240 vom 13.12.2024

Liebe Kolleg:innen,

was für ein Jahr! Das haben wir uns in 2024 sicher alle nicht nur einmal gedacht. Ein Jahr, in dem sich das Politikkarussell gefühlt noch einmal doppelt so schnell gedreht hat wie sonst.

Was 2024 aber auch war: ein Jahr der großen politischen Recherchen. Für Deutschland begann es mit dem Geheimtreffen der Rechten in Potsdam und endete mit dem D-Day der FDP. In beiden Fällen war die Öffentlichkeit ganz nah dran – dank gewagter und akribischer Recherchen von Kolleg:innen. Und das sind nur zwei prägende Beispiele für viele tolle (Investigativ-)Recherchen in diesem Jahr.

Für mich sind solche Recherchen und die Reaktion der Menschen darauf, ein Grund für Zuversicht, denn 2025 wird nicht weniger spannend und herausfordernd für die Welt und den Journalismus. Trump wird in den USA das Regieren übernehmen, in Deutschland erwartet uns ein kurzer, aber heftiger Wahlkampf. Was sicher ist: journalistisch wird es eine Menge zu tun geben! Ich hoffe, ihr könnt die kommenden Wochen nutzen, um einmal durchzuschnaufen und neue Kräfte zu sammeln.

Diese Zeit ist auch eine super Gelegenheit, um Ideen für die nächste NR-Jahreskonferenz zu entwickeln. Ab jetzt, bis zum 12. Januar, können Vorschläge eingereicht werden, wir freuen uns auf viele gute Ideen! Und ich freue mich schon jetzt, wo es draußen um vier dunkel wird, mit vielen von euch im Juni in Hamburg bis zum späten Abend zusammenzustehen. Um voneinander zu lernen, hinter die Kulissen der wichtigsten Recherchen des Jahres zu blicken – und konstruktiv über aktuelle Entwicklungen im Journalismus zu streiten. Darauf, dass 2025 ein gutes Jahr wird.

Eure
Elisa Simantke Weiterlesen

„Journalism Value Report“: Studie zeigt den gesellschaftlichen Wert unabhängiger Medien und warnt von großer finanzieller Unsicherheit innerhalb des Sektors

Eine neue Studie von Netzwerk Recherche unterstreicht die Bedeutung unabhängiger, gemeinwohlorientierter Medien für den investigativen Journalismus und den Lokaljournalismus in Europa. Der „Journalism Value Report“ liefert detaillierte Daten über den Zustand eines wachsenden Sektors in der europäischen Medienlandschaft, der durch zahlreiche kleine, oft gemeinnützige Nachrichtenredaktionen geprägt ist.

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Die Editor’s Picks des Global Investigative Journalism Network 2024

Bruch der Ampel-Koalition, Erdgas-Greenwashing, Europas drohende Opioidkrise und #Metoo an deutschen Unis

von Sarah Ulrich, Global Investigative Journalism Network/Netzwerk Recherche
 

Der Originalbeitrag auf Englisch findet sich hier.

Das Jahr 2024 war in vielerlei Hinsicht turbulent und eine Herausforderung für Journalist:innen auf der ganzen Welt, insbesondere in den unter Krieg leidenden Regionen.

Auch in Deutschland wurde viel über die Rolle der Medien diskutiert. Schon zu Beginn des Jahres zog die sogenannte „Geheimplan”- Recherche von GIJN-Mitglied CORRECTIV Aufmerksamkeit auf sich. Darin legten die Reporter:innen die Verbindungen zwischen rechtsextremen Gruppen und der AfD offen. Die Recherchen deckten auf, wie Neonazis, hochrangige AfD-Mitglieder und prominente Akteure aus der Wirtschaft Pläne diskutierten, Millionen von Menschen aus Deutschland abzuschieben. Wie das Team dabei vorgegangen ist, lest ihr hier.

Die Recherchen lösten zwar Massenproteste gegen die AfD und die extreme Rechte aus, doch konnten auch diese nicht verhindern, dass die AfD bei Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen Erfolge verzeichnete. Für Journalist:innen erschwert dieses gesellschaftliche Klima zunehmend die Arbeitsbedingungen, fördert Desinformation im Netz und führt zu steigenden physischen Bedrohungen sowie wachsendem Misstrauen gegenüber der Presse bis hin zu Angriffen auf Reporter:innen.

Trotz der angespannten Lage war auch 2024 ein starkes Jahr für investigativen Journalismus im deutschsprachigen Raum. Reporter:innen recherchierten zu vielfältigen Themen – vom Bruch der Ampel, über die sich ausbreitende Opioidkrise, Menschenhandel im Netz oder #Metoo an deutschen Hochschulen. Im Folgenden lest ihr unsere Auswahl der besten deutschsprachigen Recherchen im Jahr 2024.

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Newsletter Netzwerk Recherche 239 vom 25.11.2024

Liebe Kolleg:innen,

als ich mich 2013 als Berufseinsteigerin auf Twitter anmeldete, öffnete sich für mich eine neue Welt. Um es mit Robert Habeck zu sagen: Twitter war für mich ein Küchentisch, an dem ich (meist still) saß und politischen Debatten lauschte, interessante Menschen identifizierte und Anstöße für Recherchen bekam und nicht zuletzt: Quellen auftat. Irgendwann wurde die Plattform dann vom Küchentisch zum Stammtisch. Ich verbringe dort kaum noch Zeit, mein ohnehin nicht besonders reichweitenstarker Account dümpelt dahin, dient mir selbst nur noch als eine Art Archiv, in das ich manchmal wehmütig hineinschaue. Aber reicht das? Sollte man der Plattform nicht ganz den Rücken kehren?

Correctiv hat’s längst getan, der Guardian nach der US-Präsidentschaftswahl. Dieser lässt keinen Zweifel mehr daran, „dass X eine toxische Plattform ist und ihr Besitzer, Elon Musk, deren Einfluss nutzt um politische Diskurse zu gestalten“, hieß es in der knappen Email des Guardians an seine Leser:innen Mitte November.

Wenige Tage später dann haben einige prominente österreichische Kolleg:innen so etwas wie den Austro-X-odus eingeleitet. Falter-Chefredakteur Florian Klenk und ORF-Moderator Armin Wolf (die es zusammen auf etwa eine Million Follower bringen) zum Beispiel, haben ihre Accounts stillgelegt.

Auch in vielen Redaktionen in Deutschland wird aktuell darüber nachgedacht, wie man es mit X halten soll. Unsere geschätzte Geschäftsstelle hat den Account von Netzwerk Recherche jetzt übrigens auch „inaktiv“ gestellt. Der Grund: Kaum noch Interaktion, das Team will sich jetzt auf Instagram und LinkedIn beschränken, wo NR viele Journalist:innen erreicht.

Aber darf man sich einfach so zurückziehen und den Stammtisch den „Propaganda-Bots, Neonazis, Rassisten, Sexisten, Incels, Verschwörungsparanoiker, Fake News und Bullies“ überlassen, wie Armin Wolf schreibt? Oder sollte man nicht gerade da dagegenhalten und faktengecheckten Qualitätsjournalismus anbieten für diejenigen, die diesen dort noch suchen?

Meinem Eindruck nach ist das auch eine Kapazitätenfrage, bei der man sich ehrlich machen sollte: Können Redaktionen den lauten Stimmen überhaupt noch begegnen, Kommentare verantwortlich moderieren, wenn die Plattform es nicht mehr tut?

Nilay Patel, Chefredakteur von „The Verge“, liefert noch einen anderen Grund. In einem Interview sagte er kürzlich: „Warum würde jemand umsonst für Elon Musk arbeiten?“ Dieser habe deutlich mehr davon, als die Redaktionen. Sein Appell: „Verlasst den Scheiß, es ist sowieso alles fake.“

Ich selbst habe noch keine Alternativen ausprobiert, aber Kolleg:innen berichten, auf Bluesky sei jetzt deutlich mehr los. Vielleicht ist das der neue Küchentisch. Mir persönlich gefällt es allerdings auch gut im Lesesessel am Kamin. Ich habe seither jedenfalls mehr Zeit für Bücher.

Eure
Lena Kampf Weiterlesen

Ein Jahr Helpline

Was wünscht man einem Hilfsangebot für psychisch belastete Journalist:innen zum ersten Geburtstag? Ein möglichst langes oder kurzes Leben?

In den ersten Interviews zum Start der Helpline im November 2023 haben wir gesagt: Es wäre schön, wenn wir den Betrieb in ein paar Jahren wieder einstellen könnten. Die gesellschaftlichen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit sowie der aktuelle Zustand unserer Branche lassen jedoch befürchten, dass die Zeiten für Journalist:innen nicht einfacher werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur die Probleme in der Welt im Blick behalten, sondern uns auch um uns selbst kümmern. Weiterlesen

NRW plant Einschränkungen bei der Transparenz von Sparkassen

Verborgen in einer Änderung des Sparkassengesetzes von NRW plant die Landesregierung eine schwerwiegende Einschränkung des Informationsfreiheitsgesetzes in diesem Bundesland: Statt wie bisher nur die schützenswerten personenbezogenen Daten sowie Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse vom Informationsanspruch nach dem IFG auszuklammern, soll der Ausnahmegrund bei Sparkassen in NRW auf alle „kundenbezogenen Daten“ ausgeweitet werden. Was sich wie eine kleine und damit harmlose Änderung liest, kann aber weitreichende Folgen haben. Denn während „personenbezogene Daten“, die jetzt schon geschützt sind, sich auf eine Einzelperson beziehen, kann mit dem juristisch unklaren Begriff der „kundenbezogenen Daten“ auch eine Information gemeint sein, die gar keinen Bezug zu einem konkreten Kunden oder einer Kundin aufweist. Denn fast alles, was eine Sparkasse macht, hat vermutlich in irgendeiner Weise einen „Kundenbezug“, einschließlich aggregierter Statistikinformationen oder anonymisierter Daten. Die geplante Gesetzesänderung könnte insbesondere den Zugang zu Informationen über öffentliche Förderungen aushebeln. Gerade daran besteht aber ein berechtigtes Informationsinteresse. Es sollte auch weiterhin recherchierbar sein, wer zu welchen Zwecken und Konditionen mit öffentlichen Geldern gefördert wird.

Netzwerk Recherche hat daher in einer ausführlichen Stellungnahme für die Landtagsanhörung Anfang November diesen Plänen deutlich widersprochen. Noch besteht die Chance, dass diese Einschränkung des IFG, die nur einen kleinen Teil des umfangreichen Sparkassengesetzes ausmacht, abgewendet werden kann.

Zur Stellungnahme

Newsletter Netzwerk Recherche 238 vom 25.10.2024

Liebe Kolleg:innen,

als ich Mitte der 90er Jahre ein paar Monate bei Zeitungen in Dresden und Leipzig arbeitete, konnte ich miterleben, wie westdeutsche Verlage die großen ostdeutschen Lokalblätter kauften und deren Chefredakteure ganze Redaktionen radikal umbauten. Klar, die alten SED-Funktionäre mussten gehen, aber wichtige Posten wurden mit Westdeutschen besetzt und nicht mit den Kolleg:innen, die gerade noch vor der Nikolaikirche friedlich protestiert und viel riskiert hatten. Viele redaktionelle Stimmen, die die Region seit Jahrzehnten kannten, wurden nicht mehr gehört oder verschwanden nach und nach ganz. Und so kam es immer wieder zu Konflikten mit den neuen Chefredaktionen. Altgediente Redakteur:innen warnten davor, die Bedürfnisse und den Blick der ostdeutschen Leserschaft zu verlieren. Vergeblich. Und so fanden sich die ostdeutschen Leser:innen in den westdeutsch geführten Blättern nicht wieder. Die Leser:innen kündigten in Scharen ihre Abos, die Print-Auflagen schrumpften, Digitalabos schlossen nur wenige ab. Heute gibt es im Osten schon einige Regionen ganz ohne gedruckte Lokalzeitung. Jan Böhmermann zeigte gerade mit seinem Team, wie Rechtspopulisten die Krise des Lokaljournalismus eiskalt ausnutzen und nun ihre Postillen verbreiten.

Wenn Lokaljournalismus wegfällt, funktioniert die demokratische Gesellschaft eben nicht mehr. Gemeinsam mit Netzwerk Recherche untersuchen derzeit Forscher:innen der Hamburg Media School, wie sich die Situation der Tageszeitungen seit der deutschen Wiedervereinigung verändert hat und welche Folgen eine schwache Lokalpresse für das demokratische Gemeinwesen haben wird. Die Ergebnisse des sogenannten Wüstenradars präsentieren wir Ende November in Kooperation mit der Rudolf Augstein Stiftung und Transparency International Deutschland. Aus unserer Sicht eine wichtige Pionierstudie. Wir als Netzwerk Recherche denken derzeit intensiv darüber nach, wie wir als Verein auch tiefere Recherchen im Lokalen weiter unterstützen können. Denn wir finden, Lokaljournalismus ist ein Garant für eine funktionierende Demokratie.

Euer
Christian Esser Weiterlesen

Greenhouse Fellowship 2024 für Tamara Keller und Corinna Cerruti

Greenhouse Fellowship 2024 von Netzwerk Recherche und Schöpflin Stiftung: Adieu, Journalismus! Recherchen zum Ausstieg aus dem Beruf

Das Greenhouse Fellowship 2024 geht an die Journalistinnen Tamara Keller und Corinna Cerruti! Unter dem Titel „Adieu, Journalismus! Recherchen zum Ausstieg aus dem Beruf“ untersuchen sie, warum Journalist:innen – besonders nach der Familiengründung – die Branche verlassen oder darüber nachdenken. Schlechte Arbeitsbedingungen, Schwangerschaft und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielen dabei vermutlich eine zentrale Rolle. Mit ihrer Recherche wollen Keller und Cerruti aufdecken, wie strukturelle Hürden Kolleg:innen aus dem Journalismus drängen, Missstände sichtbar machen und sich für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft einsetzen.

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Die Gewinner:innen der Grow-Stipendien 2024/25 stehen fest!

 

Auch dieses Jahr haben Netzwerk Recherche und die Schöpflin Stiftung drei herausragende Medienprojekte ausgezeichnet, die mit ihren innovativen Ansätzen den gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus und die Medienvielfalt voranbringen. Die einjährigen Grow-Stipendien umfassen finanzielle Unterstützung, individuelle Coachings, Workshops und wertvolle Vernetzungsmöglichkeiten. Hier sind die Gewinnerprojekte der Grow-Stipendien 2024/25:

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Grow-Stipendien: Shortlist 2024/25

Sechs herausragende Medienprojekte stehen im Finale der Grow-Stipendien 2024/25, die Netzwerk Recherche und die Schöpflin Stiftung bereits zum neunten Mal vergeben. Am 15.10.2024 präsentieren die Finalist:innen ihre innovativen Ideen online vor der Jury. Bis zu drei von ihnen werden schließlich mit den Grow-Stipendien ausgezeichnet. Das ist unsere Shortlist 2024/25:

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Newsletter Netzwerk Recherche 237 vom 27.09.2024

Liebe Kolleg:innen,

nun sind die Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern geschehen und erstmals seit 1945 ist mit der AfD wieder eine rechtsextreme Partei stärkste Kraft in einem Landtag. In zwei Bundesländern wird sie allein über die Sperrminorität erheblichen Einfluss nehmen können. Sie kann Verfassungsrichter:innen blockieren oder auch die Ausrichtung von Landesmedienanstalten beeinflussen. In allen drei Ländern ist unklar, ob zusammen mit dem populistische Bündnis Sahra Wagenknecht Regierungen zu Stande kommen und wie (in)stabil diese werden.

Was lösen diese Wahlergebnisse in euch aus? Ich glaube, es ist gerade wichtig, die eigenen Emotionen zu verstehen, Erkenntnisse zu sortieren und in Redaktionen Räume zu schaffen, um darüber zu sprechen. Es ist jetzt wichtig zu erkennen, was diese Wahlen für unsere zukünftige Arbeit bedeuten.

Tut ihr das nicht, besteht die Gefahr, dass wir in ein paar Tagen wie gewohnt weiterarbeiten, die neue Realität ausblenden und uns womöglich zurücklehnen. Wir dürfen uns nicht in einer Rolle als Medienschaffende ausruhen, die „nur berichten, was passiert“ und nichts mit dem zu tun haben, was geschehen ist. Das ist nicht nur zu bequem, sondern stimmt auch nicht.

Das sind (bisher) meine Erkenntnisse:

  1. Die Demokratie ist angegriffen. Wir müssen uns auf einen Marathon über viele Jahre einstellen, aber wir können mehr als hoffen: Journalismus bleibt ein Kernelement, um die Demokratie zu erhalten.
  2. Ich mache mir bewusst, welche Perspektiven in der eigenen und anderen Redaktionen unterrepräsentiert sind: Menschen mit internationaler Biografie, Jugendliche, von Armut Betroffene, Menschen aus Ostdeutschland… Wie können wir diesem Mangel entgegenwirken und unsere vielfältige Gesellschaft besser erreichen?
  3. Weniger „he said, she said“-Journalismus betreiben, zuletzt besonders beliebt in der Berichterstattung zur Migration oder über die Ampel. Worüber muss ich berichten und was ist nur ein politischer Spin?
  4. Stattdessen suche ich Themen, die Missstände am Ursprung behandeln und möglichst viele Menschen real betreffen. Wie wenig wurde etwa vor den Wahlen über das kaputte Bildungssystem berichtet, obwohl es in jeder Wahlbefragung unter den Top 5-Themen landete?
  5. Auch regionale und nationale Medienhäuser müssen mehr ins Lokale. Diese Aufgabe können wir nicht allein dem Lokaljournalismus überlassen, der leider immer weiter abgebaut wird. Dabei sollten wir alle mehr Dialog-Formate umsetzen. Wichtig dabei: Wie und wo wir einladen, entscheidet über Vielfalt im Publikum. Und das Veranstaltungsformat bestimmt, ob es uns gelingt, zuzuhören und mit neuen Impulsen nach Hause zu fahren.

Euer
Jonathan Sachse

 

 

 

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Wir trauern um Christoph Maria Fröhder

Unser Mitglied Christoph Maria Fröhder ist im Alter von 81 Jahren in Frankfurt am Main verstorben. Der Auslandsreporter, Kriegsberichterstatter und Fernsehjournalist war von 2001 bis 2009 Mitglied im ehrenamtlichen Vorstand unseres Vereins. „Das Netzwerk Recherche und die investigative Recherche wären heute nicht so weit, wie sie es sind, hätte es zu Beginn, vor 25 Jahren, nicht Menschen wie Christoph Maria Fröhder gegeben. Er hat sich über Jahre kritisch und unermüdlich für einen besseren Journalismus und für die investigative Recherche eingesetzt. Er hat den Journalismus in Deutschland besser gemacht. Dafür sind wir ihm sehr dankbar“, sagt Daniel Drepper, 1. Vorsitzender des Vereins.

Christoph Maria Fröhder bei einer Veranstaltung von Netzwerk Recherche im Jahr 2011. (Foto: Jörg Wagner)

Christoph Maria Fröhder bei einer Veranstaltung zur Auslandsberichterstattung im Jahr 2011 in Berlin. (Foto: Jörg Wagner)

Wie prägend die Begegnungen mit Christoph Maria Fröhder und wie wichtig sein Wirken für Netzwerk Recherche waren, zeigen auch die Stimmen, die wir zum Tod des Reporters in unserem Verein gesammelt haben. Sie beschreiben ihn als unerschrockenen, engagierten und zugewandten Menschen, den nicht die Abenteuerlust in all die Krisen- und Kriegsgebiete trieb, sondern die Chronistenpflicht als Journalist. Christoph Maria Fröhder wird uns und dem Journalismus fehlen.

„Christoph war die seltene Kombination aus einem großartigen, einem großherzigen Menschen und einem wunderbaren Kollegen. Scharf in der Analyse, notwendigerweise auch unseres eigenen Berufsstandes, aber immer neugierig, zugewandt, hilfsbereit. Seine Leidenschaft wird fehlen. Und so vieles andere auch.“
Georg Mascolo, Gründungsmitglied Netzwerk Recherche

„Er war unermüdlich, immer voll mit wichtigen Geschichten. Und Christoph Maria Fröhder hatte in jeder Sekunde ein Anliegen: Er setzte sich für andere ein und mahnte bei vielen Netzwerk-Recherche-Jahreskonferenzen zu besserem Journalismus. Vor allem aber trug er selbst genau dazu bei: als Journalist, Reporter und Kollege. Danke, lieber Christoph!“
Julia Stein, 1. Vorsitzende Netzwerk Recherche von 2015 bis 2021

„Die Begegnungen, die Gespräche mit Christoph waren nie langweilig. Denn er konnte viel erzählen, weil er – im Gegensatz zu manch anderen – auch viel erlebt hatte. Beeindruckend seine Berichte aus Vietnam, Afghanistan, Angola, vom Golfkrieg oder vom Einmarsch der Roten Khmer in Phnom Penh. Er war – als freier Journalist – immer vor Ort. Auch dann, wenn es anderen viel zu gefährlich war. Nicht die Abenteuerlust war es, die ihn in all die Krisen- und Kriegsgebiete trieb, sondern – so sein Credo – die Chronistenpflicht als Journalist. Er war streitlustig, engagierte sich für bessere journalistische Rahmenbedingungen, um die Recherche zu stärken. Er kritisierte viele Fehlentwicklungen im Journalismus, auch in der ARD, für die er viele brisante Filme produzierte. Aber es ging ihm nie um sich, sondern immer um guten und glaubwürdigen Journalismus. Seine Kritik, seine Haltung und sein Engagement waren vorbildlich – und werden uns jetzt leider fehlen.“
Kuno Haberbusch, Gründungsmitglied Netzwerk Recherche

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Newsletter Netzwerk Recherche 236 vom 30.08.2024

Liebe Kolleg:innen,

Journalismus, besonders der Investigativjournalismus, wird immer noch häufig als Branche mit Ellenbogen-Mentalität verstanden. Gegeneinander, nicht miteinander. Konkurrenz, innerhalb der Redaktionen, zwischen den Redaktionen. Eine Nachwuchs-Journalistin hat mich kürzlich gebeten, einer Kollegin bloß nichts von ihrem Interesse an einem Thema zu erzählen, zu dem diese bereits gearbeitet hatte – aus Angst, diese würde sie dann als Konkurrentin ansehen.

Natürlich gibt es einen Wettbewerb und Konkurrenz zwischen den Medien, aber für mich liegt die besondere Kraft des Journalismus in der Kooperation. In meiner Arbeit kooperiere ich querbeet. Je nach Recherchethema arbeite ich mit ganz unterschiedlichen Partner:innen, da gab es schon das mexikanische Lokalradio oder die Investigativ-Redaktion von ProPublica. Jede:r zusätzliche Journalist:in bringt ein eigenes Adressbuch mit, einen kulturellen Hintergrund, eine eigene kritische Herangehensweise an ein Thema, neue Expertise – und nicht zuletzt wächst der Impact, je mehr Journalist:innen gleichzeitig veröffentlichen. Wenn Journalist:innen sich einander öffnen, sind tiefere Recherchen möglich, die zu besseren Ergebnissen führen – die letztlich mehr bewegen.

Deshalb ist mein Appell: Kooperiert miteinander! Mehr Augen sehen mehr. Findet Verbündete vor Ort, wenn ihr mit einer Recherche nicht weiterkommt. Sprecht Reporter:innen an, die etwas zu einem Thema veröffentlicht haben, das euch interessiert, statt eure Energie damit zu verschwenden, eure Recherche zu verstecken. Kolleg:innen sind eine weit unterschätzte Quelle, und wer weiß, vielleicht kann ja eine Kooperation daraus entstehen.

Kooperation kann eine der Antworten sein auf Stellenstreichungen und Zeitmangel, um gemeinsam dennoch den bestmöglichen Journalismus zu machen. Und dann ist vielleicht auch irgendwann Schluss mit dem Ellbogen-Ruf.

Eure
Stefanie Dodt

 

 

 

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Freilassung von Evan Gershkovich und anderen Journalist:innen

Netzwerk Recherche begrüßt die Freilassung der Journalist:innen Evan Gershkovich, Alsu Kurmasheva und Wladimir Kara-Mursa.

„Es ist gut, dass Evan Gershkovich, Alsu Kurmasheva, Wladimir Kara-Mursa und die anderen Inhaftierten endlich frei sind”, sagt Annelie Naumann, 2. Vorsitzende von Netzwerk Recherche. „Die Journalist:innen wurden auf Grundlage falscher Anschuldigungen verurteilt, um sie dann gegen einen Mörder und andere Kriminelle auszutauschen. Das ist ein alarmierendes Signal, das die ohnehin schwierigen Bedingungen für Berichterstatter:innen in Russland weiter verschlechtern wird.”

Evan Gershkovich, Reporter des Wall Street Journal, war im Juli wegen angeblicher Spionage in einem Schauprozess zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Beinahe gleichzeitig wurde die Journalistin Alsu Kurmasheva zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt – wegen angeblicher Falschmeldungen über die Armee. Der Journalist und Politiker Wladimir Kara-Mursa wurde im April 2023 wegen seiner Kritik am Ukraine-Krieg zu 25 Jahren Strafkolonie verurteilt.

Netzwerk Recherche fordert die sofortige Freilassung aller inhaftierten Journalist:innen, die aufgrund ihrer Arbeit verfolgt werden. Die Einschüchterung und Inhaftierung von Medienschaffenden ist eine Bedrohung für die freie Meinungsäußerung und den demokratischen Diskurs.

Newsletter Netzwerk Recherche 235 vom 31.07.2024

Liebe Kolleg:innen,

die NR24 ist Geschichte und wir sind geschafft, aber glücklich. Unter dem Motto „Now is the Time – Recherchen für die Demokratie” fand vor fast zwei Wochen unsere diesjährige Jahreskonferenz beim NDR in Hamburg statt – mit hunderten Teilnehmenden und mehr als 100 Veranstaltungen. Wir möchten unserem Gastgeber, dem NDR, allen Beteiligten und Unterstützer:innen herzlich danken.

Ein besonderer Höhepunkt war die erstmalige Vergabe eines Preises für herausragende Klimaberichterstattung, den wir gemeinsam mit dem Netzwerk Klimajournalismus Deutschland verliehen haben.

Eindrücklich in Erinnerung bleiben werden auch die beiden Keynotes. Gilda Sahebis Plädoyer für eine stärkere (Selbst-)Reflexion: „Ich habe das Gefühl, dass wir zu oft nicht die Wahrheit wissen wollen, sondern uns mit Fakten zufrieden geben“ und die Berichte von ARD-Moskau-Korrespondentin Ina Ruck über ihre Arbeit in Russland, die durch die aktuelle Verurteilung des Wall-Street-Journal-Reporters Evan Gershkovich zu 16 Jahren Lagerhaft eine besondere Brisanz erhielten. In unserer Konferenzzeitung „Nestbeschmutzer” und bei einer spontanen Solidaritätsaktion von fast zweihundert Teilnehmenden wurde das skandalöse Urteil ebenfalls aufgegriffen.

Für uns vom Netzwerk Recherche waren die Tage auch emotional: Wir waren zu Tränen gerührt, als wir Günter Bartsch für seine langjährige Arbeit als Geschäftsführer dankten.

Für diejenigen, die nicht an der Jahreskonferenz teilnehmen konnten, haben wir weiter unten einige Fotos, ausgewählte Mitschnitte und den aktuellen „Nestbeschmutzer“ verlinkt. Außerdem haben wir im Rahmen unseres Projekts „Fragen und Antworten – Auskunftsrechte kennen und nutzen“ drei aktuelle Recherche-Tipps für euch zusammengestellt und verlinkt.

Wir freuen uns auf die NR25 und darauf, weiter mit euch im Austausch zu bleiben.

Eure
Annelie Naumann

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NR-Werkstatt „Wie wir an Informationen kommen – Praxishandbuch zum Recht auf Auskunft und Akteneinsicht“

Als 26. Ausgabe in der Reihe der NR-Werkstätten ist die Publikation „Wie wir an Informationen kommen. Praxishandbuch zum Recht auf Auskunft und Akteneinsicht” im Juli 2024 erschienen. Diese ermutigt Journalist:innen, ihre Auskunftsrechte selbstbewusst gegenüber öffentlichen Stellen durchzusetzen.

Der erste Abschnitt, verfasst von Dr. Manfred Redelfs, bietet einen Überblick über die wichtigsten Rechtsgrundlagen, darunter das Landespressegesetz, das Umweltinformationsgesetz und das Informationsfreiheitsgesetz. Der zweite Abschnitt enthält praktische Beispiele und Erfahrungsberichte verschiedener Autor:innen, die zeigen, wie diese Gesetze in der journalistischen Praxis angewendet werden können.

Das Handbuch ist im Rahmen des Projekts „Fragen und Antworten – Auskunftsrechte kennen & nutzen“ entstanden, gefördert durch das Programm „Starke Strukturen für unabhängigen Journalismus“ der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.

Die NR-Werkstatt 26 Wie wir an Informationen kommen kann als pdf heruntergeladen werden.

Erklärung von Netzwerk Recherche zur Verurteilung von Evan Gershkovich am 19. Juli

„Free Evan“ auf der NR-Jahreskonferenz Hamburg 2024. Copyright: Nick Jaussi / Netzwerk Recherche

Mit großer Erschütterung haben die mehr als 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahreskonferenz der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche auf die Verurteilung von Evan Gershkovich reagiert. Der US-Journalist vom Wall Street Journal wurde am 19. Juli in Russland wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt.
Wir sind solidarisch mit unserem Kollegen Evan Gershkovich, der in einem Schauprozess verurteilt wurde, der mit einem rechtsstaatlichen Verfahren nichts zu tun hat. Wir fordern seine Freilassung.
Lieber Evan, die Journalist:innen auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche denken an Dich und wünschen Dir viel Kraft. Journalismus ist kein Verbrechen.

Honorarfreies Pressefoto kann bei Nennung des Fotografen (Credit: Nick Jaussi/Netzwerk Recherche) im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Konferenz und/oder die Aktion kostenfrei verwendet werden (hier Foto in hoher Qualität abrufen).

Der neue Nestbeschmutzer ist da!

Foto: Nick Jaussi

Annelie Naumann, 2. Vorsitzende von NR, erwähnt den Nestbeschmutzer bei ihrer Begrüßung an Tag 2. Foto: Nick Jaussi

Zum Start des zweiten Tages der NR24 gab es für die Tagungsgäste den druckfrischen Nestbeschmutzer, die Konferenzzeitung, die traditionell von Journalistik-Studierenden der Uni Hamburg produziert wird.

Die 18 Interviews widmen sich unterschiedlichen Themen aus dem Journalismus, die auch auf der Konferenz auf dem Programm stehen.

Leitlinie Journalismus und PR

Die „Leitlinie Journalismus und PR“ wurde am 19. Juli 2024 von der Mitgliederversammlung beschlossen.

Das Netzwerk Recherche problematisiert in dieser Leitlinie all jene Leistungen als PR, die einer nicht-journalistischen Organisation dabei helfen, für sich und ihre Produkte, Dienstleistungen und Botschaften Öffentlichkeit herzustellen – auch, wenn dies ohne Honorar geschieht.

Im Klartext: Wer Pressemitteilungen schreibt oder Veranstaltungen organisiert, macht PR.
Wer für eine Organisation als Sprecher:in kommuniziert oder für Publikationen von Organisationen medial tätig wird, die keine unabhängigen Medien sind, macht PR. Wer Medientrainings für Politiker:innen oder Unternehmenschef:innen anbietet, macht PR.

Dies gilt auch für Arbeit, die nicht bezahlt wird – denn auch ohne Bezahlung stellen die Betroffenen für die Organisation eine Öffentlichkeit her, stellen sich also in die Dienste dieser Organisation und helfen dabei, möglicherweise interessengeleitete Informationen zu verbreiten. Zu hergestellter Öffentlichkeit beizutragen, die Partikularinteressen in ein möglichst gutes Licht rücken soll, ist ein Grundwiderspruch zu den Standards des Journalismus, der stets die Allgemeinheit im Blick hat und Informationen und Interessen kritisch abwägt. Ausnahmen sehen wir als Netzwerk Recherche bei Unterstützung im privaten Umfeld, etwa für die Fußballmannschaft der Kinder oder den lokalen Kirchenchor.

Es geht Netzwerk Recherche mit seiner „Leitlinie Journalismus und PR“ im Kern darum, Journalist:innen für Interessenkonflikte aller Art zu sensibilisieren. Wir alle sollten schon den Anschein von Befangenheit und Instrumentalisierung vermeiden. Aber: Die Leitlinie ist kein normatives Verbot, auch nicht für NR-Mitglieder. Weiterlesen

Verschlossene Auster des Netzwerk Recherche geht an Verkehrsminister Wissing

Netzwerk Recherche verleiht die „Verschlossene Auster“ für den Informationsblockierer des Jahres an Volker Wissing und das Bundesverkehrsministerium. Wissing erhält den Negativpreis für seinen problematischen Umgang mit Recherchen des Handelsblatt-Reporters Daniel Delhaes zu Interessenkonflikten in seinem Ministerium.

Im vergangenen Sommer hatte Delhaes in mehreren Artikeln aufgedeckt, dass der für Wasserstoff-Förderungen zuständige Abteilungsleiter im Verkehrsministerium einem persönlichen Freund eine Millionenförderung zugeteilt hatte – dem Vorsitzenden des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverbandes. Statt nach den kritischen Berichten für Aufklärung zu sorgen, ging Wissings Ministerium aggressiv gegen den Reporter vor und leugnete die Missstände.

„Das Vorgehen von Volker Wissing und seinen Mitarbeiter*innen hat gezeigt, dass der Minister die eigenen Interessen und die seines Ministeriums über die Interessen der Bevölkerung und einer freien Presse stellt. „Die Affäre zeigt auch, wie wichtig hartnäckiger investigativer Journalismus ist“, sagt Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche. „In diesem Fall hätte es Wissing durch sein aggressives Vorgehen fast geschafft, die Affäre ohne Konsequenzen für sein Ministerium zu überstehen. Zum Glück haben andere Medien wie der Spiegel die Arbeit des von der Recherche abgezogenen Handelsblatt-Reporters Delhaes fortgesetzt.“ Weiterlesen

Ausschluss von Mitglied Hubert Seipel auf Grund von vereinsschädigendem Verhalten

Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung von Netzwerk Recherche am 19. Juli 2024 hat die notwendige Dreiviertelmehrheit der Stimmberechtigten für den Ausschluss des Journalisten Hubert Seipel gestimmt. Im November 2023 war bekannt geworden, dass der Putin-Biograf und langjährige NR-Mitglied Hubert Seipel mindestens 600.000 Euro über eine Briefkastenfirma eines Putin-Vertrauten erhalten hatte. Der Aufforderung, aus dem Verein auszutreten, war Seipel nicht nachgekommen. Daraufhin ruhte satzungsgemäß Seipels stimmberechtigte Mitgliedschaft.

„Hubert Seipel hat mit seinem Verhalten die grundsätzlichen Regeln des unabhängigen Journalismus gebrochen und der Glaubwürdigkeit unseres Berufsstandes massiv geschadet. Gut, dass ihn unsere Mitglieder aus Netzwerk Recherche ausgeschlossen haben“, sagte Daniel Drepper, Vorstandsvorsitzender von Netzwerk Recherche.

Seipel selbst nahm aus privaten Gründen nicht an der Veranstaltung teil. Es gab zwei Enthaltungen und keine Gegenstimmen.

Netzwerk Klimajournalismus Deutschland und Netzwerk Recherche vergeben erstmals den „Deutschen Preis für Klimajournalismus“

Hamburg – Zum ersten Mal wurde am Freitag in Hamburg der mit insgesamt 6.000 Euro dotierte „Deutsche Preis für Klimajournalismus“ vergeben.

Der Podcast „Hitze – Letzte Generation Close-up, produziert von TRZ Media und rbb, erhält den Preis in der Kategorie Hauptpreis. „Daphne Ivana Sagner, Céline Weimar-Dittmar und ihrem Team ist ein fein gezeichnetes Porträt der derzeit umstrittensten Klimaaktivist*innen-Gruppe gelungen. Während radikalisierte Teile der Klimaschutz-Bewegung vielfach als kriminell abgestempelt und auch faktisch kriminalisiert wurden, haben die Autor*innen das Gegenteil versucht”, schreibt Barbara Junge (Netzwerk Recherche) in ihrer Laudatio. „Sie haben sich den Aktivist*innen genähert – ohne dabei jedoch die journalistische Distanz zu verlieren. Herausgekommen ist mehr als ein Porträt der Letzten Generation. Zugleich zeigen die Autor*innen mit ihrer Podcast-Reihe die generellen Probleme der Klimabewegung zwischen Frust und Radikalisierung auf.“

In der Kategorie Investigativ wird die Recherche „Klimaschutzprojekte in China: Milliardenbetrug in der Ölbranche?“ von ZDF frontal ausgezeichnet, von den

Autor*innen Hans Koberstein, Nathan Niedermeier, Marta Orosz und Miriam Steimer. Zur Begründung heißt es in der Laudatio von Sara Schurmann (Netzwerk Klimajournalismus Deutschland): „Die Recherche zeigt einmal mehr, wie wichtig investigativer Klimajournalismus ist. Die fossile Wirtschaft versucht seit Jahren mit großem finanziellen und personellen Aufwand ihre Billionen-Geschäfte mit Öl, Gas und Kohle zu sichern. Sie streut Zweifel und verbreitet Lügen, um wirksamen Klimaschutz zu verhindern. Umso wichtiger ist die Aufdeckung und Aufklärung durch professionellen, unabhängigen, investigativen Journalismus. Dafür hat ZDF frontal ein herausragendes Beispiel geliefert.

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NR-Jahresbericht 2023

Der Jahresbericht 2023 von Netzwerk Recherche kann als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Inhaltsverzeichnis:

  • Vorstand, neue Geschäftsführung und Mitarbeiter:innen
  • NR-Jahreskonferenz
    • Leuchtturm Auszeichnung für Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi
    • Laudatio „Journalismus ist nichts anderes, als Licht auf das Dunkle zu werfen“ 
    • Verschlossene Auster
    • Laudatio „Quellenschutz ist eine Garantie“ 
    • NR23-Berichterstattung: Nachwuchsförderung
    • Leseprobe Nestbeschmutzer
  • Fachgruppe Datenjournalismus
  • Nonprofitjournalismus
    • On the Road
    • Grow 2022/2023
    • Inspiration Day
    • Digitale Fortbildung
    • Grow 2023/2024
    • Journalismusforschung
    • Breite×Tiefe×Nähe
    • Lokaljournalismus
  • Fachgruppe Sozialjournalismus
    Ungleichheit: Mehr als Zahlen
  • Informationsfreiheit
  • Recherchestipendien
  • Investigativ-Fellowship
  • Helpline
  • Vereinsheim
    • NR-insights
    • GIJN Deutsch
    • SEED-Newsletter
    • Newsletter von Netzwerk Recherche
    • 1. Hamburger Woche der Pressefreiheit
    • Mitglieder
  • Finanzen
    • Finanzen 2023
    • Förderkuratorium
    • Danksagung
  • Impressum

Leuchtturm 2024 für Correctiv-Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“

Netzwerk Recherche verleiht den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2024 an das Medienhaus Correctiv. Die gemeinnützige Rechercheplattform hatte im Januar dieses Jahres unter dem Titel „Geheimplan gegen Deutschland“ über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen in einer Potsdamer Villa berichtet. Stellvertretend für das gesamte Team werden Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Anette Dowideit, Jean Peters, Gabriela Keller und Mohamed Anwar ausgezeichnet.

„Die Arbeit von Correctiv steht exemplarisch für den Wert und die Notwendigkeit von investigativem Journalismus“, sagt Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche. „Selten hat eine einzelne Recherche einen solchen Impact gehabt und uns allen gezeigt, wie wichtig diese Art von Journalismus für unseren demokratischen Diskurs ist.“ Weiterlesen

Die Klima-Netzwerkerin

Journalistik-Studierende der TU Dortmund stellen ausgewählte Referent:innen der NR24 vor: Gesa Steeger

Erst vor einigen Monaten sorgte ihre jüngste große Recherche für Aufsehen: Über die im April bei Correctiv veröffentlichte „Ökogas-Lüge“ wurde von zahlreichen deutschen Medien berichtet. Deutsche Energieversorger hatten mit „klimaneutralem Erdgas“ geworben. Ein leeres Versprechen, wie Gesa Steeger aufdeckte.

Rund sechs Monate hatte sie mit Kolleg*innen an der Geschichte gearbeitet. Unterstützt von zwei Datenjournalisten wühlten sie sich gemeinsam durch die Daten von Verra und Gold Standard – zwei der weltweit größten Datenbanken für CO2-Kompensationen. Sie fanden heraus, dass 116 Unternehmen hunderttausende Kunden täuschten. Das angebliche klimaneutrale Ökogas war nichts anderes als Erdgas. Das Geld investierten die Anbieter stattdessen in Projekte, die die schädlichen CO2-Emissionen lediglich ausgleichen sollten, etwa durch den Schutz von Wäldern in Brasilien oder den Bau von Wasserkraftwerken in Indien. Weiterlesen

Die Perspektivenwechslerin

Journalistik-Studierende der TU Dortmund stellen ausgewählte Referent:innen der NR24 vor: Annika Joeres

Annika Joeres unterteilt in ein früheres und jetziges Leben. Aufgewachsen im Ruhrgebiet, einem der ärmsten Regionen in Deutschland, hat sie früh gelernt, den Blick für die Benachteiligten der Gesellschaft zu schärfen. Für sie selbst, war die Zeit im Ruhrpott von mehreren beruflichen Rückschlägen geprägt: die Einstellung der taz NRW, wo sie stellvertretende Redaktionsleiterin war, und das drastische Schrumpfen der Frankfurter Rundschau, bei der sie als NRW-Korrespondentin gearbeitet hat. Als dann auch noch die Nachrichtenagentur dapd Insolvenz anmeldete, entschied sich Annika Joeres für einen Neuanfang in Frankreich – dem Land, in dem sie studierte und das sie wegen der französischen Literatur, dem Essen und der Alpen schon immer liebte. Dort absolvierte sie eine Bergführer-Ausbildung, bevor es sie wieder in den Journalismus zog. Weiterlesen

Der Unermüdliche

Journalistik-Studierende der TU Dortmund stellen ausgewählte Referent:innen der NR24 vor: Jürgen Döschner

Dass er Journalist werden will, wusste er schon während seiner Schulzeit, als er bei einer Schülerzeitung mitwirkte. „Ich war schon immer neugierig und hatte ein Wissens- und Mitteilungsbedürfnis“, sagt Jürgen Döschner und lacht. Für Energiethemen hatte er sich damals auch schon interessiert: „für Gas, Öl und Atomkraft“.

Nach seinem Abitur studierte Döschner bis 1983 Journalistik und Geschichte an der TU Dortmund. 1984 startete seine Karriere beim WDR als einer der ersten bimedialen Reporter im „Zweimann-Regionalstudio‘’ in Kleve. Von 1997 bis 2002 arbeitete er als Korrespondent und Studioleiter im ARD-Hörfunkstudio Moskau und berichtete über die politischen Entwicklungen in Russland. Dort kam er das erste Mal journalistisch mit Energiethemen in Verbindung. Weiterlesen

Die Brandlöscherin

Journalistik-Studierende der TU Dortmund stellen ausgewählte Referent:innen der NR24 vor: Louisa Schneider

„Was bei mir wie ein Kipppunkt gewesen ist, war die Ahrtal-Flut 2021. Das Ahrtal ist bei mir wie im Hintergarten“, sagt Louisa Schneider. „Die Klimakrise ist nicht irgendwann und irgendwo, die ist jetzt und hier“. Diese Erkenntnis hat sie für die Arbeit als freie Klimajournalistin motiviert. „Mich ziehen die negativen Ereignisse nicht runter, sondern sie bestärken mich, etwas dagegen zu tun.“

Sie erinnert sich noch gut daran, als der Klimawandel für sie noch weit weg erschien und mit negativen Emotionen verbunden war. „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, dass Klimajournalismus pfiffig, schnell und gut verdaulich ist“, sagt die 25-Jährige heute. In ihrem Profil bei LinkedIn schreibt sie „Klimaschutz, but make it sexy“. Damit will sie aussagen, dass Journalist*innen heute mit anderen Tools an das Thema heran gehen müssen, um es für das Publikum aufzubereiten. „Vor ein paar Jahren hatte man immer noch dieses Ökotante-Bild im Kopf“, erzählt Louisa Schneider. „Da muss jedoch ein Mensch her aus der bürgerlichen Mitte. Jung, kreativ, hedonistisch“.

Gemeinsam mit Greenpeace hat sie das Projekt „Grad.jetzt – Wo Klima und Ökosysteme kippen“ ins Leben gerufen. In dem Multimedia-Projekt zeigen sie am Beispiel von fünf Klimakipppunkten, wie gefährdet das Klimasystem ist. Dafür reiste Louisa Schneider mit dem Fotografen Markus Mauthe in den Senegal, wo das Ökosystem aus der Balance gerät, in die Wälder Kanadas, die zunehmend von Bränden betroffen sind, nach Grönland, wo das Eis schmilzt, zum Pazifik, wo die Korallenriffe absterben, und in den tropischen Regenwald, der immer weiter abgeholzt wird. Diese fünf Gebiete verbindet, dass sie 1,5 Grad zu warm sind und somit den kritischen Wert überschritten haben. Wie die Folgen aussehen und wie sie sich anfühlen, versuchen Mauthe und Schneider in dem Projekt sichtbar zu machen.

Stell Dir vor, Du stehst mitten im brasilianischen Regenwald, in den Bränden, drückende Hitze, es fällt der nächste Baum um, Wildschweinfamilien laufen aus dem Wald und es fliegen brennende Vögel am Himmel – das ist kein Kapitel aus einer Dystopie, sondern das hat Louisa Schneider erlebt. „Es brennt bildlich gesehen an allen Ecken der Welt und daher will ich das Löschwasser rausholen und helfen“, sagt sie. Mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen: auf Social Media, im Freundeskreis, in der Familie, auf Bühnen, auf der Straße, überall dort aktiv werden, wo es nur geht.

Und das, obwohl die Arbeit für sie selbst manchmal schwer wird. „Ich glaube, ich bin noch nie so stark an meine Grenzen gekommen, sowohl emotional, körperlich als auch mental“, berichtet sie und spielt dabei auf ihre Reise in den Senegal an. „Wir waren in einem Geflüchtetenlager, aber nicht für Geflüchtete aus Kriegszonen, sondern weil dort Naturgewalten ganz anders auf das Land einsprechen und sich die Menschen viel weniger schützen können“, sagt sie. Für die Menschen dort sei es wie ein Teufelskreis, aus dem sie aus eigener Kraft gar nicht ausbrechen können.

Dabei ist Louisa Schneider auch die politische Dimension wichtig, sie thematisiert auf Social Media die Gesetzeslage, die den Kampf gegen den Klimawandel erschwert. Dabei kritisiert sie beispielsweise die Arbeitsweise der fossilen Industrie, da diese einen hohen Einfluss auf die Klimapolitik hat. Ihre Arbeit trennt sie vom Aktivismus, indem sie sich durch Quellen und Fakten absichert. „Wenn ich einfach nur Louisa bin, habe ich aber auch natürlich meine eigene Meinung und ziehe Rückschlüsse durch die Erfahrungen, die ich mache“, sagt sie und teilt diese persönlichen Einblicke auf ihrem Social-Media-Kanal. Dabei ist ihr jedoch immer bewusst, in welcher Rolle sie auftritt und wofür sie einsteht.

„Es gibt keine Wissenschaft, die dauerhaft so stark in der Kritik ist und angezweifelt wird wie der Klimaschutz“, schildert sie und teilt ihr Unverständnis dafür auch mit ihrem Publikum. Die Berichterstattung löse vor allem Emotionen wie Wut, Trauer und Schuldgefühle aus. „Ich möchte mit meiner Arbeit auf positive Emotionen abzielen, dass man Hoffnung daraus schöpft, dass es nicht zu spät ist“, sagt Louisa Schneider.

Um ihre Botschaft zu transportieren, hat sie ihre Reise und ihre Erfahrungen in einem Buch mit dem Titel „Grad° jetzt: Gegen die Angst“ zusammengefasst, um anderen Mut zu machen. Denn Louisa Schneider ist davon überzeugt, dass wir alle zu einem Kipppunkt unserer selbst werden können für positive und soziale Gerechtigkeit.

Bei der Netzwerk Recherche Jahreskonferenz wird Louisa Schneider in der Session „Against all odds: Klimajournalismus auf Instagram und Tiktok“ am 20. Juli sprechen. Gemeinsam mit der Klimajournalistin und Hosterin des Podcast „Climate Gossip“, Samira El Hattab, und der Klimajournalistin und Gründerin des Digitalverlags MedyaN, Nalan Sipar, spricht sie über Klimajournalismus in den sozialen Medien.

von Antonia Marquardt (TU Dortmund)

Die Eliten-Expertin

Journalistik-Studierende der TU Dortmund stellen ausgewählte Referent:innen der NR24 vor: Julia Friedrichs

Begonnen hat alles 2005. Julia Friedrichs war damals 25 Jahre alt und arbeitete nach ihrem Studium der Journalistik an der TU Dortmund als freie Mitarbeiterin für verschiedene Medien. Für eine Geschichte für Die Zeit fuhr sie Undercover zu einem Recruiting-Prozess von McKinsey & Company, einer weltweit agierenden Unternehmensberatung mit rund 45.000 Mitarbeiter*innen. Sie wollte herausfinden, wer diese Mächtigen sind, die große Unternehmen und die Politik beraten.

Friedrichs nahm dazu an einem Gruppenauswahlverfahren in Griechenland teil. Dort waren alle Teilnehmenden jung, von sich überzeugt, hungrig nach Erfolg. Die McKinsey-Berater versuchten, ihnen die Welt der Reichen schmackhaft zu machen. Neben Workshops und Vorträgen zu dem, was einen idealen Geschäftsführer und Manager ausmacht, wurden die Anwärter*innen mit Partys und Yacht-Ausflügen verwöhnt. Weiterlesen

Die Klima-Übersetzerin

Journalistik-Studierende der TU Dortmund stellen ausgewählte Referent:innen der NR24 vor: Samira El Hattab

Samira El Hattab erinnert sich immer wieder an einen Moment in ihrem Leben: Als 16-Jährige auf einem Bremer Gymnasium soll sie mit ihren Mitschüler:innen Zeitungen lesen, sich politisch bilden und im besten Fall auch das journalistische Handwerk kennenlernen. Doch statt innezuhalten und Neugierde zu entwickeln, ist Samira verwirrt, verärgert und fragt sich: Warum verstehe ich diesen Text nicht? An mangelndem Interesse für Politik liegt es nicht, im Gegenteil. Samira El Hattab interessiert sich sehr für das Weltgeschehen. Eher liegt es an der Art und Weise, wie der Artikel geschrieben ist: eine elitäre Sprache und zu viele fremde Begriffe, die nicht erklärt werden.

Heute ist Samira El Hattab 26 Jahre alt und befindet sich auf der anderen Seite – sie ist die, die die Artikel schreibt. Zehn Jahre und ein Studium an der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft später, hat sie sich als Journalistin auf Energie- und Klimapolitik spezialisiert. Ihr Zugang zu dem komplexen Thema: die Sprache.

„Wenn man da nicht drinsteckt, fällt es einem schwer, es nachzuvollziehen“

Samira El Hattab hat sich die Balance aus Fakten und Verständlichkeit zur Aufgabe gemacht. Ihr ist es wichtig, die Komplexität so weit wie nur möglich herunterzubrechen, um alle abzuholen. „Klimapolitik ist so wahnsinnig kompliziert, wenn man da nicht drinsteckt, fällt es einem schwer nachzuvollziehen, was da passiert“.

Angefangen hat ihre Leidenschaft für die Klimaberichterstattung beim WDR Format „klima:neutral“. Auf dem Instagramkanal berichtet Samira El Hattab für ein junges Publikum über Klimapolitik und Nachhaltigkeit. Als eine der Hosts erklärt sie in Kurzvideos die EEG-Umlage, berichtet über Lützerath und interviewt während der Bundestagswahl die Spitzenkandidat:innen. Obwohl sie viele Fakten vermitteln müssen, bleiben Samira El Hattab und ihre Kolleg:innen locker, verständlich und mit den Usern auf Augenhöhe.

Es ist gerade diese Vielfältigkeit des Themas, die sie fasziniert: Klima ist immer und überall. Und die Herausforderung, die Komplexität für das Publikum zu dolzumetschen, spornt sie an.

Ständige Selbstkontrolle

Ihr derzeitiges Herzensprojekt ist „Climate Gossip“. In dem Podcast diskutiert Samira El Hattab mit ihrer Kollegin und Freundin Jule Zentek, die genauso fürs Thema brennt, die aktuelle Klimapolitik. „Wir haben gedacht: ey, wir machen das einfach für uns, damit wir rumnerden können. Wenn unsere Zuhörer*innen daraus noch etwas mitnehmen können, umso besser“. Auch bei Climate Gossip ist es für beide wichtig, die aktuelle Klimapolitik verständlich widerzugeben. Das fällt den beiden nicht immer leicht.  „Jule und ich erwischen uns oft, dass wir zum Beispiel KSG statt Klimaschutzgesetz sagen und uns dann gegenseitig stoppen: ‚ne warte Mal, das versteht doch keiner.“ Umso wichtiger ist es den beiden, sich immer wieder gegenseitig in Bezug auf Verständlichkeit zu kontrollieren.

Verständliche Klimaberichterstattung nicht nur für Gen Z

Wenn Samira El Hattab an ihren Themen arbeitet, ist ihre 16-Jährige Version immer mit dabei. Wie sie im Politikunterricht die Zeitung in ihren Händen hält und das Papier ihren Frust widerspiegelt. „Ich kann doch nicht so blöd sein.“ Dieser Gedanke von damals hilft Samira heute, sensibel für ihre Sprache zu sein. Dabei ist es ihr wichtig, für alle Generationen gleichermaßen und nicht nur für die Gen Z Klimapolitik einfach zu erklären. „Wenn ich abends mit meiner Mama über Klimathemen rede und sie sagt: ‚Ja, ja, das hab‘ ich verstanden, dass hast du ja in deinem Podcast erklärt‘, dann freut mich das“. Ebenso, wenn ihr Zuhörer:innen von „Climate Gossip“ schreiben, dass sie durch eine Folge endlich verstanden haben, was es mit dem Klimaschutzgesetz auf sich hat.

Das sieht Samira El Hattab nicht als selbstverständlich an, denn wie viele Journalist:innen beobachtet sie eine „Klimamüdigkeit“ in der Leser:innenschaft. Der Dauerkrisenzustand und die Allgegenwärtigkeit des Themas lassen viele abstumpfen. Umso wichtiger ist es deswegen, in der Klimaberichterstattung verständlich einzuordnen und gleichzeitig trotzdem umfassend zu erklären. Damit die Leser:innenschaft wieder für die Krise sensibilisiert wird und kein Raum für Mythen und Falschinformationen entsteht. Wie genau Leser:innen wieder für das Thema begeistert werden können, beschäftigt Samira El Hattab sehr. Es komme vor allem auf Kreativität an, um Geschichten anders und neu zu erzählen.

Um die Herausforderungen der Sprache und der Formate wird es auch auf der Netzwerk Recherche Jahreskonferenz 2024 gehen. Samira El Hattab moderiert die Sessions „Mehr Herz im Klimajournalismus“ am Freitag, den 19. Juli um 14 Uhr und „Against all odds: Klimaberichterstattung auf Instagram und TikTok“ am Samstag, den 20. Juli um 10:30 Uhr.

von Jamie Sophie Postler (TU Dortmund)

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