Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
die US-Fernsehserie “The Wire” gehoert zu den grossartigsten Gesellschaftsportraets ueberhaupt. Die fuenfte Staffel aus dem Jahr 2008 handelt vom Niedergang der Zeitungen. In einer Schluesselszene der ersten Folge ruft der Redaktionsleiter die Mitarbeiter im Newsroom zusammen. Er spricht von den sinkenden Anzeigenerloesen, den sinkenden Auflagen, den Sparvorgaben der Eigentuemer. Dann zaehlt er die Auslandsbueros auf, die geschlossen werden, und erwaehnt, dass man in der Personalabteilung Details der Abfindungsangebote erfahren kann. Zum Schluss sagt er: “Wir muessen ganz einfach Wege finden, mehr mit weniger zu tun.”
Der Autor der Serie, David Simon, ein ehemaliger Polizeireporter der “Baltimore Sun”, hat dazu einmal gesagt: “You don’t do more with less. You do less with less.”
Sehr viele Kollegen haben in den vergangenen zehn Jahren deprimierende Situationen wie diese erlebt: Vollversammlungen, auf denen Entlassungen, Stellenkuerzungen, Bueroschliessungen verkuendet wurden, erst kuerzlich beim Focus, bei der Berliner Zeitung und beim Berliner Kurier. Manche Redaktionen sind kaputtgespart worden, und dann ist es kein Wunder, dass Leser wegbleiben.
Keine guten Zeiten fuer guten Journalismus. Erst recht nicht fuer Journalismus, der noch besser werden will. Oder doch?
Weniger Ressourcen bedeutet: weniger Reporter, weniger Freiraum fuer Recherchen, gerade im Lokalen, wo es oft nur noch eine Zeitung vor Ort gibt. Weniger Ressourcen bedeutet auch: weniger Honorare fuer Freie, weniger Zukunftschancen fuer Berufseinsteiger. Weiterlesen