Zunehmender Druck auf Journalisten – auch in Deutschland

Am heutigen Internationalen Tag der Pressefreiheit lässt sich kein positives Bild über die Freiräume der Medien zeichnen. So geht aus der jährlich von Reporter ohne Grenzen veröffentlichten Rangliste die Tendenz zu mehr Autokratie von Staaten und eine steigende Einflussnahme auf die Medien hervor. Auch in Deutschland lässt sich eine Verschlechterung dokumentieren. Die Bundesrepublik ist in der Rangliste der Pressefreiheit von Platz 12 auf 16 gefallen. Diese Entwicklung ging mit aggressiver Hetze und Gewalt gegen Reporter und Kamerateams einher. Ebenso nahm auch der Druck auf Journalisten und ihre Informanten zu, die geheime Informationen ans Tageslicht bringen. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 136, 21.04.2016

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Hinter uns liegen verrueckte Tage: der islaendische Ministerpraesident ist zurueckgetreten. In England kaempft David Cameron um seine politische Zukunft. Gegen den argentinischen Praesidenten ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die UEFA-Zentrale wurde durchsucht. In China arbeitet die Zensurbehoerde auf Hochtouren, damit niemand mitbekommt, dass die chinesische Elite zu den Stammkunden Mossack Fonsecas zaehlt, der nunmehr beruehmten Kanzlei in Panama. Und vermutlich war das noch lange nicht alles an Reaktionen und Ermittlungen, die die PanamaPapers hervorgerufen haben. Wahnsinn.

All das vollzog sich schlagartig, wie beim Domino. Ein Stein folgte auf den naechsten, schneller als man gucken konnte. Taeglich gab es neue Nachrichten zu dem Datenleck. Am allerschnellsten aber hatten sich die Kritiker zu Wort gemeldet. Die PanamaPapers waren noch nicht einmal 24 Stunden lang veroeffentlicht, da wurde schon gemeckert, ob das jetzt schon alles sei, warum es so intransparent laufe, warum nicht einfach alle Daten sofort vollstaendig veroeffentlicht wuerden, warum man ueberhaupt Namen nenne, warum, warum, warum. Auf dem direkten Weg erreichten uns diese Fragen allerdings nicht.

Zur Transparenz: Ich bin befangen, denn ich habe mit vielen anderen Kolleginnen und Kollegen mitgearbeitet an der Auswertung der PanamaPapers in Deutschland. Als ich die Kritik im Netz erst Tage spaeter realisierte, habe ich gestaunt: Wie schnell einige Kollegen in der Lage sind, ihr Urteil zu faellen. Wie reflexhaft in der Sekunde der Veroeffentlichung schon bewertet wird. Daumen hoch, Daumen runter. Es ist offenbar ein Wert, sofort alles besser zu wissen. Weiterlesen

nr-Stammtisch zu Rosssmann-Recherchen

Berliner Stammtisch mit Hans-Martin Tillack

Datum: Mittwoch, 4. Mai 2016 ab 19 Uhr
Gastredner: Hans-Martin Tillack, Journalist beim stern und Buchautor
Thema: Rosssmann-Recherchen
Ort: Correctiv (Singerstr. 109, 10179 Berlin).

Wir möchten Sie herzlich zum nächsten Treffen unseres Berliner Stammtischs einladen. Unser Gesprächspartner am Mittwoch, dem 4. Mai (ab 19 Uhr) ist Hans-Martin Tillack, einer der bekanntesten investigativen Journalisten im Land. Hans-Martin Tillack ist im Berliner Büro des stern verantwortlich für investigative Recherche. Nach dem Studium der Soziologie und Politologie arbeitete er zunächst fünf Jahre lang als Redakteur für die „tageszeitung“. 1993 wechselte er in das Bonner Büro des stern. Von 1999 bis 2004 war er EU-Korrespondent des stern in Brüssel.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Laura Himmelreich hat Hans-Martin Tillack monatelang zu den Arbeitsbedingungen bei einem Subunternehmen der Drogeriekette Rossmann recherchiert. Roßmann verweist gern auf die guten Löhne und Arbeitsbedingungen in seinem Unternehmen – über die Potsdamer promota.de, das Unternehmern firmierte bis vor kurzem als Iostore Solutions Services GmbH (ISS), lässt er mehrere tausend Regaleinräumer per Werkvertrag in den Drogerien seines weit verzweigten Imperiums werkeln. Mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns erhalten die Angestellten 8,50 Euro in der Stunde. Bis Ende 2014 bekamen die Regaleinräumer teilweise lediglich 6,63 Euro (West) bzw. 6,12 Euro (Ost) pro Arbeitsstunde. Weiterlesen

Panama Papers – weltweite Recherche-Kooperationen und jede Menge Daten

Seit einigen Tagen schlottern weltweiter Prominenz – vom Staatschef bis zum Fußballstar – die Knie. Die Panama Papers bringen lang unentdeckte Offshore-Geschäfte ans Licht, decken versteckte Milliarden auf und bringen einiges ins Wanken. Sie erhöhen den nötigen politischen und gesellschaftlichen Druck, Steueroasen trockenzulegen. Und sie zeigen auf, wie wichtig guter Recherche-Journalismus ist.

Was innerhalb des letzten Jahres hinter verschlossenen Türen recherchiert wurde und heute als unvergleichbare Enthüllungsgeschichte Wellen schlägt, begann mit einer kurzen E-Mail an das Investigativteam der Süddeutschen Zeitung. Aus der ersten Nachricht des „John Doe“ wurde eine stetig wachsende Datensammlung geleakter Informationen über die Geheimnisse der Kanzlei „Mossack Fonseca“, die von Panama City aus anonyme Briefkastenfirmen gründet: Zur Vertuschung großer Vermögen etwa, zur Geldwäsche, zur Finanzierung von Krieg und Terror oder der Umgehung von Sanktionen. Circa 2,6 Terabyte groß ist die Datenmenge, die der anonyme John Doe nach und nach an die Journalisten schickte. Schon früh war klar, dass dieser Berg an Informationen nicht von einer einzelnen deutschen Redaktion ausgewertet werden kann. Weiterlesen

Stipendium abgeschlossen: Folgen des Kohleabbaus in Kolumbien

Linda Tutmann hat ihr Stipendium abgeschlossen, das von der Olin gGmbH finanziert und von Netzwerk Recherche betreut wurde. In ihrer Geschichte „Ovidio Orozco wird blind“, die in der ZEIT erschienen ist, erzählt sie über die ökologischen und medizinischen Folgen des Abbaus von Kohle in Kolumbien. Auch deutsche Energiekonzerne importieren zunehmend der Kohle aus Südamerika, um ihre Meiler zu befeuern. Die Folgen für die Umwelt und, mehr noch, für die Gesundheit der Arbeiter sind katastrophal.

Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 135, 21.03.2016

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

sind ja “nur” Umfragen, wird schon nicht so schlimm kommen. So dachten viele vor der Wahl am letzten Wochenende. Es kam, wir wissen es jetzt alle, noch schlimmer. Es sei ein Schock fuer die etablierten Parteien, ein Denkzettel, ein Fanal. So die Botschaft der Politik. Ratlosigkeit macht sich breit. Garniert mit wuetenden Kommentaren und gelegentlicher Nachdenklichkeit.

Was also tun? Diese Frage richtet sich nicht nur an die Politik, sondern auch an uns, die Medien. Wie umgehen mit einer Partei, deren Funktionaere und auch Waehler oftmals nicht nur die in der Verantwortung stehenden Parteien verachten, sondern auch uns als “Luegenpresse” beschimpfen. Oder – um es mit Frauke Petry zu sagen – als “Pinocchio-Presse”. Macht es nicht besser. Es bleibt perfide. Umso irritierender, dass ausgerechnet sie sich in festlicher Robe als Gast auf dem Bundespresseball praesentieren darf – umringt von Journalisten und im Blitzlichtgewitter der Fotographen. Vielleicht sollten auch einige von uns sich mal ueberlegen, mit wem man feiert, wem man eine solche Buehne bereitet. Weiterlesen

Initative „Open Web Index“ – vorgestellt von N. Huss und A. Ude

Berliner Stammtisch mit Nikolaus Huss und Albrecht Ude

Datum: Mittwoch, 30.03.2016 ab 19 Uhr
Gastredner: Nikolaus Huss (Sprecher der Initiative Open Web Index) und Albrecht Ude (Journalist)
Ort: Correctiv (Singerstr. 109, 10179 Berlin).

Offener Web-Index

Quelle: openwebindex.eu/

Suchmaschinen nutzt Jede und Jeder, jeden Tag. Aber was haben die mit Politik zu tun, mit Autonomie, mit wirtschaftlicher Entwicklung und mit gesellschaftlichem Fortschritt. Daran denkt man ja erst mal nicht, wenn man sich die naechste Pizzeria googlet.

Der Kern einer Suchmaschine ist ihr „Index“, eine Datenbank, die das Internet abbildet und durchsuchbar macht. Dabei sind die Moeglichkeiten der Einflussnahme und des Filterns gross. Das merkt man schon, wenn man schaut, wo die grossen Suchmaschinen sitzen: in den USA (Google, Bing), in Russland (Yandex) und in der VR China (Baidu) – nicht zufaellig Machtzentren dieser Welt.

Wo ist da Europa? Wir stellen die Initative „Open Web Index“ (OWI) vor, die einen offenen, europaeischen Webindex auf den Weg bringen soll. Und wir erlaeutern, was das fuer recherchierende Journalisten an Moeglichkeiten bedeutet.
Weitere Infos und zur Anmeldung bitte hier klicken.

Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 134, 24.02.2016

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

diese Woche koennen wir alle ins Kino gehen und uns exakt 40 Jahre nach dem Watergate-Film “All the Presidents Men” erneut fuer einige Helden des investigativen Journalismus begeistern: “Spotlight” laeuft in Deutschland an, der Film ueber die investigative Einheit der US-Tageszeitung “Boston Globe”, die im Jahr 2001 damit begann, den Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche von Boston aufzudecken. Ausgehend von einer kleinen Nachricht ueber einen paedophilen Priester hat der neue Chefredakteur, der nicht mit den Honoratioren verbandelt war, das Spotlight-Team an die Recherche gesetzt. Die Reporter fanden nach langen Recherchen heraus, dass es nicht nur einen, sondern neunzig (!) Priester gab, die Kinder missbrauchten und die vom Bischof gedeckt wurden. Der “Globe” bekam dafuer im Jahr 2003 den Pulitzer Preis. Weiterlesen

Transparenzgesetzgebung: Baden-Württemberg hat nun ein eher schlechtes IFG, Thüringen will deutlich weiter gehen

Bei der Transparenzgesetzgebung hat sich zum Jahresanfang 2016 einiges getan: In Baden-Württemberg ist das lange umstrittene IFG in Kraft getreten – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Es war kurz vor Weihnachten vom Landtag beschlossen worden und trägt deutlich die eher restriktive Handschrift des SPD-geführten Innenressorts. Die Grünen trösteten sich in der Plenardebatte im Landtag mit der Aussicht, diese Regelungen als “Einstieg” in die Informationsfreiheit zu begreifen. So krankt das neue Gesetz leider an vielen restriktiven Ausnahmebestimmungen, eher schwachen aktiven Informationsverpflichten und dem Recht der Kommunen, kostendeckende und damit womöglich abschreckende Gebühren zu erheben. Netzwerk Recherche hatte wiederholt sehr deutliche Kritik an diesen und weiteren Punkten geübt, worauf auch mehrere Abgeordneten in der Landtagsdebatte Bezug nahmen. Eine Überraschung hielt die Abstimmung über das Projekt insofern bereit, als auch die Opposition dem Gesetz zustimmte: Selbst die Union, die sich in allen Bundesländern eher zurückhaltend zur Behördentransparenz positioniert, hatte gegen die Vorlage von Grün-Rot im Südwesten keine Einwände. Weiterlesen

Das Zugunglück von Bad Aibling und die Medien – Thema auf nr-Fachtagung

Aus aktuellem Anlass haben wir das Zugunglück von Bad Aibling zusätzlich ins Programm der nr-Fachtagung “Im Visier der Meute – Journalistische Recherche zwischen Fairness und Exzess” (11.–13. März, Tutzing) genommen. Moritz Schwegler, der am 9. Februar in einem der Züge saß und körperlich nahezu unverletzt blieb, und seine Mutter, die Medienjournalistin Petra Schwegler, werden mit Rudolf Bögel (Chefredakteur der tz) über das Agieren der Journalisten neben den Wracks diskutieren.

Anmeldungen für die Tagung sind noch möglich, allerdings stehen im Haus der Akademie für Politische Bildung keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr zur Verfügung. In Tutzing gibt es aber mehrere Gasthäuser und Hotels; der Teilnehmerbeitrag reduziert sich ohne Übernachtung.

Zur Konferenz-Seite…

Dokumentation zur Fachkonferenz Daten-Labor

In 24 Beiträgen fassen Studierende des Wissenschaftsjournalismus die Ergebnisse der Fachkonferenz Daten-Labor an der Technischen Universität Dortmund zusammen: Porträts der Referenten und Artikel zu verschiedensten Themen – vom perfekten Datenteam bis zum algorithmengetriebenen Journalismus – geben interessante Einblicke in den Datenjournalismus und zeigen, wo es Berührungspunkte zu verschiedenen Wissenschaften gibt. Alle Beiträge unter: nrch.de/datenlabor15doku

Einige Highlights:

Das große Tauziehen um den Datenschutz

Ein umstrittenes Feld: Informationsfreiheit versus Datenschutz. Foto: Rainer Sturm / pixelio

Welcher Weg ist der richtige im Gezerre um Datenschutz und Informationsfreiheit? Foto: Rainer Sturm / pixelio

Von Katharina Schmitz

Wo sterben die meisten Menschen nach dem Einsetzen eines Herzkatheters? Wo in Deutschland gibt es die meisten Sepsis-Toten? Um solche Fragen beantworten zu können, zahlt Volker Stollorz regelmäßig 200 Euro an das Statistische Bundesamt. Denn die Behörde herrscht über die amtliche Krankenhaus-Statistik, einen riesigen Datensatz, der unter anderem alle in deutschen Krankenhäusern gestellten Diagnosen und alle vorgenommenen Eingriffe erfasst. Stollorz, Leiter des 2015 gegründeten deutschen Science Media Center, versucht mit Hilfe dieser Daten die Qualität der Gesundheitsversorgung auf regionaler Ebene transparent zu machen. Er will Fragen klären, die für die Öffentlichkeit – insbesondere für potenzielle Patienten – relevant sind. Das Problem: Die Daten lassen sich nur bis auf Kreisebene aufschlüsseln. Einzelne Krankenhäuser kann Stollorz nicht identifizieren, dort scheitert er am Datenschutz. Das eigentliche Ziel seiner Arbeit, nämlich dass der Patient ein gutes Krankenhaus für seine Beschwerden findet, kann er also nicht erreichen – ein Beispiel dafür, wie Datenschutz Journalisten ausbremst. Weiterlesen

Mehr Daten in den Wissenschaftsjournalismus

Eine Chance für das Science Media Center Germany

Die Webseite re3data.org sammelt Forschungsdatenbanken nach Themen sortiert. Könnte auch das SMC Germany Daten bereitstellen und einschätzen? Bild: Screenshot re3data.org

Die Seite re3data.org verlinkt Forschungsdatenbanken. Wie könnte das SMC Journalisten helfen, Forschungsdaten für ihre Geschichten zu nutzen? Bild: Screenshot re3data.org

Von Jana Burczyk

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen des Zika-Virus den internationalen Gesundheits-notstand ausgerufen. Ein Warnsignal zur rechten Zeit oder eine Überreaktion nach Ebola? Es kommt oft vor, dass Journalisten komplexe Sachverhalte aus Medizin und Wissenschaft schnell einordnen müssen. Einen Ansprechpartner zur Hand zu haben, der diese zuverlässig einschätzen kann, ist in einer solchen Situation Gold wert. Genau dort will das Science Media Center Germany (SMC) ansetzen und Experten, Hintergrundinformationen oder mögliche Rechercheansätze für Journalisten zur Verfügung stellen. Darüber hinaus könnte das SMC aber auch den datengetriebenen Wissenschaftsjournalismus voranbringen.
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Attraktiv, zugänglich, faktentreu

Welchen Ansprüchen müssen datenjournalistische Visualisierungen genügen?

Die Infografik "Diamonds were a girl's best friend" aus dem Time Magazine von 1982. Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.

Die Infografik “Diamonds were a girl’s best friend” aus dem Time Magazine von 1982. Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.

Von Xenia El Mourabit

Lasziv räkelt sich eine Frau auf dem Boden, den großen roten Mund leicht geöffnet, ein Bein elegant abgespreizt. Der hautenge Body erlaubt tiefe Einblicke in ihr Dekolleté. Mit einer kecken Bewegung schiebt die junge Dame ihren Zylinder aus dem Gesicht. Ihre Armreifen sind mit Diamanten besetzt; und um die geht es hier eigentlich. Denn die Dame leiht ihren Körper einer Grafik des Time Magazine, die den durchschnittlichen Preis von Diamanten zwischen 1978 und 1982 zeigt. Die Preisentwicklung läuft entlang ihrer Konturen – Hintern, Oberschenkel, Unterschenkel, Fuß. Wer aber hat angesichts dieser Figur noch Augen für schnöde Statistik? Der Preisverfall der Diamanten rückt bei diesem Anblick vollkommen in den Hintergrund.
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Profil ist nicht alles – aber ohne Profil ist alles nichts!

Berliner Stammtisch mit Prof. Bascha Mika

Datum: Mittwoch, 24.02.2016 ab 19 Uhr
Gast: Prof. Bascha Mika, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau
Ort: Correctiv (Singerstr. 109, 10179 Berlin).

Foto_Bascha_Mika_01092014_KopfWir möchten Sie herzlich zum nächsten Treffen unseres Berliner Stammtischs einladen. Unser Gast im Februar ist Bascha Mika. Sie ist seit 2014 Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, nachdem die Zeitung 2013 kurz vor der Insolvenz vom Verlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung übernommen wurde.
Mit Bascha Mika wollen wir darüber sprechen, wie ein Comeback der journalistischen Qualität die Frankfurter Rundschau wieder zum Erfolg führt.

Weitere Infos und zur Anmeldung bitte hier klicken.

Der Daten-Akrobat

Sascha Venohr (Zeit Online) spricht über das Projekt „Europa schiebt ab"

Sascha Venohr (Zeit Online) spricht über das Projekt „Europa schiebt ab”. Foto: Franziska Senkel

Von Jana Burczyk

24. März 2015, 11:30: Ein vollbesetztes Flugzeug soll über Südfrankreich abgestürzt sein. Das Schicksal der 148 Passagiere und der Crew ist unbekannt, vermutlich waren viele Deutsche an Bord – so weit die Meldungen der Nachrichtenagenturen. Jetzt müssen Sascha Venohr und sein Datenjournalismus-Team bei Zeit Online schnell sein: Welche Daten gibt es zum Flugverlauf der Maschine? Was sagen meteorologische Daten über das Wetter vor Ort? Kann ein Unwetter der Grund für den Absturz gewesen sein? Für Venohr gehört es zum Alltag, dass solche unerwarteten Ereignisse die Arbeit an großen Projekten unterbrechen. Er muss daher stets einen Balanceakt zwischen aufwendigen Datengeschichten einerseits und aktueller Berichterstattung andererseits meistern. Weiterlesen

Mitmachen bei der Daten-Party

Fünf Tipps für den Einstieg in den Datenjournalismus

Den Weg durchs Datenjournalismus-Labyrinth finden? Diese Tipps helfen dabei. Foto: Michael Coghlan/Flickr

Den Weg durchs Datenjournalismus-Labyrinth finden? Diese Tipps helfen dabei. Foto: Michael Coghlan/Flickr

Von Anastasiya Polubotko

Interaktive Karten, aufwendiges Design, monatelange Investigativ-Recherche: So manch datenjournalistisches Projekt wirkt geradezu einschüchternd aufwendig. Denn die meisten Journalisten können weder ein Team von Programmierern und Designern noch ein großes Budget oder Programmierkenntnisse vorweisen. Wie man als Neuling dennoch den Einstieg in den datengetriebenen Journalismus schafft, haben wir auf der Datenlabor-Tagung erfragt. Weiterlesen

Gestrichelt, verwischt, gerundet

Wie viel Unsicherheit verträgt der Datenjournalismus?

Von Lilith Teusch

Wie wird die globale Durchschnitttemperatur im 21. Jahrhundert steigen? Weiß man nicht so genau. Bild: 2007 IPCC WG1 AR-4

Wie stark wird die globale Durchschnitttemperatur im 21. Jahrhundert steigen? Weiß man nicht so genau. Bild: 2007 IPCC WG1 AR-4

17.538.251 Menschen – exakt so viele lebten am 09.05.2011 in Nordrhein-Westfalen. Das sagt zumindest die amtliche Statistik. Und was die sagt, wird ja wohl stimmen. Exakte Zahlen und ihre Visualisierungen wirken immer so wunderbar vertrauenserweckend, mal in einem schlichten Balkendiagramm, mal als bunte und interaktive Karte. Doch der Schein trügt: Auf die einzelne Person genau lässt sich die Einwohnerzahl nie bestimmen. Jede Messreihe, jede Bevölkerungszählung enthält Fehler – etwa noch nicht registrierte Umzüge oder andere Messfehler. Ein Datensatz birgt immer eine gewisse Unsicherheit. Wie aber soll der Journalist diese Unsicherheiten grafisch darstellen? Eine verbindliche Norm dafür gibt es nicht, jedenfalls noch nicht – aber viele Vorschläge.  Weiterlesen

Ihrer Zielgruppe gefällt das

Wenn Algorithmen Themen finden

Die Social-Media-Community zwitschert auf Twitter und der Algorithmus generiert daraus die wichtigen Nachrichten. Ein Zukunftsmodell für den Journalismus? Bild: Coolen Simon/opensource.com/Flickr

Bestimmt bald nur noch das Gezwitscher der Social-Media-Community die journalistische Themenwahl? Bild: Colleen Simon/opensource.com/Flickr

Von Marie-Louise Timcke

Zwischen dpa, Reuters und der Associated Press haben sich längst soziale Netzwerke als beliebte Nachrichtenquellen für Journalisten eingeschlichen. Ob es um die Schwangerschaft eines Hollywood-Sternchens oder die aktuelle Situation in einem Kriegsgebiet geht: Kaum ein Nachrichtenmedium kann so schnell reagieren wie die Social-Network-Community. Neben Bildern, Videos und Texten liefert sie ein Stimmungsbild in Echtzeit und ermöglicht Journalisten, Kontakt mit Augenzeugen aufzunehmen. Algorithmen helfen den Medienmachern, aus der Flut an Informationen in den sozialen Netzwerken die vermeintlich wichtigsten Neuigkeiten zu Tage zu fördern. Doch ist das die richtige Antwort auf neue Leserbedürfnisse und Datenströme oder der erste Schritt zu einem Algorithmen- und Trend-getriebenen Journalismus, der selbst keine wichtigen Themen mehr setzt? Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 133, 25.01.2016

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

als im vergangenen Sommer die Zahl der Fluechtlinge massiv zunahm und pro Tag mehrere Tausend Menschen ueber die Grenzen in Bayern kamen, stieg auch die Zahl der Leserbriefe, die Redaktionen von Tageszeitungen, Magazinen und Sendern erreichten. Die Schreiber warnten vor dramatischen Folgen einer massenhaften Einwanderung, der angeblichen Verantwortungslosigkeit Angela Merkels und kaum loesbaren Problemen mit den Neuankoemmlingen. Eine ganze Reihe dieser Briefe war unertraeglich im Ton. Der Vorwurf, den sie an uns, die Journalisten richteten, war es, dass wir diese Probleme verschweigen wuerden, oft tauchte das Wort Luegenpresse auf. Viele dieser Schreiber unterstellten, wir waeren ein PR-Kartell, dessen Ziel es sei, die Politik der Kanzlerin medial zu flankieren. Diese Briefe kamen offensichtlich nicht nur von Pegida-Freunden, sondern auch aus dem buergerlichen Leser- und Zuschauermilieu, immer wieder erreichten mich Briefe mit der Frage, warum wir Straftaten von Fluechtlingen verschweigen wuerden. Vielleicht noch besorgniserregender: Auch die andere Seite glaubte dies. In Hintergrundgespraechen lobten hohe Repraesentanten des Staates, wie verantwortungsbewusst es doch sei, dass Medien Straftaten ignorierten, bei denen Fluechtlinge als Vergewaltiger oder Gewalttaeter aufgefallen waren. Umfragen bestaetigen, dass ein erheblicher Teil unserer Leser das Vertrauen in unsere Objektivitaet verloren hat. Weiterlesen

Der Transparenz-Verfechter

Timo Grossenbacher ist Datenjournalist bei SRF Data. Foto: Franziska Senkel

Timo Grossenbacher ist Datenjournalist bei SRF Data. Foto: Franziska Senkel

Von Anastasiya Polubotko

Timo Grossenbacher glaubte schon früh zu wissen, was oft falsch läuft in den Medien. Und das noch bevor er selbst Journalist wurde. Schon als Geografie- und Informatikstudent kritisierte der Schweizer die Intransparenz medialer Berichterstattung. Und zwar nicht nur im Fernsehen und Radio, sondern auch in Print- und Online-Medien, wo Journalisten durch Verlinkungen eigentlich besonders einfach auf ihre Quellen hinweisen können. Das Problem sei ihm zwar medien- und ressortübergreifend aufgefallen, sagt Grossenbacher, doch im Wissenschafts- und Datenjournalismus trete es besonders deutlich hervor: Wenn von Studien berichtet werde, ohne auf die Studie selbst direkt hinzuweisen. Oder, wenn Daten zwar hübsch auf einer Karte visualisiert würden, aber als Rohdaten selbst nicht zugänglich seien. Dann müsse der Leser darauf vertrauen, dass der Journalist seine Arbeit gut getan habe. Aber wo bleibt der Beweis? Weiterlesen

Der Kollege vom anderen Stern

Auf gemeinsamer Mission im Daten-Team

Mit Programmierern im Team arbeiten – da müssen Journalisten schon ein bisschen Technik-affin werden. Foto: Flickr/20after4

Mit Programmierern im Team arbeiten – da müssen Journalisten schon ein bisschen technikaffin werden. Foto: Flickr/20after4

Von Verena Mengel

Nenn mir deine Ausbildung und ich sag dir, wer du bist. Für den Datenjournalismus gilt das nur zum Teil: Denn in diesem Berufsfeld tummeln sich nicht nur ausgebildete Journalisten, sondern auch Programmierer und Designer. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Stefan Weinacht und Ralf Spiller 2014 veröffentlichten. Sie wollten mehr über die Arbeitsroutinen im Datenjournalismus erfahren und interviewten dazu 35 Akteure aus der Branche. Demnach arbeiten Datenjournalisten nur in Ausnahmefällen alleine: “Alles kann ja eh keiner, also müssen wir im Team arbeiten”, zitiert die Studie den Beweggrund der Befragten. Dadurch nähern sich Berufsgruppen an, die vorher in der Regel nichts miteinander zu tun hatten. Und so stellt sich für den Datenjournalismus letztlich die Frage: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Weiterlesen

Wer, was, wann, mit wem?

Künstler, Forscher und Journalisten im Bann der Netzwerke

Ein Netzwerk von Personen, die in Archivdokumenten des Völkerbundes gemeinsam genannt werden. (Quelle: Wiki Commons / Martin Grandjean)

Ein Netzwerk von Personen, die in Archivdokumenten des Völkerbundes gemeinsam genannt werden. Bild: Wiki Commons/Martin Grandjean

Von Moritz Zajonz

Manche sehen aus wie Käfer, andere wie Routen von Flugzeugen: “Narrative Structures” nannte der Künstler Mark Lombardi seine Werke. Der New Yorker zeichnete von Hand mit großer Präzision sogenannte Soziogramme, Darstellungen sozialer Beziehungen. Seine Datenbank: Eine Sammlung von 14.000 eigens beschrifteten Karteikarten mit Informationen zu Personen, Institutionen und deren Verbindungen. Mit Geodreieck und Stift brachte er die Netzwerke auf Papier; zeigte insbesondere den Fluss des Geldes zwischen mächtigen Menschen und fragwürdigen Organisationen. Weiterlesen

Der Lokaldatenjournalist

Julius Tröger, Datenjournalist bei der Berliner Morgenpost. Foto: Franziska Senkel

Julius Tröger, Datenjournalist bei der Berliner Morgenpost. Foto: Franziska Senkel

Von Marie-Louise Timcke

Mit einem Klick verwandelt sich der Bildschirm in die dreidimensionale Skyline von Berlin. Der Fernsehturm, der Alexanderplatz, die Spree. Mit Maus und Pfeiltasten geht es auf Erkundungstour durch die virtuelle Hauptstadt: Wo stehen die größten Gebäude, wie sah der Kiez 1990 aus, wie wird sich die Skyline in Zukunft verändern?  Kurze Texte und Geschichten informieren über geplante Wolkenkratzer, Videos zeigen Berlins Stadtbildwandel im Zeitraffer und die Meinung von Passanten zu den Bauplänen. Seit Anfang 2015 leitet Julius Tröger das Ressort Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost, mit dem er die virtuelle Entdeckungsreise umgesetzt hat.

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Zeigt her Eure Daten

Wie transparent müssen Datenjournalisten arbeiten?

Müssen Journalisten ihre Daten offenlegen? Oder gar gleich den verwendeten Programmcode? (Bild: Flickr/justgrimes)

Müssen Journalisten ihre Daten offenlegen? Oder gar gleich den verwendeten Programmcode? Bild: Flickr/justgrimes

Von Kira Schacht

Mal wieder drei Monate gewartet und vierzehn Mails an eine Behörde geschrieben, um schließlich ein PDF-Dokument zu erhalten – mit fünf veralteten, nicht verwertbaren Zahlen. Solche Situationen lassen Datenjournalisten fluchen. Öffentliche Daten müssen einfach zugänglich sein, fordern viele von ihnen, sonst seien sie nicht wirklich offen. Doch der Enthusiasmus für Transparenz flaut oft rapide ab, sobald das Recherchestadium abgeschlossen ist. Noch immer ist es nicht selbstverständlich, dass Datenjournalisten ihre Methoden und Datensätze oder gar den verwendeten Programmiercode öffentlich zugänglich machen. Weiterlesen

Der Speeddating-Vermittler

Michael Hörz (im Bild rechts) vermittelt gerne seine Datenjournalismus-Kenntnisse – hier beim Daten-Labor 2015.

Michael Hörz (im Bild rechts) vermittelt gerne seine Datenjournalismus-Kenntnisse – hier beim Daten-Labor 2015. Foto: Franziska Senkel

Von Verena Mengel

Technik faszinierte Michael Hörz schon, als man vielen Menschen noch erklären musste, was Daten eigentlich genau sind. Als Student baute er sich Fahrräder aus Einzelteilen zusammen. Ende der 90er-Jahre gesellte sich zur Technikaffinität eine Begeisterung fürs Internet. Als Onlinejournalismus noch Neuland war, wurde Michael Hörz Redakteur für die Website des Tagesspiegels. Durch seine Berichterstattung über den Verein Open Data Network lernte er Lorenz Matzat kennen, der später die Datenjournalismusagentur OpenDataCity gründete. Michael Hörz begann, sich ehrenamtlich im Verein zu engagieren, begeisterte sich bald auch für Datenjournalismus – und baute nun aus einzelnen Daten Geschichten zusammen. Weiterlesen

Datenstau im Amt

Viele Daten, mit denen Behörden immer noch arbeiten, existieren nur auf Papier. (Bild: Flickr/Jaypeg)

Viele Daten, mit denen Behörden immer noch arbeiten, existieren nur auf Papier. Bild: Flickr/Jaypeg

Von Markus Meyer-Gehlen

So ein Informationsfreiheitsgesetz ist eine feine Sache: Jeder kann sich Fakten über die Angelegenheiten des Bundes besorgen, um sich dann eine Meinung zu bilden. Welcher Abgeordnete war auf welcher Konferenz anwesend? Welche Daten beziehen Bundesministerien von Telefonanbietern? Und wer kann überhaupt auf sie zugreifen? Eine Anfrage genügt – und jedem Bundesbürger müssen alle öffentlichen Informationen zu beliebigen Themen zugänglich gemacht werden. Zumindest theoretisch. Doch was steht der Datenfreiheit nicht alles im Weg: Schutz der Privatsphäre einzelner, Schutz von Staatsgeheimnissen, laufende Verfahren … Es scheint immer einen Grund zu geben, warum Daten gerade doch nicht öffentlich gemacht werden können. Weiterlesen

Der Mann im Hintergrund

Maximilian Schäfer ist Dokumentations- und Datenjournalist beim SPIEGEL. Foto: privat

Maximilian Schäfer ist Datenjournalist und arbeitet in der Dokumentationsabteilung des Spiegel. Foto: privat

Von Sophie Rotgeri

Wenn Maximilian Schäfer über seine Arbeit als Datenjournalist spricht, wirkt er zurückgenommen und unaufgeregt – ein bisschen so, als verstünde er nicht ganz, warum alle so ein Aufheben darum machen. Journalismus mit Daten sei schließlich nichts Neues: “Mit Daten umgehen, das haben wir natürlich auch schon gemacht, bevor der Begriff Datenjournalismus in Mode kam”, erklärt Schäfer. Doch Datenjournalismus, wie er heute stattfindet, sei mehr als nur ein paar Balkendiagramme. “So wie sich der Begriff etabliert hat, bedeutet er aus meiner Sicht, dass Daten im Mittelpunkt der Geschichte stehen”, sagt Schäfer. Im Datenjournalismus gehe es nicht darum, bereits bestehende Statistiken zu visualisieren, sondern neue Erkenntnisse zu gewinnen, indem Datensätze zusammengefügt und große Mengen von Daten analysiert werden. Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 132, 21.12.2015

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Es fing schrecklich an, das journalistische Jahr 2015: am Morgen des 7. Januar riefen zwei schwerbewaffnete maskierte Maenner “Allah ist gross”, dann erschossen sie elf Menschen. Mit ihrem Kugelhagel beerdigten sie auf einen Schlag eine ganze Redaktion, sie quaelten ein ganzes Land und erschuetterten Journalistinnen und Journalisten weltweit. Ueberwaeltigend war die Solidaritaet mit Charlie Hebdo: “Je suis Charlie” – einer fuer alle, alle fuer einen! Aber die Wunde klafft bis heute – und keine Solidaritaet dieser Welt kann sie schliessen. Allenfalls uebertuenchen liessen sich die Schreckensmeldungen von damals, von neuen Nachrichten – so zynisch ist es. Weiterlesen

Die Klimabild-Expertin

Birgit Schneider

Birgit Schneider ist Vertretungsprofessorin für Medienökologie an der FH Potsdam. Foto: Franziska Senkel

Von Anne Kliem

Immer wieder kreuzt Birgit Schneiders Arbeit den Weg eines Mannes, der seit mehr als 150 Jahren tot ist. Die Historikerin und Medienwissenschaftlerin hat ein Faible für Daten und für grafische Darstellungen rund um das Thema Klima. Das verbindet sie mit Alexander von Humboldt, der vor fast zwei Jahrhunderten die Welt bereiste, erforschte und vor keiner Wissenschaft – auch nicht der Klimatologie – zurückschreckte. Birgit Schneider, Vertretungsprofessorin für Medienökologie an der Universität Potsdam, untersucht die Qualität und Aussagekraft wissenschaftlicher Klimadarstellungen. Mit ihrer Forschung will sie auch das Verständnis von Laien und Journalisten für das Thema schärfen. Dabei richtet sie ihren Blick immer wieder in den Rückspiegel, auf historische Klimavisualisierungen wie die von Humboldt. Denn die, so findet Birgit Schneider, verraten auch einiges über die heutige Zeit. Weiterlesen

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