Was wir mit öffentlichen Geldern machen
Die Öffentlichkeit diskutiert gerade intensiv über die 551 Fragen umfassende Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag zur Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen. Damit die Debatte auf einer sachlichen Basis stattfinden kann, fassen wir hier noch einmal zusammen, welche aktuellen Projekte von Netzwerk Recherche mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. Dabei geht es nicht um die Erstellung journalistischer Inhalte, sondern um Unterstützungsangebote für Journalist:innen in den Bereichen Fortbildung, Vernetzung und Beratung.
Ab 2023 wurden drei Projekte von Netzwerk Recherche unmittelbar mit öffentlichen Mitteln gefördert:
Auskunftsrechte: Mit dem Projekt „Fragen und Antworten – Auskunftsrechte kennen und nutzen“ haben wir die Auskunftsansprüche von Journalist:innen gegenüber Ministerien, Behörden und öffentlichen Unternehmen gestärkt, unter anderem durch die Veröffentlichung der Publikation „Wie wir an Informationen kommen. Praxishandbuch zum Recht auf Auskunft und Akteneinsicht“ im Juli 2024. Das Handbuch ermutigt Journalist:innen, ihre Auskunftsrechte selbstbewusst gegenüber öffentlichen Stellen durchzusetzen. Das Projekt wurde im Rahmen des Programms „Starke Strukturen für unabhängigen Journalismus“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit insgesamt 200.000 Euro gefördert (Projektzeitraum: 01.11.2022 bis 31.10.2024). Im Jahr 2023 wurden für dieses Projekt öffentliche Mittel in Höhe von 97.412,77 Euro ausgezahlt, wie wir in unserem Jahresbericht 2023 ausweisen. Das entspricht ca. 14,1 Prozent der Gesamteinnahmen des Vereins im Jahr 2023.
Jahreskonferenz: Die Tagung von Netzwerk Recherche ist die größte Journalismus-Konferenz in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen die Vermittlung von Recherche-Methoden, medienkritische Diskussionen und die Vernetzung der ca. 900 Teilnehmenden. Die Jahreskonferenz, die traditionell beim NDR Fernsehen in Hamburg stattfindet, wird von der Freien und Hansestadt Hamburg (Behörde für Kultur und Medien) unterstützt. Im Jahr 2023 erhielt Netzwerk Recherche dafür 25.000 Euro, wie wir in unserem Jahresbericht ausweisen. Diese Zuwendung entsprach ca. 3,6 Prozent der Gesamteinnahmen des Vereins im Jahr 2023. Im Jahr 2024 wurde die Jahreskonferenz mit 30.000 Euro durch die Freie und Hansestadt Hamburg (Behörde für Kultur und Medien) unterstützt.
Helpline: Die Helpline von Netzwerk Recherche ist ein telefonisches Unterstützungsangebot für Journalist:innen mit mentalen Belastungen – ein in der Branche weitverbreitetes Phänomen, wie eine aktuelle Studie der LMU München herausgefunden hat. Das im November 2023 gestartete Projekt wird seit 1. März 2024 im Rahmen des Programms „Starke Strukturen für unabhängigen Journalismus“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit bis zu 209.371 Euro bis Ende 2025 gefördert. Neben der telefonischen Beratung für unmittelbar Betroffene hat das Projekt das Ziel, psychische Probleme in der Branche zu entstigmatisieren und mehr Bewusstsein für die Problematik in den Medienhäusern zu schaffen. Dazu ist das Team der Helpline auf Konferenzen präsent, lädt Führungskräfte aus Redaktionen zu Runden Tischen ein und steht für Redaktionsbesuche zur Verfügung. Außerdem ist eine wissenschaftliche Evaluation der Helpline geplant. Bislang wurden dafür Mittel in Höhe von 26.414,83 Euro abgerufen.
Neben diesen drei unmittelbaren Förderungen gibt es auch zwei aktuelle Projekte von Netzwerk Recherche, die mittelbar mit öffentlichen Mitteln gefördert werden:
Journalism Value Project: Die Beteiligung von Netzwerk Recherche am internationalen Kooperationsprojekt Journalism Value Project wird mittelbar mit öffentlichen Mitteln der Europäischen Kommission gefördert. Netzwerk Recherche hat im Rahmen des Projekts erforscht, wie der investigative Journalismus und unabhängige Medien auf eine stabile Finanzierungsbasis gestellt werden können. Das europäische Verbundprojekt trägt den Titel „Monetising Value – towards financial sustainable independent public-interest journalism“ und wird im Rahmen des Creative-Europe-Programms (Crea-Cross-2022-Jourpart) der Europäischen Kommission gefördert. Die Fördermittel werden an die europäische Journalismus-Organisation Arena for Journalism in Europe ausgezahlt und von dort an die Konsortiumspartner verteilt. Neben Netzwerk Recherche gehören auch Investigate Europe, Átlátszó Erdély (Rumänien) und Fumaça (Portugal) zu dem Verbund. Im Jahr 2023 erhielt Netzwerk Recherche von Arena for Journalism in Europe Fördermittel in Höhe von 85.901 Euro, was 70 Prozent der gesamten Fördersumme (122.716 Euro) entspricht. Die fehlenden 30 Prozent werden nach Abschluss des Projekts gezahlt.
Website: Im Jahr 2024 erhielten wir eine Förderung in Höhe von 20.000 Euro von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) im Rahmen des Programms 100xDigital. Mit diesen Mitteln haben wir die Überarbeitung unserer Website vorangetrieben, die in der ersten Jahreshälfte 2025 online gehen wird. Ziel ist es, unsere Online-Präsenz zu modernisieren, die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern und den Zugang zu unseren Inhalten weiter zu erleichtern. Die DSEE ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung, die das ehrenamtliche Engagement in Deutschland stärkt. Sie wird gemeinschaftlich vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) sowie dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert.
Netzwerk Recherche legt Wert auf Überparteilichkeit und bemüht sich deshalb um gute Kontakte zu allen parteinahen Stiftungen im demokratischen Spektrum:
Mit der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung hat der Verein jahrelang für die Dokumentation der Jahreskonferenz kooperiert. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit unterstützt Netzwerk Recherche im Förderkuratorium des Vereins mit einem jährlichen Beitrag von 2.000 Euro. In Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung haben wir Aus- und Weiterbildungsworkshops für die Helpline umgesetzt. Zudem war sie in den vergangenen Jahren als Kooperationspartner mit einem Stand auf der Jahreskonferenz vertreten. Die Heinrich-Böll-Stiftung ist Mitglied im Förderkuratorium von Netzwerk Recherche mit einem jährlichen Beitrag von 3.000 Euro.
Weiterführende Informationen zur Arbeit von Netzwerk Recherche finden sich in unseren Jahresberichten, die wir als Mitglied der Initiative Transparente Zivilgesellschaft regelmäßig veröffentlichen. Der Jahresbericht 2024 erscheint zur Mitgliederversammlung des Vereins im Juni 2025.
Wenn Sie unsere Arbeit und unsere Unabhängigkeit nachhaltig sichern möchten, können Sie uns über mehrere Wege unterstützen: Als Mitglied in unserem Förderkuratorium, als reguläres Mitglied von Netzwerk Recherche oder mit einer Spende. Jeder Beitrag stärkt den investigativen Journalismus in Deutschland.