Liebe Kolleg:innen,

spürt ihr das auch? Die leichte Schwermut, weil der Sommer sich allmählich dem Ende zuneigt und die gleichzeitige Vorfreude auf die zahlreichen Veranstaltungen in den kommenden Wochen?

Den Anfang macht vom 11. bis 15. September die erste Hamburger Woche der Pressefreiheit mit einer ganzen Reihe Workshops. Auch das Netzwerk Recherche ist Partner und veranstaltet gemeinsam mit den „Neuen deutschen Medienmacher*innen“ eine Diskussionsrunde zu Hass und Häme gegenüber Journalist:innen. Als Moderatorin der Runde freue ich mich auf spannende Panelist:innen.

Nur drei Tage später, am 19. September, startet die viertägige Global Investigative Journalism Conference (GIJC) in Göteborg – das wohl größte Zusammentreffen von Investigativjournalist:innen weltweit. Wenn die Konferenz nur annähernd so gut wird wie 2019 in Hamburg, wird sich die Anreise lohnen. Ein Höhepunkt damals war die Keynote der philippinisch-amerikanischen Journalistin und späteren Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, die ihren Vortrag mit den Worten schloss: „An attack on one is an attack on all.

Nach der GIJC habt ihr immerhin sechs Tage Zeit, euch von dem vielen Input zu erholen und nach Dortmund zu reisen. Denn dort findet am 29. und 30. September die (noch nicht ausgebuchte!) NR-Fachkonferenz SciCAR statt. Vielleicht liegt es an meinen Ruhrpott-Wurzeln, aber ich mag den Veranstaltungsort, die rustikale Stahlhalle der DASA, sehr. Journalist:innen und Wissenschaftler:innen loten hier aus, wo gewinnbringende Schnittstellen sind. Es geht darum, wie man mit und über Daten und KI berichtet – ganz praxisnah. Für mich ein Highlight der diesjährigen SciCAR: Das legendäre KI-Pubquiz am ersten Konferenzabend.

Ich wünsche euch einen angenehmen Konferenz-Triathlon. Vielleicht sehen wir uns auf der einen oder anderen Teilstrecke.

Eure
Anna Behrend

Annas Tipps des Monats:

Hitze, Dürre, Starkregen – So (un)vorbereitet sind deutsche Kommunen

Journalist:innen von WDR, BR, NDR und CORRECTIV haben bei den Verwaltungen aller 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte angefragt, wie diese sich auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten. 82 Prozent haben geantwortet. Da ich selbst ein Rädchen im Getriebe dieser großen Recherche war, bin ich befangen, aber ich finde die Ergebnisse wirklich interessant. Herausgekommen ist unter anderem dieses sehr aufschlussreiche Video von WDR Quarks.

Wie Journalist:innen über KI und Algorithmen berichten können

Seit ChatGPT im November vergangenen Jahres für die Öffentlichkeit zugänglich wurde, reden alle über KI. Das AI + Automation Lab des Bayerischen Rundfunks hingegen betreibt schon seit Jahren Berichterstattung mit und über Algorithmen. Damit gehören die Kolleg:innen zu den wenigen journalistischen Akteur:innen in Deutschland, die mit Substanz darüber sprechen und schreiben können.

„You are fucked“ – MDR-Podcast über Hackerangriff auf Anhalt-Bitterfeld

Seitdem 2021 der Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern wegen eines Hackerangriffs auf die Verwaltung wochenlang keine Coronazahlen melden konnte, möchte ich sehr gerne wissen, was dort genau passiert ist. Doch oft halten sich die Betroffenen in solchen Fällen lieber bedeckt. Nicht so im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der 2021 Deutschlands erste Cyberkatastrophe erlebte. MDR-Autor Marcel Roth lässt im Podcast „You are fucked zahlreiche Beteiligte von damals zu Wort kommen.

Aus dem Netzwerk Recherche:

Nachrichten:

Akten aus laufendem Verfahren gegen die „Letzte Generation“

In Deutschland ist es verboten, Dokumente aus laufenden Strafverfahren zu veröffentlichen, „doch es gibt Dokumente, die gehören an die Öffentlichkeit. Ich veröffentliche heute die Gerichtsbeschlüsse zu Durchsuchungen und Abhörmaßnahmen bei der ‚Letzten Generation’“, schreibt Arne Semsrott von Frag den Staat. Mehr zu den Hintergründen rund um das Strafverfahren und die Berichterstattung zur „Letzten Generation“ findet ihr hier.

Neuer Podcast zum Nonprofitjournalismus

Wer Tipps zum Gründen sucht, sollte im Werkzeugkasten der gemeinnützigen Lokalredaktion karla stöbern. In dem partizipativen Format teilen journalistische Gründer:innen ihr Wissen. Neben den Erfahrungsberichten gibt es nun ein ganz neues Angebot: Pauline Tillmann ergänzt den Werkzeugkasten mit einem passenden Podcast. In der ersten Folge spricht sie mit Richard Hoechner vom Republik Magazin aus der Schweiz. Hörtipp! Netzwerk Recherche hat die Entwicklung des Werkzeugkastens, der von der Schöpflin Stiftung gefördert wird, unterstützt.

Vom Winde verdreht

In der kürzlich veröffentlichten Studie „Vom Winder verdreht“ der Otto Brenner Stiftung geht es um den schleppenden Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Die profilierte Kulturwissenschaftlerin Georgiana Banita fragt, welche Rolle Medien beim strittigen Thema Windkraftenergie spielen und entschlüsselt wiederkehrende Narrative. Die Studie könnt ihr kostenlos bestellen.

„Hinter den Schlagzeilen“ jetzt online

Der Dokumentarfilm „Hinter den Schlagzeilen“ von Daniel Andreas Sager gewährt einen Einblick in die Arbeit des Investigativ-Teams um Bastian Obermayer und Frederik Obermaier und begleitet die Journalisten bei der Veröffentlichung der „Ibiza-Affäre“, die die österreichische Regierung in eine Krise stürzte. Der Film ist ab sofort kostenlos auf vimeo verfügbar.

Berichten mit und über psychische Erkrankungen

Wie kann man diskriminierungsfrei über psychische Krankheiten berichten? Und was ist, wenn man als Journalist:in selbst betroffen ist? Darum geht’s in dieser Folge des Bonjourno Podcasts. Die freie Wissenschaftsjournalistin Lisbeth Schröder und die freie Journalistin Larena Klöckner diskutieren mit Host Olivia Samnick. Besonders hat uns gefreut, dass die Helpline in den Shownotes verlinkt ist.

Reform des BND-Gesetzes sorgt für Kritik

Das Bundeskanzleramt arbeitet wieder an einer Reform des BND-Gesetzes, das die Grundlage für die Arbeit des deutschen Bundesnachrichtendienstes darstellt. Seit den ersten Snowden-Enthüllungen vor zehn Jahren ist das nun die dritte Änderung eines verfassungswidrigen Regelwerks. „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) kritisiert das Vorgehen der zuständigen Behörden für die „nicht ernstzunehmende Verbändebeteiligung und mangelnde Einbindung der Öffentlichkeit.“ Obwohl der aktuelle Entwurf des Gesetzes laut RSF Verbesserungen mit sich bringe, bleiben wesentliche Teile der Kritik unbeachtet. Mehr Informationen zu den Hintergründen findet ihr hier.

Eigenanzeige

 

Veranstaltungen, Preise & Stipendien:

Noch schnell bewerben: Climate Arena Fellowship

Alle Investigativ- und Klimajournalist:innen aufgepasst: Bis morgen kannst du dich um ein Climate Arena Fellowship bewerben. Als Stipendiat:in wirst du zur Klima-Arena-Konferenz in Wien eingeladen und anschließend bei der Arbeit an einem Rechercheprojekt betreut. Außerdem erhältst du ein Stipendium in Höhe von bis zu 2.000 Euro. Achtung, die Bewerbungsfrist ist am 31. August 2023.

Bewerbungsfrist endet bald: Journalist:innen mit Migrationsbiografie

Die Deutschlandstiftung Integration und der SPIEGEL haben ein neues Stipendienprogramm für Nachwuchsjournalist:innen ins Leben gerufen. Gemeinsam vergeben sie erstmalig das GEH-DEINEN-WEG-Journalismus-Stipendium. Das Stipendium richtet sich an deutschsprachige Nachwuchsjournalist:innen (21-29 Jahre) mit eigener oder familiärer Migrationsbiografie. Das einjährige Stipendium ist eine ideelle Förderung. Stipendiat:innen erhalten Unterstützung in Form von Mentoring, Seminaren und Hospitanzen. Außerdem sollen die Vernetzung untereinander und die Kontakte in die deutsche Medienlandschaft die Stipendiat:innen nachhaltig auf ihrem journalistischen Karriereweg stärken. Achtung: Bewerbungsschluss ist der 31. August 2023.

NDR Info News Fair

Den Auftakt für die 1. Hamburger Woche der Pressefreiheit macht am Montag, 11. September 2023, eine Live-Sendung des NDR mit anschließender „NDR Info News Fair“. Dort erhaltet ihr in Workshops und Werkstattgesprächen wichtige Impulse für die journalistische Arbeit und lernt Strategien gegen die vielfältigen Versuche, Berichterstattung zu behindern. Unter veranstaltungen-ndrinfo@ndr.de mit dem Betreff „NewsFair“ und der Angabe von Namen, E-Mail- und Wohnadresse sowie den drei favorisierten Workshops könnt ihr euch bis heute anmelden.

Ausschreibung: Innovationsförderung für Gründer:innen

Bis zu 40.000 Euro für dein technisch innovatives Vorhaben für den Journalismus verspricht die Innovationsförderung des Medieninnovationszentrums Babelsberg (MIZ). Dazu gibt es Support beim Umsetzen deines Projektes in Form von individuellen Coachings, Zugang zum Netzwerk in der Medienbranche, zu Büroplätzen sowie zum Online- und Audiostudio im MIZ. Du kannst dich bis zum 3. Oktober 2023 bewerben.

Symposium des Forum Medien und Entwicklung

Reporter ohne Grenzen und die Deutsche Welle Akademie laden zum diesjährigen Symposium des Forum Medien und Entwicklung (fome) nach Bonn ein. Die Veranstaltung wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) unterstützt. Dieses Jahr geht es um digitale und mentale Sicherheit sowie (feministische) Politik in der Medienentwicklungszusammenarbeit. Mehr Infos und Tickets gibt es hier. Das Forum findet am 5. und 6. Oktober statt.

Fachkonferenz zum Nonprofit-Journalismus

Wer Anfang Oktober zum Inspiration Day (siehe oben) nach Potsdam kommt, sollte noch zwei Tage in Berlin dranhängen. Denn dann folgt am 6. und 7. Oktober das kostenlose Nonprofit-Journalismus-Festival vom Vocer Institut für Digitale Resilienz und der taz Panter Stiftung. Mit dabei ist zum Beispiel die deutsch-amerikanische Journalistin Monika Bäuerlein, CEO des Magazins Mother Jones. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 200 Personen begrenzt.

Programm der CORRECTIV.Lokal Konferenz veröffentlicht

Am 21. und 22. Oktober findet in Erfurt erstmals die CORRECTIV.Lokal Konferenz statt. Jetzt steht das Programm online und es gibt eine Warteliste für Tickets. Denn das Netzwerktreffen ist bereits ausverkauft. Mehr als 200 Medienschaffende aus dem Lokaljournalismus haben sich angemeldet. Das Programm ist vielfältig: Am ersten Konferenztag geben die freie Reporterin Margherita Bettoni und Axel Hemmerling (MDR) einen Einblick in ihre Recherchen zur Mafia. In den Sessions gibt es u.a. Anleitungen, wie man mit Klimaberichterstattung Abos gewinnt und über Wahlberichterstattung diskutiert (in Brandenburg, Thüringen und Sachsen stehen 2024 Landtagswahlen an). Mehr Infos zum Programm und die Warteliste für Tickets findet ihr hier.

Eigenanzeige

Fortbildungen

Zum Schluss:

Teamklausur in idyllischer Abgeschiedenheit

Bereits zum dritten Mal konnten die Mitarbeiter:innen der NR-Geschäftsstelle die Gastfreundschaft des Stechlin-Instituts genießen. Mit der Aussicht auf eine Erfrischung im tiefsten See Brandenburgs haben wir NR-Themen und Termine für 2023 und 2024 besprochen sowie Projektziele definiert. (Fotos: Günter Bartsch und Malte Werner)