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Grow-Pitch: Die Zeit läuft (Foto: Franziska Senkel).

Fünf Medienprojekte haben es in den Pitch um die Grow-Stipendien für gemeinnützigen Journalismus geschafft. Sie werden ihre Ideen nun der Jury persönlich vorstellen; anschließend werden bis zu drei Projekte mit dem Grow-Stipendium von Netzwerk Recherche und Schöpflin Stiftung ausgezeichnet.

Mit dabei ist der INKA-Verlag aus Karlsruhe, der ein Stadtmagazin, eine Zeitung und ein Online-Magazin herausgibt. Der Verlag möchte prüfen, ob er sich in gemeinnütziger Form reorganisieren kann, um dauerhaft für Medienvielfalt in der Region zu sorgen. Florian Kaufmann, Redakteur im INKA-Team, sagt: “Wir möchten den INKA-Verlag erhalten, die Recherchekompetenzen und unsere Rolle als bürgerschaftliche, alternative und kritische Stimme des Lokaljournalismus ausbauen und zum gemeinnützigen Journalismus inspirieren.”

Die Fernsehjournalistin Stefanie Helbig entwickelt derzeit ein investigatives YouTube-Format, bei dem das Publikum den journalistischen Arbeitsprozess miterleben kann. “Ich möchte auf einem YouTube-Kanal zusammen mit der Community recherchieren und durch Nachvollziehbarkeit ihre Beziehung zu Journalismus stärken”, so Stefanie Helbig. Die Formatentwicklung mit dem Arbeitstitel “Auf Recherche” wird derzeit im Creator Program for Independent Journalists der Google News Initiative gefördert.

Im Pitch-Wettbewerb wird außerdem das Online-Magazin Das Lamm aus Zürich antreten. Die Redaktion, die als journalistisches Kollektiv organisiert ist, widmet sich nicht nur mit kritischem Blick der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz, sondern recherchiert auch international, zum Beispiel zu sozialen Bewegungen in den Ländern des globalen Südens. Nun möchte das Team neue Netzwerke knüpfen, die Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Organisationen ausbauen und die Reichweite der Geschichten erhöhen: “Unter unseren Leser*innen sind wir bekannt für unsere fundierten Recherchen. Mit dem Stipendium wollen wir mehr Leute mit diesen Recherchen erreichen”, sagt Malte Seiwerth aus dem Redaktionskollektiv.

Ein lokaljournalistisches Projekt aus Brandenburg tritt ebenfalls an – das Online-Magazin wokreisel.de aus dem Landkreis Dahme-Spreewald. Die Gründerin Dörthe Ziemer und ihr Team möchten sich in ihrer Berichtersattung dem gesamten Landkreis widmen, durch den nach ihrem Eindruck eine historisch bedingte, unsichtbare Grenze verläuft. Zu diesem Anspruch passt auch der Name des Projekts, das derzeit im Lokaljournalismus-Programm der Medienanstalt Berlin-Brandenburg gefördert wird: Wokreisel ist ein Wortspiel mit dem niedersorbischen Wort für Kreis (wokrejs). Dörthe Ziemer sagt: “Mithilfe des Stipendiums möchte ich meinen journalistischen Horizont gern durch medienunternehmerisches Know-how erweitern und einen intensiven Austausch mit ähnlichen Projekten aufbauen, um den gemeinnützigen (Lokal-)Journalismus gemeinsam voranzubringen.”

Der fünfte Kandidat ist das Innovationslabor White Lab, das von den beiden Hamburger Journalistinnen Meena Stavesand und Anja Kollruß gegründet wurde. Sie produzieren Podcasts und verschicken einen Newsletter zu Trends und Innovationen im Journalismus. Die beiden Gründerinnen sagen: “White Lab ist unser Herzens-, aber derzeit noch Nebenprojekt. Durch das Grow-Stipendium erhoffen wir uns das Wissen und die Unterstützung aus dem Netzwerk, um unser Innovationslabor professioneller aufzustellen, noch mehr Kolleg:innen zu erreichen und unsere Branche durch die innovativen Inhalte nachhaltiger zu gestalten.”

Nach der Entscheidung der Grow-Jury werden die Stipendiat:innen an der Realisierung ihrer Ideen arbeiten, begleitet und beraten von Netzwerk Recherche. Die Jury besteht aus Vanessa Wormer (SWR X Lab/Netzwerk Recherche), Tabea Grzeszyk (Hostwriter), Elisa Simantke (Investigate Europe), Christian Humborg (Wikimedia), Lukas Harlan (Schöpflin Stiftung) und Thomas Schnedler (Netzwerk Recherche).

Die Grow-Stipendien werden seit 2016 von Netzwerk Recherche und der Schöpflin Stiftung vergeben. Die Gewinner erhalten neben der finanziellen Starthilfe in Höhe von 3.000 Euro Know-how- und Vernetzungsangebote im gemeinnützigen Journalismus. Zu den bisherigen Stipendiaten zählen zum Beispiel FragDenStaat, das Online-Portal für Informationsfreiheit, das Kohero-Magazin aus Hamburg, das geflüchteten Menschen eine Stimme gibt, die Nürnberger Relevanzreporter, die konstruktiven Lokaljournalismus machen, sowie das Online-Magazin MedWatch, das sich auf das Enttarnen von dubiosen Heilsversprechen im Gesundheitswesen konzentriert.