Die gemeinnützige Olin gGmbH in Berlin, die sich der Förderung von Umweltprojekten verschrieben hat, wird Netzwerk Recherche auch im Jahre 2016 Fördermittel für die Vergabe von Stipendien zur Verfügung stellen. Mit insgesamt 30.000 € sollen 6 bis 8 Recherchevorhaben aus dem Naturschutz- und Umweltbereich unterstützt werden.
Wer sich um ein Olin-Stipendium bewerben möchte, kann sich mit einem formlosen Antrag an die Geschäftsstelle von Netzwerk Recherche wenden. Der Vorstand entscheidet dann nach Rücksprache mit Olin über die Vergabe der Mittel. Netzwerk Recherche stellt den Stipendiaten auch einen erfahrenen Mentor zur Seite, der das jeweilige Projekt betreut.
****Hintergrundwissen: Beitrag von der Jahreskonferenz 2015****
„Die klassiche Aufgabe investigativer Journalisten ist es, die Machthaber in Wirtschaft und Politik zu kontrollieren. Inzwischen haben sich Algorithmen, die gewaltige Datenmengen auswerten, zu den neuen Machthabern unserer Gesellschaft entwickelt. Die automatisierten Entscheidungen dieser Algorithmen müssen ebenso aufmerksam kontrolliert werden wie andere einflussreiche Akteure.“ So Nicholas Diakopoulos in seinem Bericht für das Tow Center for Digital Journalism der Columbia University.
Nur: Wie identifiziert man relevante Algorithmen? Welchen Aufwand muss man treiben, um sie sinnvoll zu analysieren? Wie müsste das organisiert sein – in Teams aus Journalisten und Informatikern? Was würde es kosten, und wer bezahlt es? Schließlich: Können Journalisten wirklich Algorithmen prüfen? In diesem Panel der Jahrestagung von Netzwerk Recherche diskutiert Matthias Spielkamp (Rights.info) mit dem investigativen Datenjournalisten Sebastian Mondial (DIE ZEIT) und den beiden Informatik-Professoren Kristian Kersting (TU Dortmund) und Katharina Anna Zweig (TU Kaiserslautern).
****Hintergrundwissen: Beitrag von der Jahreskonferenz 2015****
Was geht und was nicht, scheint in der Datenvisualisierung eigentlich klar zu sein. Dreidimensionale Diagramme zum Beispiel sind verpönt, Wordclouds gelten als verboten. Doch in der Praxis werden die Regeln ständig gebrochen – und das sogar sehr erfolgreich, wie die Projekte von Gregor Aisch regelmäßig zeigen. Seit 2014 arbeitet er als Graphics Editor bei der New York Times, auf der Jahrestagung von Netzwerk Recherche gibt er Einblicke in seine Projekte: Wann ist es okay, die Komfortzone einfacher Balkendiagramme zu verlassen? Und wie gelingen ungewöhnliche Darstellungsformen?
****Hintergrundwissen: Beitrag von der Jahreskonferenz 2015****
Was zeichnet gelungene datenjournalistische Projekte aus? Vier renommierte Datenjournalisten diskutieren auf der Jahrestagung von Netzwerk Recherche über Qualität und stellen aus ihrer Sicht gelungene Beispiele vor:
Auszug aus dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts.
Das Bundesverfassungsgericht hat heute bekanntgegeben, eine Verfassungsbeschwerde zum Auskunftsanspruch der Presse gegenüber Bundesbehörden nicht anzunehmen. Zugleich stellt das oberste Gericht klar, dass die Informationsrechte gegenüber Bundesbehörden kein geringeres Niveau erreichen dürfen als gegenüber Landesbehörden – und nimmt damit eine andere Position ein als zuvor das Bundesverwaltungsgericht. “Nun ist der Gesetzgeber gefordert, schnell eine Regelung auf den Weg zu bringen, die die Rechercherechte stärkt und auch bei Anfragen an Bundesbehörden für Klarheit sorgt”, so Manfred Redelfs, Experte für Auskunftsrechte bei der Journalistenorganisation Netzwerk Recherche.
Zum Internationalen Tag der Informationsfreiheit am 28. September fordert ein Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen die Einführung von Transparenzgesetzen nach dem Vorbild von Hamburg in ganz Deutschland. Um für mehr Transparenz zu sorgen, können Bürger, Journalisten und NGOs über FragDenStaat.de ab sofort 10.000 Behörden aus allen Bundesländern anfragen.
Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Andre Meister und Markus Beckedahl eingestellt. Für die Kollegen von Netzpolitik.org ist die Sache damit aber nicht vom Tisch: Sie fordern Transparenz über die Ermittlungen. Die Strafanzeigen des Verfassungsschutzes haben sie veröffentlicht – und sehen darin einen Angriff auf die Pressefreiheit: “Ein Verfassungsschutz-Präsident, der so rücksichtslos gegen die Pressefreiheit intrigiert, schützt die Verfassung nicht, sondern versucht sie auszuhöhlen.”
Julia Stein, Vorsitzende von Netzwerk Recherche, erklärte anlässlich der Einstellung des Verfahrens gegenüber kress: “Ich freue mich, dass der Spuk nun endlich vorbei ist. Die Pressefreiheit kann gestärkt aus diesem Desaster hervorgehen – wenn wir unsere Rechte weiterhin nutzen und uns von den journalistischen Feindbildern einiger Geheimdienstler nicht weiter irritieren lassen. Die netzpolitik.org-Affäre hat die Verunsicherung auf Seiten des Verfassungsschutzes, aber auch bei Teilen der Regierung offenbart. Umso wichtiger ist nun eigentlich eine Selbstverständlichkeit: dass wir unsere Informanten noch besser schützen, denn sie sind besonderen Gefahren ausgesetzt.”
Die Ermittlungen gegen die Redaktion Netzpolitik.org und ihrer unbekannten Quellen wegen Landesverrats sind ein Angriff auf die Pressefreiheit. Klagen wegen Landesverrats gegen Journalisten, die lediglich ihrer für die Demokratie unverzichtbaren Arbeit nachgehen, stellen eine Verletzung von Artikel 5 Grundgesetz dar. Wir fordern die sofortige Einstellung der Ermittlungen gegen die Redakteure von Netzpolitik.org und ihrer Quellen.
Unmittelbar vor der Sommerpause hat die Landesregierung am 28. Juli den Entwurf für ein Informationsfreiheitsgesetz vorgestellt. Die im Kabinett abgestimmte Vorlage, mit der mehr Verwaltungstransparenz geschaffen werden soll, ist jedoch enttäuschend. „Dieser Vorschlag fällt hinter die Standards zurück, die in anderen Bundesländern längst erreicht sind. Ausgerechnet eine Regierung, die mit dem Versprechen von mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz angetreten ist, versagt bei einem solchen Reformprojekt“, so Manfred Redelfs, IFG-Experte der Journalistenorganisation Netzwerk Recherche.
Die Jahreskonferenz wurde in unzähligen Bildern festgehalten. Eine Auswahl der Fotos von Raphael Hünerfauth, Wulf Rohwedder, Sebastian Stahlke und Franziska Senkel finden Sie im flickr-Album der Konferenz. Weiterlesen
Von Fabienne Kinzelmann und Marie-Lena Hutfils, ifp/JONA
Hübsch aufbereitete Zahlen ergänzen eine Story im Idealfall nicht nur, sondern bereichern sie: Im Kampf um Leser setzen Leitmedien verstärkt auf Datenjournalismus. Nicht immer hilft das einer Geschichte – und längst nicht jeder Datenfriedhof erweist sich als sprudelnde Infoquelle.
„Lügenpresse“ ist noch eines der harmloseren Schimpfworte, mit denen sich der Journalismus zuletzt auseinandersetzen musste. Die nr-Jahreskonferenz bot Gelegenheiten genug, sich der Glaubwürdigkeitskrise der Medien ehrlich zu stellen. Eine Chance, die leider mehrfach verpasst wurde.
v.l.n.r.: Hans Leyendecker (SZ), Julia Stein (NDR), Moderatorin Anna Marohn (NDR), Jakob Augstein (Freitag), Carolin Emcke (Publizistin); Foto: W. Rohwedder
Einblicke in den zweiten Tag der nr-Jahreskonferenz 2015 – mit Gerhard Schindler, Georg Mascolo, Nemi El-Hassan, Hauke Friederichs, Albrecht Ude.
Produktion: Eva Steinlein und Yannic Hannebohn, DJS
Gefordert und gefördert: Die nr-Stipendiaten Ulrike Heitmüller, Philipp Jusim, Susanne Götze, Sebastian Garthoff, Evi Lemberger und Maria Göckeritz (von links) mit Egmont R. Koch von nr (2. von links). Foto: Raphael Hünerfauth
An Zeit und Geld mangelt es in vielen Redaktionen. Netzwerk Recherche vergibt deshalb Stipendien an Journalisten, die eine gute Idee haben. Auf der Jahrestagung berichten Geförderte von ihren Erlebnissen auf indischen Tee-Plantagen oder unter evangelikalen Christen.
Ein junger Mann aus Hamburg-Altona radikalisiert sich, geht nach Syrien und stirbt dort im Dschihad. Der freie TV-Journalist Karaman Yavuz will mit einem Freund des Toten sprechen. Der aber droht ihm: Yavuz solle nicht berichten – und schlägt den Reporter einige Monate später tatsächlich zusammen. Das Ergebnis: drei Wochen Krankschreibung. Was tun, wenn Journalisten zur Zielscheibe werden?
Wie weit dürfen Journalisten gehen? Es diskutieren Christian Mensching, Hans Leyendecker, Kirsten von Hutten und Anja Reschke (von links); Foto: Wulf Rohwedder
Hoeneß, Kachelmann, Wulff: Wie können Journalisten von laufenden Strafverfahren berichten, ohne Beschuldigte vorzuverurteilen? Darüber diskutierten Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung, die NDR-Moderatorin Anja Reschke, Gruner+Jahr-Justiziarin Kirsten von Hutten und der Presserechtsanwalt Christian Mensching.
Christiane Mudra stellt ihr Überwachungsprojekt „YoUturn“ vor. Foto: Stahlke
Wie können wir Geschichten noch kreativer erzählen? Das Panel „Crossmediales Storytelling“ beantwortet diese Frage mit Beispielen von Christiane Mudra und Marcus Pfeil. Was beide anders machen? Sie verbinden, kombinieren und denken quer.
Die Poetry-Slammerin Nemi El-Hassan eröffnet den zweiten Tag der nr-Jahreskonferenz: Eine 21-jährige Muslima, die Kopftuch trägt und Medizin studiert. Und sich überhaupt nicht als Ausnahme sieht.
“Mein liebes Deutschland, hab keine Angst vor mir”, sagt Nemi El-Hassan. Foto: R. Hünerfauth
“Es gehört nicht zum Berufsbild, sich mit lokalen Institutionen anzulegen” – diese Lokaljournalisten mit ihren Mentoren tun es trotzdem. Foto: Wulf Rohwedder
Als das Angebot für die Redakteursstelle in Bad Säckingen kam, dachte Daniel Gräber: „Lokaljournalismus ist doch schön!“ Dass sich hier das perfekte Pflaster für investigativen Journalismus bieten sollte, ahnte er nicht.
Die Themen werden komplexer, die Datenmengen größer und der Kampf um die Exklusivität härter. Um dem Qualitätsanspruch gerecht zu werden, entstehen auch in Deutschland immer mehr Rechercheverbunde und -ressorts. Was sind die Vor- und Nachteile?
Emanzipation ist erst dann erreicht, wenn Frauen sich nicht mehr dafür bejubeln lassen müssen, auf einem Chefposten zu sitzen. So sagte es einmal sinngemäß die Chefredakteurin der österreichischen Tageszeitung Der Standard. Dass dieser Zustand noch nicht erreicht ist, sah man auf den Panels der nr-Jahreskonferenz, die sich mit Frauen befassten.
“In den Konfliktgebieten ist Heckler & Koch so bekannt wie Daimler-Benz”, sagt Laudator Hauke Friederichs. Foto: Sebastian Stahlke
Von Philipp Kosak, DJS
Seit 13 Jahren wird die „Verschlossene Auster“ verliehen, in diesem Jahr erstmals an einen Waffenhersteller. Netzwerk Recherche würdigt damit den bislang einzigartigen Umgang eines Unternehmens mit negativer Berichterstattung: Vertreter von Heckler & Koch haben im November 2013 beim Präsidenten des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) vorgesprochen, nachdem Medien kritisch über die Firma und die Schwächen ihres Sturmgewehrs G36 berichtet hatten. Das Unternehmen soll den MAD gebeten haben, Informanten auffliegen zu lassen und kritische Berichterstattung zu unterbinden. Heckler & Koch bestreitet die Vorwürfe.
ZEIT-Autor Hauke Friederichs sagte in seiner Laudatio, mit dem Preis wolle Netzwerk Recherche ein Signal setzen gegen das Totschweigen und Vertuschen, für Transparenz und freie Medienberichterstattung.
Wie wird man gemeinnützig? Diese Runde kennt sich aus. Foto: Raphael Hünerfauth
Von Sofia Faltenbacher und Christina Hertel, DJS
Nonprofit-Journalismus – kann es in Deutschland gar nicht geben, zumindest rechtlich nicht. Spenden an journalistische Projekte können nicht von der Steuer abgesetzt werden, anders als Spenden an Greenpeace oder die Caritas. Wer trotzdem als Journalist gemeinnützig arbeiten will, schafft das nur durch Hintertüren. Oder durch einen Abstecher ins Altenheim.
Einblicke in den ersten Tag der nr-Jahreskonferenz – mit Oliver Schröm, Carolin Emcke, Jakob Augstein, Jacob Appelbaum, Dennis Gastmann und Julia Friedrichs.
Produktion: Eva Steinlein und Yannic Hannebohn, DJS
Stefan Candea setzt den Populisten in Rumänien unabhängigen Journalismus entgegen. Foto: Stahlke
Von Simone Stern, DJS
Nur 20 Prozent der Rumänen glauben laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung an unabhängige Berichterstattung in ihrem Land. Das ist auch gut so, sagt Stefan Candea. Denn die Medien in Rumänien seien verwebt mit der Politik – und „die Hälfte wird aus dem Knast geführt“.