Berlin/München – Der “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen” der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche (nr) geht in diesem Jahr zu gleichen Teilen an René Wappler von der Lokalredaktion Spremberg der “Lausitzer Rundschau” und Wolfgang Kaes vom Bonner “General-Anzeiger”. Damit zeichnet der Verein investigativer Journalisten in Deutschland erstmals zwei herausragende Leistungen im Lokaljournalismus aus. “Beide Kollegen haben gezeigt, dass es keine Frage des Blattes ist, für das man schreibt, ob man großartige Recherchen zustande bringt”, sagte der Zweite Vorsitzende von Netzwerk Recherche, Markus Grill, “vielmehr sind beide mit der Neugier, dem eigenständigen Denken und dem Dickschädel, den sie bei ihren Recherchen an den Tag gelegt haben, Vorbilder auch für andere Journalisten.”
Wolfgang Kaes hatte in diesem Jahr den Fall der seit 16 Jahre vermissten Arzthelferin Trudel Ulmen recherchiert und mit seinen Berichten die Polizei dazu gebracht, die längst eingestellten Ermittlungen erneut aufzunehmen. Am Ende stellte sich heraus, dass die Frau nicht einfach vermisst, sondern schon vor 16 Jahren von von ihrem Ehemann getötet wurde. “Wolfgang Kaes hat sich weder von der Polizei noch von der Staatsanwaltschaft in seinen Recherchen abbringen lassen und damit entscheidend dazu beigetragen, dass dieser Fall nach 16 Jahren gelöst werden konnte”, teilt Netzwerk Recherche mit.
Der zweite Preisträger René Wappler arbeitet in der Lokalredaktion Spremberg der “Lausitzer Rundschau”. Er hat gegen Widerstände über die Neonazis vor Ort recherchiert, über ihre heimlichen Treffen und die Nähe zum örtlichen Rockerklub. Unbekannte Täter klebten daraufhin Wapplers Artikel an das Büro der Lokalzeitung, sprayten an die Schaufenster “Lügenpresse halt die Fresse” und hängten Eingeweide eines frisch geschlachteten Tieres an das Redaktionsschild. Wappler, der mehrfach persönlich bedroht wurde, recherchiert gemeinsam mit seinen Kollegen aber weiter über die Rechtsextremen vor Ort, auch der Chefredakteur der “Lausitzer Rundschau”, Johannes Fischer, erklärte nach den Attacken: “Wir fühlen uns ermuntert, noch intensiver zu recherchieren.” Markus Grill erklärte in seiner Laudatio: “Mit ihren Recherchen über die Neonazis vor Ort verteidigen Sie die Pressefreiheit ganz konkret – und Sie verteidigen sie für uns alle. Dafür gebührt Ihnen großer Respekt.”
Der “Leuchtturm” wird am Freitag, 9. November 2012, ab 18.30 Uhr bei der “Süddeutschen Zeitung” in München im Rahmen der Netzwerk Recherche-Fachkonferenz zum Lokaljournalismus verliehen. Im Rahmen der Preisverleihung hält der Münchner Oberbürgermeister und gelernte Journalist Christian Ude eine Rede zur Lage des Lokaljournalismus.
Die Preisträger der vergangenen Jahre waren 2011 die “FAZ” und die “FAZ am Sonntag”, 2010 Arno Luik (“stern”), Andreas Zielke (“Süddeutsche Zeitung”) und Heiner Geißler, 2009 der Reporterpool von “NDR Info” und 2008 Peter Merseburger für sein Lebenswerk.
Twitter: #nrleuchtturm
Foto der Preisträger in druckfähiger Auflösung (Abdruck honorarfrei bei Nennung der Fotografin: Franziska Senkel).