Datum: 26. Mai 2021, ab 20.15 Uhr
Thema: Dokumentarfilm „Der Maulwurf – Undercover in Nordkorea“
Referent: Regisseur Mads Brügger
Moderation: Daniel Drepper (BuzzFeed News Deutschland & nr-Vorstand)

Am Mittwoch, 26. Mai, findet unser nächster nr-insights Online-Stammtisch statt – exklusiv für nr-Mitglieder. Thema ist der vielbeachtete Dokumentarfilm „Der Maulwurf – Undercover in Nordkorea“. Unser Gast ist Regisseur Mads Brügger, im Gespräch mit Daniel Drepper. Die Veranstaltung findet auf Englisch und über Zoom statt (Zugangsdaten wurden den nr-Mitgliedern bereits per Mail geschickt).

Der Film

Ein arbeitsloser dänischer Koch plant, „eine der brutalsten Diktaturen der Welt: Nordkorea zu unterwandern“ und liefert über 10 Jahre heimlich und unter Lebensgefahr gedrehte Aufnahmen für den Film „Der Maulwurf“. Der Koch Ulrich Larsen agiert in diesem Dokumentarfilm als Alter Ego des bekannten investigativen Filmemachers Mads Brügger, der wegen eines früheren kritischen Films über Nordkorea das Land nicht mehr betreten darf und deshalb die Filmaufnahmen von Dänemark aus betreut und später zusammengeschnitten hat.

Tatsächlich gelingt es Larsen, zunächst die dänische und dann sogar die internationale „International Korean Friendship Association“, in der sich bedingungslose Anhänger Nordkoreas in allen möglichen Ländern zusammengeschlossen haben, zu infiltrieren. Er steigt in der Organisation auf, dringt bis in die höchsten Kreise der Diktatur vor und bekommt schließlich sogar den Auftrag, Investoren für Nordkorea zu finden.

Larsen bringt die nordkoreanischen Kader mit einem finanzkräftigen Investor zusammen, der Waffen und Drogen von Nordkorea verkaufen und damit die UN-Sanktionen unterlaufen soll. Doch auch Mr. James, der vermeintliche Ölmilliardär, ist eine Erfindung, hinter der sich ein ehemaliger Fremdenlegionär und Kokain-Dealer versteckt.

Die Verhandlungen zwischen „Mr. James“ und dem Chef der „Korean Friendship Association“, Alejandro Cao de Benós, werden mit mehreren versteckten Kameras aufgezeichnet. Das Vertrauen in Larsen ist so groß, dass er schließlich nach Nordkorea eingeladen wird und dort unter dem Vorwand, einen Propagandafilm über das Land zu machen, mit einem offiziellen Kameramann drehen kann.

Was der Film zeigt, ist wirklich unglaublich. Wie hat Mads Brügger über Jahre mit den beiden zentralen Quellen – Larsen und „Mr. James“ – gearbeitet? Wie hat er die Quellen – oder waren es nicht eher Mitarbeiter – geführt und geschützt? Wie hat er die Ergebnisse geprüft? Und wie war es möglich, diese hochbrisanten, illegalen Treffen, teils mit bis zu vier versteckten Kameras, zu drehen?

In Deutschland dürfen heimlich gedrehte Filmausnahmen nur unter ganz strengen Bedingungen gezeigt werden. Die Veröffentlichung heimlich aufgenommener Gespräche ist ganz verboten. Wieso konnten solche Aufnahmen in Deutschland und in anderen europäischen Ländern veröffentlicht werden?

Die Teilnehmer:innen sollten sich die beiden Filme in der ZDF-Mediathek unbedingt vorher ansehen:

Teil 1: Der Maulwurf: Freunde von Kim Jong Un
Teil 2: Der Maulwurf: Dunkle Waffengeschäfte

Mads Brügger

Regisseur Mads Brügger / Foto: Jarle H. Moe (CC BY-SA 2.0; www.jarlehm.com)

Mads Brügger (* 24. Juni 1972) ist ein dänischer investigativer Filmemacher und Fernsehjournalist sowie Drehbuchautor. Seit November 2011 ist er Programmchef des Hörfunksenders Radio24syv.

„Die Dokumentationen des Dänen Mads Brügger bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen investigativer Reportage und Realsatire. Zwischen bitterem Ernst und absurder Übertreibung jongliert er mit den Methoden des deutschen Undercover-Reporter-Schriftstellers Günter Wallraff, des amerikanischen Dokumentarfilmers Michael Moore und des britischen Komikers Sacha Baron Cohen.“ (Anke Sterneborg in der SZ, 26.6.2019)

Für seinen Film The Red Chapel (2009) reiste er, in dem er sich als Manager einer Comedy-Gruppe ausgab, nach Nordkorea. In seinem satirischen Dokumentarfilm The Ambassador (2011), gibt sich Brügger als Diplomat „Mr. Cortzens“ aus, der mit seinem Diplomatenpass und als liberianischer Honorarkonsul in den Handel mit Blutdiamanten in der Zentralafrikanischen Republik einsteigen will. Der Film erhielt einen dänischen Filmpreis Robert.

Für das Filmprojekt Cold Case Hammarskjöld (2019) recherchierten Brügger und Andreas Rocksen zum mysteriösen Tod des Generalsekretär der Vereinten Nationen Dag Hammarskjöld 1961. Auf dem Sundance Filmfestival 2019 erhielt es den Preis für die beste Regie in der Kategorie „World Cinema Documentary“. Dabei stoßen sie auf Informationen zu der klandestinen Söldnermiliz South African Institute for Marine Research (SAIMR). Der britische Guardian berichtete in drei Artikeln darüber. Das Filmfest München widmet Brügger 2019 eine Retrospektive.

 

 

P.S. In der bisherigen Ankündigung war Fabienne Hurst als Moderatorin vorgesehen. Leider musste Sie uns aus terminlichen Gründen absagen.