Liebe Abonnent:innen,

unter dem Motto „Zeigen, was geht – Recherchen verändern” fand vor knapp zwei Wochen unsere diesjährige Jahreskonferenz beim NDR in Hamburg statt – mit 275 Referent:innen, 125 Panels und hunderten Teilnehmenden war sie größer als je zuvor.

Wir haben drängende Themen der Zeit besprochen: Es ging um Kriegsberichterstattung, Klimaberichterstattung und welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz auf unsere Branche haben wird. Es gab spannende Panels zu den Hürden der Verdachtsberichterstattung, dem Umgang mit Quellen, möglichen Interessenkonflikten und fehlenden Perspektiven in den Medien. Großartige Referent:innen gaben spannende Einblicke in ihre Arbeit und stellten die neuesten Tools vor. In den Pausen und an den Abenden gab es Zeit für Kennenlernen und Austausch. Für diejenigen, die nicht an der Jahreskonferenz teilnehmen konnten, haben wir weiter unten ausgewählte Mitschnitte und die aktuelle Ausgabe der Konferenzzeitung „Nestbeschmutzer“ verlinkt.

Die Resonanz auf die #NR23 war äußerst positiv und wir haben viel wertvolles Feedback erhalten. Dennoch wollen wir die Konferenz weiter verbessern: Was lief nicht gut? Was sollten wir 2024 anders machen? Schreibt uns euer Feedback an info@netzwerkrecherche.de

Abschließend möchten wir noch einmal unserem Gastgeber, dem NDR, unseren Förder:innen und allen Beteiligten unseren herzlichen Dank aussprechen. Ohne ihre Unterstützung wäre die #NR23 nicht das geworden, was sie war – ein wichtiger Ort für den Austausch und die Weiterentwicklung des Recherche-Journalismus.

Wir freuen uns auf die #NR24 und darauf, weiter mit Euch im Austausch zu bleiben.

Mit herzlichen Grüßen Eure
Annelie Naumann

Annelies Tipps des Monats:

Vielfalt

Andererseits ist das erste österreichische Medium, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt zusammenarbeiten. Andererseits zeigt Perspektiven von Menschen, die Medien meist ausschließen. Die Journalist:innen arbeiten selbstbestimmt und werden fair bezahlt.

Slapps

Einschüchterungs­klagen, sogenannte Slapps, rechtsradikaler Kräfte gegen Jour­na­lis­t:in­nen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Oft fehlen die finanziellen Mittel, um gegen diese juristischen Angriffe vorzugehen. Ein neuer Fonds hilft nun Betroffenen.

Pressefreiheit

Ermittler:innen des bayerischen Landeskriminalamts haben Telefongespräche von Mitgliedern der Klimagruppe „Letzte Generation” abgehört. Dabei wurden Antworten der Aktivist:innen auf Fragen von Journalist:innen ausgewertet. Der SZ-Journalist Ronen Steinke erklärt in einem kurzen Thread, warum das eine Gefahr für die Pressefreiheit darstellt.

 

Aus dem Netzwerk Recherche:

Das war die NR23: Zeigen, was geht – Recherchen verändern

Die NR-Jahreskonferenz 2023 fand am Freitag und Samstag, 16. und 17. Juni, beim NDR in Hamburg statt – mit Pre-Conference-Veranstaltungen am Donnerstag beim Spiegel. In Zusammenarbeit mit TIDE wurden Veranstaltungen in den Räumen K1 und K10 (siehe Programm) gestreamt und aufgezeichnet. Die Mitschnitte sind auf Youtube abrufbar. In Zusammenarbeit mit der Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Uni Hamburg ist zur Konferenz wieder eine Ausgabe der Konferenzzeitung „Nestbeschmutzer“ erschienen. Die Social Media Kanäle füllte der aktuelle Jahrgang der Reportageschule und Studierende der TU Dortmund. Die dabei entstandenen Info-Posts und Video-Interviews mit Referent:innen und Teilnehmenden findet ihr auf unserem Instagram-Kanal.

Leuchtturm 2023 an Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi

Im Rahmen der NR23 wurde der Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen verliehen. Ausgezeichnet wurden die iranischen Journalistinnen Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi für ihre mutige Berichterstattung über den Tod von Jina Mahsa Amini. Die Laudatio hielt Omid Rezaee (Erklärung sowie Mitschnitt der Verleihung).

Verschlossene Auster 2023 an Holger Friedrich

Die Verschlossene Auster – der Negativpreis des Netzwerks Recherche – erhielt Holger Friedrich (Verleger der Berliner Zeitung) für seinen Umgang mit dem journalistischen Informantenschutz. Die Laudatio hielt Georg Mascolo (Erklärung sowie Mitschnitt der Verleihung).

Der NR-Jahresbericht 2022 ist erschienen

Pünktlich zur Mitgliederversammlung am 16. Juni auf der NR23 ist unser Jahresbericht 2022 erschienen. Auf knapp 100 Seiten im neuen Layout blickt der Vorstand und die Geschäftsstelle zurück auf Veranstaltungen, Projekte und Entwicklungen – und gibt einen Ausblick, wie es weitergeht.

Neuer Vorstand gewählt

Im Rahmen der Mitgliederversammlung haben wir zudem einen neuen Vorstand gewählt. Daniel Drepper bleibt Vorsitzender, 2. Vorsitzende ist Annelie Naumann. Christian Esser ist unser Schatzmeister, Elisa Simantke unsere Schriftführerin. Beisitzer:innen sind Hakan Tanriverdi, Anna Behrend, Lena Kampf und Cordula Meyer. Außerdem haben wir Mitglieder für bestimmte Themen kooptiert: Christina Elmer (Wissenschaft), Barbara Junge (Klima), Stefanie Dodt (Stipendien), Christian Deker (Presserecht), Jonathan Sachse (Lokales), Margherita Bettoni (Freie) und Martin Kaul (Pressefreiheit). Unsere Kassenprüfer sind Frank Brendel und Lars-Marten Nagel. Willkommen an alle (neuen) Mitglieder an Bord und danke an unsere langjährigen Wegbegleiter:innen, die sich teilweise seit mehr als zehn Jahren im Verein engagieren und nun aus dem Vorstand ausgeschieden sind. Vielen Dank an Julia Stein, Gert Monheim, Manfred Redelfs, Marc Widmann, Frederik Richter, Vanessa Wormer, David Hilzendegen und Pascale Müller.

1. Reihe: Lena Kampf, Hakan Tanriverdi 2. Reihe: Elisa Simantke, Anna Behrend 3. Reihe: Annelie Naumann, Daniel Drepper, Cordula Meyer, Christian Esser 4. Reihe: Frank Brendel, Lars-Marten Nagel. Foto: Wulf Rohwedder

Helpline: Ausbildung startet – neue Partner gewonnen

Mit der Ausbildung der ersten 15 Peer-Supporter kommt unser Projekt Helpline einen wichtigen Schritt voran. In dem Workshop lernen die teilnehmenden Journalist:innen u. a., wie sie betroffenen Kolleg:innen, die sich an die Helpline wenden, bestmöglich helfen können, aber auch, welche Grenzen ein solches Peer-Support-Angebot hat. Ermöglicht wird der Workshop durch die Journalist_innenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Darüber hinaus konnten mit dem SPIEGEL, der Hochschule Fresenius Heidelberg und dem Deutschen Journalisten-Verband weitere Partner gewonnen werden.

Recherchestipendium: Atomkraftwerke unter Beschuss

Aleksandr Pintielin arbeitet im Atomkraftwerk in Saporischschja in der Reaktorhalle, als Geschosse das Dach und die Zwischendecke durchschlagen. Im Trainingszentrum des Kraftwerks brechen Brände aus. Es ist der 3. März 2022 und russische Truppen besetzen das Atomkraftwerk. Wie sicher sind die ukrainischen Atomkraftwerke noch und welche Folgen hätte ein Unfall? Reinhart Brüning hat eine Reportage über ein potenzielles, zweites Tschernobyl gedreht, die mit einem Stipendium von NR unterstützt wurde. Die Fakt-Reportage könnt ihr in der ARD-Mediathek anschauen.

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Nachrichten:

Erforschung von Trauma und Journalismus

Im Rahmen ihrer Dissertation untersucht Elfi Heinke (Uni Passau) potentiell traumatische Ereignisse im journalistischen Berufsalltag. Was sind das für Erfahrungen? Welche Folgen haben sie für den Journalismus? Welche Hilfsangebote gibt es bereits und welche wünschen wir uns? Bitte unterstützt diese dringend benötigte Forschung und füllt den Fragebogen aus – auch wenn ihr bisher keine potentiell traumatischen Ereignisse im beruflichen Alltag erlebt habt.

Tipps und Tools: Werkzeugkasten für Gründer:innen vorgestellt

Wer Tipps fürs Gründen sucht und wissen möchte, wie Community-Journalismus funktioniert, sollte im neuen Werkzeugkasten der gemeinnützigen Lokalredaktion karla stöbern. In dem partizipativen Format teilen journalistische Gründer:innen ihre Erfahrungen aus den Bereichen Gründen, Berichten, Erleben. Die ersten Berichte stehen online. Wer selbst relevantes Wissen weitergeben möchte, kann das tun und so den Werkzeugkasten mitgestalten. NR hat die Entwicklung des Werkzeugkastens, der von der Schöpflin Stiftung gefördert wird, unterstützt.

Macht Künstliche Intelligenz Journalist:innen überflüssig?

Axel Springer hat angekündigt, eine Vielzahl an Stellen abzubauen – und das unter anderem mit dem verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz begründet. Ist das ein erstes Zeichen eines dramatischen Umbruchs im Journalismus? Christina Elmer, Professorin für Datenjournalismus an der TU Dortmund und NR-Vorstandsmitglied, hat mit Übermedien darüber diskutiert.

Leitfaden zu Femizid-Berichterstattung

Femizide – die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist – sind ein globales Problem. An jedem dritten Tag wird in Deutschland durchschnittlich eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Dennoch haben Journalist:innen und Redaktionen oft Schwierigkeiten, den richtigen Zugang zu diesem Thema zu finden. Eine Initiative aus Investigativjournalistinnen, einer Femizid-Überlebende und weiterer Femizid-Expertinnen, hat einen Leitfaden herausgegeben, wie Medien mit dem Thema besser umgehen können.

 

Veranstaltungen, Preise & Stipendien:

Grow-Stipendien: Neue Förderrunde für Gründer:innen

Das Grow-Förderprogramm für Gründer:innen im gemeinnützigen Journalismus geht ins achte Jahr! Grow passt zu dir, wenn du eine spannende Idee für ein journalistisches Projekt hast und wissen möchtest, wie du es finanzieren und realisieren kannst. Wir suchen Projekte, bei denen nicht der maximale Profit, sondern das Gemeinwohl und die Recherche im Mittelpunkt stehen. Bei Grow erfährst du von anderen Gründer:innen, wie sie ihre Idee erfolgreich umgesetzt haben und lernst von Fachleuten, wie du das Publikum für deine journalistische Idee begeistern kannst. Bewerbungen sind ab sofort möglich – bis zum 17. September 2023. Ermöglicht wird das Stipendium durch die Schöpflin Stiftung.

Premiere: Inspiration Day mit dem MIZ Babelsberg

Jetzt schon mal vormerken! Mit dem Inspiration Day am 5. Oktober bringen das Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) und Netzwerk Recherche Innovationen dorthin, wo sie gebraucht werden: in die Redaktionen und Medienhäuser! Wir stellen interessierten Redaktionen sechs inspirierende Projekte aus unseren Förderprogrammen vor. Anschließend können die Tools und Formate der Teams in Workshops auf Praxistauglichkeit getestet werden. Feedback willkommen.

dfv Mediengruppe sucht Nachwuchs-Journalist:innen

Junge Journalist:innen und die, die es werden wollen, können sich noch bis zum 30. Juni als „Media Rookie“ bewerben. Die dfv Mediengruppe sucht die besten Beiträge zum Thema: „Fachkräfte händeringend gesucht. Was tun, wenn der Wirtschaft die Arbeitskräfte ausgehen?“ Teilnehmen können alle Personen zwischen 18 und 30 Jahren mit einem Text, Audio-, Video- oder anderen digitalen Format. Die drei besten Arbeiten werden mit einem Geldpreis ausgezeichnet (1. Platz: 3.000 Euro, 2. Platz: 2.000 Euro, 3. Platz: 1.000 Euro).

Journalistisches Hospitanzprogramm im Bundestag

Die SPD-Bundestagsfraktion und die Journalist_innenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung laden (Nachwuchs-)Journalist:innen zum gemeinsamen Hospitanzprogramm in den Bundestag ein. Das Programm bietet die Möglichkeit, Berlin aus politischer und journalistischer Perspektive kennenzulernen. Es besteht aus einem Einführungsseminar (8.-10. Oktober) und der zweiwöchigen Hospitanz (09.-20. Oktober). Ihr könnt euch noch bis Freitag (30. Juni) bewerben!

AI Accountability Fellowships des Pulitzer Centers

Das Pulitzer Center sucht sechs bis acht Journalist:innen aus aller Welt, die über die Auswirkungen von Algorithmen und KI berichten. Das zehnmonatige Fellowship beginnt im September 2023 und stellt den Fellows jeweils bis zu 20.000 US-Dollar sowie diverse Mentor:innen zur Verfügung. Gesucht werden u.a. Geschichten zum Thema Überschneidung von KI, Krieg und Frieden sowie die Rolle von WhatsApp bei der Beeinflussung des öffentlichen Diskurses. Die Bewerbungsfrist endet am 1. Juli.

Bertha Challenge zum Klima-Journalismus

Die Bertha Stiftung hat eine neue Challenge für Investigativjournalist:innen und Aktivist:innen ausgerufen: Wie manipulieren und verzerren Desinformationen die Auswirkungen der menschgemachten Klimakrise? Die Challenge beginnt im Januar 2024 und unterstützt Fellows, um diese Frage ein Jahr lang zu beantworten. Bis zum 4. Juli könnt ihr euch hier bewerben (einfach runterscrollen). Mehr Infos zur Ausschreibung und früheren Challenges und Fellows findet ihr hier.

 

Eigenanzeige

 

Neues Journalist in Residence Fellowship am IRS

Das Leibniz R Journalist in Residence Fellowship bietet Journalist:innen, die zu Fragen der städtischen, ländlichen und regionalen Entwicklung arbeiten, die Möglichkeit, für zwei Monate in die Forschung einzutauchen, sowie eine Vergütung von 4.000 Euro/Monat und 2.000 Euro für Sach- und Reisekosten. Das Stipendium soll noch 2023 beginnen, die genaue Planung des Zeitraums ist flexibel. Erwünscht sind zwei Monate in Vollzeit, aber andere zeitliche Lösungen sind möglich. Bewerbungsschluss ist der 7. Juli.

Bewerbungen für den Campusradio-Preis 2023 möglich

Die Landesanstalt für Medien NRW zeichnet auch in diesem Jahr die besten Beiträge der Hochschulradios in NRW aus. Einreichungen sind bis zum 15. August möglich. Der Preis ist mit 1.250 Euro dotiert. Außerdem kann die Jury einen Sonderpreis sowie einen Anerkennungspreis vergeben (1.250 bzw. 800 Euro). Mehr Infos gibt es hier.

Save the date: Sommerakademie Datenschutz

„Vom Volkszählungsurteil zur DSGVO: Ist der Datenschutz fit für KI & Co.?“ lautet der Titel der diesjährigen Sommerakademie am 11. September in Kiel. Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz (ULD) fragt, ob die aktuellen Entwicklungen rund um Datenweitergabe und KI mit geltendem Datenschutz zusammenpassen.

Anmeldung begonnen: Correctiv.Lokal Konferenz

2023 findet erstmals die Correctiv.Lokal Konferenz statt. Vom 21. bis 22. Oktober treffen sich in Erfurt bis zu 200 Medienschaffende aus ganz Deutschland, um sich zu vernetzen, fortzubilden und einen Dialog über den Lokaljournalismus zu führen.

Fortbildungen

Zum Schluss: 

Wir hoffen sehr, dass Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi den Leuchtturm-Preis irgendwann persönlich entgegennehmen können. (Foto: Raphael Hünerfauth)