Dokumentation zur Fachkonferenz Daten-Labor

In 24 Beiträgen fassen Studierende des Wissenschaftsjournalismus die Ergebnisse der Fachkonferenz Daten-Labor an der Technischen Universität Dortmund zusammen: Porträts der Referenten und Artikel zu verschiedensten Themen – vom perfekten Datenteam bis zum algorithmengetriebenen Journalismus – geben interessante Einblicke in den Datenjournalismus und zeigen, wo es Berührungspunkte zu verschiedenen Wissenschaften gibt. Alle Beiträge unter: nrch.de/datenlabor15doku

Einige Highlights:

Das große Tauziehen um den Datenschutz

Ein umstrittenes Feld: Informationsfreiheit versus Datenschutz. Foto: Rainer Sturm / pixelio

Welcher Weg ist der richtige im Gezerre um Datenschutz und Informationsfreiheit? Foto: Rainer Sturm / pixelio

Von Katharina Schmitz

Wo sterben die meisten Menschen nach dem Einsetzen eines Herzkatheters? Wo in Deutschland gibt es die meisten Sepsis-Toten? Um solche Fragen beantworten zu können, zahlt Volker Stollorz regelmäßig 200 Euro an das Statistische Bundesamt. Denn die Behörde herrscht über die amtliche Krankenhaus-Statistik, einen riesigen Datensatz, der unter anderem alle in deutschen Krankenhäusern gestellten Diagnosen und alle vorgenommenen Eingriffe erfasst. Stollorz, Leiter des 2015 gegründeten deutschen Science Media Center, versucht mit Hilfe dieser Daten die Qualität der Gesundheitsversorgung auf regionaler Ebene transparent zu machen. Er will Fragen klären, die für die Öffentlichkeit – insbesondere für potenzielle Patienten – relevant sind. Das Problem: Die Daten lassen sich nur bis auf Kreisebene aufschlüsseln. Einzelne Krankenhäuser kann Stollorz nicht identifizieren, dort scheitert er am Datenschutz. Das eigentliche Ziel seiner Arbeit, nämlich dass der Patient ein gutes Krankenhaus für seine Beschwerden findet, kann er also nicht erreichen – ein Beispiel dafür, wie Datenschutz Journalisten ausbremst. Weiterlesen

Mehr Daten in den Wissenschaftsjournalismus

Eine Chance für das Science Media Center Germany

Die Webseite re3data.org sammelt Forschungsdatenbanken nach Themen sortiert. Könnte auch das SMC Germany Daten bereitstellen und einschätzen? Bild: Screenshot re3data.org

Die Seite re3data.org verlinkt Forschungsdatenbanken. Wie könnte das SMC Journalisten helfen, Forschungsdaten für ihre Geschichten zu nutzen? Bild: Screenshot re3data.org

Von Jana Burczyk

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen des Zika-Virus den internationalen Gesundheits-notstand ausgerufen. Ein Warnsignal zur rechten Zeit oder eine Überreaktion nach Ebola? Es kommt oft vor, dass Journalisten komplexe Sachverhalte aus Medizin und Wissenschaft schnell einordnen müssen. Einen Ansprechpartner zur Hand zu haben, der diese zuverlässig einschätzen kann, ist in einer solchen Situation Gold wert. Genau dort will das Science Media Center Germany (SMC) ansetzen und Experten, Hintergrundinformationen oder mögliche Rechercheansätze für Journalisten zur Verfügung stellen. Darüber hinaus könnte das SMC aber auch den datengetriebenen Wissenschaftsjournalismus voranbringen.
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Attraktiv, zugänglich, faktentreu

Welchen Ansprüchen müssen datenjournalistische Visualisierungen genügen?

Die Infografik "Diamonds were a girl's best friend" aus dem Time Magazine von 1982. Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.

Die Infografik “Diamonds were a girl’s best friend” aus dem Time Magazine von 1982. Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.

Von Xenia El Mourabit

Lasziv räkelt sich eine Frau auf dem Boden, den großen roten Mund leicht geöffnet, ein Bein elegant abgespreizt. Der hautenge Body erlaubt tiefe Einblicke in ihr Dekolleté. Mit einer kecken Bewegung schiebt die junge Dame ihren Zylinder aus dem Gesicht. Ihre Armreifen sind mit Diamanten besetzt; und um die geht es hier eigentlich. Denn die Dame leiht ihren Körper einer Grafik des Time Magazine, die den durchschnittlichen Preis von Diamanten zwischen 1978 und 1982 zeigt. Die Preisentwicklung läuft entlang ihrer Konturen – Hintern, Oberschenkel, Unterschenkel, Fuß. Wer aber hat angesichts dieser Figur noch Augen für schnöde Statistik? Der Preisverfall der Diamanten rückt bei diesem Anblick vollkommen in den Hintergrund.
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Der Daten-Akrobat

Sascha Venohr (Zeit Online) spricht über das Projekt „Europa schiebt ab"

Sascha Venohr (Zeit Online) spricht über das Projekt „Europa schiebt ab”. Foto: Franziska Senkel

Von Jana Burczyk

24. März 2015, 11:30: Ein vollbesetztes Flugzeug soll über Südfrankreich abgestürzt sein. Das Schicksal der 148 Passagiere und der Crew ist unbekannt, vermutlich waren viele Deutsche an Bord – so weit die Meldungen der Nachrichtenagenturen. Jetzt müssen Sascha Venohr und sein Datenjournalismus-Team bei Zeit Online schnell sein: Welche Daten gibt es zum Flugverlauf der Maschine? Was sagen meteorologische Daten über das Wetter vor Ort? Kann ein Unwetter der Grund für den Absturz gewesen sein? Für Venohr gehört es zum Alltag, dass solche unerwarteten Ereignisse die Arbeit an großen Projekten unterbrechen. Er muss daher stets einen Balanceakt zwischen aufwendigen Datengeschichten einerseits und aktueller Berichterstattung andererseits meistern. Weiterlesen

Mitmachen bei der Daten-Party

Fünf Tipps für den Einstieg in den Datenjournalismus

Den Weg durchs Datenjournalismus-Labyrinth finden? Diese Tipps helfen dabei. Foto: Michael Coghlan/Flickr

Den Weg durchs Datenjournalismus-Labyrinth finden? Diese Tipps helfen dabei. Foto: Michael Coghlan/Flickr

Von Anastasiya Polubotko

Interaktive Karten, aufwendiges Design, monatelange Investigativ-Recherche: So manch datenjournalistisches Projekt wirkt geradezu einschüchternd aufwendig. Denn die meisten Journalisten können weder ein Team von Programmierern und Designern noch ein großes Budget oder Programmierkenntnisse vorweisen. Wie man als Neuling dennoch den Einstieg in den datengetriebenen Journalismus schafft, haben wir auf der Datenlabor-Tagung erfragt. Weiterlesen

Gestrichelt, verwischt, gerundet

Wie viel Unsicherheit verträgt der Datenjournalismus?

Von Lilith Teusch

Wie wird die globale Durchschnitttemperatur im 21. Jahrhundert steigen? Weiß man nicht so genau. Bild: 2007 IPCC WG1 AR-4

Wie stark wird die globale Durchschnitttemperatur im 21. Jahrhundert steigen? Weiß man nicht so genau. Bild: 2007 IPCC WG1 AR-4

17.538.251 Menschen – exakt so viele lebten am 09.05.2011 in Nordrhein-Westfalen. Das sagt zumindest die amtliche Statistik. Und was die sagt, wird ja wohl stimmen. Exakte Zahlen und ihre Visualisierungen wirken immer so wunderbar vertrauenserweckend, mal in einem schlichten Balkendiagramm, mal als bunte und interaktive Karte. Doch der Schein trügt: Auf die einzelne Person genau lässt sich die Einwohnerzahl nie bestimmen. Jede Messreihe, jede Bevölkerungszählung enthält Fehler – etwa noch nicht registrierte Umzüge oder andere Messfehler. Ein Datensatz birgt immer eine gewisse Unsicherheit. Wie aber soll der Journalist diese Unsicherheiten grafisch darstellen? Eine verbindliche Norm dafür gibt es nicht, jedenfalls noch nicht – aber viele Vorschläge.  Weiterlesen

Ihrer Zielgruppe gefällt das

Wenn Algorithmen Themen finden

Die Social-Media-Community zwitschert auf Twitter und der Algorithmus generiert daraus die wichtigen Nachrichten. Ein Zukunftsmodell für den Journalismus? Bild: Coolen Simon/opensource.com/Flickr

Bestimmt bald nur noch das Gezwitscher der Social-Media-Community die journalistische Themenwahl? Bild: Colleen Simon/opensource.com/Flickr

Von Marie-Louise Timcke

Zwischen dpa, Reuters und der Associated Press haben sich längst soziale Netzwerke als beliebte Nachrichtenquellen für Journalisten eingeschlichen. Ob es um die Schwangerschaft eines Hollywood-Sternchens oder die aktuelle Situation in einem Kriegsgebiet geht: Kaum ein Nachrichtenmedium kann so schnell reagieren wie die Social-Network-Community. Neben Bildern, Videos und Texten liefert sie ein Stimmungsbild in Echtzeit und ermöglicht Journalisten, Kontakt mit Augenzeugen aufzunehmen. Algorithmen helfen den Medienmachern, aus der Flut an Informationen in den sozialen Netzwerken die vermeintlich wichtigsten Neuigkeiten zu Tage zu fördern. Doch ist das die richtige Antwort auf neue Leserbedürfnisse und Datenströme oder der erste Schritt zu einem Algorithmen- und Trend-getriebenen Journalismus, der selbst keine wichtigen Themen mehr setzt? Weiterlesen

Der Transparenz-Verfechter

Timo Grossenbacher ist Datenjournalist bei SRF Data. Foto: Franziska Senkel

Timo Grossenbacher ist Datenjournalist bei SRF Data. Foto: Franziska Senkel

Von Anastasiya Polubotko

Timo Grossenbacher glaubte schon früh zu wissen, was oft falsch läuft in den Medien. Und das noch bevor er selbst Journalist wurde. Schon als Geografie- und Informatikstudent kritisierte der Schweizer die Intransparenz medialer Berichterstattung. Und zwar nicht nur im Fernsehen und Radio, sondern auch in Print- und Online-Medien, wo Journalisten durch Verlinkungen eigentlich besonders einfach auf ihre Quellen hinweisen können. Das Problem sei ihm zwar medien- und ressortübergreifend aufgefallen, sagt Grossenbacher, doch im Wissenschafts- und Datenjournalismus trete es besonders deutlich hervor: Wenn von Studien berichtet werde, ohne auf die Studie selbst direkt hinzuweisen. Oder, wenn Daten zwar hübsch auf einer Karte visualisiert würden, aber als Rohdaten selbst nicht zugänglich seien. Dann müsse der Leser darauf vertrauen, dass der Journalist seine Arbeit gut getan habe. Aber wo bleibt der Beweis? Weiterlesen

Der Kollege vom anderen Stern

Auf gemeinsamer Mission im Daten-Team

Mit Programmierern im Team arbeiten – da müssen Journalisten schon ein bisschen Technik-affin werden. Foto: Flickr/20after4

Mit Programmierern im Team arbeiten – da müssen Journalisten schon ein bisschen technikaffin werden. Foto: Flickr/20after4

Von Verena Mengel

Nenn mir deine Ausbildung und ich sag dir, wer du bist. Für den Datenjournalismus gilt das nur zum Teil: Denn in diesem Berufsfeld tummeln sich nicht nur ausgebildete Journalisten, sondern auch Programmierer und Designer. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Stefan Weinacht und Ralf Spiller 2014 veröffentlichten. Sie wollten mehr über die Arbeitsroutinen im Datenjournalismus erfahren und interviewten dazu 35 Akteure aus der Branche. Demnach arbeiten Datenjournalisten nur in Ausnahmefällen alleine: “Alles kann ja eh keiner, also müssen wir im Team arbeiten”, zitiert die Studie den Beweggrund der Befragten. Dadurch nähern sich Berufsgruppen an, die vorher in der Regel nichts miteinander zu tun hatten. Und so stellt sich für den Datenjournalismus letztlich die Frage: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Weiterlesen

Wer, was, wann, mit wem?

Künstler, Forscher und Journalisten im Bann der Netzwerke

Ein Netzwerk von Personen, die in Archivdokumenten des Völkerbundes gemeinsam genannt werden. (Quelle: Wiki Commons / Martin Grandjean)

Ein Netzwerk von Personen, die in Archivdokumenten des Völkerbundes gemeinsam genannt werden. Bild: Wiki Commons/Martin Grandjean

Von Moritz Zajonz

Manche sehen aus wie Käfer, andere wie Routen von Flugzeugen: “Narrative Structures” nannte der Künstler Mark Lombardi seine Werke. Der New Yorker zeichnete von Hand mit großer Präzision sogenannte Soziogramme, Darstellungen sozialer Beziehungen. Seine Datenbank: Eine Sammlung von 14.000 eigens beschrifteten Karteikarten mit Informationen zu Personen, Institutionen und deren Verbindungen. Mit Geodreieck und Stift brachte er die Netzwerke auf Papier; zeigte insbesondere den Fluss des Geldes zwischen mächtigen Menschen und fragwürdigen Organisationen. Weiterlesen

Der Lokaldatenjournalist

Julius Tröger, Datenjournalist bei der Berliner Morgenpost. Foto: Franziska Senkel

Julius Tröger, Datenjournalist bei der Berliner Morgenpost. Foto: Franziska Senkel

Von Marie-Louise Timcke

Mit einem Klick verwandelt sich der Bildschirm in die dreidimensionale Skyline von Berlin. Der Fernsehturm, der Alexanderplatz, die Spree. Mit Maus und Pfeiltasten geht es auf Erkundungstour durch die virtuelle Hauptstadt: Wo stehen die größten Gebäude, wie sah der Kiez 1990 aus, wie wird sich die Skyline in Zukunft verändern?  Kurze Texte und Geschichten informieren über geplante Wolkenkratzer, Videos zeigen Berlins Stadtbildwandel im Zeitraffer und die Meinung von Passanten zu den Bauplänen. Seit Anfang 2015 leitet Julius Tröger das Ressort Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost, mit dem er die virtuelle Entdeckungsreise umgesetzt hat.

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Zeigt her Eure Daten

Wie transparent müssen Datenjournalisten arbeiten?

Müssen Journalisten ihre Daten offenlegen? Oder gar gleich den verwendeten Programmcode? (Bild: Flickr/justgrimes)

Müssen Journalisten ihre Daten offenlegen? Oder gar gleich den verwendeten Programmcode? Bild: Flickr/justgrimes

Von Kira Schacht

Mal wieder drei Monate gewartet und vierzehn Mails an eine Behörde geschrieben, um schließlich ein PDF-Dokument zu erhalten – mit fünf veralteten, nicht verwertbaren Zahlen. Solche Situationen lassen Datenjournalisten fluchen. Öffentliche Daten müssen einfach zugänglich sein, fordern viele von ihnen, sonst seien sie nicht wirklich offen. Doch der Enthusiasmus für Transparenz flaut oft rapide ab, sobald das Recherchestadium abgeschlossen ist. Noch immer ist es nicht selbstverständlich, dass Datenjournalisten ihre Methoden und Datensätze oder gar den verwendeten Programmiercode öffentlich zugänglich machen. Weiterlesen

Der Speeddating-Vermittler

Michael Hörz (im Bild rechts) vermittelt gerne seine Datenjournalismus-Kenntnisse – hier beim Daten-Labor 2015.

Michael Hörz (im Bild rechts) vermittelt gerne seine Datenjournalismus-Kenntnisse – hier beim Daten-Labor 2015. Foto: Franziska Senkel

Von Verena Mengel

Technik faszinierte Michael Hörz schon, als man vielen Menschen noch erklären musste, was Daten eigentlich genau sind. Als Student baute er sich Fahrräder aus Einzelteilen zusammen. Ende der 90er-Jahre gesellte sich zur Technikaffinität eine Begeisterung fürs Internet. Als Onlinejournalismus noch Neuland war, wurde Michael Hörz Redakteur für die Website des Tagesspiegels. Durch seine Berichterstattung über den Verein Open Data Network lernte er Lorenz Matzat kennen, der später die Datenjournalismusagentur OpenDataCity gründete. Michael Hörz begann, sich ehrenamtlich im Verein zu engagieren, begeisterte sich bald auch für Datenjournalismus – und baute nun aus einzelnen Daten Geschichten zusammen. Weiterlesen

Datenstau im Amt

Viele Daten, mit denen Behörden immer noch arbeiten, existieren nur auf Papier. (Bild: Flickr/Jaypeg)

Viele Daten, mit denen Behörden immer noch arbeiten, existieren nur auf Papier. Bild: Flickr/Jaypeg

Von Markus Meyer-Gehlen

So ein Informationsfreiheitsgesetz ist eine feine Sache: Jeder kann sich Fakten über die Angelegenheiten des Bundes besorgen, um sich dann eine Meinung zu bilden. Welcher Abgeordnete war auf welcher Konferenz anwesend? Welche Daten beziehen Bundesministerien von Telefonanbietern? Und wer kann überhaupt auf sie zugreifen? Eine Anfrage genügt – und jedem Bundesbürger müssen alle öffentlichen Informationen zu beliebigen Themen zugänglich gemacht werden. Zumindest theoretisch. Doch was steht der Datenfreiheit nicht alles im Weg: Schutz der Privatsphäre einzelner, Schutz von Staatsgeheimnissen, laufende Verfahren … Es scheint immer einen Grund zu geben, warum Daten gerade doch nicht öffentlich gemacht werden können. Weiterlesen

Der Mann im Hintergrund

Maximilian Schäfer ist Dokumentations- und Datenjournalist beim SPIEGEL. Foto: privat

Maximilian Schäfer ist Datenjournalist und arbeitet in der Dokumentationsabteilung des Spiegel. Foto: privat

Von Sophie Rotgeri

Wenn Maximilian Schäfer über seine Arbeit als Datenjournalist spricht, wirkt er zurückgenommen und unaufgeregt – ein bisschen so, als verstünde er nicht ganz, warum alle so ein Aufheben darum machen. Journalismus mit Daten sei schließlich nichts Neues: “Mit Daten umgehen, das haben wir natürlich auch schon gemacht, bevor der Begriff Datenjournalismus in Mode kam”, erklärt Schäfer. Doch Datenjournalismus, wie er heute stattfindet, sei mehr als nur ein paar Balkendiagramme. “So wie sich der Begriff etabliert hat, bedeutet er aus meiner Sicht, dass Daten im Mittelpunkt der Geschichte stehen”, sagt Schäfer. Im Datenjournalismus gehe es nicht darum, bereits bestehende Statistiken zu visualisieren, sondern neue Erkenntnisse zu gewinnen, indem Datensätze zusammengefügt und große Mengen von Daten analysiert werden. Weiterlesen

Die Klimabild-Expertin

Birgit Schneider

Birgit Schneider ist Vertretungsprofessorin für Medienökologie an der FH Potsdam. Foto: Franziska Senkel

Von Anne Kliem

Immer wieder kreuzt Birgit Schneiders Arbeit den Weg eines Mannes, der seit mehr als 150 Jahren tot ist. Die Historikerin und Medienwissenschaftlerin hat ein Faible für Daten und für grafische Darstellungen rund um das Thema Klima. Das verbindet sie mit Alexander von Humboldt, der vor fast zwei Jahrhunderten die Welt bereiste, erforschte und vor keiner Wissenschaft – auch nicht der Klimatologie – zurückschreckte. Birgit Schneider, Vertretungsprofessorin für Medienökologie an der Universität Potsdam, untersucht die Qualität und Aussagekraft wissenschaftlicher Klimadarstellungen. Mit ihrer Forschung will sie auch das Verständnis von Laien und Journalisten für das Thema schärfen. Dabei richtet sie ihren Blick immer wieder in den Rückspiegel, auf historische Klimavisualisierungen wie die von Humboldt. Denn die, so findet Birgit Schneider, verraten auch einiges über die heutige Zeit. Weiterlesen

Der Datenbefreier

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Kurt Jansson ist Datenjournalist in der Dokumentation des Spiegel. Foto: privat

Von Markus Meyer-Gehlen

“Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen”, lautet ein Punkt aus der “Hackerethik” des Chaos Computer Clubs. Und dieser weit verbreitete Leitspruch wird gerade im Internet gerne zitiert. Kurt Jansson, Datenjournalist in der Rechercheabteilung des Spiegel, stimmt diesem Motto zu. Es sei zwar nicht immer direkt zu erkennen, wo “öffentlich” aufhört und “privat” anfängt, sagt er, das hänge vom Einzelfall ab. Eine solche Gratwanderung könnte etwa die Frage sein, welche Informationen über verurteilte Straftäter veröffentlicht werden sollten – gerade, wenn sie wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden sollen. Insgesamt sieht Jansson sich aber selbst eher als einen Anwalt der Transparenz von Daten und Wissen. “Tja, ich bin ein Kind des Internets”, sagt er.

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Der Farben-Nerd

Johannes Kröger, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HafenCity Universität Hamburg. Foto: Franziska Senkel

Johannes Kröger, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HafenCity Universität Hamburg. Foto: Franziska Senkel

Von Lilith Teusch

Leuchtend rot, Smaragd-grün bis hin zu tiefblau: Die vielfältige Farbenpracht eines Regenbogens dürfte die meisten Menschen wohl freuen und faszinieren. Nicht so Johannes Kröger, zumindest nicht wenn es um Karten geht. Denn der Geoinformatiker weiß, worauf es bei der Darstellung von Daten auf Karten ankommt – nämlich insbesondere auf die richtige Farbwahl. Und die farbenfrohe Regenbogenskala stört ihn besonders: “In dem Verlauf gibt es viel zu krasse Brüche in der Farbhelligkeit”, sagt er. Und das ist nur einer der vielen praktischen Kartografie-Tipps, die er den Teilnehmern des Daten-Labor 2015 mit auf den Weg gibt.

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Der Visualisierungskünstler

Till Nagel, Designer und Wissenschaftler am "Urban Complexity Lab" der FH Potsdam. Foto: Franziska Senkel

Till Nagel, Designer und Wissenschaftler am “Urban Complexity Lab” der FH Potsdam. Foto: Franziska Senkel

Von Katharina Schmitz

Damit seine Mutter seine Arbeit versteht, hat Till Nagel eins seiner Projekte auf Postkarten gedruckt. Ein Jahr lang hat er seine täglichen Fahrradstrecken mit einer Smartphone-App getrackt und die Daten anschließend auf eine digitale Karte übertragen. Die Erkenntnis: Till Nagel fährt viel Fahrrad. Doch seine Mutter saß mehrere Stunden vor dem Computer und versuchte herauszufinden, wo ihr Sohn sich herumtreibt. So kam der Designer auf die Idee, zwölf Postkarten zu drucken, für jeden Monat eine. Nun kann seine Mutter eine Karte in die Hand nehmen, zwei Monate miteinander vergleichen oder erkennen, dass ihr Sohn im Winter wohl nicht so gerne Fahrrad fährt. Weiterlesen

Die Big-Data-Versteherin

Katharina Morik, Professorin für Künstliche Intelligenz an der TU Dortmund. Foto: Franziska Senkel

Katharina Morik, Professorin für Künstliche Intelligenz an der TU Dortmund. Foto: Franziska Senkel

Von Xenia El Mourabit

„Ich hab immer gedacht, wenn ich nicht in die Forschung komme, werde ich Journalistin“, sagt Katharina Morik. Was vielleicht geringschätzig klingen mag, ist keineswegs so gemeint. Die Professorin für Künstliche Intelligenz an der Technischen Universität Dortmund sieht viele Parallelen zwischen Journalisten und Wissenschaftlern. Beide recherchieren, kommunizieren, stellen Fragen und vor allem: Um etwas ganz Neues herauszufinden oder zu schaffen, müssen beide Berufsgruppen die Blickrichtung wechseln und die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten. Doch trotz aller Begeisterung überlässt Morik den Journalismus anderen, forscht stattdessen zu maschinellem Lernen und beschäftigt sich mit Algorithmen für Data-Mining.

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Der Aktivist

Seit 2014 ist Stefan Wehrmeyer Datenjournalist bei CORRECT!V. Foto: Franziska Senkel

Seit 2014 ist Stefan Wehrmeyer Datenjournalist bei CORRECT!V. Foto: Franziska Senkel

Von Moritz Zajonz

In gewisser Weise verspürte er schon früh den Drang, zu publizieren – das Wort dafür kannte er zu dem Zeitpunkt bloß noch nicht. Schon als Jugendlicher programmierte Stefan Wehrmeyer für seine Klassenkameraden Websites. Das hat ihn offenbar nachhaltig geprägt.

Während er mit einem Softwareingenieur-Studium sein Hobby zum Beruf machte, setzte er sich als Aktivist bei der Open Knowledge Foundation Deutschland mit neuartigen Begriffen wie Open Data und Open Government auseinander.

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Videomitschnitte Datenlabor15

Datenlabor-VideosDie Videomitschnitte aus dem Saal der Konferenz und der Einspieler von Marco Maas Vortrag in Hamburg: Youtube Datenlabor15-Playlist

Die Wissbegierige

Lena Groeger (News application developer, ProPublica)

Lena Groeger (News application developer, ProPublica); Foto: Senkel

Von Kira Schacht

Etwas mit Design wollte sie immer machen, aber auch mit Wissenschaft – und beides auch noch möglichst abwechslungsreich. Lena Groeger möchte die Eigenheiten des menschlichen Verstandes von allen Seiten her erforschen und studierte deswegen gleich Biologie, Philosophie und Wissenschaftsjournalismus in Providence und New York. Als sie sich im Studium zum ersten Mal mit Datenvisualisierung beschäftigt, ist sie begeistert: Hier kann sie alles anwenden, was sie fasziniert.

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Clicki-Bunti und Data Porn

Wie viel Visualisierung braucht der Datenjournalismus?

Alles so schön bunt hier! Aber wie schön darf und sollte Datenjournalismus sein? Datenvisualisierung von Lauren Manning/flickr

Alles so schön bunt hier! Aber wie schön darf und sollte Datenjournalismus sein? Datenvisualisierung von Lauren Manning/flickr

Von Anne Kliem

Das Artikelbild haben Sie vermutlich schon angeschaut, aber schaffen Sie es auch bis zum Ende dieses Beitrags? Der durchschnittliche Online-Leser verbringt 15 Sekunden auf einer Seite. Diese Zeit geht meist für Überschriften und Bilder drauf. Auch im Datenjournalismus werden die meisten Geschichten mithilfe von Visualisierungen erzählt. Ganz zum Unmut mancher Hardliner.

Wie schön muss Datenjournalismus sein? Welche Funktionen hat die Datenvisualisierung und wie viel davon braucht und verträgt der Datenjournalismus? Das diskutieren Till Nagel, Visualisierungs-Wissenschaftler und Designer an der FH Potsdam, und Sascha Venohr, Leiter Datenjournalismus bei Zeit Online.

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Fruchtbare Schnittstelle oder vermintes Gelände?

Foto: Franziska Senkel

Auftaktdiskussion der Tagung: Wie Datenjournalismus und Wissenschaften voneinander profitieren. Foto: Franziska Senkel

Wie Datenjournalismus und Wissenschaft voneinander profitieren

Von Sophie Rotgeri

Wie viele Menschen sterben bei dem Versuch, nach Europa zu flüchten? Warum gibt es in manchen Regionen kaum noch Ärzte? Und warum ergab der Zensus 2011, dass Deutschland viel weniger Einwohner hat als gedacht? Wenn Journalisten sich solchen Fragen mit Tabellen, Diagrammen und statistischen Methoden nähern, kommt schnell die Frage auf: Ist das noch Journalismus oder schon Wissenschaft?

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Algorithmen — Wer kontrolliert die neuen Machthaber?

****Hintergrundwissen: Beitrag von der Jahreskonferenz 2015****

„Die klassiche Aufgabe investigativer Journalisten ist es, die Machthaber in Wirtschaft und Politik zu kontrollieren. Inzwischen haben sich Algorithmen, die gewaltige Datenmengen auswerten, zu den neuen Machthabern unserer Gesellschaft entwickelt. Die automatisierten Entscheidungen dieser Algorithmen müssen ebenso aufmerksam kontrolliert werden wie andere einflussreiche Akteure.“ So Nicholas Diakopoulos in seinem Bericht für das Tow Center for Digital Journalism der Columbia University.

Nur: Wie identifiziert man relevante Algorithmen? Welchen Aufwand muss man treiben, um sie sinnvoll zu analysieren? Wie müsste das organisiert sein – in Teams aus Journalisten und Informatikern? Was würde es kosten, und wer bezahlt es? Schließlich: Können Journalisten wirklich Algorithmen prüfen? In diesem Panel der Jahrestagung von Netzwerk Recherche diskutiert Matthias Spielkamp (Rights.info) mit dem investigativen Datenjournalisten Sebastian Mondial (DIE ZEIT) und den beiden Informatik-Professoren Kristian Kersting (TU Dortmund) und Katharina Anna Zweig (TU Kaiserslautern).

Goldene Regeln im Daten-Design? — Wann es hilft, sie zu brechen

****Hintergrundwissen: Beitrag von der Jahreskonferenz 2015****

Was geht und was nicht, scheint in der Datenvisualisierung eigentlich klar zu sein. Dreidimensionale Diagramme zum Beispiel sind verpönt, Wordclouds gelten als verboten. Doch in der Praxis werden die Regeln ständig gebrochen – und das sogar sehr erfolgreich, wie die Projekte von Gregor Aisch regelmäßig zeigen. Seit 2014 arbeitet er als Graphics Editor bei der New York Times, auf der Jahrestagung von Netzwerk Recherche gibt er Einblicke in seine Projekte: Wann ist es okay, die Komfortzone einfacher Balkendiagramme zu verlassen? Und wie gelingen ungewöhnliche Darstellungsformen?

 

Qualitäts-Battle: Was ist guter Datenjournalismus?

****Hintergrundwissen: Beitrag von der Jahreskonferenz 2015****

Was zeichnet gelungene datenjournalistische Projekte aus? Vier renommierte Datenjournalisten diskutieren auf der Jahrestagung von Netzwerk Recherche über Qualität und stellen aus ihrer Sicht gelungene Beispiele vor: