Netzwerk Recherche stellt neuen Medienkodex als journalistisches Leitbild vor
10 Leitlinien sollen Orientierung für die journalistische Praxis geben
Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche hat heute einen 10 Punkte umfassenden „Medienkodex“ vorgelegt, der Journalisten aller Medien Orientierung in der beruflichen Praxis geben soll. Nach Einschätzung von Netzwerk Recherche gefährden neue Technologien und zunehmender ökonomischer Druck den seriösen Journalismus. Um seine Qualität und Unabhängigkeit zu sichern, setzt sich das Netzwerk für das neue Leitbild ein, das anspruchsvolle Qualitäts-Standards und Selbstverpflichtungen der Journalisten fordert.
Zentrale Bausteine des „10-Punkte Programms“ sind eine unabhängige, sorgfältige, umfassende und wahrhaftige Berichterstattung. Dabei soll der Grundsatz „Sicherheit vor Schnelligkeit“ gelten. Das wichtigste Qualitäts-Scharnier in der täglichen journalistischen Praxis ist die „handwerklich saubere und ausführliche Recherche aller zur Verfügung stehenden Quellen.“ Ein „uneingeschränkter Informantenschutz“ ergänzt diese Leitlinien.
Netzwerk Recherche setzt in dem neuen Medienkodex auf eine strikte Trennung zwischen Journalismus und PR. Gerade weil es in der Ausbildung und der journalistischen Praxis zu höchst bedenklichen Vermischungen dieser entgegengesetzten Berufsbilder kommt, heißt es in dem neuen Medienkodex eindeutig: „Journalisten machen keine PR.“
„Der Medienkodex ist ein Navigations-System in einer immer kommerzielleren Medienwelt und ein Instrument zur Selbstkontrolle der Journalisten,“ sagte der Vorsitzende des Netzwerkes Recherche, Dr. Thomas Leif, anlässlich der Vorlage des Medienkodex.
Mit dem neuen Medienkodex präsentiert das Netzwerk Recherche einen bewussten Kontrast zum 1973 vorgelegten Pressekodex des Deutschen Presserates. Der Medienkodex soll für Journalisten in allen Medien –und nicht nur für die Pressegelten. Zudem wird die qualitätssichernde Funktion der Recherche, die strikte PRAbgrenzung und der uneingeschränkte Informantenschutz betont. „Der Pressekodex setzt auf eine komplizierte, juristische Fremdkontrolle der Presse, wir vertrauen auf eine sinnvolle, ethisch fundierte Selbstkontrolle der Journalisten,“ so Dr. Thomas Leif. „Der Medienkodex soll Diskussionen über die Verantwortung der Medien in einer demokratischen Gesellschaft fördern.“
Netzwerk Recherche versteht den neuen Medienkodex als Impuls für selbstkritische Diskussionen in den Redaktionen und als Anregung zur beruflichen Reflexion. Gleichwohl werden die Leitmotive des Medienkodex nicht ohne Kooperationspartner in den Medien umzusetzen sein.
Deshalb heißt es in Punkt 10: „Journalisten erwarten bei der Umsetzung dieses Leitbildes die Unterstützung der in den Medienunternehmen Verantwortlichen. Wichtige Funktionen haben dabei Redaktions- und Beschwerdeausschüsse sowie Ombudsstellen und eine kritische Medienberichterstattung.“